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TRAGEDIAN "Seven Dimensions"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

01-2021

Label: 

Genre(s): 

Die Hamburger Heavy-/Power Metalband Tragedian haben sich seit ihrem 2.013 erschienenem Album "Decimation" relativ rar gemacht. Das 2.017 erschienene Album "Unholy Divine" flutschte irgendwie komplett an mir vorbei, was mir im Nachhinein komplett schleierhaft bleibt, vermutlich aber mit privaten Ausnahmewegen einhergegangen ist. Wie auch immer, diese Jungs sind mir vom Eindruck her noch in guter Erinnerung und liefern nun nach 4 Jahren Veröffentlichungspause ein reichlich Gast-gespicktes Bombastwerk titels "Seven Dimensions" ab, dass die Ohren schon vorschlackerten ließ, bevor auch nur ein Ton vernommen wurde. Vielleicht darf dieses Album auch schon mit mit Vorausblicken auf deren (im nächsten Jahr anstehendes) 20 jähriges Bandjubiläum gewertet werden? Gerade im Heavy-/Power Metal Genre halten ganz sicher nicht viele Bands hierzulande so lange durch, zumal der klassische Heavy Metal Anfang der 2.000er Jahre nicht gerade ein Hoch zu verzeichnen hatte, sondern sich tapfer zurückkämpfte. 

"Zurückkämpfen" ist auch gutes Stichwort mit Bezug auf den Opener "Rising Rage" (Track 1), der textlich gesehen so fiktiv wirkt, wie die Realität es aktuell auch hergibt - "We're travelling the earth and sea and stars, the temporal realms...". Inmitten aller Fiktion der bombastischen-, soundgemäßigen Vollbedienung in Sachen Vollschub an Power, hat dieses Stück das Zeug zum ersten Neckbreaker. Sänger Joan Pabón hält das ursprungsbeeinflusste-,  traditionelle-, klassische '80er Heavy Metal-Zepter fest im Sattel der Speed-Geschwindigkeit. Stratovarious kommen mir unterschwellig in den Sinn, die mit ähnlich ausdrucksstarken,  hämmerndem Bombast selbst das heimische Rund auseinanderzuzimmern imstande waren, genau das gelingt von der Soundproduktion und den Skills her auch Tragedian aus scheinbar lockerem Stand - "Aloneness" (Track 2) und stehen Statovarious in nichts nach, zumal auch hier orchestrale Elemente mit liebevoller Leidenschaft flüssig eingeflochten wurden. Die Vorspannung wie Tragedian das dann zukünftig Live umsetzen werden, stellt bereits beim Hören erste Fragezeichen auf. Wenngleich technisch heutzutage schon eine Menge möglich ist, so ist es doch auch immer wieder ein Balanceakt zwischen "too much" und "less is more" - genau diesen Drahtseilakt haben Tragedian sowohl vom Songwriting, der flüssigen Umsetzung-, wie auch von der Produktion her absolut professionell hinbekommen. Bereits an dieser sehr frühen Albumstelle steht ein verdammt großes Ausrufezeichen mit großer Signalwirkung an Genrekollegen im Raum. Da ist es beinahe locker zu verschmerzen, dass Typen wie Jon (Ryan) Schaffer ihre Karriere für einen wie Trump mit Vollgas vor die Wand gefahren haben. 

