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CRIPPER "Follow Me: Kill!"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

08-2017

Label: 

Genre(s): 

Manchmal freut man sich angesichts der Entwicklung einer Band einfach von Herzen mit, wenn man die Band -in dem Fall Cripper- seit Jahren mitverfolgt (wobei da das unfreiwillige Wortspiel "Follow Me Around" bereits ins Spiel kommt). Es ist mir noch sehr gut gegenwärtig/in Erinnerung als ich einst "Killer Escort Service" (*2.006) hörte, das vom Titel her vorab bereits eine Art mögliche Gedankenbrücke schlägt oder auch "Freak Inside", das mich einst definitiv packte und mitnahm. 

Die Hannoveran/-in sind bei all' ihren Wegen über Land und See immer down to earth geblieben und haben ihren hohe Wertigkeit, auch dank der immer wieder lesenswerten-, frei interpretierbaren Lyrics, die sich in die Mucke zu gießen scheinen, immer wieder mit neuer Qualität unterstreichen können. Wenn wieder einmal nach den Ikonen von Morgen gefragt wird, kommt man um Cripper nicht mehr herum, die ihr Ding unbeirrt gefräst, entzerrt und weiterentwickelt haben wie wenige andere Bands. Mit "Follow Me: Kill!" ist nun ein neues Album am Start, das schon von der Titelgebung her den Fokus auf die menschlichen Ängste und Wunden dieses Zeitalters legt.

Bereits der Opener "Pressure" (Track 1) spannt den Bogen schon klangtechnisch in Richtung Interesse. Mein allererster Spontangedanke beim Hören war, dass mich der Gitarrensound stark an Metallica und ihr "Hardwired…to Self-Destruct" (*2.016) Album erinnert, was für die homogen-stimmige Stärke der zeitgemäßen Produktion spricht und direkt die Basis für die Zündung legt. Bereits an diesem Opener merkt man, dass seit "Hyëna" (*2.014) definitiv kein Stillstand herrschte, nebst vielen Gigs und anderen Projekten. Wie bereits eingangs angedeutet, geht Fronterin Britta Görtz auch auf "Follow Me: Kill!" via Lyrics durch die Gedankenfelder dieser Zeit, Zeilen wie "This war is in all of us", aus "Into The Fire" (Track 2) lässt unmisverständlich aufklaren, wo wir alle zusammenkommen/-stehen, trotz Hochtechnisierungszeitalter und all' den (sinnlosen) Konflikten weltweit. Krieg - drinnen, wie draußen. (überspitzt formuliert) Das erste Vollzünderbrett ließ mich vorab an die kultigen Type O' Negative und deren gleichbetiteltes Album "World Coming Down" (Track 3; Anspieltip I; NUR AUF CD dabei!) denken, hat aber abgesehen von songdienlichen Kurz-Keypassagen nur den Apokalypsenblick gemeinsam. Man kann Cripper nur gratulieren solch' ein fettes Arrangement zu fahren (was das gesamte Album betrifft!), das auch noch catchy Groove-Flow mitbringt. Nicht nur, dass die gesamte Instrumentalfront hier von den Flanken her stellenweise fast schon episches Flair erzeugt, sondern auch Britta Görtz' Vocals sind variabel zwischen Spoken Words und fauchender Ausdruckskraft mit Feingespür ausgependelt - "In a world out of proportion, Is the pain we felt, The one we fear". Saustarker Song!

