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KITTY IN A CASKET "Rise!"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

08-2017

Label: 

Genre(s): 

Den musikalisch vielseitig Interessierten und den schafe-schuesse.de Review-Stammlesern brauche ich Kitty In A Casket längst nicht mehr vorstellen. All' diejenigen unter Euch, für die KIAC völliges Neuland in Sachen Mucke sind, kann ich just empfehlen die Reviews zu den beiden Vorgänger-Alben von "Rise!" zu checken, die Ihr im Archiv findet. 

Somit erspare ich mir lange Wiederholungen bzgl. Bandhistory und resümiere lediglich kurz als Grundbasis über die stilistische Entwicklung der Österreicher/-in. Irgendwo zwischen Horrorbilly/Psychobilly, aber auch etwas Rockabilly am Rande und dezenten Farbklecksern des punkigen Rocks an Bord begann die/der "R(e)ise" von KIAC vor 9 Jahren, was u. a. auch nach Übersee führte. Bis einschließlich 2.016 lief die Entwicklung nicht nur stilistisch (auch bzgl. diverser Labelwechsel) recht turbulent ab, was der Stilweiterentwicklung meines Erachtens nach positiv zuspielte und Kitty In A Casket genau da stehen lässt, wo "Rise!" sich wie die Faust von Fronfrau Kitty Casket aufschwingt, um mit Ausrufezeichen im Rücken klarzustellen "Yeah, wir sind zurück!" - zumindest kommt genau das mir in den Sinn, wenn ich das coole Coverartwork betrachte, das im Graffiti Style fußt. 

Und irgendwie passt das Timing wunderbar, zumindest aus meiner Sicht. 2.017, das Jahr, das besser werden sollte/wollte, nach den zahlreichen Sterbegängen divserer großer Namen in Sachen Breitbandwahrnehmung, aber auch den nicht minder wenigeren Tragödien im privat-engeren Umfeld und all' das global rund um all' die Katastrophen, Kriege, Anschläge und Wendungen. Musik hat Gott sei dank bestenfalls diese Magie, die eine/-n rumkriegt wie ein vielversprechendes Abenteuer, das vom Flug über den Wolken erzählt, was ge-/erlebt werden will und dich träumen bzw. diesen Wolkenworten folgen lässt und plötzlich hebst du ab, Freiflug hoch über den Wolken. Ein-, ab-, unter- und durchtauchen in/der Wolken, getragen und ange-drive-d/angetrieben von diesen Liedern. Und plötzlich hört man es rockig scheppern - "Twenty17" (Track 1; Anspieltip I) - ohne Anschnallgurt, einfach einmal die Schuhe aufpumpen wie John Cena einst und abheben. Ab über die Saiten, vorbei am "Cannibal Paradise", "HalloWien", der "Monster Highschool Party", "Kreepsville 666" und "St. Tropez" und das alles direkt im "Rise!"-Flug. WIRKLICH und MITTENDRIN, statt nur leerphrasendreschend dabei. Sexy, catchy tanzt Kittys Stimme inmitten des Flows und wirkt auf mich frischer und kraftvoller denn je oder um es treffender zu sagen: auf dem nächsten Level. Aber auch die Gitarrenarbeit klingt deutlich hungriger nach dem Rockpegel, während Drummer Max van Angst ordentlich punched. Ein gelungener Einstieg, den Ihr bereits via YouTube etc. anchecken könnt. Sofern noch Lichter an sind, werden diese direkt ausgeschossem - den Alltag loslassen und das Catchiness Level tönen lassen - "Lights Out" (Track 2). Zwar rocken hier Popbasics die Hooks, haben aber flammbiertes im Drink und laufen deshalb auch wie geölt rein. 

Mit "Cold Black Heart" (Track 3; Anspieltip II) wird dann nicht nur flammbiert, sondern eine Art duales Paradoxon zu Ohren gezaubert. Ein kühle Flamme, die damn pretty clever von der Gitarre intoniert zur Blüte kommt, wenn Kitty Casket den Film in einer dunklen Seitenstrasse anwirft, vor einer dieser Sin City typischen Bars stehend und mit dem Schatten der '80er Jahre Style Leichtreklame der Bar die ersten Worte "She's left out misfit, a stranger in the dark..." genau die Art von Filmfutter sind, die es braucht, um einem ersten Sofortzünder ins Netz zu gehen. Als ich den Songtitel googelte (*diese Melodie kam mir direkt vertraut vor, nur kam ich einfach partout nicht auf den Song, der ähnlich supercatchy klingt), stieß ich zufällig auf einen gleichnamigen Song von Shawn Mullins, der zwar ähnlich, aber doch anders klingt. Zumindest könnte ich mir eine Akustikversion des KIAC Songs mit ähnlicher Percussion vorstellen. Doch um nicht zu viel Verwirrung zu stiften, sei gesagt, dass KIACs "Cold Black Heart" wie ein wärmender sexy Kuss auf die Stirn ist, allerdings mit den Kühlen Augen einer VampFrau. Was "Cold Black Heart" an Süßstoff fehlt, bringt das leichtfüßige "Sweet Love" (Track 4) als Dessert mit und hat es zumindest beim Erstan-/durchlauf schwerer aus dem Schatten des "kalten schwarzen Herzens" zu kommen, wenngleich es hier vom Inhalt her eher schwerherzig zugeht. Erneutes Spiel mit einem Paradoxon, denn wenn "schwer" so "leicht" und locker klingt, ist das schon großes Kino. Ab "White Lies" (Track 5; Anspieltip III) in etwa stelle ich fest, dass Kitty Casket mittlerweile stimmlich mindestens genauso stark klingt wie die Frau an die sie mich ab und zu stimmfarblich/klanglich erinnert - Bif Naked. Allerdings klingen KIAC trotz ihrer Gigs in Amerika Gott sei dank nicht zu sehr nach American Pop Rock Style, sondern haben vor allem die Gitarren sehr fein ausblanciert, so dass man eher an schön schmissigen Melodic Punk Rock denkt, wenngleich sich ein gewisser Popfaden durch die Stücke bzw. das gesamte Album zieht.

