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COCHON DOUBLE "Bruxisme"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

04-2020

Label: 

Genre(s): 

Seit ich Reviews/Kritiken verfasse, ist es bislang tatsächlich noch nie vorgekommen, dass ein Projekt/Band oder auch Musiker keine umfangreichere Webpräsenz hat, das scheint im Fall Cochon Double aber tatsächlich der Ausnahmefall zu sein?! Es gibt zwar Bestellmöglichkeiten via Hummus Records und eine eher schmale Demo-Bandcamp-Site, aber das ist eher... naja, macht Euch selbst ein Bild im Interessenfall! Vielleicht liegen die Gründe hierfür darin, dass Brynjar Thorsson zur Zeit der Aufnahmen daran dachte für immer aufzugeben. Möglicherweise brauchte der im Zentrum stehende Schweizerische Isländer genau diese Basis, um "Bruxisme" aufzunehmen, was er übrigens gemeinsam mit Mitgliedern seiner ehem. Noise Band Wellington Irish Black Warrior tat, die mir jedoch eher unbekannt sind. 

Bzgl. der Entstehung der Solomucken von Cochon Double reicht der Pfad bis ins Jahr 2.011 zurück als er begann eigene Stücke zu schreiben, die er mit Hang zum französischen Slang schrieb. Da ich persönlich der französischen Sprache nicht mächtig bin, sei es mir verziehen, nicht in aller Völle auf die Texte eingehen zu können, zumal ich denke, dass der Google-Übersetzer hier auch nur bedingt hilfreich wäre?! 

Mit "La Vie Continue" (Track 1; Anspieltip I) als Opener setzt Cochon Double vom Titel her selbstredend an. Popgetränkte Akustikpfade, die sich Zeit nehmen den Blick genauer schweifen zu lassen. Die Atmosphäre des Stücke wurde dezent akzentuiert und wirken dadurch sehr angenehm. "Rat Mort" (Track 2; Anspieltip II) fällt musikalisch ähnlich-, fast noch atmosphärischer aus. Wenn man mal den etwas seltsamen Textinhalt (wie gesagt Google-Übersetzer!) ohne Übersetzung wirken lässt, packt einen dieser weicher Spirit, der mich persönlich immer wieder an den Begriff Chanson erinnert. Ganz anders "Restaurant" (Track 3) bei dem es musikalisch ein wenig '80s Like zugeht, jedoch von clever gesetzten Elementen/Parts aufgepeppt direkt dorthin geht, wo der Bewegungsdrang entsteht. Leichtfüßiges Tänzeln inklusive. Beeindruckend mit viel Raffinesse hier musikalisch dezent gearbeitet wurde! Nach hinten raus gibt es noch etwas Experimentierfreude obendrauf. ;-)

Es ist vor allem die fast zerbrechlich-, vorsichtige Stimme von Brynjar Thorsson, die den Liedern das gewisse Etwas in Sachen Catchiness mitgibt, trotz dessen, dass sie bislang allesamt eher von einer bestimmten inneren Ruhe atmen - "Laisse Aller" (Track 4). Diese Art Musik hat das Zeug zum guten Filmsoundtrack für die Art Filme, die Einzelgänger-Gedankenstoff in der Tasche haben. Die Art Filme, die man Nachts eher zufällig beim Durchzappen (z. B. auf Arte oder sogen. dritten Programmen) entdeckt und hängenbleibt. Die Art Filme, die dich festhalten, erden und dir essenzielle Fragen/Gedanken auf den inneren Notizzettel schreiben. Momente in denen man innerlich kurz innehält und gefühlt kurz die Welt anhält - so wie es auch "Canada" (Track 5) atmosphärisch mitgibt. Der Moment mit dir selbst. Allein das ist ein Geschenk für sich, das Cochon Double dem/der Hörer/-in mitgeben.

"La Porte" (Track 6) kehrt wie in einer Höhle spielend die Weite aus, verfällt aber in Spoken Word Gedanken. Dadurch fällt das Stück eher wie eine Brückenstück aus. "Vie De Merde" (Track 7) fällt dagegen eher strange aus. Wie eine Art Klangcollage aus losen Stücken, was ein wenig wie in einer U-Bahn unterwegs durch einen Endzeitfilm wirkt, der auch leicht spooky ist. Wir alle wissen ja was "Merde" übersetzt heißt, haha... ;-) Zum Abschluss schicken Cochon Double mit "Moutte" (Track 8) eine Möwe in Richtung Horizont und lassen diesen musikalischen Flug gute 6:29 Minuten andauern. Stellenweise denke ich an Jim Morrisons Ansätze, der ja Frankreich am Ende seines Lebens auch noch sehr genoßen hat. "Moutte" spielt mit der verträumten Weite dieses Fluges und lässt viel Raum sich fallen zu lassen. Letztlich ist es die Fähigkeit so viel atmosphärische Weite/Tiefe zu erzeugen, was Cochon Double, bzw. was "Bruxisme" insgesamt am Meisten beflügelt und ausmacht. Insgesamt gefällt dieses Album bis auf ein-, zwei Stücke wirklich gut aus. Gut also, dass man nicht aufgegeben hat.

8,0/10 Schafe Schüsse

(Hummus Records/Membran/Iracible 2.020)

https://cochondouble.bandcamp.com/releases

Danny B

Schaf Schüsse: 

8
Eigene Bewertung: 8

Review No.: 

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