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CABO DE GATA/ SVEN REBENTISCH, Die letzten 7 Tage der Depression (Hörspiel)

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

11-2011

Label: 

Genre(s): 

Mit Hörspielen ist es um ein Vielfaches stimmungsabhängiger wann man z.B. ein Hörspiel einlegt und sich offen Geistes in eine Geschichte entführen lässt. Sicher hängt es nicht nur von der Stimmung allein-, sondern auch von Genre und Inhalt des Hörspiels ab. Bestimmte Stimmungsfarben malt man nicht täglich in den Raum, sondern wartet geduldig auf den passenden Moment, bis der Raum im Innern dafür da ist. Mit diesem im Januar 2.011 veröffentlichtem Hörspiel von Cabo De Gata, bei dem der Kreativling Sven Rebentisch (von der Berliner Band Rebentisch) die Passagen des Erzählers übernahm, stahl sich mir die Zeit leider immer wieder regelrecht davon. Ich nahm mir wieder und wieder weitere Durchläufe vor, doch Zeit, (innerer) Raum und Stimmung bauten immer wieder Mauern zwischen dieses Hörspiel und mich. Heute nun (an einem wolkenverhangenem Sonntag Ende Mai 2.013) will mich die innere Raumfreiheit küssen und so lasse ich mich von dem mit "Die letzten 7 Tage der Depression" betiteltem Hörspiel entführen. Es seien just noch zwei Dinge vorab angemerkt: Zum Einen ließ ich mir bewusst Zeit mit dieser Review, da ich mich diesem Hörspiel nicht respektlos und halbherzig zuwenden wollte, sondern es mit voller innere Freiheit und Aufmerksamkeit angehen wollte. Zum Anderen gebe ich dieses Mal bewusst keinen Anspieltip raus, da es dem Zusammenhang dieses Hörspiels nicht gerecht würde. 

