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SIDEWALK SURFERS "Growing Up Is A Mess"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

03-2021

Label: 

Genre(s): 

Sofern die FB Anmeldung nicht lügt, gingen die Sidewalk Surfers offiziell in 2.014 an Land, um ihren Surf-SkatePunk Rock von Saarbrücken aus unter die Leute zu bringen. Gerade im SkatePunk Genre kann man gute/interessante Bands hierzulande locker an einer Hand abzählen. Ob das an mangelnden Küsten- (da haben wir ja bekanntlich nur Nord- und Ostssee) oder an der Mentalität liegt, darf jede/-r für sich beantworten. Mit "Gowing Up Is A Mess", grob übersetzt "Erwachsen zu werden, ist (reine) Verarsche/Verarschung", lässt das Quintett nun die dritte Release von der Welle kommen und erreichte auch meinen "Home Office Strand". Mit dem Opener "21" (Track 1) wird nicht etwa einem Adele Album gehuldigt, sondern wohl eher Altersbezug genommen, wobei man sich da eher an amerikanischen Maßstab hält (andernfalls hätte das Stück "18" heißen können), was sicherlich so gewollt war und auch das "nach Übersee Schielen" offenlässt. Why not?! Was zunächst mit nicem Comicstyle Coverartwork als visuelle Beigabe und eher ruhigem Erstgang anstartet und auch angenehmen Asphaltdreck mit unter'm Board hat, lässt sich direkt gut an. Zeitgemäß im Soundzuschnitt, könnte man sagen, dass hier ein rostiger Nachkömmling von Lagwagon am Start ist, zumal Fronter Pecko angenehme rusty  Vocals mitbringt. Inhaltlich kommen gehaltvolle Lyrics gleichermaßen in Schwung, die man übrigens im aufklappbaren Pappschuber abgedruckt vorfindet. Da passt das Dramarama Cover "Anything, Anything" (Track 2; Anspieltip I) fast schon erschreckend gut in den Lauf. Wenn man sich dabei mal beiläufig vergegenwärtigt, dass das Originalstück 1.989 erschien und nicht nur in den australischen Charts hohe Beachtung erfuhr, dürfte auch klar sein, dass sich die Sidewalk Surfers nicht nur auf die Ü-30 Generation beschränken/limitieren. Im Direktvergleich mit dem Originalstück, lebt die Sidewalk Surfers Version ganz klar von der Punk Rock Frische mit der sie das Stück überzogen haben. Die Eingängigkeit des Original-Flows geht dabei nicht verloren, sondern hätte auch locker von Bands wie Pyogenesis (in ihrer Punk Rock Phase) o. a. auf ähnliche Art klasse gezockt werden können. Inhaltlich werden aber nicht nur zwischenmenschliche Themen behandelt, sondern auch zeitaktuelle, politische Entwicklungen hinterfragt, was aktuell ohnehin quasi stark im (medialen) Alltagsfokus steht - "New World" (Track 3). Textzeilen wie "The Future is a book with an open end..." und/oder "Honesty is the best policy" sprechen für sich und sicher nicht wenigen aus der Seele. Was mir im musikalischen Kontext noch ein wenig zur Vollzündung fehlt, ist dieser kleiner, gewisse Funke, der manchmal alles ausmachen kann. Zumindest bewegt sich der Gedanke dessen, was mir fehlt, zu Beginn von "Too Much" (Track 4; Anspieltip II) rein musikalischer Natur deutlich mehr in die Funkenrichtung. Hier wurde wesentlich frischer arrangiert. Und dabei geht dann auch hörbar einiges mehr, trotz dessen, dass das Tempo nicht in Richtung Highend davonfährt. Das sticht nicht nur aus bisher Gehörtem hervor, sondern sorgt dementsprechend für mehr Aufmerksamkeit, anstatt beiläufig den Raum mit Mucke zu füllen. Wer die Punk Rock-igeren Alben von Pipes And Pints mochte/mag, sollte hier mal einchecken. 

