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ENIGMA EXPERIENCE "Question Mark"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

10-2020

Label: 

Genre(s): 

Es passiert nicht allzu oft, dass sich ein Bandprojekt aus schwedischen und norwegischen Rock, bzw. Stoner Rock Umtriebigen zusammensetzt, wie im Falle von Enigma Experience, die aus dem Truckfighters Gitarristen Niklas "Mr. Dango" Källgren, dem ehemaligen Truckfighters/Witchcraft Drummer Oskar "Pezo" Johansson und Maurice Adams von Breed/Motorfinger als Sänger bestehen. Leider konnte ich nirgends einen klaren Anhaltspunkt finden wann genau die drei Enigma Experience gegründet haben, deshalb kann ich wieder einmal nur mutmaßen, dass dies möglicherweise erst im März 2.020 war, zu der Zeit als man die offizielle Facebook-Site erstellte und die Pandemie eine erste derbe (nicht selten tödliche) Welle um die Welt schickte. Leider scheint es mittlerweile etwas aus der Mode zu kommen/gekommen zu sein Basisfakten wie das Gründungsjahr anzugeben oder wenigstens in der Beiinfo zu nennen, immerhin ist es nicht gerade ein unwesentlicher Faktor wie lange eine Band/ein Projekt besteht oder ob man (wie in vielen Fällen seit der Pandemie) zu Hause per Vernetzung neue Mucke erschaffen hat. 

Die Beiinfo spricht im Vorfeld von kreativen Läufen wie der von Alice In Chains, Primus und Soundgarden, was ziemlich grosse Hausnummern sind, die da ins Rund geworfen wurden. Das macht es von der Meßlatte her nicht gerade einfacher für das norwegisch-schwedische Bandprojekt objektiv die Mucke zu checken/zu hören. Anstatt zu kunst-kleckern wie es Teile des Artwork in angenehmen Farbgebungen im Aquarellstil mitgeben, gibt das Openerepos "Realityline" (Track 1) zunächst mit sehr ruhigen Tönen tatsächlich Nähe zu Alice In Chains her und lässt stimmlich etwas an Layne Stanley (R.I.P.) zurückdenken, was sich mit den etwas aus sich herausgehenderen Passagen zu einer Eigenmarke verselbstständigt. Erst nach etwa 4:00 Minuten (von insgesamt 10:55 Minuten) setzen härtere Läufe ein, die auch von typischen Stoner Groove leben. Schade, dass die Lyrics nur fragmentweise im Infold verteilt wurden, zumal das Stück selbst einlädt sich mal eingehender damit auseinanderzusetzen. Insgesamt lebt dieser Opener von relativ geordneten Strukturen, die verschiedene Stile im Futter haben und von Beginn an-, sowie  am Ende schlüssig funktionieren. Gerade beim Erstdurchlauf beeindruckend gut. "Lonewolf" (Track 2; Anspieltip I) hingegen wartet zu Beginn mit leicht jazzigen Einflüssen auf und biegt auf vertraute Stone Rock Pfade ab, die auch doomig/sludge-ige Spritual Rock Einflüsse innehaben. Teilweise schimmern Black Sabbath, sowie Led Zeppelin Einflüsse durch, die sich sich sprudelartig entfalten und Bock machen. Die funk-jazzigen Zwischenschübe, die etwas von einer Jam Session Atmosphäre haben, werden dankbar verarbeitet. Da das folgende "Mighty Mind" (Track 3; Anspieltip II) erneut ruhiger/bedächtiger beginnt, drängt sich zunächst der Eindruck auf, dass man zwischen Ruhe und ruhelos pendelt und beide Stimmungen gleichermaßen auslebt und bedient. Die angenehm chillige Atmosphäre dabei tut ihr übriges, um mal vom Alltag und der überlauten Welt abzuschalten. Das perfekte Stück, um sich mal an einen See zu setzen oder den Waldlauf zu genießen. Tatsächlich überraschend wie einfach, aber eingängig das Stück aufgebaut ist und auch noch funktioniert. Chapeau! 

Man könnte es ahnen und ahnt auch richtig, dass "Corruption" (Track 4) wieder härtere Anschläge bereithält, die die Aufmerksamkeit für sich einnehmen, auch indem sie dem Text den Teppich ausrollen, um komplett verstanden/wahrgenommen zu werden. Nicht nur, dass der sludge-ig doomige Tieftonlauf aufgeht wie Hefeteig, sondern auch in der gegebenen Form bleibt, wenngleich Sänger Maurice Adams die emotional-expressive Federführung etwas mehr innehat, so wie es diesem Stück doch sehr zuträglich ist. Das Trio kann sich dabei auf die Trumpfkarten der gebündelten Vorerfahrungen verlassen, die fast wie Schlaf ausgespielt werden, ohne dass man das Gefühl von Kalkül im Hintergrund hat. Es sind vor allem die kleinen Experimente, die Enigma Experience sich erlauben, die bestechen - "Equilibrium" (Track 5; Anspieltip III) und trotzdem noch genug Flow/Groove auf Tasche haben. Ich persönlich mag vor allem die Momente, wenn die Spät-'60er/'70er Rock Einflüsse durchschimmern, wie es u. a. bei "In My Mind/The Secret Place" (Track 6) stärker zu tragen kommt. Schon beim Hören geben Enigma Experience mit, dass es manchmal einfach sein kann ein gutes Stück Musik zu kreieren. Was sich jedoch leicht und teilweise auch verspielt anhört, hängt ganz stark vom richtigen Timing ab und brilliert vor allem durch Können. Der Jam Session Charakter, der sich durch dieses Album zieht, entfaltet immer wieder eine nicht gerade einfach zu greifende-, aber konstantbleibende Anziehungskraft, die zwischen Jazz und Blues lebt, aber gelegentlich auch Funk zulässt - "The Z" (Track 7; anspieltip IV). Vermutlich gehört "The Z" zum Folgestück "The Zone" (Track 8) und wurde ganz bewusst als rein instrumentale Vorhut gesetzt/platziert?! Hier kommen zum Abschluss noch einmal verschiedene Genres zusammen vom fundamentalen Stoner/Spritual/Sludge Rock bis hin zu der Ursuppe des Hard Rock und folglich auch dem Heavy Metal Genre. Erstaunlich wie flüssig sich die diversen Stilmittel ineinanderfügen, ohne zu legoartig zusammengefügt zu wirken. Ein verdammt beeindruckendes Album mit hochwertigen Skills und Läufen. Kurz umschrieben ist dieses Album eine einzigartige Fusion aus Erfahrung(en), diversen Stilen und Jam Session Atmosphäre der catchigen Art. 

V.Ö. 13.11.20

 

9,35/10 Schafe Schüsse

(Fuzzorama Records/PHD 2.020)

http://www.enigma-experience.com/

https://www.facebook.com/EnigmaExperienceBand/

Danny B

Schaf Schüsse: 

9
Eigene Bewertung: 9

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