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BLOOD.SHOT.DOWN "The Great Escape"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

04-2021

Label: 

Genre(s): 

Die Beiinfo (ver)spricht davon Berlin in Sachen Hardcore wieder zurück auf die Karte zu bringen, was die Frage voraussetzt, ob Berlin im Kon-Coretex-t mit Hardcore jemals von der Karte verschwunden war? Nicht nur das Home-Label von Blood.Shot.Down steht für ein ziemlich fettes "Pro Berlin" als feste Adresse für Hardcorebands und Fans seit 1.988, inkl. eigenem Recordstore/-shop im kult-kunterbunten Kreuzberg (nebst Vopo Records einer der wichtigsten Plattendealer in Berlin überhaupt). Doch auch in Sachen Bands gibt es in Berlin mit nimmermüden Bands wie Anticops, Protection Of Hate, Final Prayers, Punishable Act u. a. doch einige fest verankert-etablierte Genrevertreter, die das Wort "Vorwerk" in diesem Kontext mal ganz anders abziehen. Mit Blood.Shot.Down. gesellt sich nun eine weitere Band zur illustren Runde diverser Berliner HC Bands. Wobei man klar erwähnen muss, dass die Members von Blood.Shot.Down "in den letzten 20 Jahren mit ihren Bands Disrespect, Hostile Youth, Devil Inside/Jaylan, Alithia, Hasret, Karras und CrosscuT Teil der bundesweiten Szene" waren und auch weiterhin bleiben. 

Gegründet haben sich Blood.Shot.Down 2.016 und haben seither nebst größerer Festivalbühnen wie der des With Full Force, Summer Breeze etc. auch schon per "Balkantour" Länder wie Bulgarien, Griechenland und Mazedonien gemeinsam mit der Band Nasty bespielt. Insgesamt gesehen ein recht pralles Fundament aus bestem Background, um darauf weiterhin aufbauen zu können. 

"The Cut" (Track 1) eröffnet "die große Flucht", unter dessen Titelgebung das erste Full Length Release von Blood.Shot.Down gerade frisch ins Rund tönt. Auf den ersten Eindruck klassisch-typische Spät-'90er Hardcore Kost, die auch Metal Elemente nicht verschmäht, sondern flowig mit einbindet. Schon bei diesem Opener merkt man wie effektiv profitabel die Vorerfahrungen der Bandmembers sich im Gesamtsound niederschlagen. Da erscheint schon die Titelgebung (mit etwas Grundkenntnis in Sachen Hardcore) umso cleverer, denn "The Youth Of Today" (Track 2; Anspieltip I) deckt nicht nur zeitgemäßen Content ab, sondern könnte genauso gut als winkendes Tribute an die Kult-HC Band interpretiert werden. Rein soundmäßig kann man vergleichsweise den Breitwandsound von Bands wie Hatebreed, Walls Of Jericho oder auch Cavalera Conspiracy nennen, zumal die Metaleinflüsse auf hohem Level fett von den Saiten geschoben werden, inkl. eines (beim Erstdurchlauf) zunächst unerwarteten kleinen Stilwechsels in die Metalcore Ecke nach hinten raus. Kann man schon mal so machen, um etwas mehr zu reißen. ;-) Als erfrischendes-, um nicht zu sagen nicht sondernlich von massig Bands so gezockt, erweist sich auch der ungewöhnlich melodische-, fast schon stilfremde Beginn von "The So Called Charity" (Track 3), den man fast schon als episch angehaucht umschreiben kann. Mir persönlich gefällt diese traditionelle-, aber dennoch erfrischende Herangehensweise von Blood.Shot.Down ziemlich gut, zumal hier nicht nur traditioneller Hardcore-, sondern auch Metalcore bedient wird. In etwa so als würde man z. B. Pro Pain mit Hatebreed in einem Raum sperren. 