Wer Tragedian-, bzw. ihre Alben bereits kennt, weiß, dass sie um Gäste nicht verlegen sind, was auch bei diesem Album der Fall ist. "Out Of The Dark" (Track 3; Anspieltip I) featured gleich satte drei Gäste - Dan Palmer (*Death By Stereo; Zebrahead) an der Gitarre, Samantha Silva (deren Name mir von irgendwoher bekannt ist; leider komme ich aber partout nicht darauf woher...) in Sachen Backgroundgesang und Jules Down in Sachen Hauptgesang. Von den Gitarrenläufen, die das Stück eröffnen, unterscheidet sich der Stil zunächst hörbar, funktioniert jedoch dennoch erstaunlich stilwürdig. Die Abwechslung, die Jules Down's Stimmfarbe mitbringt, gefällt mir persönlich auf Anhieb sehr gut, zumal sie sich abhebt/unterscheidet im Direktvergleich mit Joan Pabón. Das erste Gitarrensoli in diesem Stück, das von Dan Palmer eingezockt wurde, unterstreicht dessen Klasse auf den Saiten und wurde auch soundtechnisch gut herausgearbeitet. Das Stück selbst hat insgesamt betrachtet durchaus Single-Qualität, zumal sich der Chorus auf so leichte Weise in die Gehörgänge frisst, wie es diverse Heavy Metal "Hits" der '80er Jahre taten. "Darkest Of My Days" (Track 4) lässt nicht allzu viel Platz zum Luftholen, sondern setzt mit wieder etwas stärkerer Bombastgewichtung und dementsprechenden Speed auf den Saitenäxten an, was sich erst kurz nach Songmitte ändert. Eine Art Bridge lässt im Lauf temporär auf verspielte Weise Raum, um kurz Luft zu holen, was als ein Bestandteil dieses Trips durch die "Sieben Dimensionen" Akzente setzt. Das Schöne dabei ist, dass die Stücke in Sachen Lyrics sowohl im "Reisekontext", wie auch einzeln mit Bezug zur Realität funktionieren. Und wo Dunkel ist, da sind immer auch Träume, die perfekte Stelle also, um ein Stück wie "Bringer Of Dreams" (Track 5) feat. Wade Black (*u. a. ex-Leatherwolf; ex-Crimson Glory) mit semi-balladesken Zügen (zunächst) einzubauen. Aus dem eher ruhigen Start heraus geht es via Uptempopart in ein von der Rezeptur her starkes Heavy Power-ful Stück über, das mich von den Gitarren her stellenweise an Running Wild oder auch Judas Priest (zu "Painkiller" Zeiten) erinnerte. Das alles bevor Gastvokalist Wade seine Stimmbänder mit spürbar brutal-powervollen Höheneinsatz 'gen Finale fordert und quasi in den Vollspagat zwingt. Das allein schon macht die Klasse dieses Gastsängers aus. Absoluten Respekt dafür!

Pianogetragen-, ebenfalls balladesk, kommt erneut Jules Down als Mikrogast bei "Crying In The Rain" (Track 6) zum Einsatz. Vermutlich ist es Samantha Silva, die hier ebenfalls die Backing Vocals beigesteuert hat? Das Stück hat alles, was eine qualitativ handwerklich gut gemachte Ballade braucht und ausmacht: Emotionen, Dramatik, Ausdruckskraft, sowie die (ebenfalls handwerklich) ruhig-, aber hochwertig eingespielten Instrumente. An solchen Stücken scheiden sich vielleicht nich nur die Geister, sondern unter-scheiden sich noch mehr Musiker daran. Im Falle von Tragedian kann ich keinen Kritikansatz finden. 

Das darauffolgende "Enlightened" (Track 7) macht es dank des (wieder,bzw. immernoch dominierend-) konstanten Bombasteinsatzes zunächst schwierig weiter mitzugehen, zumal der Tempowechsel von Ballade zu Uptempo dieses Mal sehr, sehr konstrastreich ausfällt. Vielleicht hätte es (rein vom Tempo und vom Einstieg her) mehr Sinn gemacht "Forevermore" (Track 8) vor "Enlightened" in der Albumsetabfolge zu setzen? Aus meiner Sicht hätte sich der Übergang in Sachen Tempo etwas angenehmer gestaltet und keinen so harten Cut gesetzt?! Da das jedoch eine schwer subjektive Empfindung ist und bleibt, sollte sich der/die Hörer/-in hier selbst mal ein Ohr machen. Vom Sound (Klangbild) her meine ich bei "Forevermore" auch eine minimale Veränderung wahrgenommen zu haben, was "Destiny" (Track 9; Anspieltip II) allerdings aus der lockeren Hüfte ausgleicht, trotz mehr Nähe zum Midtempo/Uptempo Gemisch. Die unsagbar scharfgeschossenen Soli von Mastermind Palermo tönen jedenfalls immer wieder als verdammt starke Ausrufezeichen für Tragedian. Sänger Joan Pabón macht seinen Job am Mikro zwar amtlich songdienlich, könnte aber hier und da noch eine Nuance mehr aus sich herauskommen, so wie am Ende dieses Stückes z. B..

