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LARRIKINS "Am Ende war der Mensch"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

03-2016

Label: 

Genre(s): 

Diese vier Mann Besatzung unter dem eher seltenen Namen/Begriff aus dem Gold-Berg'schen Herzen MV's (=Mecklenburg-Vorpommern) dürfen einmal mehr die Newcomerrunde hier bereichern. Wie es der Zufall so wollte, kreuzten sich meine Wege einige Male mit denen von Larrikins Sänger Felix, der mir höchstselbst deren quasi offizielle Debütscheibe "Am Ende war der Mensch" reichte. Dabei nicht das sonst übliche "Könntest du 'ne Review drüber schreiben?", sondern eher "Würde mich freuen, wenn du mal was drüber schreibst." Töne und Unterschiede eben, die Unterschiede ausmachen. Mit der nötigen Ruhe hörte ich mir dann schliesslich die Scheibe an. 

Doch zunächst rechechierte ich den Bandnamen als Begriff, dabei spuckte Wikipedia folgendes aus: "a mischievous young person, an uncultivated, rowdy but good hearted person". Das schien mir zu meinem Bild von Felix zu passen. Ein Larrikin nach Definition quasi. Was mich aber noch mehr faszinierte, war der Albumtitel, der Raum für philosophische Ansätze bietet. Die Frage dabei ist aus welchem Blickwinkel man ihn betrachtet?! Doch diese Antwort soll(te) das Album selbst geben. Ich für meinen Teil war jedenfalls gespannt. 

Das Coverartwork ist gelungen, wenn es auch erst einmal recht schlicht erscheinen mag. Das Gesicht kommt mir zudem auch seltsam bekannt vor, aber bevor ich zuviel in Grübeleien verfalle, steht der Opener "Nummer Drei" (Track 1) bereits in den Startlöchern und bringt ein Gemisch aus Dritte Wahl, Kärbholz und den Bonkers zu Ohren, dem sich moderner Rock mit Hang zu popigen Melodien untermischt. Dennoch würde ich Larrikins an dieser Albumstelle noch in undefinierten Stilrichtungen verorten. Alles offen. "Die Schuld daran" (Track 2) tönt dabei ebenso frisch wie der Opener. Ich grüble nun doch immer wieder, denn vom Sound erinnern mich Larrikins an irgendeine Band - Kärbholz? "Wären alle Menschen glücklich" (Track 3; Anspieltip I) reißt mich aus den Gedanken und lässt einen Drive hören, der direkt ins Blut übergeht. Dank clever akzentuierter Gitarrenläufe glänzt dieser Song wie ein Goldzahn und sticht direkten Sounds hervor. Thematisch wird ein Alltagsbild gemald, das nach der Realität fragt, sich am Ende aber resignierend als Traum zu erkennen gibt. 

Gedanklich passt der Titel "Alles auf Anfang" (Track 4; Anspieltip II) in Direktfolge bestens ins Konzept. Schon beim ersten Durchlauf gehen meinen Ohren auf Feineinstellungsfrequenz in Sachen Empfang, zumal man in diesem Genre nicht allzu oft ein Piano hört. Die Melodie klingt stark nach Adele's "Turning Tables" und scheint mir bei diesem Stück Pate gestanden zu haben. Aber selbst wenn dem so ist, schaffen die Larrikins es auf verdammt starke Weise den ruhig-nachdenklichen Song rocken zu lassen und parallel zu Adele's Einfluss laufen zu lassen. Dabei schaffen sie den Spagat zwischen Rock und Pop, was Bands wie Nirvana z. B. einst gross machte. Die Kombination mit Textzeilen wie: "...solange Lebewesen atmen, ist Gerechtigkeit mehr als nur ein Wort." ist es schliesslich, die hier die Funken überspringen lässt. Diesen Song würde ein Majorlabel definitiv als Single- oder Videoumsetzung in Betracht ziehen, so viel steht felsenfest. 

