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WITCHRIDER "Electrical Storm"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

11-2020

Label: 

Genre(s): 

Hier kommt mal wieder etwas Frischluft aus Schweiz, die mit einem Extraschub elektrischer Spannung von den 2.012 gegründeten Grazer Stoner/Alternative Rockern Witchrider über die volle Länge geschickt wird. Bislang hat man ab 2.012 relativ regelmäßig Veröffentlichungen herausgebracht, wovon "Electrical Storm" erst das zweit Full Length Werk ist und sich für diejenigen, die diese Jungs bereits kennen am Vorgängeralbum "Unmouthable Stairs" (*2.014), bzw. auch an der "Reciprocity" Split-Single mit Ultima Radio (*2.016) messen lassen muss. 

Für alle Anderen, inkl. mir selbst, bedeutet "Electrical Storm" den Direkteinstieg in deren Fuzzy Rock Welt, die mit "Shadows" (Track 1) ihre wölfischen Pforten (Coverartwork) öffnet und damit eine Brücke zu "Unmouthable Stairs" schlägt. Apropos Artwork, einen ersten Kritikpunkt gibt es bzgl. des vorliegenden Albums: Die im aufklappbaren Innenteil abgedruckten Credits sind dermaßen klein abgedruckt worden, dass es teils (und das bei relativ wenig Text; die Songlyrics fehlen komplett) anstrengend ist diese zu lesen. Doch damit zurück zur Mucke selbst. "Shadows" hat schon das Pro im Kern, geht jedoch als "typischer Opener" eher glatt durch. Gerade tasty enough, um auf den Rest vorgespannt zu sein. Stilistisch eine Art flüssiger Fuzzy Rock mit einigen Metal-Anteilen. Das folgende "You Lied" (Track 2; Anspieltip I) dagegen ist ein Sofortzünder mit knackigem Riffgroove, Stoner-Rock/Metal-Drive, der trotz Midtempo-Ebenen dermaßen großartig arrangiert wurde, um mit kleinen Foo Fighters Melody-Skills im Gepäck direkt einzuchecken. Ich würde sogar behaupten Grunge Rock Nuancen ausgemacht zu haben. Sofern ich es richtig raushöre, ist es die recht einfache Chorus-Line "...another July when you lied...", die den catchy Kern ausmacht (was jetzt wirklich extrem auf's Wesentliche runterreduziert gemeint ist). Von den Anlagen völlig anders gelagert, kommt das ruhig beginnende Albumtitelstück "Electrical Storm" (Track 3; Anspieltip II) mit Hang zu epischen Klängen bereits an relativ früher Albumstelle zum Zug. Freunde von Seether dürften an diesem Stück ihre Freude haben, da ähnlich-, aber doch eigen-gefärbt/geartet. Das Stück selbst trägt den/die Hörer/-in über die Wolken mit Freiflugticket nach dorthin, wo man sich jeweils hinträumen möchte. Für ein so ruhiges Stück echt schönes, grosses Breitbandkino mit viel Wärme im Innern. 

"I Am Confused" (Track 4) spannt die Bogenbrücke mit nahezu meisterlichem Feingespür für einen sanften Übergang von der noch austropfenden Ruhe-Stimmung des Vorgängers zu etwas mehr Rock. Stellt Euch die Foo Fighters mit etwas mehr Fuzz im Rock vor und Ihr bekommt eine Idee von diesem Stück. Witchrider schaffen es dabei aber bislang immer wieder die Kurve mit eigenen Ideen auszugleiten und keiner diese künstlich eingefärbten Foo Fighters Zugaufspringer-Bands zu sein oder gar zu werden. Dass man durchaus auch Bezüge zur Rockbasis traditioneller '70er Jahre Bands hat, schimmert bei "Mess Creator" (Track 5) durch. Dieses Stück könnte locker im Radio laufen, würde aber auch Gefahr laufen bei der x-sten Rotation on Air sich selbst so durchzukauen, dass kaum etwas im Erinnerungszentrum übrig bleibt. Das Stück selbst hat an sich alle wichtigen Zutaten für einen guten Song, handwerklich gesehen also on top. Ich persönlich mache es am fehlenden Feeling ab, das hier eher glatt vor sich hinplätschert, während die Anlagen des Stückes alles haben, was ein guter Song braucht. Schade eigentlich, aber eben auch sehr subjektiv. 