Seltsamerweise habe ich bislang auf den bisherigen Cripper Alben Dennis Weber (dr) selten so stark wahrgenommen wie auf diesem. Woran das liegt, kann ich gar nicht so recht sagen. Vielleicht liegt es an seinem deutlich ausgewogenerem Sound auf "Follow Me: Kill!", der z. B. auch "Mother" (Track 4) feurig vorantreibt, das man schon rein von den Lyrics her mehrmals auf sich wirken lassen sollte, gerade weil hier mit viel Geist an die Umschreibungen gegangen wurde, was man direkt bemerkt. Die Thrash Granate "Shoot Or Get Shot" (Track 5; Anspieltip II) erinnerte mich dagegen zu Beginn stilistisch kurz an "FAQU" (*vom "Devil Reveals" Album; 2.009) und atmet von ähnlichem Drive. Inhaltlich bleibt hier eine Menge Interpretationsspielraum, der von zwischenmenschlichen Konflikten bis hin zu Battlefieldszenarien reicht. Musikalisch fährt hier Raffinesse mit, wie man auf den letzten Songmetern feststellen kann. Ähnlich bzw. fast noch einen Ticken catchier kommt "Bleeding Red" (Track 6; Anspieltip III) explosionsartig daher und zündet bereits beim Erstdurchlauf. Ein heißer Kandidat in Sachen Liveset, zumindest bietet sich das Stück derbe an. ;-) Britta Görtz unterstreicht einmal mehr ihre stimmlichen Vielqualitäten, was den Gesamtsound von Cripper naturgemäß ein sehr weites Stück ausmacht. 

Eines der längsten Cripper Stücke überhaupt kommt mit "Comatose" (Track 7; Anspieltip IV) zum Zuge. Leicht psychedlisch angehaucht und sich aus einer Ruhe heraus hochschraubend (anfangs denke ich intuitiv an The Doors), unterstrichen von leicht verzerrten Vocals zu Beginn, durchbricht das Stück noch vor der 2:00 Minutenmarke den atmosphärischen Zustand und rollt diverse Stilschichten aus, die den Lyrics noch mehr Farbe(n) und Fülle mitgeben. Die Songlänge von 7:16 Minuten nimmt man eher als kurz wahr, was für die hohe Qualität spricht. Mir persönlich gefällt der gewachsene Mut von Cripper neue Wege in Sachen Variationen zu beschreiten, die sich bereits auf "Hyëna" bzw. "antAGONIST" (*2.012) angedeutet haben, was aber gewiss nicht(!) bedeutet, dass Cripper lupenreinen Thrashern abgeschworen hätten - im Gegenteil, sie erweitern die musikalischen Pfade und lassen dabei mehr Möglichkeiten durchblicken - "Pretty Young Thing" (Track 8). Die Krone um das längste Cripper Stück hat allerdings "Running High" (Track 9; Anspieltip V) auf, das Britta Görtz tatsächlich mit Clean Vocals bzw. Spoken Word Performance hören lässt, während sie diese mit ihren Growlings/Scream-Passagen kombiniert und ein angenehm melodiöses Stück entstanden ist, das man so noch nicht von Cripper gehört hat. Chapeau! Unerwartet entwickelt sich dieser Song ebenfalls zum Ohrwurm, der sogar leichte Spiritual Rock Einflüsse mitbringt. 

Beim Titel des Albumclosers "Menetekel" (Track 10) musste ich erst einmal googeln, was mich zur Bedeutung "einer unheilverkündenden Warnung/Mahnruf als Vorzeichen drohenden Unheils" führte, was aus einer biblischen Überlieferung stammt (*"Mene mene tekel u-parsin"). Musikalisch geht es hier dementsprechend mit ordentlich Thrash Drive und Attitüde zu. 

Ganzheitlich betrachtet mag es etwas platt klingen, aber einmal mehr glaube ich das stärkste Cripper Album gehört zu haben, zumindest wenn ich die bisherigen in Betracht ziehe, die aber alle auf ihre Weise ihre Zeit hatten. Umso gespannter bin ich, ob/wie Cripper diese Meßlatte zukünftig auf die nächste Ebene/Höhe bringen werden? Dass sie den Schneid, Biss und Willen haben, steht nach diesem Album außer Frage. Verdiente Hammermarke! (*Sympathiebonuspunkte brauchen Cripper gar nicht, zumal sie musikalisch längst stark genug sind. Zudem versuche ich die Musik grundlegend immer so objektiv wie irgend möglich zu bewerten)

Schafe Schüsse Hammerkarke! 

10/10 Schafe Schüsse

 

(Metal Blade/Sony Music 2.017)

http://www.cripper.de/index.php/de/

https://www.facebook.com/Cripper.Official/

Danny B

Schaf Schüsse: 

10
Eigene Bewertung: 10

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