Es ist schon eine Weile her, dass ich (mal abgesehen von meiner persönlichen Vorliebe für die Mucke von Anticops und/oder Pro Pain) so effektiv-starken Schub bei einer Hardcore Band vernommen habe - "The Last Kiss" (Track 4; Anspieltip II), bei dem sogar vereinzelt kurze (aber ebenso effektive) melodiöse female Vocalparts eingestrickt wurden. Leider liegen mir aktuell keine Infos vor wer besagte Parts eingesungen hat. Nach hinten raus wird es zunehmend Metal-lastiger und erinnert stellenweise an so manche Death Metal Band, bzw. könnte man vergleichsweise auch Sepultura (mit Derrick Green am Mikro) zu "Nation" und/oder "A-Lex" Zeiten nennen. 

Nach kleinem "S-Bahn-Drive-Sound-Einspieler" im Anklang von "Unser Herz" (Track 5; Anspieltip III), spitzt man aufgrund des Titels in Landessprache die Ohren noch einmal stärker, um zumindest häppchenweise etwas von den Lyrics abzufangen, was aufgrund des ziemlich hohen Tempos aber eine Kunst für sich ist. Zumindest konnte ich etwas vom "1. Mai" vernehmen. Den Rest bellt Fronter Devrim stilecht so ins Mikro, dass die Lyrics sich quasi fast schon selbst nach sekundär verfrachten. Vermutlich könnt Ihr diese jedoch im Booklet (sofern abgedruckt) intensiv studieren. Hier ist auf jeden Fall 'ne Menge Destroy im Everythging und erst im letzten Viertel versteht man mehr vom -dann deutlich melodiöser gezocktem- Text. Dieses Stück dürfte sich selbsttönend als Neufutter für die zukünftigen Pit-Floors in den Clubs empfehlen. 

Ob man das Stück "The Shot" (Track 6; Anspieltip IV) u. a. auch auf den Bandnamen beziehen kann, bzw. dieses in unmittelbaren Kontext steht, können diverse Interviewer/-innen oder auch Fans/Interessierte bei der Band direkt erfragen. Musikalisch gesehen, schiebt das Stück High Standard Catchiness auf ein neues Level, was hier und da stark an Ministry erinnert, ohne das HC/Metal(core) Gemisch zu vernachlässigen. Die Handschrift ist vom Sample-Einfluss allerdings unverkennbar von "Uncle Al" Jourgensen geprägt. Verdammt starkes Stück! 

"The Repetition" (Track 7) kehrt stilistisch über weite Strecken wieder zum Albumanfang zurück und besinnt sich auf (gefühlt) höhere HC Anteile, die im Albumverlauf insgesamt weitgehend ziemlich mit dem Metalcore verschmolzen wurden, aber trotzdem noch saved im HC Genrefeld stehen. Auch Ryker's Einflüsse kann man hier stellenweise ausmachen, was weder zu stark dominiert, geschweige denn stört. Es ist vor allem der Variabilität zu verdanken, dass Blood.Shot.Down auch bei etwas "schlichter" (im Vergleich mit den Stücken bisher) umgesetzten Stücken wie "The Castaway" (Track 8) nicht langweilig werden und den Bezug zur Headline des Albums wieder ins Gedächtnis rufen. 

Doch wie hard-core-ig düster die global-gesellige-, bzw. gesellschaftliche Realität auch aktuell aussehen mag oder sich abzeichnet, dass es da noch Hoffnungsfunken gibt, stellt "The Light In The Dark" (Track 9) mit leichter Punk Rock Kante im Saitenlauf in den Raum. Dabei fällt mir insgesamt auf, dass die traditionellen Gangshoutparts so flüssig in den Stücken mitfließen, dass man diese erst über mehrere Albumdurchläufe stärker wahrnimmt. Mit dieser eher beiläufigen Erkenntnis geht "The Light In The Dark" nahtlos per "The Obsession" (Track 10) ins Albumfinale über, das insgesamt gerade einmal knapp 32 ½ Minuten übersteigt. Auch zum Schluss werden die Wände noch einmal quer durch den Raum geschoben und lassen dieses ziemlich starke Album mit schön viel Wums in der Magengrube ins Ziel einlaufen.

V.Ö. 16.04. 21

 

9,25/10 Schafe Schüsse

(Coretex Records/Spinnup 2.021)

https://www.bloodshotdown.com/

https://www.facebook.com/bloodshotdown

Danny B

Schaf Schüsse: 

9
Eigene Bewertung: 9

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