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SEÑOR KARŌSHI "...oder deswegen"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

02-2019

Label: 

Genre(s): 

Bevor ich hiermit ins Tiefenleben/Höhen(er-)messen dieses Trios aus Tier und Göttingen eintauche, sei erst einmal die Bedeutung des Bandnamens ein wenig ver- und erklärt, dessen Stammgedanke aus dem Japanischen kommt und so viel wie "Tod durch Überarbeiten" (*Karōshi; 過労死) bedeutet. Quasi ein fiktiver Señor, dessen Tod dem Überarbeiten geschuldet sein wird (oder bereits ist?). 

Nun ja, wie auch immer es sich verhalten mag, kam dieses Trio Ende 2.013 zum gemeinsamen (Er-)Leben und hat bereits zwei zaghafte Releases in der Hinterhand (lt. deren Bandcamp Site). Für mich dennoch dankbares, musikalisches Neuland, inkl. der ersten Tuchfühlung überhaupt. Vorab geht es mit der Frage voran, ob Punk Rock nicht längst das Klischee des/der "Arbeitsscheu(en)" widerlegt hat?! Bzw. kann man den Grundgedanken hinter dem Bandnamen auch im arbeitsamen Zwang, um des Existieren Willens, philosophisch suchen. Vielleicht gibt man dem/der Einen oder Anderen genau mit diesem Album eine Antwort darauf? 

Mittels "Motte" (Track 1) geht es mittenrein ins Alltagsleben, das rein textlich auch von einer gewissen Rückschau lebt. Musikalisch gehen Señor Karōshi den Weg von der Kette weg und post-punk-rocken recht erfrischend voran, während erste Assoziationen bei Turbostaat beginnen, dank des urplötzlichen Arrangementwechsels mitten im Stück aber mit Eigensinn glänzen und sogar eingängiger kommen. Warum "Wasted On The Young (Frappucciono Mix)" (Track 2; Anspieltip I) ausgerechnet in einer gemixten Version präsentiert wird, obwohl sich das Stück recht "normal" für dieses Stilfeld anhört, also nichts mit Dub Beat oder experimenteller Spielereien - zuimindest nicht sofort bemerkbar, will sich mir nicht erschließen. Die im ersten Moment recht einfachen Texte entwickeln mit jedem Durchlauf an mehr Tiefe. Zwar ist auch "Das Haus verliert nichts" (Track 3) ebenso wenig an Qualität schuldig, reiht sich allerdings etwas schnell in die Schnittmenge zu oft gehörter Läufe ein. Es scheint bereits schon zu viele Bands zu geben, die in dieser Schnittmenge zwischen Punk Rock und dem sogen. "deutsch Rock" Metier ihr Glück versucht haben und solche Art Läufe vom Stapel ließen. Die Turbostaat/Pascow Anleihen bleiben Teil des zu oft Gehörten, davon bleibt auch das textlich coole "Stein Schere Schießgewehr" (Track 4) nicht verschont. Für meine subjektiven Begriffe machen Señor Karōshi die Art Mucke, die heutzutage gut als Erstberührung/Einstieg mit leichterer Punk Rock Kost bestens passt, was thematisch-stilistisch auch "Zum Rapport" (Track 5) untermauert. Mir fehlt bislang mal etwas mehr Querlauf, der neben der Spur seine Wege sucht und für etwas mehr Alleinstellung sorgt. Genau das bedienen diese drei Jungs erst mit "Dein Platz an diesem Tisch ist darunter" (Track 6; Anspieltip II). Endlich kommt etwas mehr Attitüde auf die Saiten und durch's Mikro. Stellenweise kann man sogar kleine Grundideen von Fliehende Stürme ausmachen und auch mehr Tiefgang in der Waagschale wahrnehmen. 

Der Knoten scheint (vorterst) geplatzt, denn auch "Scheiß' auf Mathe jetzt ist Sport" (Track 7) polarisiert/spaltet zwie, was eher so ein wenig BRAVO Punk erinner und mittels der Schulthematik weichgespült serviert. Mal ehrlich, kann man mit Stücken, die an den Herrn Lehrer (in diesem Fall) adressiert sind, heutzutage noch punk-ten? Sicher, musikalisch gewiss alles andere als schlecht, jedoch auch etwas zu langatmig/zu lasch. Dann lieber "Skalpell" (Track 8) bei dem es zumindest textlich cleverer zu tönen weiß. Der musikalisch Stilbau weicht allerdings kaum vom bislang gehörten Rest ab, wenngleich es auch stellenweise Lichtmomente gibt. Es bleibt auch bei "Muschelsucher" (Track 9; Anspieltip III) bei diesen Lichtmomenten, was hier allerdings doch schon fast einen Flow/Drive mitbringt, vor allem ab Songmitte. Die Stimmfarben, bzw. die Einsätze derer, haben Señor Karōshi hier deutlich interessanter gestaltet, was letztlich einen deutlichen Pluspunkt in Sachen Interessenweckruf innehat. 

Leider verfällt "Atmen" (Track 10) tendenziell wieder etwas mehr in mittlerweile bekannte Arrangements/Läufe zurück. Ohne fies sein zu wollen (dafür ehrlich), kann man sagen, dass viele Songs zu austauschbar, bzw. nach "schon woanders gehört" klingen. Das Finalstück "Rasebus" (Track 11; Anspieltip IV) gibt sich zum Schluss noch einmal mehr Mühe bei der Jagd nach neuen, potentiellen Fans/Hörern. Alles in allem dennoch etwas zu wenig im allgemeinen Querschnitt durch die musikalische Landschaft. Ich denke, dass da von den Basisskills deutlich mehr drin gewesen wäre. Als lupenreinen Punk Rock würde ich dieses Album nicht bezeichnen, eher als so etwas wie "Post Punk Rock", wobei auch diese Stilverortung den Kern der Señor Karōshi Mucke noch nicht gänzlich trifft/umschreibt.

5,5/10 Schafe Schüsse

(Disentertainment Records/Broken Silence 2.019)

https://senorkaroshi.bandcamp.com/

https://de-de.facebook.com/senorkaroshi/

Danny B

Schaf Schüsse: 

5
Eigene Bewertung: 5

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