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SODOM "Decision Day"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

08-2016

Label: 

Genre(s): 

Das mittlerweile längst nicht mehr jugendlich frische Sodomaniac-Herz in mir kommt nach satten 22(!) Jahren endlich wieder zu mehr Blüte, wenngleich dies' ein eher skuriles Stacheldrahtgewächs um die Keule des Sodom Sounds herum ist, das Sodom erstmals seit "Get What You Deserve" (*1.994) wieder in vollem Umfang näher an meine innere Dauerjukebox bringen, so wie es einst "In The Sign Of Evil" (*EP; 1.984), "Obsessed By Cruelty" (*1.986), "Persecution Mania" (*1.987) oder auch "Expurse Of Sodomy" (*1.987) es lockerleicht schafften. Bis einschließlich "Get What You Deserve" konnte ich jedem Folgealbum (inkl. Maxi Singles, EPs) etwas abgewinnen und das ohne das Gefühl zu haben, dass Sodom sich wiederholen oder gar stilistisch selbst kopieren würden. Live blieben Sodom jedoch eine Qualitätskonstante. Ob das dank der Kulthitklassiker so blieb, soll jede/-r für sich selbst entscheiden.

Musik ist nicht nur immer Geschmackssache, sondern auch schwer zu erschaffen, zumindest, wenn man sich wie Sodom weltweit gespitzten Ohren von Sodomaniacs und bangfreudigen Metalheads und diversen internen Line Up Wechseln gegenüber sieht. Die Grundessenz ist sicher -ich denke darauf können wir uns alle einigen-, dass die Musik Emotionen hervorrufen- oder bestenfalls (wie in diesem Falle) entstauben sollte. Sodom betreffend war es der vorab gesehene Lyrik-Videoclip zum Song "Caligula" und ein Interview über "Decision Day" mit Tom Angelripper im aktuellen Deaf Forever Mag, was mich schärfte mir das gesamte Album mal zu geben. 

Mit leicht ungewohnten Tönen geht es zu Beginn des Openers "In Retribution" (Track 1; Anaspieltip I) zu, was aber just Staub im frischen Drive dieses Albums ist, zumal die Thrash Metal Rezeptur von Sodom noch immer funktioniert und sich "In Retribution" stimmlich in der Nähe der Sodom'schen Wurzeln bzw. der ersten Dekade ansiedelt. Erstaunlicherweise schafft es sogar der Drumstil von "Makka" weiß in die Nähe von Chris Witchhunter (R.i.F.) zu kommen. Den Old School Sodom Fans/Metalheads unter Euch kann ich "Decision Day" bereits jetzt schon empfehlen, denn was so überzeugend frisch tönt, kann nur gut sein! "Rolling Thunder" (Track 2) folgt dem stilistischen Einschlag und lässt merken, dass Sodom zwar old school enough klingen, um mitzunehmen wie einst, aber auch die Erfahrungen in ihre Songarrangements einfließen lassen haben. Auch Bernemanns Gitarrenspiel, das mir persönlich noch nicht allzu vertraut war, passt sich bestens in den Sodom Sound anno 2.016 ein. 

Bemerkenswert ist u. a. auch der Unterschied der Sodom Transformation vom Gestern ins Heute. Waren früher Albumtiteltracks immer eine Art hervorstechendes Highlight, das sich wie im Selbstlauf in die Liste der Kulthits einfügte, kommt "Decision Day" (Track 3) eher über mehrere Durchläufe erst zum Zug dahin, was aber eher für die Reife und die neue Qualität von Sodom spricht. Das bereits erwähnte "Caligula" (Track 4; Anspieltip II), das sofort zu zünden weiß, gebe ich Euch mal als lohnenswerten YouTube Tip mit, zumal Ihr hier auch den Text (auch in grafischer Form) checken könnt. Tom Angelripper klingt (wieder?) kraftvoller und angepisster/bissiger, was die Sodom Magic (Dragon) zurückholt. Selbst thematisch zeigen Sodom sich deutlich gereift und hinterfragen im schlicht betitelten "Who Is God?" (Track 5; Ansopieltip III) das Fundament diverser Religionen. Die von Tom Angelripper gestellte Frage kann man dabei frei und vielfach interpretieren. Die Variationen in den Arrangements stehen Sodom ausserordentlich klasse zu Saiten und Fellen! "Reschpekte!" würde mein Gedankengegenüber jetzt sagen. 

Und wenn man schon mal gedanklich bei "Gott und der (aktuellen) Welt" ist, macht das leicht negierend/negativdunkelgefärbte, fast realistisch-resignierende "Strange Lost World" (Track 6; Anspieltip IV) als Feststellung doppelt so viel Sinn, um wachzurütteln. Im Tieftönerlauf mahnend kommen Sodom in Midtemposphären, die so einen Funken an doomigen Flair versprühen, dort aber nicht weiteren Boden suchen. Die Zeiten in denen man Tom Angelrippers Texte nicht klar verstehen konnte, sind damit definitiv vorbei (was allerdings auch schon länger so ist). Damit hat sich eine Art Flow entwickelt, der selbst den jüngeren Metalheads ein weiterzappen unmöglich machen dürfte. Derbere Wortkost  gibt es mit "Vaginal Born Evil" (Track 7) serviert. Die "In The Sign Of Evil" Vocal-Trademarks treffen auf spätere Sodom Thrash/Speed Metal Tempozünder. Ich bin gespannt, ob und wenn ja in wiefern Sodom mit diesem Stück polarisieren werden?

Wirklich klasse wie sich Sodom auf "Decision Day" präsentieren. Selbst "Belligerence" (Track 8) reiht sich, trotz ungewohnt ruhigem Zwischenpart, in die Reihe der Kaufargumente für dieses Album ein. Der Holzspananteil in Kesselnähe dürfte auch dank "Blood Lions" (Track 9; Anspieltip V) gestiegen sein, während hier ebenfalls zackig die Mütze vom Kopp geschoben wird, um die Necks auf Temperatur zu bringen. Stellenweise fühl(t)e ich mich so ein klein wenig an das "Better Off Dead" Album erinnert, was aber nicht ganzheitlich wort-wörtlich zu verstehen ist. -"Sacred Warpath" (Track 10)- Überraschungen inklusive, bevor "Refused To Die" (Track 11; Anspieltip VI) den Sack mit ordentlich Knüppelanteilen zumacht. 

Mit diesem Album haben sich Sodom zurück in mein Leben, meine Welt gespielt. Ich kann nur hoffen, dass Tom Angelripper und seine Jungs weiterhin so frisch zu Werke gehen, denn was hier lange währte (immerhin gingen 3 Jahre ins Land), ist verdammt stark geworden! Welcome back Knarrenheinz!

9,0/10 Schafe Schüsse

(Steamhammer/SPV 2.016)

http://www.sodomized.info/?l=de

https://www.facebook.com/sodomized

Danny B

Schaf Schüsse: 

9
Eigene Bewertung: 9

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