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BLOOD FEAST "The Future State Of Wicked"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

09-2017

Label: 

Genre(s): 

Underground Old School geschulten Metalheads braucht man die 1.985/'86 gegründeten Blood Feast, die bis Februar '86 noch unter dem Namen Blood Lust firmierten, nicht großartig vorstellen, zumal die Amerikaner (*aus Bayonne, New Jersey) bereits im ersten Kapitel ihrer Karriere, die 1.999 die Bandauflösung als bislang markantesten Tiefpunkt innehatte, schon ordentlich Material vorgebaut hatten, worunter jedoch nur eine Veröffentlichung den '90ern Jahren zugerechnet werden kann, trotz dessen, dass die Aufnahmen lt. Wikipedia aus dem Sommer-Sessions von 1.989 stammten. So viel zum ersten Kapitel der Blood Feast Chroniken, der just in 2.002 per Veröffentlichung von "Remnants: The Last Remains" (*einer Compilation unveröffentlichter Aufnahmen) eine Art Vorbote/Lebenszeichen folgte. Es sollte allerdings noch ein halbes Jahrzehnt dauern bis Blood Feast neu formiert zurückkehrten. Das hier in der Besprechung befindliche Album "The Future State Of Wicked", das im September 2.017 erschien, sollte nicht nur das erste, neue- und damit vollwertige Full Length Album von Blood Feast sein, sondern auch den bis heute am Mikro befindlichen Frontmann Chris Natalini (*seit 2.010 bei Blood Feast) als neuen Trumpf des Blood Feast Thrash Metal Sounds präsentieren. Das Album selbst konnte in Underground-Kreisen längst einen Kultstatus einspielen. Blood Feast selbst bespielten hierzulande übrigens dankbar u. a. das ebenfalls kultige Headbanger's Open Air, sowie das im letzten Jahr erstmals zelebrierte Hamburger True Thrash Fest, doch das just als Randnotiz. 

Bereits das tatsächlich stark '80er Thrash Metal beeinflusste "INRI" (Track 1), das vom Sound her stark an Dark Angel erinnert, weiß zu bestechen und nagelt sprichwörtlich fest. Es ist der etwas melodiöseren Auslage insgesamt zu verdanken und dem eigenwilligen Klang von Chris Natalini's Gesang, dass es butterweich und doch stilecht "brutally" reinläuft. "Off With Their Heads" (Track 2) rangiert da nicht minder im Sinne von Fast Lane Thrash Metal. Rein vom Titel her fühlte ich mich anfangs stark an Hobbs - Angel Of Death (R.I.P.) erinnert, was sich jedoch stilistisch um Welten trennt und das nicht nur geographisch gesehen. Während man Hobbs - Angel Of Death schon eher dem Black Thrash Metal zuordnet, pflegen Blood Feast zwar auch schwarz angehauchte Seitenhiebe, bleiben aber insgesamt eher bei den klassischen Thrash Metal Wurzeln. Fiktive-, typische Horror-Lyrics der '80er Jahre Schule befindet sich auf auf diesem Album, was "Brethren" (Track 3; Anspieltip I) mit mega eingängigen Drive-Flow unterstreicht. Soweit mir bekannt ist, entstammt das Wort "Brethren" dem afrikanischen Slang, der u. a. auch von Bob Marley gepflegt wurde. Jede/-r, der/die sich je mit Reggae (resp. Ska) und der afrikanischen (Musik-)Kultur auseinandergesetzt hat, wird das wissen. Musikalisch gesehen präsentieren sich Blood Feast bei diesem Stück besonders hommogen und eingängig, was u. a. dank der starken Gitarrenarbeit zum Instantzünder im Direktlauf mutiert. Ähnlich stark eingängig bleibt auch "By The Slice" (Track 4; Anspieltip II), das mich stellenweise stark an D.R.I. zu "Thrash Zone" Zeiten erinnert. Dementsprechend breit gefächert dürften also auch die musikalischen Einflüsse der Blood Feast Jungs sein. Freunde des Skater Metal Sounds können also durchaus auch mal ein Ohr riskieren, es kann weder schaden, geschweige denn ein Fehler sein. ;-) Wer den Sound der frühen Kreator Alben mag, dürfte an "The Future State Of Wicked" auf jeden Fall seine Freude haben. :) 

Wenn ich mir die ersten Strophen der Lyrics von "The Underling" (Track 5)  durchlese, kann man relativ gut eine gedankliche Brücke zur aktuellen Situation/Lage weltweit herstellen, trotz dessen des Ursprungs in der Zeit vor der Pandemie. Man bewegt sich letztlich eher in der Fiktion, denn in einer realen Zukunftsvision. Insgesamt hat man die Arrangements zwischen Uptempo, Low-Tempo-Parts (die auch ein klein wenig Doom-Hauch versprühen) und Blast-Bollwerk (nach hinten raus), zusammengeschustert, was zwar nicht sofort rund reingeht, sondern auch einige Ecken und Kanten mitbringt, dafür hat der/die Hörer/-in auf längere Sicht Spaß an diesem Stück. 