Nach dem Abstecher ins "normale" Leben, geht es mit "An Apology" (Track 5) wieder zurück in kritische Fahrtwasser politischer Entscheidungen - "With Plastic in the Ocean an(d?) contaminated Air.." werden wichtige Themen angesungen, die zwar aus vielen Mündern (zurecht!) kritisiert werden, aber offenbar noch viel zu selten Gehör finden und folglich in Angriff genommen werden. Auch vom musikalischen Aufbau her kann man nicht großartig meckern, denn die Sidewalk Surfers scheinen nun etwas variabler vorzugehen, was ihnen drive-mäßig zuspielt. Nach genug Hirnfutter, darf auch mal an wilde Partys gedacht- und einfach genossen werden - "Drunk Together" (Track 6). Bis zur Songmitte hatte ich stellenweise das Gefühl, dass die Gefahr wie ein Damoklesschwert über der Mucke schwebt, zurück in zu gleichbleibende Strickmuster zurück zu verfallen, inmitten der ohnehin echt oft gezockten "Wohohhooo" Parts... - nicht so ganz locker-easy also, zumindest aus meiner subjektiven Sicht. Das folgende "Growing Up" (Track 7) geht quasi als eine Art gefühltes "Albumtitelstück" vom Stapel und kann, wie einige andere Stücke bisher, auch mit mehr Abwechslung punkten. Grösstenteils läuft das zwar im chilligen Mid-, bzw. Zug in Richtung Uptempo, hat aber schön rauhen Charme inne. 

An Feuer und Energie fehlt es den Sidewalk Surfers nicht, wie beim Pogo-Abklopfer "Blindfolded" (Track 8) mit Ausrufezeichen untermauert wird. Wenn man so will, stellt sich inhaltlich insgesamt die Frage, was all' der technische Highstandard heutzutage nutzt, wenn man mit nichts auf die Welt kommt und genauso mit nichts als dem Lebensinhalt selbst eines Tages wieder geht?! Mit anderen Worten: Was nutzt die beste Technik, wenn sie falsch genutzt wird?!? Da passt "Passion" (Track 9) feat. Magic Kötti (*Christian Kötterl, aka Magic Kötti von The Prosecution; Burden Of Life) inhaltlich bestens in den Lauf, zumal Zeilen wie "These Friends that stay forever... Pizza, Punkrock, joy and Friends" die Sinnfrage des Lebens zumindest oberflächlich/grob einen Wink in die richtige Richtung mitgeben. Stilistisch kratzen die Sidewalkers Surfers stellenweise auch am Pop Punk Rock und packen erneut die "Whohooohooo" Parts wieder aus. 

"Losers" (Track 10) empfiehlt sich in folge wieder mehr, vor allem vor dem Hintergrund, dass Plattenläden einst ein Highlight mancher Tage inmitten allen Alltagsgraus waren. Wenn man bedenkt, dass Platten- und Szeneläden im Allgemeinen immer mehr zum Einzelfall werden, auch der wirtschaftlichen Verdrängung wegen, wird es einem realistisch kälter... das wird mit der Leidenschaft für's Skaten/Biken wohl so schnell nicht passieren - "Rapid Cycling" (Track 11; Anspieltip III). "Rapid Cycling" ist übrigens das bzgl. SkatePunk gesehen lupenreinste Stück auf diesem Album, bevor der Albumcloser "Porta Potty Anthem" (Track 12; Anspieltip IV) überraschende Ska/Reggae Einflüsse- und den Sidewalk Surfers erstaunlich gut zu Gehör steht und damit eine ganz neue Facette auf diesem Album auspackt . Insgesamt braucht dieses Album einige Durchläufe. Als Backgroundbeschallung kann man mit diesem Album auf jeden Fall definitiv nichts verkehrt machen. Just die zu oft gehörten "Wohoooohoo" Chöre nerven auf Dauer als Brenner und erweisen sich auf Platte stellenweise dann auch schon mal als Stimmungskiller, anstatt als -filler.

V.Ö. 26.03. 21

 

7,5/10 Schafe Schüsse

(Barhill Records/Cargo Records 2.021)

https://sidewalksurfers.bigcartel.com/?fbclid=IwAR0rwe8e-W3rfr5DBFrVUTo7...

https://www.facebook.com/SidewalkSurfersMusic/

https://sidewalksurfers.bandcamp.com/

Danny B

Schaf Schüsse: 

7
Eigene Bewertung: 7

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