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ANNEXATION "Inherent Brutality"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

09-2020

Label: 

Genre(s): 

Na holla, da stolper-derwischt mir nach gefühlten Ewigkeiten (mal abgesehen von Space Chaser) mal wieder eine Berliner Thrash Metal Band durch die Boxen, die ich noch nicht mitbekommen habe. Schon 2.015 von Lizard Gonzales, alias "Uncle Crocodile" gegründet, hatte dieser (lt. Info) die Band auch recht fix zusammengezimmert, worunter ich auch mindestens ein mir bekanntes Gesicht der Grindgore'ler Cerebral Enema ausmachen konnte. Die alte Binsenweisheit "Kennste einen Berliner Mucker, kennste 'se alle!" kommt also hin. ;-) 

Bislang haben Annexation bereits ein Demo namens "Reptile World Order" (*2.017) mit polarisierenden Coverartwork und die EP "Jackhammer Treatment" (*2.019) mit eher schülerhaft gezeichnetem Coverartwork veröffentlicht. Zum hier vorliegenden Album "Inherent Brutality" kann ich vorab Entwarnung geben, Annexation werden mit diesem-, ihrem ersten Full Length Rundeisen nicht für das schlechteste Coverartwork 2.020 nominiert, zumal der qualitative Quantensprung enorm ist. Vom s/w Sketch Style zum bunt-digatalem Coverartwork, das sich in die längere Liste traditioneller Artworks des (Thrash) Metal Genres einreiht. Jeder Stiefer lernt mal laufen, wenn erste Stolpersteine erst einmal genommen sind. So schafften es Annexation sogar bis zum Deal mit Iron Shiel Records, die mittlerweile bekannt für ihre liebevollen Underground geerdeten Releases sind. Qualität kann durchaus einen Namen haben, wenn dabei immer 'ne Menge Herzblut mitfließt. Alles in allem also ein Win-Win-Situation für Band und Label. :) Oder anders gesagt Berliner Metalheads unter sich. 

"A.T.R." (Track 1) läutet die Hyperspeed Thrash Metal Schleudertraumaballerrunde ein und steht tatsächlich in der Tradition einiger im Infosheet erwähnter Bands wie Slayer, Exodus, Violator oder auch Demolition Hammer, während der Sound amtlich ballert. Lediglich an die Art wie das Gekeife von Infektör in den Sound eingemischt wurde, gestaltet sich zunächst noch etwas gewöhnungsbedürftig. Als "Beyond Humanity" (Track 2; Anspieltip I) jedoch beginnt fühle ich mich kurz an die seligen Cannibal Corpse zu "Eaten Back To Life" Zeiten erinnert, was aber nach sieben, acht Sekunden bereits in ein Midtempo zungeneigtes, stark eingängigen Lauf wechselt, um dann die Kessel amtlich schnaufen zu lassen und sämtliche Vernietungen mit Schmackes zu befeuern, so dass man tatsächlich mit starker Demolition Hammer/Slayer Kante geblasted/befönt wird. Schade, dass mir keine Texte und restliche Artworks vorliegen, es wäre sicher interessant gewesen wie der Rest des Gesamtwerkes umgesetzt wurde?! Die Mucke jedenfalls haut schön rein und dementsprechend hin. Spätestens mit "The Beast" (Track 3) hat sich der Sound insgesamt innerhalb der Ohren eingepegelt und macht Bock auf mehr. Die eher einfach gestrickten Riffs erweisen sich als super aufeinander abgestimmt und wissen auch in den Uptempo-Blast-Parts ihre Wirkung zu entfalten. Galt diese Art Gesamtsound bislang oft eher als amerikanische-, bzw. skandinavische Königsdisziplin der Post-'90er Thrash Metal Ära, so darf gerade dank der letzten Jahre auch wieder vermehrt mit den Erben von Sodom, Kreator, Destruction, Tankard, Assassin und Holy Moses gerechnet werden, was spätestens seit/dank diverser Bands wie z. B. Cripper so ist. Und wenn man die Qualität von Annexation hört, darf man auch wieder Hoffnung haben. 