Für eine noch größere Überraschung sorgt "F.U." (Track 6; Anspieltip IV), was sich stilistisch bestens in einige bereits veröffentlichte KIAC Akustiksongvideos einreiht. Von der Akustik her erinnert das eher an eine Proberaum Jam Session, kommt aber genau deshalb so klasse authentisch in den 45 Sekunden Spielzeit rüber. Dass man bei KIAC mittlerweile mit allem rechnen darf, hat sich ja schon auf "Kiss & Hell" (z. B. direkt beim Opener "Sticks & Stones") gezeigt, bzw. hören lassen. Ähnlich verortet macht auch "Oh Johnny" (Track 7) zu Beginn gedanklich in Hawaii Station und entführt in eine Midtempo-unterlegte, radiotaugliche Lovestory Nummer, die inhaltlich an die ersten Jahre/Songs von KIAC erinnert. Chucky-Puppy-like mit cool modernem Elvis-Hawaii-Pop-Rock-Gloomy-Story-Midtempo-Billy-Bella-Gemisch. Da passt die rockigere "I've got na na na no time for Blues with you" Mood von "Up With You" (Track 8) recht gut ran und ließ mich immer wieder (beim Hören) feststellen, dass wenn die rockige Gesamtauslage nicht wäre (was dank der satten Produktion allen voran die Gitarren den Teppich rock 'n [aus-]rollen lässt), könnte man in manchen Momenten sogar an die erwachsene Avril Lavigne denken, die Bif Naked fusioniert - am Ende aber doch Kitty Casket herself bleibt, was genauso stimmig klingt, wie es sich lesen mag.

Was auf "Rise!" deutlich ins Gewicht fällt, ist die Gewichtung auf der Gitarrenarbeit, die meines Erachtens deutlich näher an den Gesangslinien ist bzw. verhält es sich umgekehrt genauso. (*meist beginnt Songwriting mit der Gitarre, nach deren Melodie man dann die Vocals ausarbeitet) Genau diese These wird auch von "Love Me Thrill Me" (Track 9) gestützt. "Love Me Thrill Me" ist zwar beileibe kein sperriges Stück, bleibt allerdings erst über mehrere Durchläufe hintenrum hängen, was bzgl. "Kiss My Ass" (Track 10; Anspieltip V) wieder anders ist, zumal das Stück einen regelrecht anspringt, um mit zu den Faves dieses Albums genommen zu werden. Und tatsächlich funktioniert, dank der abwechslungsreichen Parts, schöner Schrammel-Punk-Rock-Stimmung und humoriger "just pissed" Stimmung im Innenfutter. Musikalisch schrauben KIAC die Flugroute nun in Richtung Landeanflug und gehen mit  "Dead Inside" (Track 11; Anspieltip VI) wieder etwas Billy-affiner zu Drive, ohne aber der Rockkante den Hahn abzudrehen. 

Mein persönliches Highlight kommt erneut (wie bei "Kiss & Hell" schon) im Finale via "Open Waters" (Track 12; Anspieltip VII). Auch wenn ich diesen Song nun schon zum x-sten Mal höre, überhöre ich mich einfach nicht an ihm. Die dezent balladeske Instrumentierung (die mich seltsamerweise immer wieder an den Hit "Wicked Game" erinnert) nimmt einen direkt auf die Flügel. Vor dem inneren Auge sieht man die zerbrechliche Seite von Kitty Casket, was immer wieder Gänsehautschauer über Seele, Herz und Körper schickt, während man dem Boden der Tatsachen immer näher kommt und man sich am Ende in derselben verrückten, kalten Welt wiederfindet wie zuvor, dafür aber um ein Freiflugticket reicher, dass in Form dieses Albums gerade im Finalgang noch einmal ganz großes Kino mitgebracht hat. Gut, dass man Musik so oft hören kann, wie man möchte.

Kitty In A Casket sind knapp unter der ersten Dekadenmarke zu einer Band herangewachsen mit der man vielleicht nicht immer gerechnet haben mag, die aber dank "Rise!" berechtigt bekräftigt, dass auch ein vermeintlicher Underdog nicht unterschätzt werden sollte. Und das Schönste dabei ist, das KIAC down to earth geblieben sind, trotz dieses wunderbaren Freiflugtickets. Was mir bei "Kiss & Hell" fehlte, hat "Rise!" inne. Chapeau!

P.S.: Lediglich die "Tradition" des einen, deutschsprachigen Songs habe ich tatsächlich vermisst. 

V.Ö.: 18.08.

 

Schafe Schüsse Hammermarke!

10/10 Schafe Schüsse


(Rodeostar Entertainment GmbH/Soulfood 2.017)

https://www.kittyinacasket.com/

https://www.facebook.com/kittyinacasket/

Danny B

Schaf Schüsse: 

10
Eigene Bewertung: 10

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