DRITTE WAHL "10"
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Es wird bzw. ist, trotz aller sonstigen Töne und Farbgebungen, ein bunter (Musik-)Herbst. So einige Punk-affine Bands haben oder werden Neues veröffentlichen, umso interessanter, dass auch Dritte Wahl nicht müde werden mitzumischen. Mit der Vorab-(Video)Single "Scotty" haben die Rostocker Punk Rocker vom Stil her eine noch weitere ausgebaute (-entwickelte) Veränderung/Erweiterung einfließen lassen, was zwar im Ohr stimmig, bzgl. des gewohnten Sounds, allerdings etwas gewöhnungsbedürftig (zumindest auf mich; rein subjektiv, wie immer!) wirkte. Ich war sehr gespannt wie das Album "10", btw das zehnte Studioalbum von DW, nun ausfallen würde, nachdem "Geblitzdingst" (*2.015) trotz moderner, stilverändernd-erweiternder Einflüsse gar nicht so schlecht wegkam.
Just das etwas schlichte Coverartwork, zwar künstlerisch solide gehalten, aber eben etwas, naja... entscheidet selbst - am Ende geht es ja auch um die Musik. Und die wird vom bereits bekannten "Scotty" (Track 1) [konzeptionell passend zum Albumvorgänger "Geblitzdingst"] mit dem Wunsch eröffnet, irgendwie aus dem Knäuel Realität rauszukommen, die, wenn man es so zwischenn den Zeilen mitnimmt, viel zu oft von Fremdbestimmung/äußeren (Begleit-)Umständen geprägt wird. Die Songidee selbst ist zwar nicht neu, schließlich stammt der Spruch "Scotty, beam me up!" aus der Star Trek Saga, aber sie bringt den Wunsch vieler auf den Punkt. Gunner's Stimme ist die Schlacke, die den Punk-t im Rocksound von DW hält, so viel wird auch beim folgenden "Der Feind des Guten" (Track 2) gewiss. Vom Sound her (der mir in einer Vorabversion vorliegt) hat sich der Zugewinn von Holger H. (key; git.) für DW gelohnt, die nun auch offiziell zum Quartett gewachsen sind. Teils erinnern die Songs von der Machart her etwas an "Geblitzdingst", lassen aber auch etwas Mischpoke-Singalongspuren von "Gib Acht!" (*2.010) zu, wenngleich diese Art Partyhymnen (Andere würden es "Saufsong" nennen) wie "Der Himmel über uns" (Track 3) eher Raum ordentlich Stimmung bei den DW Gigs hergeben.
Erst mit "Zum Licht empor" (Track 4; Anspieltip I) wird es nachdenklicher mit Bezug auf den Lauf der Geschichte. Gerade die Älteren unter Euch werden sich dabei an DDR Zeiten erinnern, von der DW menschlich gesehen bekanntermaßen auch geprägt wurden. Dank des leicht verdaulichen Midtempo, versteht man den Text bestens. Die hintergründigen Instrumentierungen geben dabei dem Song erst die Dymanik mit. Allein der Gedanke "...und darum vorwärts Leute, es geht zurück." umreißt für mein Verständnis die Kernaussage des gesamtes Stückes auf eine sehr ausdrucksstarke Weise. Inhaltlich ist da also noch genug Punk-Prägung im Zahnrad von DW am start, was von den Bassläufen zu Beginn von "Wenn Ihr wüsstet" (Track 5; Anspieltip II) auch musikalisch noch einmal mit Drive befeuert in Richtung Punk Rock-iger Catchiness führt. Mir gefällt im Vergleich mit "Geblitzdingst", dass DW wieder mehr Thementiefe mit im Gepäck haben, die diverse Alltagsthemen umreißen, diskutiert und gelöst gehören. Stilistisch gehen DW stärker in Richtung Rock (teils sogar Pop Rock; bzgl. des gesamten Albums), wenn man angehörs des Gitarrensoli bei diesem Song nicht sogar schon von Metal Einflüssen sprechen kann? Stilistisch fällt mir auch hier, ähnlich wie beim neuen Slime Album schon, Betontod ein. Beeinflussen sich die aktiven Bands also wieder mehr untereinander?
War schon auf "Geblitzdingst" etwas Lindenberg Flair am Start, setzt sich ein Hauch davon auch auf "10" fort, was man vor allem zu Beginn des Midtempo (mit leicht semi-balladesken Zügen) Stückes "So lange her" (Track 6) hören kann. Allerdings biegt auch dieses Stück ein wenig in Richtung des Betontod/Die Toten Hosen Stils ab. Ich denke gerade Old School DW Die Hard Fans werden damit ein paar Anläufe brauchen, bevor sie damit umgehen/warm werden können. Etwas mehr "Gib Acht!" Revival Rock tut da in folge dessen gar nicht so schlechten Dienst - "Was wirst du tun" (Track 7; Anspieltip III). Dieses Stück dürfte sich vor allem Live bestens ins Set einfügen, zumindest auf längere Zeit hin.
Die grösste Überraschung auf "10" findet sich mit "Runde um Runde" (Track 8), das musikalisch mal ganz etwas anderes wagt und sich dabei als fieser Ohrwurm erweist, dank des direkt vertrauten Taktes, den man mindestens aus den Lektionen des Musikunterrichts kennt. ;) Dieses Stück dürfte zur grossen Jubiläumssause von DW, die zum Jahresende 2.018 in "irgendeiner Form" (O-Ton) begangen werden soll, fester Bestandteil sein.
Noch etwas unter dem musikalischen Eindruck dieser Überraschung geht "25 Cent" (Track 9) eher an einem vorbei, was man von dem (musikalisch) ebenfalls überraschendem "Vor dem Aufprall" (Track 10) nicht sagen kann. Die Country Einflüsse wirken auf mich dann leider doch etwas zu befremdlich. Die Fragezeichen, die über meinem Kopf kreisen, gehen auch über mehrere Durchläufe nicht weg. DW goes Country Rock? Experimentierfreudenfreiheit? Dann doch lieber Selig beeinflusst, wie zu Beginn von "Es hält nicht an" (Track 11), was in einen Rock Drive übergeht, allerdings den Eindruck hinterlässt Stücke dieser Art von diversen Bands schon gehört zu haben, wie es eine Zeit lang inmitten der sogen. "d-Rock Hypeflut" oft der Fall war. Unweigerlich drängt sich die Frage auf, ob DW eine neue Richtung suchen? Bzw. die Frage danach wohin DW zukünftig wollen? Zwar geht "Schade" (Track 12) etwas besser ins Ohr, insgesamt gesehen hinterlässt "10" dennoch eine zwiegespaltene Stimmung als Nachgeschmack. Ein Album mit teils starken Songs, von dem man irgendwie etwas mehr Zug nach vorn im Vorfeld erwartet hat.
6,45/10 Schafe Schüsse
(Dritte Wahl Records/Indigo 2.017)
https://www.facebook.com/drittewahl/
Danny B
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