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ICONⒶCLASS "Changing Culture With Revolvers"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

05-2021

Label: 

Genre(s): 

Es kommt eher seltener vor, dass Rap, resp. Hip Hop den Weg auf meinen Review-Schreibtisch findet, passiert das dann doch mal, sind das meistens dementsprechend gute Sachen mit Content. Im Falle von IconⒶClass scheint es sich auch um eine Art gefestigtes Side-Project des aus Newark, New Jersey (*USA) stammenden Hip Hoppers MC Dälek zu handeln, der gemeinsam mit MC/Produzent Will Brooks schon mindestens 3 Releases unter dem Namen IconⒶClass veröffentlicht haben. Allein schon das Coverartwork des hier vorliegenden, neuen Albums "Changing Cultures With Revolvers" könnte zeitgemäßer nicht sein, obwohl es Old School-ig geartet nach '80er Jahre Style aussieht. Mit anderen Worten suggieriert das Coverfoto, dass sich in Amerika nicht viel geändert hat, im Gegenteil, der stille, kalte Krieg findet noch immer in den früheren sogen. "Ghettos"/Vorstadtvierteln statt. Nicht zuletzt die Anlässe, die die "Black Lives Matter" Bewegung haben lauter werden lassen, sind Teil dessen, was der Inhalt dieses Albums ist, nein auch ganz persönliche Nuancen schwingen hier authentisch mit. 

Was MC Dälek angeht, so hat der schon einige musikalische Jahre hinter sich und scheint damit dementsprechend erfolgreich zu sein. Dasselbe gilt für den hier mit an Bord befindlichen Producer Will Brooks, der u. a. auch Dälek (als Band) Alben mitproduziert hat. Die Zusammenarbeit scheint sich bewährt zu haben und fährt hier ein weiteres Release auf, das mit "The Art of EMCEE" (Track 1) seinen Startschuss setzt. Mit weichem Butter-Beat geht es auf angenehm dezent instrumentierte-, old schoolig-orientierte Weise zu. Tupac (R.I.P.), Ice Cube fallen einem spontan ein, aber auch Public Enemy, wenn ich z. B. ans Coverartwork denke. Scratchings sind auch mit an Bord und insgesamt wirkt es noch ruhig - ganz wie die Ruhe vor dem inneren Sturm. "Respect The Vinyl (Skit)" (Track 2) ist dabei just eine 24 Sekundenbrücke, die plakativ für das schwarze Gold steht, während "Dutch (You Caught Up)" (Track 3; Anspieltip I) nicht nur der Lyrics wegen 'ne Menge Content-Message mitbringt/verteilt, sondern auch per Videoclip mit bewegten Bildern von der Situation in Übersee erzählt. Die rappende Doppelspitze mit Micro Artist Dev-One erweist sich als ein angenehm eingängiger, runder Flow und dürfte sich auch für Nicht-Hip Hopper/-innen bestens zum Check eignen, zumal es von der Gesamtatmosphäre doch recht chillig zugeht. Überraschenderweise bringt der Videomix mehr Bassdruck mit als der, der hier per CD zu hören ist. "All On Me" (Track 4) geht dafür stlistisch etwas dezenter zu Ohren. Mich persönlich erinnert das an die Art Mucke, die man in eigenen Jugendtagen dann & wann auflegte, um sich chillig 'nen Jolly zu joken. Im Hip Hop geht es u. a. zur Hälfte um einen guten Beat, gute Loops (inkl. Rahmenspielereien) und um die Message mit Content. Letzteres kommt bei "Take Your Lumps" (Track 5) wieder stärker zum Zug. Hier regiert der Spirit von Public Enemy auf nachhal(l)tige Weise mit. Musikalisch gesehen, spielen IconⒶClass die Old School Karten glaubwürdig aus und sichern sich unaufdringlich die Ohren der Hörer/-innen, weil man so gar nicht dazu verleitet wird abzudrehen oder weiterzuskippen. Der Albumtiteltrack "Changing Culture With Revolvers" (Track 6; Anspieltip II) intensiviert die dynamische Eingängigkeit mit kleineren Loop-Garnierungen, die effektiv gehört hängenbleiben. 

Damit ist die Ⓐ Seite durch und serviert mit "Once Again" (Track 7) den Opener der Zweithälfte. Sätze wie "No tomorrow in your sorrow" (zu dt.: "Kein Morgen in deiner Trauer") nailen aus einer neuen Form stoischer Ruhe heraus einen Teil des Alltags in Ruchtung des/der Zuhörer/-in. Logisch, dass inmitten all' der Stücke eine Grunddüsternis liegt, die wie bleierne Regenwolken über den Köpfen hängt und kurz vor dem sauren Regen steht. Musikalisch betrachtet kommt "Keep My Name Out Your Mouth" (Track 8; Anspieltip II) noch einen Ticken stärker und scharfkantiger mit traditionellen Rap Skills um die Ecke. Der Beat ist ein klassischer '90er Jahre Surviver und kommt genau deshalb so zeitlos stark. Der Flow geht dabei minimal in den nächsthöheren Gang über. Im Direktvergleich wirkt der Beatlauf von "That Ol' One-Two" (Track 9) zwar immernoch hard enough in der Punchauslage, kommt insgesamt aber anders-, fast schon gelockerter rüber. 

Spätestens "Just A Mess" (Track 10) verfestigt den Gesamteindruck des '90er Jahre Retro-Styles. Dass dabei um weit mehr als um die nächste Bong-, den nächsten Pott geht, dürfte auch der schwächsten Leuchte im Lampenladen aufgehen. Ich staune (rein musikalisch betrachtet) immer wieder wie viel Raum man mit wenigen Mitteln füllen kann, ohne dabei in gleichbleibende Langeweile abzudriften. Dennoch gibt es hin und wieder gefühlte Highlights unter den Stücken, die ich eher (subjektiv) musikalisch-fokussiert befühle und checke. Darunter ist "No Admission" (Track 11; Anspieltip III) ein solches Highlight, bevor "A Friendly Reminder" (Track 12) den Sack zumacht. Das jedoch nicht, ohne noch einmal intensive Akzente zu setzen und die MCs in Höchstform zu präsentieren. Dass diese Artists in ihrem Alltag genau denselben Geduldigkeitsprüfungen unterzogen werden wie wir hier in Europa, ist dabei nur ein weiterer Punkt, der uns alle eint, egal aus welcher Subkultur-, welchem Genre oder welcher Ethnie entstammen. Insgesamt ein klasse Album um das Ventil aufzumachen und sich von den Bassbeats treiben zu lassen. Mag es auch hier und da hörbar noch etwas an lauterer Attitude fehlen, so haben die Lyrics insgesamt- und effektiv gesehen deutlich mehr Wirkung als zu aufdringlich lauter Stuff. Das hat etwas für sich, sogar überraschend viel. Für dieses Genre ein echter Ohrenschmaus von dem sich einge Wannabes hierzulande 'ne große Scheibe abschneiden sollten. 

V.Ö. 07.05. 21

 

8,5/10 Schafe Schüsse

(Sabotage Records/Broken Silence 2.021)

https://deadverse.com/

https://www.facebook.com/deadverseRec

https://iconaclass.bandcamp.com/album/changing-culture-with-revolvers

Danny B

Schaf Schüsse: 

8
Eigene Bewertung: 8

Review No.: 

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