Mit "Para Siempre (Forever)" (Track 10) kommt sogar noch etwas exotisch anmutende Atmosphäre auf, zumal hier vor allem des Spanisch mächtige Hörer/-innen ein Extrabonus serviert bekommen, das semi-balladeske Züge innehat und erneut eher traditionelle Heavy Metal Ursprünge bedient. Fakt ist, dass genrefremde Hörer/-innen in Betracht der Gesamtspielzeit des hier vorliegenden Albums stark geprüft werden, zumal die Gesamtspielzeit bei über einer Stunde liegt. Wir sprechen hier also von einem Album deren Songs (bis auf eine Auzsnahme) nicht unter der 4 Minutenmarke liegen. Aber so ist das manchmal bei konzeptionellen Alben, was in diesem Fall mit "The Journey" (Track 11) noch einmal das inhaltliche Konzept an sich bindet. Erstmals überhaupt wird Bassist David Wieczorek (der auch für die Keybordparts verantwortlich ist) etwas mehr herausgestellt. Es sind insgesamt auch vor allem die Triebfederwerke von Gabriele Palermo und David Wieczorek, die diesem komplex-kompakt-vollwertigen Album eine besondere Tiefenprägung zuverliehen haben, die von vielen anderen Bands von der Qualität her bzgl. des Gesamtmaterials locker für zwei- oder drei Alben genutzt worden wäre. Von Heavy-, Power- bis hin zu minmal-progressiven Zutaten ist auf diesem Album die volle Facettenbreite mit enorm detaillierten Klangfarben am Start, was auch beim offiziellen Albumschliesser "Forces Of The Light" feat. Zak Stevens [*Circle II Circle; ex-Savatage] (Track 12; Anspieltip III) auf teils verspielt-träumerische Weise leicht wie eine Feder im Sog des physikalischen Falls rüberbringt. Ich habe glaube ich noch kein Stück gehört, das so lange Zeit ohne Drums/Percussion auskommt. Das allein ringt einem schon Respekt ab. Damit verglüht diese musikalische Reise sanft ausblendend wie ein Stern im Universum. 

Obendrauf gibt es noch eine jeweils andere Version von "Crying In The Rain (Bonus Track, Duet Version)" (Track 13; Anspieltip IV), das mir persönlich in dieser Version einen kleinen Ticken besser gefällt, und "Forces Of The Light (Bonus Track, Radio Edit)" (Track 14). Alles in allem ein (auf den ersten Hör) sehr schwer fassbares Album, bei dem es einige Zeit braucht bis man die Einzelstücke im Albumkontext auch nur halbwegs/ansatzweise verstanden hat, denn hier steckt verdammt viel Arbeit drin, das wird schnell klar. Zwar trifft nicht jedes Stück meinen subjektiven Musiknerv, was auch ein wenig der immensen Albumlänge geschuldet ist, aber auf längeren Hör hin, eignet sich dieses Album vermutlich perfekt in der Vinylversion, denn vorskippen unmöglich, da man sonst zu viel verpassen würde.

V.Ö. 29.01. 2.021

 

8,0/10 Schafe Schüsse

(Pride & Joy Music/Soulfood 2.021)

http://tragedian.com/?fbclid=IwAR2wE95rROpjBcNrkT4QccvjISa47AT_ylNqxtub5...

https://www.facebook.com/tragedianhamburg

Danny B

Schaf Schüsse: 

8
Eigene Bewertung: 8

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