Dazu gehören auch polarisierende Titel wie "Holycaust" (Track 4), der vor allem zündend-scharfkantige Gitarrensoli mitbringt wie man sie traditionell aus dem Metallica, Machine Head, Slayer und Pantera Lagern kennen- und lieben lernte. Aber auch starks Schlagzeug Intonierungen wie beim Albumtitelstück "Inherent Brutality" (Track 5; Anspieltip II) sorgen für vollen Empfang. Spätestens angehörs dieses Stückes kann man anmerken, dass auch Sodom Einflüsse auftauchen (man denke an die "Get What You Deserve"/"’Til Death Do Us Unite" Zeiten). Demnach kann man Annexation guten Ohres und Gewissens den schmalen Grat der Schnittmenge Thrash/Death Metal zuschreiben, was natürlich Vor- und Nachteile innehaben kann. Mit ähnlich gestricktem Vollrundgeballer geht auch "Wrecked" (Track 6; Anspieltip III) ins Netz. "Wrecked" besticht dabei sogar mit überraschend clever eingestrickten Breaks, die den Thrash Zenit nur noch mehr in den dynamischen Fast Lane Glow-Flow bringen. Oft sind es die vermeintlichen kleinen Details, die insgesamt ins Gewicht fallen, bzw. es gut dosiert in die stimmige Richtung zu verlagern wissen. Selbst Samples wie zu Beginn von "Global Assassin Grid" (Track 7) könnnen manchmal schlichtweg für einen Bonus sorgen, weil diese Art von Mittel heutzutage nicht mehr von allzu vielen Bands verwendet werden (abgesehen des Grindgore Subgenres). Die leichte Verzerrung, die man von den Vocals her wahrnimmt, geben der ganzen toxischen Suppe ordentlich rostige Nägel mit. Dass Annexation sich thematisch auf globaler Flur bewegen, untermauert u. a. der Titel "Colonia Dignidad" (Track 8) bei dem es geographsch betrachtet nach Chile geht. Vermutlich hat man sich inhaltlich mit der sogen. "Villa Bavaria" beschäftigt, eines von einer christlichen Sekte und Auslandsdeutschen bewohntem Areal, auf dem schwere Menschenrechtsverletzungen stattfanden. Wirklich hochbrisanter Geschichtsstoff, der so vielschichtig wie auch komplex ist. Es sagt eine Menge über Annexation aus, dass sich diese Jungs an so felsschweren Stoff rangewagt haben. Alles andere als leichte Kost, was aber von "Craving For Flesh" (Track 9) aufgelockert, erneut in Sodom'sche Thrashspären geht und auf weiten Strecken schlicht die Köpfe routieren lässt. 

Vom Qualitätslevel her stellen sich Annexation als verdammt starke Band heraus, die es eher mit bestimmten, hervorstechenden Stücken schafft das gesamte Album nicht zu einem zu klumpigen Thrash-Batzen werden zu lassen. Man hat auf jeden gut bei den bekannten Kultscheiben hingehört und einige Zutaten einer Frischzellenkur zugeführt - "Masscontamination" (Track 10; Anspieltip IV). Es wird gerifft, gerotzt und soliert, bevor "Raped And Impaled" (Track 11) sich stellenweise nach einer Blauphase (rein von strukturellen Arrangementmomenten betrachtet) von Sodom's "Nuclear Winter" und ganz jungen Kreator anhört. Ein ziemlich amtliches Album, das das Zeug hat in kultuge Sammlerkreise aufzusteigen. 

V.Ö.: 25.09.20

 

8,0/10 Schafe Schüsse

(Iron Shield Records/Pure Steel Records/Soulfood 2.020)

https://www.facebook.com/Annexationthrashmetal/

https://annexation-berlin.bandcamp.com/music

Danny B

Schaf Schüsse: 

8
Eigene Bewertung: 8

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