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COILGUNS "Watchwinders"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

10-2019

Label: 

Genre(s): 

Dafür dass ich die laut-gitarrenverliebten Schweizer von Coilguns, trotz deren Bestehen seit 2.011, erst seit deren Album "Millennials" (*2.018) kenne und mich noch dunkel an deren Attitude erinnern kann, war ich natürlich umso mehr gespannt, was Coilguns nun albumtechnisch an Entwicklung nachgelegt haben. In Sachen Angebot bzgl. der Vinylform haben sich die Schweizer definitiv selbstbewusst breit aufgestellt.

Das Coverartwork wirkt stark künstlerisch düster, aber doch einfach im selben Atemzug, während mir bereits der Opener "Shortcuts" (Track 1) entgegentönt und mich irgendwie an Iggy Pop erinnert, während man die Weichen zunächst noch schweiz-affin neutral voreinstellt, was sich bereits mit dem abgedrehten "Subculture Encryptors" (Track 2) deutlich Änderung erfährt. Coilguns lassen wieder ihre noisigen Bombastausbrüche durch die Wände platzen. Man könnte auf (frühe) Ministry Einflüsse spekulieren, während sich das Stück selbst ziemlich fies penetrant in die Gehörgänge fräst. Das teils unkontrolliert wirkende Chaos bricht die Regeln, sofern es da vorab überhaupt welche gab? Etwas "eingängiger" geht es bei "Big Writer S Block" (Track 3) zu, wenngleich auch hier eher Mucke für Liebhaber von experimentierfreudigen Klängen serviert wird. Wer Ministry oder auch Neurosis der '90er Jahre auf dem Wunschzettel hat, der/die sollte hier mal ein Ohr riskieren. 

Das Albumtitelstück "Watchwinders" (Track 4; Anspieltip I) folgt dem Soundfaden und lässt auch Rückschlüsse auf Atari Teenage Riot Einflüsse zu, die vorab hier und da stellenweise schon aufblitzten. Inhaltlich geht es um die Zeit, die sich selbst die Frage stellt, ob sie sich mit Geld kaufen lässt. In der zweiten Songhälfte gibt es sogar eine stilistische Überraschung, die Coilguns echt gut zu Gehör steht. Mir persönlich gefallen Coilguns besonders dann besser, wenn sie nicht nur mit der Axt durch den Soundwald rennen, wie z. B. bei dem eher düster-, leicht doom-angehauchten "The Growing Block View" (Track 5; Anspieltip II), das locker den Soundtrack zu einem guten Psychothriller hergeben könnte. "Manicheans" (Track 6) reißt die guten Ansätze (wahrscheinlich bewusst?) wieder ein und geht zurück zum Noise Sound, der mit 'ner Kelle Anarcho-Art angereichert ist. Frontmann Louis Jucker hat offenbar 'ne Menge Frust zu verarbeiten?! 

Coilguns taten gut daran es abwechslungsreicher anzugehen und auch mit "Prioress" (Track 7) einen der etwas leichter verdaulichen Stücke in das Albummuster einzuweben. Warum ich hier ausgerechnet (von den Vocals her) kurzzeitig an Coal Chamber vs. Marilyn Manson denke, will sich mir auch nur bedingt erklären. Die Soundbilder jedenfalls malen einen kalten Industrial-Art Sound, ohne zu elektronisch zu wirken und stellen perfekte Brücken zum Abbrechen dar - "The Morning Shower" (Track 8), bei dem man erneut stark an die ganz abgedrehten '90er Jahre Mucke in den Underground-Kellerbunkern denkt. Mit der klischeeberühmten Schweizer Ruhe (in Sachen Mentalität) hat diese Mucke definitiv so gar nichts zutun, obwohl "A Mirror Bias" (Track 9) etwas davon mitbringt.

Möglicherweise können Crust Fans auch was mit Coilguns anfangen? "Urban Reserves" (Track 10; Anspieltip III) hat da einiges an Schlagseite im Innern. Mit etwas mehr Durchlauf, kann man dieses Stück sogar öfter hören, sofern man Crust Punk mag. Den eingängigsten Lauf hat aber definitiv "Broken Records" (Track 11; Anspieltip IV) zu bieten, trotz der Coilguns typischen Vocals, die hier genau ins Schwarze treffen. Mehr DAVON! Das Gute kommt oft und unverhofft zum (Ab-)Schluss, wenngleich der Closer "Periscope" (Track 12) diesem Album nicht mehr viel Lack abtrotzt, sondern eher stoisch aushaucht.  

6,0/10 Schafe Schüsse

(Hummus Records 2.019)

https://coilguns.bandcamp.com/

https://www.facebook.com/coilguns/

Danny B

Schaf Schüsse: 

6
Eigene Bewertung: 6

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