Umso schöner, dass "Let Go" (Track 6; Anspieltip III) wieder deutlich mehr Feeling/Emotion mitbringt und mich endlich darauf kommen lässt, an wen mich die Stimme bei einigen Stücken so hartstark erinnert - Puddle Of Mudd. Witchrider vollbringen auf diesem Album die seltene Glanztat den ursprünglichen Grunge Rock Sound mit Fuzz Rock, aber auch Stoner Elementen fusionieren zu lassen, was dann zu teils saustarken Stücken (teilweise zu Ohrwürmern über mehrere Durchläufe) führt. Ein Fun Fact dabei ist, dass Avril Lavigne's Debütalbum unter dem gleichen Titel im Jahr 2.002 durchstartete und eine neue Generation nicht nur zum sogen. "Emo" Rock Genre-, sondern auch zum Skateboard führte. Da passt der Titel des nächsten Witchrider Stückes "First You Break" (Track 7) gut ran, zumal wohl jeder Skater sich erst einmal Brüche zuzog, bevor die Skills saßen. Zum Skaten eignet sich "First You Break" zwar genauso wenig wie als Soundtrack dazu, wartet aber teilweise mit ungewöhnlichen Instrumentalparts auf, die einer sehr ungewöhnlichen Rhythmik entspringen. Insgesamt zieht sich dieses Stück mit 5:48 Minuten etwas zäh dahin, kann aber mit ebenfalls eher ruhigem Weitengang dennoch ganz gut abschneiden. Das führt unweigerlich dazu, dass der Druck steigt erneut mit mehr Abwechslung aufzuwarten, um die Aufmerksamkeitsspanne des/der Hörer/-in zu halten, umso erstaunlicher, dass auch "Keep Me Out Of It" (Track 8) deutlich in ruhiger Gesamtatmosphäre verbleibt. Einzeln für sich genommen gewiss kein schlechter Song, nur im Albumkontext dann doch leider eher der Hang Out/ Sonntagsschläferstimmung zuspielend. Zwar kommen ab Songmitte vereinzelt auch rockige Ausbrüche vor, ungeduldige Neuhörer könnten beim Erstcheck jedoch längst weitergezapped haben...

Was eben noch verpasst wurde, könnte "It's Crooked" (Track 9; Anspieltip IV) vielleicht noch retten, bzw. wieder gutmachen. Von manchen Gitarrenläufen- und bestimmten Einsätzen der Vocals her erinnern mich Witchrider hier stark an Silverchair und vertiefen gleichbedeutend die Grunge Rock-ige Auslegung, nebst konstanter Fuzz- und Stoner Rock Einflüsse, die immer auch mit Pop-igen Melodien einhergehen/spielen. Das bleibt grob gesehen auch bei "Come Back" (Track 10) ähnlich, wird hier nur teilweise von den Gitarren her mit einer Nuance mehr Härte umrahmt. Insgesamt haben Witchrider das Zeug im Vorprgramm diverser namenhafter, etablierter Pop/Rock Acts zu spielen, sobald es wieder möglich ist. Die A&R's diverser Majorlabels dürften sich nach Hören dieses Albums die Finger lecken und bei diesen Jungs anklopfend auf Vertragsfang gehen. Das beschliessende "The Weatherman" (Track 11), das mich vom Titel her an einen Film mit (fast) gleichen Titel erinnerte, geht dabei eher wie ein runder-, nicht ungewöhnlicher Abschluss durch, der diesem Album als Schlusslicht recht gut steht. Es hätte am Ende zwar gern etwas knalliger sein dürfen (sunjektiv!), aber wie man hier in Berlin so treffend sagt "Hätte, hätte... - Fahrradkette.", in sofern kann dieses Album schon 'ne ganze Menge, was anderen Bands definitiv oft fehlt.   

V.Ö.: 13.11.20

 

8,0/10 Schafe Schüsse

(Fuzzorama Records/PHD 2.020)

https://www.witchridermusic.com/?fbclid=IwAR0JM1nmsEJ6Xzdrx1dDa1To-FQjCc...

https://www.facebook.com/witchriderband 

Danny B

Schaf Schüsse: 

8
Eigene Bewertung: 8

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