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~KULTRILLE~ FEAR FACTORY "Genexus"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

08-2015

Label: 

Genre(s): 

Es kommt mir vor als sei es erst vorgestern gewesen als ich "Headbanger's Ball" auf MTV verfolgte und die Liveversion von "Scapegoat " (*vom "Soul Of A New Machine" Debütalbum; 1.992) sah und hörte. Ich bekam die Kinnlade gar nicht mehr runter und wusste nur, dass ich das Album haben musste. Ich bekam es damals schliesslich auch von meinem Bandkollegen als Kopie auf Kassette, die bei mir über die Jahre rauf- und runterlief. 

"Soul Of A New Machine" jedenfalls müsste ich genau genommen ebenfalls der "Kult-Rille" Abteilung zuweisen, denn der Cyber Metal, den Fear Factory damals kreierten, stand auf weiter Flur (abgesehen von Uncle Al und Ministry) allein - und das weltweit!

Zwar konnten Fear Factory auch mit Alben wie "Demanufacture" (*1.995), "Digimortal" (*2.001) und "Archetype" (*2.004) z. B. ordentlich Punkte einfahren, aber das Auf und Ab der Band selbst schien sich lange Zeit nicht so recht stabilisieren zu wollen. Nicht nur dass Burton C. Bell irgendwann einmal meinte nur noch clean singen zu wollen, schien ihn zu ent-cyber-n, nein, auch die persönlichen Unstimmigkeiten zwischen ihm und Dino Cazares stellten Fear Factory viel zu oft unnötig in den Schatten der Abstellgleise. Verdammt schade, wenn man um deren Fähigkeiten weiß.

Vor kurzem flatterte mir dann "Genexus" ins Haus, das bereits im August 2.015 erschien, für mich in diesen Tagen aber brandneuer Ohrenschmaus ist. Jetzt, da ich das Album bereits regelrecht verinnerlicht habe, wird mir auch klar warum Burton C. Bell bei unserer Begegnung im August 2.013 andere Bands wie Anthrax oder Slayer im Backstagebereich jenes Open Airs ganz locker mit seiner Ausstrahlung in Richtung Belanglosigkeit verwies. Grosse Worte, ich weiß, aber dem war so. Vermutlich haben Bell und Cazares in jenen Tagen bereits an ersten Stücken für "Genexus" geschrieben und gewerkelt? Umso interessanter meine Sicht auf dieses hammerstarke Album. 

Gewohnt düster-futuristisch geht es pianogestützt mit "Autonomous Combat System" (Track 1) in dieses kalkt schimmernde Silberstück Zukunft. Die Basis der Reise startet in der diesseitigen Gegenwart. Das Break-Groove-Gemisch kehrt zu den Fear Factory Stärken zurück und kommt einer Mischung aus "Demanufacture" und "Archetype" nahe. Vom Sound her kann jedenfalls keine/-r meckern, wenn hier stilecht die Gewinde geschmiert werden, um die Robotheads stilecht headbangen zu lassen. Noch immer sind es die zweigleisigen Vocals zwischen Melodic und Thrash (teils fast Death Metal like), die Fear Factory einst Scharen von Cyberjüngern zuschanzten. Da ist auch "Anodized" (Track 2) keine Ausnahme. Selbst Cellotöne vermischen sich wie flüssiges Eisen mit Synthflächen und stützen ein (unfreiwilliges?) Wortspiel "Dielectric" (Track 3) und lassen Fear Factory in Höchstform aus den Membranen schießen. 

Beim Stück "Soul Hacker" (Track 4; Anspieltip I) war ich mir sicher diesen Song schon zu kennen, was aber an der "archetypischen" Fear Factory Rezeptur liegen mag. Wer nach diesem Stück Fear Factory den Platz im Metalolymp absprechen will, sollte bei eben jenen mal stilechten Ohrenersatz beantragen. ;-) Nicht nur der flüssige Drive, die von wandähnlichen Soundeinschlägen leben und einen regelrechten Meteoritenregen filmartig inszenieren, sondern auch die tragende Gitarrenarbeit im Zusammenspiel mit dem Cyberdrumming, ist hier Zentrum der Reise durch die Datenstränge. Die Zusammenstellung des Albums selbst wirkt in sich geschlossen und hält jeder TÜV Prüfung stand. Hier wurden die Nieten stilsicher weltraumfest angezurrt. -"Protomech" (Track 5)- Logisch, dass das Albumtitelstück "Genexus" (Track 6; Anspieltip II) nicht abstinkt, sondern eher noch Stil-Fills und Skills drauflegt und damit eine Art Zenit markiert. Burton C. Bell klang selten so verdammt stark, ob als kraftvolles Organ an der Bühnenfront oder auch als verletzlich-sehnsuchtsgefüllte Stimme, die in den Weiten der Dimensionen etwas in sich selbst verloren ertönt. Wer hier genau hinhört, wird die "Soul Of A New Machine"-transformierten Momente auch wahrnehmen. 