Immer wieder staune ich über den derbe räudigen Klang von Chris Natalini's Stimme, der sich anhört als hätte er von Tankard's verrückten "Chemical Invasion" Professor persönlich ein Freigetränk aus dem Reagenzglas (ein-)geschenkt bekommen. Gerade im Thrash Metal der heutigen Zeit gibt es leider eine begrenzt-überschaubare Anzahl markanter Stimmen wie dieser. Natalini's Stimme gehört definitiv dazu - "Last Rites" (Track 6). Von den Arrangements her haben manche Gitarrenläufe stellenweise auch etwas Nähe zu den mächtigen Morbid Angel, was dem Gesamtsound in die Karten spielt. Von externen musikalischen Einflüssen ist wohl keine Band frei, umso interessanter, dass Blood Feast eine ganze Menge Stile (inkl. Substile) im Gepäck haben, die vom klassischen Old School Thrash Metal über (partweise) Death Metal Einschübe bis hin zu klassen Heavy Metal Elementen wie z. B. den Gitarrensoliläufen reichen. Es macht Spaß so viele Ebenen/Stile in der Mucke zu entdecken. Da fehlen auch kleinere Experimente nicht, wie z. B. zu Beginn von "Who Prays For The Devil" (Track 7), das mich (warum auch immer) millisekundenkurz an Megadeth denken lässt, dann aber zum längsten Stück auf diesem Album anwächst und die Windungen anschraubt. Das Saitenduo Tranquilli (*Originalgründungsmitglied) /Scioscia legen einen meisterlichen Lauf hin, der von Bassist Tom Lorenzo flankiert, eine schöne Dynamik entfaltet, die so manchen Nacken seit Release einem ordentlichen TÜV unterzogen haben dürfte. 

Zu meiner Überraschung nehme ich erst jetzt mit bewussten Blick auf die Titel ein deutsch betiteltes Stück namens "Nein" (Track 8) wahr und rätsele darüber, ob man hiermit bewusst einen deutschsprachigen Titel wählte oder ob es eine Abkürzung für einen längeren Titel ist? Das Stück selbst fährt einen selbstläufigen Atittitude-aufgeladenen Thrasher auf, der keine Zweifel an Blood Feast lässt. Der fast schon überzogen wirkende Wahnsinn fährt hier per Freiticket mit. Wer auch immer da dem Verfasser des Textes in die Suppe gespuckt hat, dürfte keine Freude an diesem Stück haben. ;-) Das direktfolgende Überschallmauer-Intermezzo titels "Remnants II" (Track 9; Anspieltip III) verweist rein instrumentaler Natur auf das vorherige Album und stellt vor allem die musikalisch-handwerklichen Skills der Blood Feaster hervor, ohne dass es sich anfühlt, dass hier auf dicke Eier gemacht wird. Das Schöne an Blood Feast ist deren kompromissloser Zug nach vorn, der ihnen den Weg freischaufelt, der nötig ist, um ihr ganz eigenes Ding fahren zu lassen - "The Burn" (Track 10). Somit geht es dementsprechend mit Schmackes ins saitenstraffe Finale dieses berechtigt beliebten Albums, das lange Schatten warf, die bis ins Heute reich(t)en, während mit Sicherheit viele Metalheads bereits nach neuem Ohrenfutter lechzen und man darf hoffen, habe ich irgendwen flüstern hören... wenn das mal nicht der Underling war... ;-) 

P.S.: Wer nach diesem Album Bock bekommen hat, dem/der kann ich die 2.018er EP "Chopped, Sliced And Diced" nur wärmstens empfehlen, die vom Gesamtsound her bestens ins Fahrtwasser von "The Future state Of Wicked" passt. ;-)

9,0/10 Schafe Schüsse

(Hells Headbangers/Pacheco Records/Icarus Music  2.017)

https://www.facebook.com/Blood-Feast-Official-143897902293996

Danny B

Schaf Schüsse: 

9
Eigene Bewertung: 9

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