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DEAD VENUS "Bird Of Paradise"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

05-2020

Label: 

Genre(s): 

Was bereits im September letzten Jahres im Heimatland dieses Trios umgesetzt wurde, vollzieht sich nun bald auch hierzulande - das Debüt dieser 2.014 gegründeten Band, die ihren Stil mit "just Music" umschreiben, erscheint nun auch hierzulande. Laut Info, entschloss sich die Band erst nach dem landesinternen Erfolg in der Schweiz ihr Album auch weltweit zu veröffentlichen, was nicht so ganz nachvollziehbar erscheint. Doch sei es drum. Was einst als Soloturn von Sängerin Seraina Telli unter dem Namen Dead Venus gegründet wurde, wuchs dank der mit im Boot befindlichen Profimusiker Andrè Gärtner (Bass) und Mike Malloth (Drums) zu einer vollwertigen Band zusammen, in der die Bandgründerin auch Keyboard und Gitarre bedient. Am Rande sei noch angemerkt, dass Seraina Telli bis 2.019 auch am Mikro der Heavy Metal Band Burning Witches aktiv war, nicht unwichtig im Kontext von Dead Venus. 

Per ruhigem Pianoeinstieg (rein instrumental gehalten) geht es per "Latitudinarian" (Track 1) in das Vogelparadies, um direkt zum eigentlichen Opener, dem Albumtitelstück "Bird Of Paradise" (Track 2) zu führen, das schon stilistisch von einem ganz anderen Stern ist als das gefühlte Intro. Vom Klangbild her vollmundiger und satt wie die Farben des gemalten Coverartworks, das nicht nur dank des Vorkontextes mit Burning Witches etwas an Doro (Pesch) Alben erinnert. Klanglich präsentiert sich Seraina Telli mit Nähe zu Anneke van Giersbergen (*ehem. The Gathering), hat jedoch genug Eigenklang inne, um sich behaupten zu können. In den 6:11 Minuten geht es fast ein wenig Bar-Rock-ig zu. Blues Rock, Alternative und Pop kann man hier bereits spontan ausmachen. Handwerklich wirkt "Bird Of Paradise" definitiv sattelfest, lediglich die Emotionen wirken auf die ersten Durchläufe eher etwas unterkühlt. "Kiss Of The Muse" (Track 3) berührt da schon mehr, dank der von Anfang an stattfindenden Atmosphäre, die von abendlichen Horizonten und Weite träumt, um dann etwas rockiger zu werden und dem Faden vom Vorgangsstück zu folgen. Für meine etwas verwöhnten Ohren (in Sachen Stilbreite und ganz unterschiedlichen Klangfarben) fehlt mir auch hier noch das kleine Quentchen an Feeling, sobald man rockt und auch mal kleine System Of A Down Momente Einfluss nehmen lässt. Vielleicht ist es auch der Spiellänge von 7:19 Minuten geschuldet, dass mich persönlich das Stück nicht direkt packt? 

Auch "Dark Sea" (Track 4) wird vom Rückgrat einer pianoführenden Grundmelodie gestützt, macht dabei jedoch eine angenehmere Figur als die bereits gehörten Stücke bislang. Die Dramaturgie der Lyrics geben dabei auch etwas mehr Tiefe her, ohne die Barlounge-Atmosphäre zu verlieren, was insgesamt gut gefällt. Mit "Human Nature" (Track 5; Anspieltip I) geht es wieder zurück zu ausgedehnteren Stücken (bzgl. der Länge), hierbei setzen Dead Venus allerdings musikalisch interessanter an und gewinnen per beschwingter Akustikgitarre und satt produzierter Instrumentierung deutlich mehr Aufmerksamkeit. Was bislang noch etwas den Flow suchte, scheint sich nun knotenlösend zu entfalten. Letztlich trotzt man hier mit einfachem Rezept der Länge. 

Vorab hätte ich ehrlich gesagt Dead Venus im weiten Gothic Genre vermutet, umso größer die Überraschung in stilistischer Hinsicht. Mit dem Gothic Genre gemeinsam hat man allenfalls die Liebe zu tasteninstrumentalen Klängen wie sie auch per "Valediction" (Track 6) verträumt bis andächtig dem Moment Raum verleihen. Es scheint als markiere das rein instrumentale Stück eine Art Kapitel/Unterteilung, um mit "The Beauty" (Track 7) anfangs noch etwas progessiv/experimenteller in eine Art kühler Erzählung im musikalischen Gewand zu münden. Nicht unbedingt durchweg gänzlich tanzbar. Immer wieder wähnt man sich bei einer Art moderner Blues Rock Lounge Musik, der auch etwas härtere Töne nicht fremd sind. Das Stück selbst gleicht einer Art gemalten Indwandsfilm, der von den Arrangements farblich inszene gesetzt wird. Irgendwo dort, wo die fast genaue Mitte zwischen Flow, Jam Session Charakter, Bar Lounge Blues Rock, Leichtigkeit des Seins und der entgegensetzten Schwere im Magen liegt. 

Tiefer hinunter führt "Redemptionless" (Track 8; Anspieltip II) bei dem es von Verletzlichkeit in den Bombast geht, um kurz darauf wie auf Balletschuhen theatralisch durch den Raum der Lyrics zu gleiten. Endlich spürt man beim Hören deutlich mehr Emotionen im Gesang. Die Worte werden greifbarer als bislang der Fall. Eine Art gedankliche Fortsetzung führt direkten Weges zu "Dear God" (Track 9; Anspieltip III), zumindest wenn man die ersten Zeilen hört. Thematisch biegt das Stück dann allerdings in die religiöse Hinterfragung ab. Weniger mit Groll, sondern eher mit realen Fragen. Frei nach den Fragen, die die Menschheit seit Jahrhunderten beschäftigt. Größtenteils auf eher ruhigen, getragenen Flügeln, was sich zunächst auch bei "Sirens Call" (Track 10) so fortsetzt. Die rockigen Einschübe, die definitiv auch von Metal Einflüssen leben, verschaffen dem Stück fast schon eine Art Doom Rock Tiefe, die mit einigen rockigen Explosionen gewürzt, insgesamt ein Auf - & Ab ergeben. 

Mit "Alone" (Track 11; Anspieltip IV) kommt wieder mehr Nähe zur eingangs erwähnten Anneke van Giersbergen und deren ehem. Band The Gathering auf, die mit der progressiven Eigenmarke von Dead Venus vergemengt wird und damit etwas nicht direkt leicht Verdauliches zu Ohren bringt. Es braucht definitiv mehrere Durchläufe diese Art Mucke aufzunehmen. Da passt das leicht folkloristische "The Flying Soul" (Track 12) abrundend bestens als Punkt hinter dieses letztlich etwas eigenwillige Album. 

V.Ö.: 15.05.20

 

6,75/10 Schafe Schüsse

(Non Stop Music Records 2.020)

https://deadvenus.com/

https://www.facebook.com/deadvenus/

Danny B

Schaf Schüsse: 

6
Eigene Bewertung: 6

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