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TODTGELICHTER "Rooms"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

02-2016

Label: 

Genre(s): 

Es ist schon etwas her, dass ich mal eine (ehemalige) Black Metalband in CD Form auf dem Schreibtisch hatte, umso grösser die Freude, wenn man dann (rein musikalisch gesehen) mal wieder etwas Abwechslung zu Ohren bekommt. "Abwechslung" ist auch das passende Stichwort bzgl. der 2.002 formierten Todtgelichter aus Hamburg, die bislang ein Demo und vier Alben auf die Habenseite verbrachten. 

Sprach ich eingangs von Black Metal als groben Oberbegriff der Stilrichtung, darf das gern als schwammiger Vorabbegriff gewertet werden, zumal Todtgelichter mehr als nur kaltes Knittergeröchel und stumpfes Fellabdreschen mitbringen, so viel sei vorab angemerkt, zumal sich innerhalb der Band selbst auch einiges an Entwicklungen vollzogen hat.

Da ich Todtgelichter bislang just dem Namen nach kannte, war ich umso mehr gespannt, was die Hamburger/-in in die "Rooms" und hinter das schicken Coverartwork von Truls Espedal geschafft haben. Mit "Ghost" (Track 1) eröffnet man den Blick in die "Räume". Man könnte zunächst einfach denken und annehmen, dass dieser Opener auch eine Ode an die gleichnamige Band ist, doch ich denke, dass Todtgelichter sich einiges mehr bei diesem Song gedacht haben. Waren Todtgelichter bislang eher für Black Metal zugeneigte Wechselgesänge bekannt, kann man zwar sagen, dass die Black Metal Vocals zwar noch immer stattfinden, aber der melodiöse Hauptgesang von Frontdame Marta sich bestens inmitten dieses Progressive-Blues-Metalgemischs macht. In den 7:58 Minuten Spiellänge des Openers wird es zu keinem Zeitpunkt monoton oder gar langweilig. Es kommt nicht allzu häufig vor, dass man direkt beim Albumeinstieg eine echte Visitenkarte in Sachen musikalischen Könnens zu Gehör gereicht bekommt. Der Aha/Wow Effekt geht auf direktem Wege auf das Punktekonto von Todtgelichter. 

Das ebenfalls eingangs erwähnte Stichwort "Abwechslung" scheint bei Todtgelichter Programm zu sein, denn auch sprachlich zeigt man sich mit dem folgenden "Schrein" (Track 2; Anspieltip I) nicht nur flexibel, sondern innovativ. Besonders die Doppel-Gesangparts zwischen Screaming und melodiös passen sich absolut klasse in die Arrangements ein, während sich eine Mischung aus toedtgelichter Kälte und warmen Soundgewand aufbaut und so eine nicht zu kalte Atmosphäre formt, der neue Funken entströmen. An manchen Stellen könnten die Gesänge fast noch einen minimalen Hauch weiter im Vordergrund stehen, aber eben wie gesagt nur minimalst. Hörgenuss entsteht auch so, zumindest für diejenigen, die Musik mit Tiefe/Atmosphäre mögen. 

Mit "Lost" (Track 3; Anspieltip II) stellt sich zu Beginn Bandneuzugang Frieder direkt vor und formt eine Kirchenatmosphäre, die an alte '20er Jahre Gruselstreifen wie "Nosferatu" erinnert und die es schafft nach zweieinhalb Minuten in Richtung Dead Can Dance/Spiritualklängen zu schielen. Live dürfte dieser Song eine Intensität erzeugen (sofern gut umgesetzt), die ordentlich Gänsehaut beschert. Da mutet das etwas kühl beginnende "Shinigami" (Track 4) schon etwas mehr "lost" an, vor allem wenn man dem Text lauscht. Unvorhersehbar bricht Kälte/Schmerz/Wut ins Geschehen ein, wie ein Stein durch zu dünnes Eis. Erstaunlicherweise schaffen es Todtgelichter auf coole Könnerart alle Stilistiken so miteinander zu verbinden, dass der Faden keinen Abriss erlebt. Vom getragenem Melodieteppich über Moshparts bis hin zu filigranen Spielereien. Umso erstaunlicher, dass die Screamparts von Marta sich vor keiner Black Metalband verstecken müssen, ganz im Gegenteil!

Während die Die Hard BM Fraktion hinter Titeln wie "Necromant" (Track 5; Anspieltip III) einen amtlichen Fellabklopfer vermuten wird, dürfte die Überraschung vollends gelingen, wenn diese das leicht spaceige Stück hört. Rein stimmlich klingt es nah an Garbage, musikalisch hingegen geht es fast schon ins Gothic/Spiritual Genre, was dem Song selbst aber keineswegs schlecht(er) steht, sondern viel mehr ordentlich Fläche für eine inwendige Reise hergibt. Diesem Grundfeeling zu Fuße gibt es den Sofortzünder "Zuflucht" (Track 6; Anspieltip IV), der das Zeug zur Singleauskopplung hat. Hier werden Progressive/Spirutal mit einigen Black Metal Einflüssen serviert, die vom Schlagzeug befeuert/angefeuert klasse Headbangparts ausbreiten, um dann wieder hypnotisierende Momente zu kreieren. Big Wow und Gänsehautschauer par excellence!

Progressive scheint grössere Anteile im Sound von Todtgelichter innzuhaben, zumal auch "4JK" (Track 7; Anspieltip V) auf weiten Strecken davon lebt und profitiert, wodurch sich einmal mehr das Können aller Bandmitglieder zeigt. Ist man einmal in diesem Album drin, macht es auch etwas mit einem, dem man sich nicht entziehen kann. Todtgelichter haben ihr Albumset schon echt clever zusammengestellt, denn plötzlich entkommt man deren Sound nicht mehr, was die Messlatte nicht nur für andere Bands zukünftig verdammt hoch ansetzt. 

Hatte ich eingangs '70s Spiritual Rock erwartet, lassen Todtgelichter diese Stilistik erst bei "Origin" (Track 8) mehr zu, was ebenfalls interessant klingt, wenngleich es mich so ein klein wenig an The Gathering erinnert. Mit "Pacific" (Track 9) beschliessen Todtgelichter ein wegweisendes Album, das hoch oben bei den facettenreichsten Alben des noch jungen Jahres 2.016 mitrangiert. Ich für meinen Teil bin begeistert. Für Freunde von Epic Rock/Metalklängen geht dieses Album als Must Have auf den Einkaufszettel!

 

9,5/10 Schafe Schüsse

(Supreme Chaos Records/Cargo Records 2.016)

http://todtgelichter.de/

https://www.facebook.com/Todtgelichter/?fref=ts

Danny B

Schaf Schüsse: 

9
Eigene Bewertung: 9

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