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TANK SHOT "Psycho Man"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

07-2021

Label: 

Genre(s): 

In Hannover stehen die Zeitzeichen wieder stärker auf Punk Rock, denn nicht nur die Abstürzenden Brieftauben waren kreativ im Flow, sondern auch Tank Shot, die sich zuletzt mit ihrem Debütalbum "First Strike" (*2.018) auf jeden Fall empfohlen haben. Mittlerweile können Tank Shot sogar auf weltweiten Vertrieb/Verlag des hier vorliegenden Zweitalbums verweisen, das sowohl in Europa, in den USA, sowie in Asien erhältlich ist. Hierzulande kann sich der/die geneigte Vinyljäger/-in & Sammler/-in die in schicken himmelblau gehaltene Vinyl (übrigens auf 500 Stk. limitiert) oder eben das handliche CD Digipack (limitiert auf 300 Stik.) sichern. Dabei unterscheidet sich die LP Version mit 13 Stücken von der 15 Stücke (2 davon sind Bonustracks) umfassenden CD Version. In Asien erscheint das Album offenbar sogar mit anderem Coverartwork, während hierzulande eine Art "Messerspiel" das Coverartwork ziert, sieht man auf der Asien-Version das Abbild des fiktiven "Psycho Man". Und damit auch schon zum Album selbst, das mit "Return To Pain" (Track 1) durchstartet und direkt Laune macht, weil es schön locker den Punk anrockt. Vom Sound her hat man eine gute Balance in Sachen (Ab-)Mischung gefunden, die nicht zu steril/zu glatt klingt, sondern (meist) noch etwas Rost und Dreck mitfahren lässt. Die besten Voraussetzungen den "Psycho Man" (Track 2) von der Kette zu lassen. Mir persönlich gefällt die schön Old School-ige Note, die trotz des flüssigen Melody-Drives eine Art Kern im Sound bildet. Die Stimme von Sängerin Kirsten kommt klar rüber, so dass man die Lyrics bequem raushören kann. Ggf. kann man diese auch im Booklet intensiver studieren. Ähnlich wie beim letzten Album, lebt der Tank Shot Sound vor allem von der Abwechslung, die teils eher übersichtlich erscheint - "Fun" (Track 3). Was in "Fun" umschrieben wird, ist das, was man allgemeinhin als "auf die Fresse fliegen und wieder aufstehen" kennt, dennoch kann man sich ggf., sofern man offen genug ist, intensiver in die Lyrics reinlesen, so dass sich ein gewisser Tiefgang entfalten kann, was bei "Shelter" (Track 4; Anspieltip I) noch mal eine Stufe intensiver ausfällt. Zwar geht es tempomäßig etwas runter vom Gaspedal, bringt dafür aber einer immens wichtigen Thematik mehr Fokus/Raum mit. Ich habe in den letzten Jahren extrem selten Songs über Obdachlosigkeit gehört, umso schöner, dass Tank Shot sich dieser Thematik angenommen haben. Chapeau!

Fast schon New Wave Nähe bringt "Gift" (Track 5; Anspieltip II; CD-BONUSTRACK) zu Beginn mit und springt auch in einer Art Progressive Punk Rock zwischendurch im Zickzack. Selbst kleine Nirvana-nahe Parts konnte ich ausmachen. Dass Tank Shot hierbei stilistisch abkupfern, würde ich jedoch komplett ausschließen, zumal die Bandmembers diverse Vorerfahrungen in anderen Bands gemacht haben, was bis in die '80er Jahre zurückreicht, also der Zeit als Nirvana gerade erst starteten (*was 1.987 der Fall war). Noch experimenteller wird es bei "Too Much Tequila" (Track 6; CD-BONUSTRACK). Ska Elemente treffen auf New Wave Rock, bei dem man hier ausnahmsweise nicht allzu viel Punk als Background vermutet, wenn man das Stück für sich hört. Das ändert sich mit "Still Missing" (Track 7) wieder und bringt erneut Midtempo zugeneigten (Punk) Rock mit, der mich seltsamerweise irgendwie an The Cranberries erinnert. Warum mir ausgerechnet The Cranberries in den Sinn kommen, kann ich gar nicht genau sagen. Fakt ist aber, dass "Still Missing" sowohl locker im Hintergrund, wie auch bewusst gehört funktioniert. Wie unschwer schon angesichts des Titels zu erahnen, geht es hierbei um Verluste, die auf Lebenszeit nachbrennen. 

