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AGES "Uncrown"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

08-2020

Label: 

Genre(s): 

Umgangssprachlich sprachen Insider und Death/Black Metal Maniacs in den '90er Jahren oft vom sogen. "Schwedentod", was quasi (anders als in zeitgeschichtlichem Kontext) eine Art ganz und gar nicht stille, gut gemeint etikettierte Umschreibung dessen wurde, was in diesen Genres für Klasse und Qualität stand und steht. Gerade im Bereich Death- und Black Metal taten sich diverse schwedische Bands als äußerst eigen (in positivstem Sinne!) hervor und boten genau die Art von Spielweise und/oder Sound, der auch heutzutage gemeinhin als Kult gilt. Zwar muss man fairerweise sagen, dass gerade im Black Metal Genre eher Norwegen gefühlt eine Nasenspitze vorn liegt in Sachen Gunst der schwarzgrimmigen Metalheads im Rest von Europa und Amerika, aber das kann sich temporär auch immer einmal wieder im sportlichen Wettstreit zwischen Norwegen und Schweden ändern. 

Die Schgweden von Ages, die offenbar bereits seit 2.011 den Tiefenwald verlassen- und sich formiert haben, schickten vor kurzem den Antikönig in Form von "Uncrown" los, um etwas neuen Schwarzwind durch alles Pandemiechaos zu schicken. Dabei sind Ages mit diesem Werk vom Trio zum Duo geschrumpft, was diese Jungs umso exklusiver macht und damit vom Lineup her eine Art junges Pendant zu ihrer norwegischen "Konkurrenz" von Darkthrone bildet. Ob Ages auch musikalisch in der Darkthrone Liga mitspielen können, wollte ich naturgemäß rausfinden. ;-) Und diese Frage beantwortete sich ziemlich schnell, denn was mit "Burn Them" (Track 1) ins Rund klirrt und dabei das Kunststück schafft einen warmen Sound mit typischer Black Metal Kälte zu verbinden - quasi Feuer zu Wasser, ist schon ganz grosses Kino. Bergseen, die quasi gefühlt in Flammen stehen und an die großartigen Summoning erinnern. Die stark atmosphärische Auslage von Ages versucht sich gar nicht erst an überrohtem, hypertempogepeitschten Shredding, sondern lässt es zu, dass man auf angenehme Weise zuhören kann und dabei auch etwas vom Text mitbekommt. Klar kommt dabei schon angesichts des Coverartworks die "Herr der Ringe" Trilogie in den Sinn, die ja u. a. auch bei Summoning so einiges an Spuren der Inspiration gelassen haben soll. Da spielt ein Titel wie "Illicit State" (Track 2) auch wenig in die Karten, die strategisch beim Soundkonzept bleiben und den Faden teilweise sogar ins Epische (auch per Keyboardunterstützung) weiterführt. Ich für meinen Teil mochte diese Art von Atmospheric/Epic Black Metal meist mehr als die diversen unstruktierten Keller-Auskotz-Sessions so mancher schräger Zeitgenossen, die glaub(t)en unter dem Deckmantel der Kunst alles zu dürfen. 

Mit stark Doom-iger Note schleppt sich infolge dessen "Herolds Of Enslavement" (Track 3) voran und besticht mit schweren Fussketten auf eigenwillig anziehende Weise. Umso erstaunlicher der folkoristische Beginn von "A Hollow Tomb" (Track 4; Anspieltip I), das direkt unter die Erde führt. Die Arrangements sind hier ziemlich stark ausgearbeitet, zumal mehrere(!) Ebenen gleichzeitig (auf-)laufen, die am Ende sowohl unabhängig voneinander-, wie auch im Parallelablauf Sinn ergeben. Die Summoning Nähe bleibt unumstößlicher Einfluss, ohne aber wie einer lauer Aufguss zu wirken. :)

Mir gefällt vor allen, dass Ages sich auszuprobieren und auch mal kleine Experimente wagen, die insgesamt gesehen nicht zu hoch dosiert wurden, sondern wohlüberlegt erscheinen - "Dominionism" (Track 5). Eine der erstaunlichsten Erkenntnisse ist dabei der unterschwellige Fakt, dass im Black Metal Genre schon so wahnsinnig viele Nuancen, Facetten und Saitenseiten abgespielt, abgedroschen und ver-ge-zerrt wurden, dass man manchmal glauben/zu wissen mag, dass da nicht mehr viel neukrationsschwangere-, innovative Luft für die hungrigen Höllenfeuer übrig ist?! Doch Arschlecken, Ages haben mit "Uncrown" ein verdammt starkes Gegenargument am Start, das mit "Undivine" (Track 6; Anspieltip II) zum gefühlten Höhepunkt 'gen Olymp geführt wird und einfach mega Bock auf Club(s) und Headbangen macht. Demnach also so ein richtig fieser Arschbiss, der vom satten Drumming mit Schmackes befeuert, nach allen Regeln der Kunst gekickt wird. Chapeau! Bereits an dieser Albumstelle sollten sich DJ/DJanes und Veranstalter/Booker/-innen schon mal auf einen Satz heißer Ohren einstellen. Der Ohrwurm hat hier seine Hausaufgaben amtlich gemacht. 

Da ist der Druck auf das Albumtitelstück "Uncrown" (Track 7) naturgemäß umso höher, das zunächst etwas roher ausfällt und ein wenig mit typischen '90er Jahre Schulzutaten und Skills spielt. Ich für meinen Fall feiere dieses Album echt ab, wenngleich es nach wie vor im Summoning Fahrtwasser die Route weiter abfährt/nachvollzieht. Selten hat mich eine so sehr gewichtige Nähe zu einer originellen Oroginalband so wenig gestört, zumal ich es für gewöhnlich bevorzuge mich eher an die Originalbands zu halten. Es sind insgesamt gesehen vor allem die kleinen eigenwilligen-, leidenschaftlichen Details von Ages, die die Magie/die Anziehungskraft der Stücke auf so verdammt hohem Niveau hält. Selbst sehnsuchtsvolle Geigentöne wie bei "The Death Of Kings Of Old" (Track 8; Anspieltip III) lassen die malerisch tonalen Epicsphären wie endlos brennende Wolkenhimel wirken, bevor mit "Pyres" (Track 9) nicht nur ein-, sondern gefühlt zwei felsharte Ausrufezeichen hinter dieses Album gesetzt werden. Ich bin erstaunt wie hoch die musikalische Eingängigkeit und Qualität im Endzenit des Sommers 2.020 im Übergang zum Herbst, in diversen Genres im Vergleich mit den letzten Jahren angesiedelt ist. Der Kreatitivät, bzw. der Mucke hat die Corona Pandemie jedenfalls ganz sicher nicht geschadet, sondern eher zu immens starken Blüten in diversen Genres verholfen. Ein zweiter Frühling im Herbst... genau die Art Paradoxon, die es braucht... ;-)

9,65/10 Schafe Schüsse

(Black Lodge Records/Rough Trade 2.020)

https://www.facebook.com/Ages.Sweden/

Danny B

Schaf Schüsse: 

9
Eigene Bewertung: 9

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