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VAL SINESTRA "Zerlegung"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

11-2020

Label: 

Genre(s): 

Manchmal ist es schon witzig, was man beim plumpen Googeln so alles an Brücken zu einem Bandnamen findet. Im Fall von Val Sinestra findet sich ein Schweizer Ort, mit dazugehörigem-, gleichnamigen Hotel, sowie ein Hörspiel. Die Band Val Sinestra jedoch home-iert in Berlin und wird in der Beeinfo mit den Worten "Gebrochene Körperteile: egal! Zerstörtes Equipment und Bühnen: egal! Spaß vor, hinter und auf der Bühne: immer! In allen Lebenslagen die Haltung bewahren? Nein!" beworben, was vom Pro-Argument her von fies bis schwach den Bogen vorspannt, zumal Konzerte seit über einem Jahr nur ein Seifenblasentraum sind.

Gegründet haben sich Val Sinestra vermutlich 2.010, wenn man denn deren Facebook-Präsenzbeginn glauben darf?! Die Band selbst sagt von sich "Als wären Refused und The Bronx zusammen auf einem Konzert von Turbonegro gewesen und danach noch lange um die Berliner Häuser gezogen.", was ziemlich selbstbewusste Vortöne mitgibt, wenn man sich vergegenwärtigt, dass Val Sinestra bislang erst zwei Releases über die Ziellinie (ein-)gespielt haben. Die erste davon war die selbstbetitelte EP auds dem Jahr 2.015. Was sich von Anfang an konzeptionell durchzieht, ist die Nutzung der Landessprache, anstatt wie oft üblich auf Englisch zu zocken/zu shouten oder eben ggf. auch zu bellen. ;-)

"Zerlegung" klang direkt sympathisch und assoziierte bei mir persönlich eher Punknähe, anstatt die Folgeentwicklung des Hardcore (man verortete die Band vorab im Hardcore; Fail!). Doch wie auch immer, ein Bild musste her, womit ich keinen von deren Videoclips meine, die ein nices Mittel beim Vorabchecken sein können, zumal einem auch mal bekannte (Berlin-intern; teils flüchtig bekannt) Gesichter dabei begegnen. Mit "Auftakt" (Track 1) heißt es einchecken und die Ohren auf Empfang stellen. Was hier bei knapp 1:30 Minute loslegt, hört sich auch eher nach Punk Rock an, anstatt nach Hardcore. Ganz nice, aber noch nichts, was mich direkt vom Hocker reißt. "Nein" (Track 2) bleibt im Punk Rock Fahrwasser und dürften einigen bereits durch den Videoclip dazu bekannt sein. Der leicht rohe Charme des Gesangs hat inmitten des zeitgemäß produzierten Sounds etwas für sich, was mich insgesamt vergleichsweise an Bands wie Turbostaat erinnert, was auch bei "Seuche" (Track 3) so bleibt. Von Refused oder Turbonegro nehme ich just beiläufig etwas wahr und dann auch nur bei vereinzelten Parts, grundlegend jedoch nicht unbedingt auf breitflächiger Ebene. 

Viel interessanter wurde/wird dieses Album, als Sludge-Doom vermengte Parts wie zu Beginn von "Alltag vs. Vizediktator" (Track 4; Anspieltip I) zu Ohren kommen und in ein Stück führen bei dem die Lyrics gut verständlich sind und es musikalisch ingsgesamt ziemlich relaxed zugeht. In weiter Ferne denke ich an die grossartigen Such A Surge zurück. Val Sinestra fahren zwar durchaus einen eigenwillig-leicht eingängigen Sound auf, heben sich von der Produktion/Klangbild jedoch nicht allzu sehr vom Rest derzeitiger Punk Rock Platten (mit Bezug zu den letzten 10 Jahren) ab. Val Sinestra mögen durchaus pissig, zornig etc. sein, jedoch kommt davon (subjektiverweise) zu wenig an, bzw. rüber. Mir fehlt noch eine Schippe mehr Dreck, die der Magen hochwürgt, weil man echt spürbar selbst beim Hören etwas davon wahrnehmen kann. Sorry, but that's just the way I feel it. Daran ändert auch "Kopflos" (Track 5) nicht viel, wenngleich hier schon mehr interessanter Drive aufkommt und auch mal mehr von bisher Gehörtem abweicht, bzw. sich davon loszulösen scheint. 

Auch "Fin." (Track 6) weiß insgesamt gehört auf mehr Gegenliebe in meinen Ohren zu stoßen, trotz dessen, dass ich dabei schon fast von leicht verdaulichem Punk Rock sprechen würde. Bei diesem "Ende" geht es um den abgelaufenen Film diverser Ängste. Ein Film mit gefühlt tausendfach verschiedenen Inhalten heutzutage, wenn man an die Gesellschaft denkt. Ob diese dann in direktem Zusammenhang mit Status, Kohle etc. stehen, kann man gedanklich u. a. bei "Königin" feat. Jo Milliarden (*vermutlich Johannes Aue von der Band Milliarden) (Track 7) für sich selbst ausklamüsern. Musikalisch, handwerklich sind Val Sinestra sattelfeste Saitenreiter und punk-rocken mit "Dreck" (Track 8; Anspieltip II) dementsprechend angenehmer (zumal etwas) roher ausgelebt von selbigen. Erstmals kommt deutlich mehr Hardcore-Einfluss-Nähe auf, die wenigstens eine gut gewürtze Kelle mehr "Dreck" selbsttönend abwirft. "Zusammenbruch" (Track 9; Anspieltip III) wirkt da im Direktvergleich zwar erneut müder und geht zurück auf die Gedankenschiene, das aber nur, um die leicht trügerische Illusion eines ruhigen Stückes zu nähren, was musikalisch in Fetzen gerissen wird. Überraschend. Auch auf längere Sicht ein schöner Mottenabklopfer. 

Da darf es auch mal leichtfüßiger in den Flow gehen - "Schatten" (Track 10), bevor ein nicht nur wörtlicher "Schlussstrich" (Track 11) gezogen wird, der Blues Funk-ig beginnt und auf dreiviertel des rein instrumentalen Stückes Jam Session Charakter in den Raum legt, bevor es zum Schluss hin noch mal rockiger wird. Um ehrlich zu sein und es auch zu bleiben, wird dieses Album sicher immer mal wieder bei mir laufen, dann aber vermutlich eher als begleitende Beschallung, anstatt der Stimmungslage so richtig derben Bock zu verspüren mir dieses Album komplett bewusst und so richtig geben zu wollen. Ein paar Stücke haben saustarke Ansätze, bzw. haben "es" einfach, andere leider eher nicht, weil man dank diverser Punk Rock Bands manchmal einfach das Gefühl hat, denselben Song mit anderen Machern erneut zu hören. 

V.Ö. 27.11.20

 

5,75/10 Schafe Schüsse

(This Charming Man Records 2.020)

https://www.facebook.com/valsinestra

https://valsinestra.bandcamp.com/?fbclid=IwAR2jiUPA2fg3eoY4N3cBYYpcHcJVm...

Danny B

Schaf Schüsse: 

5
Eigene Bewertung: 5

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