Etwas Punk Rock-iger wird es wieder dank "Exceptional" (Track 8). Hier sticht die Gitarrenarbeit auch (wieder) etwas mehr hervor, bleibt insgesamt aber loyal im Kernsound von Tank Shot. Bislang fahren Tank Shot größtenteils eher den Pop Punk Style, zumal es immer wieder mit leichtfüßigen Melodiebögen zugeht, die locker ins Ohr gehen, egal wie emotional die Lyrics auch vom Leben und von den diversen Gedankenläufen erzählen - "Waiting" (Track 9). Gut, dass "Alibi" (Track 10; Anspieltip III) deutlich das Tempo anzieht und verhindert, dass man sich von der Geschwindigkeit her zu fest einfährt. Drummer Björn hatte hier auf jeden Fall mehr zutun beim Einspielen, was sich hörbar nachvollziehbar gelohnt hat, denn das Stück bringt spürbar mehr Druck mit. Diesen Druck haben Tank Shot auch zu "Rollercoaster" (Track 11) mitgenommen, bei dem es auch vom Sound her mit etwas mehr Roughness zugeht, trotz des nach wie vor "normalen" Gesangs von Sängerin Kirsten. Bei diesem Stück ge-fällt (mir persönlich) auch etwas mehr Abwechslung (nach hinten raus) auf, was das Potenzial von Tank Shot mehr zur Geltung bringt. 

Es hat was fast etwas von flügelleichter Klischeebedienung, dass mit "Prost" (Track 12; Anspieltip IV) auch eine Art Feier-/Saufsong mit im Gepäck ist, wenn man vom Hangover-Bonus-Stück "Too Much Tequila" absieht. Dafür ist die Qualität dieses Stückes aber definitiv in der Oberliga angesiedelt und gibt in Zeiten (die nicht immer einfach sind) wie diesen den nahezu perfekten Soundtrack für diverse Wiedersehen mit liebgewordenen Freunden her. Mit Tungsten Tips im Hinterkopf, entfaltet sich das Stück zu einer Art audiblen Sonnenaufgang/Stimmungsaufheller in diesen verregneten Tagen. Vom gefühlten Sonnenaufgang geht es mit dem Michael Kiwanuka Coverstück "Cold Little Heart" (Track 13; Anspieltip V), das original 2.016 erschien, in eine atmosphärisch gefühlt-nostaligisch anmutende Fernträumerei. Schon das Originalstück zieht in emotionalen Bann, doch dass Tank Shot mit ihrer Version ein ganz eigenes Stück erschaffen konnten/haben, das deutlich beschwingter als das Original ist, bringt sie qualitativ auf Augenhöhe mit dem Original. 

Da fällt es nicht ganz leicht sich im abrupt gefühlten Stimmungsbreaker "Some Day" (Track 14) einzufinden, trotz dessen, dass hier Punk Rock Uptempo ums Eck kommt. Dass man aber auch Irish Folk Elemente auf angenehm subtil-dezente Weise mit einzustricken weiß, lässt "Happiness" (Track 15) in direkter Folge offen raus. Dieses Stück ist mit 4:27 Minuten das mit Abstand längste auf dem Album und fühlt sich vielleicht der "ungewohnten" Länge wegen etwas langatmig an. Insgesamt eine echt gute Pop Punk Rock Platte, die nicht nur dank der Erfahrung von Gregor Hennig (u. a. Die Sterne, Stoppok, Bela B., Grausame Töchter, Philip Boa And The Voodoocult, Oomph!) und des Feingespürs für's ausgewogene Klangbild, etwas hermacht, sondern mit Alla von der '80er Kult-Punkband Stosstrupp auch einen Gast am Mikro mit am Start hat. Bei welchem Stück, findet Ihr jedoch allein raus. Also den müden Arsch hoch und die Platte ordern! ;-)

V.Ö. 02.07. 21

 

7,75/10 Schafe Schüsse

(Laketown Records/Liberty Or Death Records/Kids Union Records 2.021)

http://tankshot.bplaced.net/

https://www.facebook.com/tankshotband/

Danny B

Schaf Schüsse: 

7
Eigene Bewertung: 7

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