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PIPES AND PINTS "The Second Chapter"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

05-2019

Label: 

Genre(s): 

Die Prager Jungs von Pipes And Pints haben sich mit ihrer Mucke in der Vergangenheit ganz klar in mein Herz gespielt und eingraviert, allein schon ihrer unbändigen Live-Energie wegen, die immer wiedere auf Highlevel locker aus der Hüfte schießt. 

Während Pipes And Pints bis 2.012 eher dem Punk Rock zutönten und auch zwei megastarke Alben mit schönem Rauhcharme veröffentlichten, erspielten sie sich in der Vergangenheit europaweit eine größere, treu-loyale Fanbase, die stetig wuchs. Der klare Break-Point dabei war zweifelsfrei der Ausstieg von Psycho Mike House (voc.). In der Drehe um 2.017 herum stellte man den deutlich melodischer ausgelegten Travis O'Neill als neuen Frontmann vor, der seither die neue Stimme von Pipes And Pints ist und auch die musikalische Ausrichtung erweitert/verlagert hat. Zwar ist der rauhe Charme noch immer im Kern vorhanden, stilistisch jedoch gehen Pipes And Pints mittlerweile tendenziell mehr in Richtung modernen Celtic Rock, was auch die Vorabsingles "Raise Our Flag" (*2.017) und "Rebel In My Veins" (*2.018) ankündigten, während man zu einer größeren Labeladresse wechselte. 

Mit anderen Worten ausgedrückt, ist immer eine Menge Bewegung rund um Pipes And Pints, der nun das neue Album, zutreffend mit "The Second Chapter" betitelt, als Ergebnis vorliegt. Man geht es vom Coverartwork her plakativ schlicht an - "Down To Earth" quasi und lässt "A Million Times" (Track 1) zum Einstieg für sich selbst sprechen. Sinnvollerweise intoniert von Dudelsackspieler Vojta Kalina (+back.voc.) und von Lukas Vincour (dr.) unterfüttert, geht es in die Spur neuer Kapitelschreibungen. Der starke, glasklare Sound ist der professionellen Produktion zu verdanken, die man im Berliner Red Bull Music Studio, wie im Prag im Barrandov Sound Studio eingetütet hat. Selbst "Raise Our Flag" (Track 2) klingt in diesem Sound noch eine Spur energiegeladener. Travis O'Neill's Akzent gibt dabei etwas mehr inseleuropäisches Flair mit, wenngleich der stimmklangliche Unterschied zu Psycho Mike House nicht deutlich differenter sein könnte, was hier allerdings die gar nicht mal so einfache Kurve mit Bravur nimmt. Stücke wie "Shadow On Your Wall" (Track 3; Anspieltip I) unterstreicht O'Neills Qualitäten deutlich. Ob der Titel ein Querverweis an einen allseits bekannten Mike Oldfield Hit ist, darf spekuliert werden. Der leichte Cash/Social D. Einfluss mischt sich dem catchy Celtic Rock Flair unter und dürfte auch genrefremde Ohren an sich binden. 

"Rebel In My Veins" (Track 4) gilt als eines der ersten öffentlichen-, neuen Stücke mit nicht mehr ganz so neuen Zugang O'Neill und lässt durchaus noch Punk Rock-ige Spuren durch, was Pipes And Pints nach wie vor klasse zu Gehör steht. Dennoch haben sich Pipes And Pints mittlerweile stärker dem Celtic Rock verschrieben, was u. a. auch "Diamonds And Dreams" (Track 5) unterstreicht. Leichtfüßige-, nahezu sichere Nummern, die Konzerte mit viel Wellengang versprechen. Dass man zu Beginn von "Dark Into The Night" (Track 6; Anspieltip II) kurz an The Beatles und ihren Überhit "Let It Be" denkt, mag Zufall oder Bestimmung sein. Travis O'Neill erinnert dabei sogar etwas an Jon Bon Jovi (rein klanglich). Musikalisch wird das Ganze mit kleinen Modern Country Elementen vermischt und bringt auch ordentlich Bewegung mit. 

Mir persönlich gefallen vor allem die etwas härter-punchigen Stücke wie "Fist Of Defiance" (Track 7; Anspieltip III), der zwar etwas einfacher gestrickt wirkt, dafür aber etwas mehr Kick Ass innehat. Hier überraschen dann auch die Background Chöre im letzten Viertel, gerade, weil man sie beim ersten Durchlauf nicht kommen sieht/hört. ;-) Ähnlich rauhcharmig schön tönt Ska beeinflusst "We Are The Scene" (Track 8) heran. Hier erweitern Pipes And Pints ihre musikalische Facettenbreite auf eingängige Weise um einiges. Auf einer sehr persönlichen Ebene geht dieses Stück mit Sätzen wie "We are the scene as a family" direkten Weges zu Herzen. Mit solcher Art Freudefunken im Ohrenherz entzündet "Karma Killer" (Track 9; Anspieltip IV) ein Feuer der Sonderklasse. Nicht nur, dass Ondra Balvin (bass) hier The Exploited Tribut zollt, sondern eines der offensivsten Stücke überhaupt zur Pogo-Reunion aufruft. 

Mit "Wait For You" (Track 10) halten Pipes And Pints einen beeindruckend inszenierten Finaleinlauf ab, der zu Beginn an Schottland, sowie Irland gleichermaßen denken lässt und flüssig in ein ohrwurmiges, ruhigeres Stück heranwächst. Die kleine Sehnsucht, die hier im Innern entstaubt wird, wird so manchem/mancher Hörer/-in einen kleinen Stich mitgeben, der letztlich bewusst macht, dass man lebt. Letztlich ein gutes Fazit, dass auch Pipes And Pints sehr, sehr, SEHR lebendig sind. Ein starkes Album, das wahrlich neue Kapitel markiert, die zu Beginn möglicherweile bei dem/der Ein- oder Anderen noch etwas gewöhnungsbedürftig sein mögen.

9,0/10 Schafe Schüsse

(Fly High Booking/Century Media/People Like You  2.019)

https://pipesandpints.com/

https://www.facebook.com/pipesandpints

Danny B

Schaf Schüsse: 

9
Eigene Bewertung: 9

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