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TUNGA MOLN "III" [Vinyl]

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

08-2017

Label: 

Genre(s): 

Es ist jedes Mal wieder eine kleine Entdeckungsreise für sich gerade neue Bands zu entdecken, die wie aus dem Nichts aller Himmelssphären kommend plötzlich auftauchen. So geschehen mit Tunga Moln aus Schweden, die sich 2.010 als Trio gegründet haben, mittlerweile aber in Viererbesetzung unterwegs sind. "Tunga Moln" bedeutet so viel wie "Schwere Wolken", was bereits eine Vorahnung in Richtung Muckestil durchschimmern lässt. Ob- und wie tief diese Wolken hängen, entscheidet der/die Hörer/-in selbst.

Die Schweden selbst sehen sich im Rock, Blues, Psychedelic Rock, Stoner Rock, soweit man das deren Angaben entnehmen kann. Tunga Moln können bereits auf ein paar Releases verweisen, von denen das oft Jimi Hendrix (R.I.P.) zugeschriebene Cover "All Along The Watchtowers" (*Original von Bob Dylan; was ich einst selbst aus Unwissenheit auch Jimi Hendrix zuschrieb) das bekannteste Stück sein dürfte. Nur, dass Tunga Moln es "Tornet" im Hauptitel nannten (übrigens eine wirklich starke Version). Nun gut, so viel vorab zur Vita der vier Mann aus Luleå und Visby. 

In deren Anfang August erscheinendes Album hörte ich (bevor ich mich spontan entschied eine Review zu verfassen) nur kurz rein und hatte irgendwie Bock drauf, was für die Qualität der Schweden spricht, die mit "Luleås Vampyrer" (Track 1) [A-Seite] mit schönem Bratpfannen-Bass-Schnalzer-Groove-Sound eröffnen und ein wenig zwischen Doom/Stoner Rock und Melodic Rock in ihrer Landessprache loslegen. Von den zweistimmig-gelagerten Gesangslinien her erinnern Tunga Moln in weiter Ferne an Sólstafir und dürften somit vielleicht auch deren Fans ansprechen. Mit "I Din Skugga" (Track 2; Anspieltip I) wird es dann deutlich heavy-lastiger und rockt einen Ticken mehr Drive ein. Leider bin ich der schwedischen Sprache nicht mächtig und kann mich just auf Online-Übersetzer stützen. Dieses Stück heißt so viel wie "In deinem Schatten", worunter man sich nach der Vampirthematik des Openers 'ne Menge vorstellen kann. Musikalisch jedenfalls bleibt es eher verhalten, was vor allem vom folgenden "Jag Vill Leva För Alltid" (Track 3; zu dt.: "Ich möchte ewig leben") unterstrichen wird. Man kann mittels der Songtitel so etwas wie einen roten Faden erahnen, während sich die Mucke allerdings eher im Midtempo bewegt, wenngleich man immer mal wieder auch variiert. Teilweise hat man einige eingearbeitete Passagen schon ähnlich bei mancher Spiritual Rock Band gehört, was aber nicht unbedingt stört. 

Auch nach intensiveren Durchläufen sind Tunga Moln speziell, das aber auf seltsam interessante Weise, zumal deren Sound immer wieder an '70er Originale der düsteren Rockfraktion erinnert. Sprach das Infosheet von einer Mischung aus ZZ Top, Nirvana und Black Sabbath, so kann ich angehörs von "Ingen Tyst Minut" (Track 4; zu dt.: "Kein Moment der Stille") z. B. nur ein wenig Black Sabbath Einfluss raushören. Hat man sich gerade noch der Stille verwehrt, lässt "Svart Vatten" (Track 5; Anspieltip II) die Stille auf akustische Weise durch "schwarze Wasser" fließen. Durch den Kontrast der Erdung auf nächtlicher Stille schwedischer Weiten kommt mit "Kräla Hem" (Track 6; Anspieltip III) ein Gemisch aus Stoner Rock und Pop in Sludge-Nähe, womit die erste Vinylseite ihr rundes Ende findet.

Schade nur, dass der Sound von der Produktion her den Bassanteil in Sachen Druck in etwas zu solidem Bereich wie an der Kette laufen lässt. [B-Seite] "Tätt Intill" (Track 7; zu dt.: "Nah"). Dann lieber in Chillout-LoungeMusic-Stimmung wie bei "Svart Vatten" (Track 8; Anspieltip IV) bei dem fast schon zaghaft, mit eher leicht erhöhtem Gesang vorlieb genommen wird und dabei sogar eine leicht Blues-ige Atmosphäre mitschwingt, was einen gewissen Überraschungseffekt innehat und sich mit über 4:01 Minuten als das zweitlängste Stück des Albums erweist. Erst "Blodsmak" (Track 9; Anspieltip V, zu dt. "Blutgeschmack") schickt sich an den starken Sound vom Albumanfang wieder aufzunehmen, um das Mitgehpotential sogar stellenweise in fast progressive Break-Parts einzuwickeln. Genau diese Art Stärken waren es auch, die mich beim Anchecken hellhörig werden ließen.

Etwas experimenteller geht es mit "En Fot I Graven" (Track 10; zu dt.: "Ein Fuß im Grab") zunächst in regelrecht stoischer Ruhe und effekt(iertem) Gesang weiter, bevor Tunga Moln die Stimmung immer wieder etwas mehr hochschrauben, was der Gesamtatmosphäre eine gewisse Dramaturgie verleiht. Erstmals nimmt man starke, emotional gespielte Gitarrensoli wahr, die das Stück auslaufen lassen, um mit "Konsten Att Falla Vackert" (Track 11; zu dt.: "Die schöne Kunst des Fallens"?) auf balladeske Weise den etwas nachdenklich-ruhigen Schlußpunkt zu setzen.

Kein Album für zwischendurch, sondern eher für die Abende an denen man in passender Stimmung irgendwo am Lagerfeuer, auf einem Berg am Meer oder ggf. auf dem Balkon sitzt und mit jemanden über das Leben philosophiert. 

V.Ö.: 11.08.

 

6,9/10 Schafe Schüsse

(Hevisike Records 2.017)

http://www.tungamoln.se/

https://www.facebook.com/tungamoln/

https://tungamoln.bandcamp.com/

Danny B

Schaf Schüsse: 

6
Eigene Bewertung: 6

Review No.: 

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