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PHILEAS FOGG "kopf, unten"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

11-2019

Label: 

Genre(s): 

Welche Rolle der, bzw. ein origineller Bandname in 2.020 noch spielt, mag reine Ansichtssache sein, im Falle von Phileas Fogg geht dieser auf den Jules Verne Roman "Reise um die Erde in 80 Tagen" aus dem Jahr 1.873 zurück. Somit trifft quasi Literaturkenntnis(?) auf PostPunk, zumindest wenn man Label und der Band (bzgl. Stilgebung) selbst vorab noch vor dem ersten gehörten Ton Glauben schenkt. 

Da sich das Stuttgarter Trio auch erst 2.016 formiert hat, ist dieses Debütalbum der erste Stein auf dem noch jungen Weg der Bandgeschichte. Die Herren philosophieren richtig "Es muss nichts müssen, aber alles dürfen." - ob und wie viel PostPunk jedoch darf, darüber darf dann auch nach dem Albumdurchlauf diskutiert werden. Aber wie gesagt, es muss nicht, es darf aber. ;-)

Das eher schlicht dreifarbig gestaltete Artwork, inklusive aller Texte, lädt übersichtlich ein parallel mitlesend einzusteigen, während der Opener "pauschal" (Track 1; Anspieltip I) in glasklarer Produktion angenehm in Richtung Pop Rock mit Zug zur leichten Verdaulichkeit reinläuft. Sympathisch, angenehm und "Mit dem Kopf im Leben, mit dem Herz im freien Fall.".  Die Stimme kann man leider nicht mit Hilfe der Websites namentlich zuordnen, wobei gerade die mich an irgendeine bekanntere Radioband erinnert. Musikalisch gibt es nichts zu meckern, hier sitzt alles sattelfest, inklusive kleiner Electro-Spielereien. Es geht in "Nacht" (Track 2; Anspieltip II) über, das von der Machart her super an "pauschal" intonierend ranpasst. Die Songtexte fragen offen und stehen jenseits aller Oberflächlichkeiten. Hier geht es tiefer runter in die Gedankenflüsse, die den Grund suchen. Phileas Fogg haben das Rüstzeug sich festzubrennen, mitzunehmen und auf längere Zeit durch den Alltag zu begleiten. Von Punk nicht allzu viel Spur bislang (abgesehen von den Akkorden), was sich erst anhand des Basslaufs von "Leistung" (Track 3) spür-/fühlbar ändert und sich mit einer The Cure/Goth/Batcave Unternote vermählt. Hierbei geht es eher etwas NDW-mäßig bis mantraartig an die Kernsubstanz, die im Alltag(sdreck?) wühlt. Aus meiner subjektiven Sicht ein eher mittelmäßiges Stück.

Etwas mehr Electro-Würze legen Phileas Foog in direkter Abfolge an den "Tag" (Track  4) und setzen damit auch dezente Neuakzente mit einer hörbaren Frische. Musikalisch fehlt mir hierbei dennoch etwas Fülle. Der Text steht fragend im Zentrum, nur das Drumherum fühlt sich beim Hören schlichtweg noch zu leer an. Schade. Gut, dass "Reise" (Track 5; Anspieltip III) wieder mehr Fülle mitbringt, trotz derselben Instrumentierung. Gerade dieses Stück passt inhaltlich passgenau in diese Tage, die wir aktuell erleben - "Diese Reise braucht ein neues Ziel.". Stark.

Insgesamt habe ich noch keine konkrete Idee davon wohin die Reise dieser Band gehen könnte, aber sie wird von Pop Rock begleitet, dabei bleibe ich (bislang). Ähnlich zeitaffin geht "Geister" (Track 6; Anspieltip IV) noch tiefer in die Frage hinein, wohin die Reise dieser Zeiten geht, die von so alten Trümmern begleitet wird, dass es oft weh tut. Musikalisch haben Phileas Fogg hier gekonnt und mit Raffinesse ein Tonbild gemalt, dass sie qualitätsmäßig verdammt nah an Turbostaat aufschliessen lässt. Dies tun sie jedoch mit eigener Substanz, ohne in Kopierotation zu verfallen. Immer wieder auch diese Gitarrenmomente, die an die seligen The Cure erinnern und doch im eigenen Sound ihr Zuhause haben. Die Stücke haben insgesamt ihren roten Faden, rein vom Aufbau her, was teilweise (zu) schnell auffällt. Im Kontrast dazu haben diese Jungs den thematischen Faden clever auf ihr Album aufgeteilt/gelegt, so dass sich ein eigenwilliger (im positiven Sinne) Flow ergibt - "Affen" (Track 7). Übrigens ist "Affen" eines der rockigsten Stücke, die den offensiveren Zug nach vorn innehaben. "Tanzen" (Track 8) will wahrscheinlich auch nur das. Natürlich nicht ohne auch etwas sagen zu wollen. Insgesamt gesehen hat dieses Debütalbum amtlich was zu bieten, hat ehrlicherweise aber auch noch Entwicklungspotenzial nach oben inne. Wer es schlicht, rockig und textzentral mag, ist hier richtig. 

6,85/10 Schafe Schüsse

(Disentertainment/Broken Silence  2.019)

http://www.phileasfoggband.de/

https://www.facebook.com/phileasfoggband/

Danny B

Schaf Schüsse: 

6
Eigene Bewertung: 6

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