Spätestens an dieser Stelle muss man sich und die Fear Factory Gründer fragen, warum erst Jahre ins Land gehen mussten, um solch' ein Meisterwerk von der Kette zu lassen?! Die Anlagen waren doch von Anfang an "(vor-)programmiert". Aber vielleicht musste das alles so sein, um den Biss, den Schaum vor'm Mund so hörbar satt werden zu lassen?! -"Church Of Execution" (Track 7; Anspieltip III)- 

"Regenerate" (Track 8) war eines der ersten Einzeltracks, die ich von "Genexus" bereits letztes Jahr hörte. Schon da war mir klar, dass Fear Factory zurück sind. Diese Power, diese Energie, der man sich nicht entziehen kann, einfach einzig-, wenn auch gar nicht artig. ;-) Die Soundspielereien, die sich um die Hard Punches wickeln, was hat man das vermisst! Auch "Battle For Utopia" (Track 9) hat ganz zum Anfang einen Querverweis zu den Debütalbumwurzeln inne, geht dann aber mit Lichtgeschwindigkeit zurück ins Gegenwärtige und setzt ein triumphales Fear Factory Comeback fort. Fear Factory haben ihren Stil nicht nur perfektioniert und das Getriebe neu zusammengesetzt und geschmiert, sondern sich zur festen Grösse erhärtet wie Felsgestein in der Brandung dieser Zeiten.

Da kann-, nein, da darf(!) auch ein Sofortzünder wie "Expiration Date" (Track 10; Anspieltip IV) nicht fehlen. Burton C. Bell unterstreicht hiermit einmal mehr seine Fähigkeit(en) mittels seiner Stimme eine packend-mitnehmende Atmosphäre zu kreieren, so dass der Text beim Erstdurchlauf fast schon zur Nebensache wird, wobei das genau genommen vermessen ist, denn der Songtext gehört mit jeder Silbe zu diesem grossartigen Song! Mit "Expiration Date" dürften Fear Factory so einige Radiostations geknackt haben?! Zwar holen Fear Factory hiermit sämtliche Sehnsüchte über die Tränenkanäle an die sichtbare Oberfläche, kreieren aber gleichermaßen grosses Kino. BIG WOW(!) in Demut zwischen Freude an der Musik und tieferen Gedanken über die Endbarkeit aller Dinge. Ich für meinen Fall könnte diesen Song nahezu ständig in Endlosschleife hören, langweilig wird es nie. Am Ende entlassen Fear Factory den Hörer in die Weiten des Alls, ähnlich einer Allbestattung. Es endet irgendwann, irgendwo, fern der Sichtweite.

In der Bonusabteilung gibt es mit "Mandatory Sacrifice (Genexus Remix)" (Track 11) noch eine Extrakelle Cyberwerkschau mit einigen experimentellen Elementen serviert. Vom Titel her denkt man an Slayer, was just als Nebeneffekt temporär mitschwingt. Die zweite Killer-Catchy-Ballade gibt es ebenfalls in der Bonusabteilung frei Haus. Mit "Enhanced Reality (Bonus Track)" (Track 12; Anspieltip V) legen Fear Factory einen clubtauglichen Chilloutsong nach, der wie ein Remix wirkt und teils sogar Elemente aus den Dance-/Dubstep/Technoweiten einbindet, ohne dass diese in stumpfe Beatabfolgen verfallen - im Gegenteil es bleibt trip-ig bei einer fast schon spirituellen Flugreise, die beim Hören ihren Lauf nimmt. 

Was für ein verdammt starkes Meisterwerk aus der Schmiede der Cyberkönige aus Los Angeles (USA)?! Ich bezweifle fast ein wenig, dass Fear Factory noch einmal ein so hommegenes Meisterwerk mit so viel liebevollen Cyberfills hinzaubern... zumindest bleibt dieses Album für alle Ewigkeiten von unzerstörbarem Bestand.

 

Kultrille-Schafe Schüsse Hammermarke!

10/10 Schafe Schüsse

 

(Nuclear Blast/Warner Music 2.015)

http://fearfactory.com/

https://www.facebook.com/fearfactory

Danny B

Schaf Schüsse: 

10
Eigene Bewertung: 10

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