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VOID CRUISER "Wayfarer"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

02-2017

Label: 

Genre(s): 

"Heavy Space Fuzz Metal" - das ist die stilistische Vorabansage der Finnen Void Cruiser, die sich 2.011 gegründet haben. In Sachen Infos sind diese vier Typen (allesamt mit abgefahrenen Künstlernamen unterwegs) eher gerade so aufgestellt, dass es für eine Basis ausreicht, was direkt(er) zu deren Musik kommen lässt. Ihr Debütalbum "Overstaying My Welcome" erschien 2.015, ist mir persönlich allerdings nicht vertraut, so dass "Wayfarer" es ggf. allein reißen muss. 

Was auch immer "Fuzz Metal" sein soll. Ich vermute eine gewisse Nähe zum Stoner Rock? Nun ja, an kreativen Umschreibungen finden sich heutzutage eben viele Möglichkeiten. Womit ich auch direkt zum enorm chillig-leise beginnenden Opener "A Day On Which No Man Was Born" (Track 1) komme und die düstere Landschaft des Coverartworks auf mich wirken lasse, während ich mit voller Aufmerksamkeit den ersten Klängen lausche, die in tieftönig-doomige Wogen laufen und wie Wellen wirken, die gegen einen Damm aus Steinen schlagen. Das alles vollzieht sich allerdings leichten Klanges, trotz mancher Effekteinschübe. Von der Bassstimmung her denkt man leicht an die kultigen Winter zurück. Void Cruiser kommen auf jeden Fall episch daher. Da mutet ein auf seine Weise zunächst witziger Titel wie "I Didn't Lie But I Know That I Should Have" (Track 2; Anspieltip I) etwas strange an, kommt aber weiterhin Doom-affin daher und lässt erste Gesänge hören, die vom Spiritual Rock Einfluss leben. Dabei mischt sich allerdings ziemlich clever versteckt sogar etwas Alice In Chains Flair ein, was in diesem Gemisch klasse kommt und für eine echte Überraschung sorgt. Musik für einen dieser Abende, die ein nachdenklich gestimmter Sonnenuntergang braucht. Man kann die Atmosphäre, dank der 8:40 Minuten Songlänge, super genießen. Der Sound bleibt dabei heavy-basslastiger Natur.

Etwas schwungvoller reiht sich "As We Speak" (Track 3; Anspieltip II) ins Albumset ein und bringt etwas mehr Alternative/Experimental/Grunge Läufe mit, die dank der tiefsaitigen Auslegung eine Art Spiritual Epic Doom Rock (kann man das noch zum Stoner/Sludge Genre zählen?) zu Gehör bringen. Ich erinnere mich dunkel an ein, zwei Bands Mitte/Ende der '90er, die einen ähnlichen Sound fuhren, dann aber leider wieder in der Versenkung verschwanden. Noch mehr Wuchtwand fahren Void Cruiser zu Beginn von "Madonnas And Whores" (Track 4) in den Raum, verfließen dann aber in leicht verschwimmende Tonbilder, die einen verwaschen-dreckigen-, nach wie vor Spiritual Doom-lastigen Sound fahren, trotz der immer mal durchschimmernden Gesänge, die ihre Einflüsse im Rock haben. Das lässt insgesamt die Gehörgänge gut vibrieren und dürfte die Gehörwände ordentlich beben lassen. Ab Songmitte in etwa fällt allerdings relativ plötzlich ein recht ruhiger Part ein, der fast schon zum Gedankenflug einlädt, der sein Ende in ähnlichen Läufen wie zuvor findet. 

Ähnlich wie beim Opener geht es zurück zu einer Art fiktiv-umgebenden Berglandschaft und inwendiger Bilder, die vom musikalischen Teppich leben - "Seven Years Late" (Track 5; Anspieltip III). Erst jetzt kommt erstmals Nähe zu den Epic Metal Königen Alcest auf, dafür aber auf sympathisch eigenklingende Weise dieser Finnen. Ich bin offen überrascht über diese Neuentdeckung, schon beim Erstdurchlauf an dieser Stelle. Alte Tiamat Scheiben wie "The Astral Sleep" und Pink Floyd dürften für Void Cruiser sicher auch nicht fremd sein?! Zwar bleibt der verzerrt-knarzig-erdige Bass-/Gitarrensound ein Kernstück im Sound von Void Cruiser, lotet allerdings im weiteren Verlauf auch momentweise die Grenzen aus. "All Over Nowhere" (Track 6) ist zwar gewiss kein Absacker in Sachen Qualität, lässt die Ohren aber schon ein wenig klingeln, zumindest bei entsprechender Lautstärke. Gut dass "Maailman Kallein Kaupunki" (Track 7; Anspieltip IV) entspannender beginnt und sogar in popige Gefilde vordringt. Zu deutsch besingt man hier übrigens lt. Übersetzer "Die teuerste Stadt der Welt". Ob das dem Humor der Band zufällt oder tatsächlich tieferen Inhalt hat, kann ich leider nicht beurteilen, zumal mir keine Songtexte vorliegen. Zumindest hört sich das 10:01 Minuten lange Epos lockerer als die bisher gehörten Stücke an. Erst im letzten Songviertel schraubt sich emotionale Höhe ein und nimmt auch deutlich an Tempo zu. 

Am Ende dieses über 46 Minuten umspannenden Albums sitzt man (zumindest nach dem ersten Durchlauf) etwas geplättet vom massiven Sound (der 95% des Albums ausmacht) da und ist schon irgendwie positiv überrascht, weil man (subjektiverweise) bislang nur wenige Bands gehört hat, die einen solch' eingefahrenen Sound zockt, den man nur schwer in eine bestimmtes Genre verweisen kann.

8,0/10 Schafe Schüsse

(Argonauta Records/Cargo Records 2.017)

https://voidcruiser.bandcamp.com/

https://www.facebook.com/voidcruiser/

Danny B

Schaf Schüsse: 

8
Eigene Bewertung: 8

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