Dass die Larrikins den Punk im Herzen haben, malen sie mit der klaren Positionierung "Scheiße (war schon immer braun)" (Track 5; Anspieltip III) ein genauso unappetitliches Bild wie es sich in diesen Zeiten in der Realität darstellt. Punk-t, Stinkefinger und Absage an deren Ideologie. 

Nicht nur, dass die Riffs, Breaks - sprich das Arrangements der Songs insgesamt mit Leidenschaft ausgefeilt wurde, nein, auch der Sound wurde knackig fett in den Hafen gebracht, so dass auch "Kopie" (Track 6) keine solche zulässt. Beim Anblick der noch ausstehenden Songs, glaubt man anfangs noch, dass es schwierig werden dürfte den Spannungsbogen zu halten?! Aber genau in dem Moment kommt "Wer weiß noch" (Track 7) um's Eck und lässt sogar Skaelemente offen fliessen, was wiederum mit viel Feingefühl sehr popig gestaltet wurde, so dass man mit diesem Song auf jeden Fall ein breites Publikum an Land ziehen wird. Irgendwo zwischen Kärbholz und Seed. Und dann plötzlich in der Nähe von den Toten Hosen - "Zeit" (Track 8; Anspieltip IV). Auf unglaublich leichtfüßige Weise schaffen es Larrikins aber immer wieder die Stücke so eigen zu gestalten, dass die kleinen Anhaltspunkte/Vergleiche in Sachen ähnlichem Sound am Ende weiter weg wirken, aber dennoch nicht gänzlich falsch sind. Dank des geheimnisvollen Keyboardteppichs z. B. hat man sogar New Wave/Gothic/Alternative Pop Elemente im Haus.

Da wirkt ein Rocker wie "Sternenlos" (Track 9) im Direktanschluss, der in der Soundtradition von Absturz steht, etwas fehl am Platz. Der erste Song, der auf diesem Album nicht sofort zündet, was an der Grösse der vorangegangen Songs liegen mag. Das Karussell dreht sich nun (gefühlt) etwas schneller weiter, so dass es schwieriger wird dem Geschehen mit voller Aufmerksamkeit zu folgen. "Glashaus" (Track 10) lässt nicht nur vom Titel her an Musik aus Frankfurt am Main denken. Und kaum hat man wieder etwas Spur gefasst, kommt mit "Wut" (Track 11; Anspieltip V) ein Metal Groover um's Eck, der sich im Selbstlauf thematisch erklärt. Thematisch gesehen habe ich schon einige Lieder in dieser Richtung gehört, allerdings selten so fett umgesetzt. 

Und wenn es schon rifft und rafft, darf es auch so weitergehen. Mit "Rampenlicht" (Track 12) räumen Larrikins die Egos der Musikindustrie beiseite wie die Pins beim Bowling und besinnen sich auf das, was sie am Besten können: ihre Mucke. "Eigentlich" hätte spätestens ab jetzt der Rest für eine EP klargehen können. Nicht, weil es besser oder schlechter kommt, sondern nur, weil es von der Gesamtspiellänge etwas langatmig wird. Zumal man auf einer EP mit Songs wie "So wie früher" (Track 13) und dem stattfindenden Duett einen schönen Überraschungseffekt gehabt hätte - auch musikalisch. Stellenweise fühlt man sich in Zeiten zurückversetzt als solche Art Duette bei der Gothic Band Lacrimosa an der gefühlten Tagesordnung waren. 

Mit "Aufs Leben" (Track 14) geht es noch einmal zur starken Frische des Albums zurück und lässt zwischen Nostalgie und Freude das Leben mitfeiern. 

Ein überwiegend verdammt starkes Album, das jetzt schon Spannung aufkommen lässt wie sich Larrikins weiterentwickeln. Dieses Album kann man gerade wegen der bunten Stilvielfalt immer wieder hören. 

8,5/10 Schafe Schüsse

(RügenCore/Cargo Records Records 2.016)

http://www.larrikins.de/

https://www.facebook.com/larrikinsband/

Danny B

Schaf Schüsse: 

8
Eigene Bewertung: 8

Review No.: 

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