Mit Endzeitstimmung/ -gefühl beginnt diese düster Tagebuch-artige Geschichte, "Montag" (Track 1). Der experimentell, futuristische Klangteppich am Anfang weicht dem Proganisten der heimkehrt und (selbstredend) in sich einkehrt. Die Feierabend-/ Endzeitstimmung kreiert eine ziemlich authentische Realität, die wohl bei Jedem/ Jeder schon einmal im Gefühlszentrum die gedanklichen Zelte aufgeschlagen hat. Bereits jetzt lebt die Atmosphäre von der Ausdrucksstärke des Protagonisten, dem (wie bereits erwähnt) dank der Stimme von Sven Rebentisch eine glaubigwürdige Existenz verliehen wird. Dieser erste Tag klingt mit der Vorstellung eines weiss-rauschenden-flimmernden Fernsehers aus. Der "Dienstag" (Track 2) beginnt in einer Art Befehlston, bei dem eine gewisse Verbitterung mitschwingt. Man wähnt sich in einem Mad Max- / Saw-atmosphärischen, kaltem Badezimmer am frühen Morgen, in dem der rostige Wasserhahn leichten Laufes eiskaltes Wasser aus dem Innern zu Tage fördert. Der Rest des Zimmers ist in kaltem, winterlichem Blau erstarrt, nur vereinzelte, abgefallene Fliesen lassen andere Farbtöne zu. Der Protagonist starrt schweigend in den mit Blessuren gezeichneten Spiegel. (Ich habe immer wieder an dieser Stelle Sven Rebentisch`s Gesicht vor dem inneren Auge, das vom schwarz-verlaufen-verwaschenem Kajal im Gesicht von innerer Unruhe zeugt.) Der Hörer wird auf intelligente Weise immer tiefer in die Geschichte hineingesogen. Stellenweise wirkt es wie ein paranoider Trip. "Mittwoch" (Track 3), der Protagonist scheint ruhiger (depressiver?) und scheint sich offenen Wortes einer dunklen Lethargie zu ergeben. Mit zigarrettenvergilbter Tagesfarbe scheint der Protagonist unter dem Gefühl des Angewidertseins von seinem Spiegelbild zu stehen. Der innere, spacige Widerhall hämmernder Gedanken, an denen der Hörer teilhat, ist nicht unbedingt leicht verdauliche Kost, da man selbst so tief im Geschehen ist, dass man mit dem Protagonisten mitfühlt. Er verliert sich in sich selbst und schleppt sich durch den Tag. Der "Donnerstag" (Track 4) beginnt mit dem Schatten des Mittwochs, der sich nun in Selbsthass einzufärben scheint. Der Spiegel, den ich anfangs vor dem inneren Auge hatte, fällt nun dem Protagonisten zum Opfer. Der Protagonist aber wird zunehmend sein eigenes Opfer, er ist sein eigener Gefanger. Gefangen in seinem tristen Alltagsgrau, das ihn bitter-fad eingefärbt hat. Immer wieder staune ich wie authentisch Sven Rebentisch seine gesprochene Rolle regelrecht (an-)greifbar macht. Wer auch immer das Storyboard geschrieben hat, hat den Szenarien intensives Leben eingehaucht, wie man es selten bei Hörspielen empfindet. "Freitag" (Track 5) Mittlerweile wird immer klarer, dass der im Zentrum des Hörspiels Stehende längst Einzelgänger geworden ist. Er lebt in der Welt, die in ihm pulsiert und monologiert mit sich selbst. Die tonale Umrahmung tritt nun auch etwas stärker in den Vordergrund und liebäugelt mit experimentellem Electro Gothic. Es geht auf jeden Fall wesentlich lebendiger zu und die (er-)drückende Stimmung bekommt etwas mehr erfrischende Gefühlsfarbe, trotz der noch immer bestehenden Endzeitstimmung. "Sonnabend" (Track 6), das Erwachen in zugeräuchertem Suffkater gibt der Protaginst ein armseliges-, ja nahezu ekelerregendes Selbstbild ab. Gut, dass Hörspiele geruchlos sind! ;-) Aber die Vorstellung/ Beschreibung allein reicht (für manch´ Eine/ Einen) schon aus und ist absolut nichts für zartbesaitete Nerven/ Mägen. Der Proganist driftet in den Finaltag. Mittels TripHop, Industrialklängen wird das Durchdrehen des Protagonisten inszeniert. "Sonntag" (Track 7). Die Ruhe nach dem inneren Sturm? Aufräumen, die innere Blance unter allen Gedanken in der anfangs aufkommenden Ruhe suchen gehen? Bestandsaufnahme. Finalgedankengänge in Sachen Endzeit nur einen Schritt weit entfernt vom endgültigen, inneren Aus. Doch wie die Geschichte am Ende ausgeht, möchte ich nicht verraten. Alles in allem ist dieses Hörspiel eine intensive Auseinandersetzung mit inneren Grenzen - sei es mit eigenen Grenzen oder auch mit dem Bild der Abgestürzten, die die Menschen/ Gesellschaft tag-täglich mit ihrem bloßen Erscheinungsbild mahnen, in manch´ Einem/ Einer sogar Berührungsangst wachrufen... diese Geschichte jedenfalls ist mehr als ein bloßes, psychodimensionales Trauerspiel, denn sie zeigt die Ketten derer, die in sich gefangen sind. Ganz grosses Kino mit stlistischer Klasse! Ich hoffe Cabo De Gata kreieren weitere Kurzgeschichten (dieser- oder anderer Art)?!  

Schafe Schüsse Hammermarke!

10/ 10 Schafe Schüsse

(Eigenproduktion/ AFM Music 2.011)

https://www.facebook.com/pages/CABO-De-GATA/165131143520773

https://www.facebook.com/pages/Rebentisch/110785755614618

Danny B

Schaf Schüsse: 

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Eigene Bewertung: Keine

Review No.: 

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