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JOHNNY MOPED "It's A Real Cool Baby"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

03-2016

Label: 

Genre(s): 

"Proto-Punk Band" starrt es mich zwischen den Zeilen etwas aus anderen Zeiten kommend an und lädt zur Geschichtsstunde in Sachen Punk von der britischen Insel hertönend ein. Nicht nur, dass Raymond "Captain Sensible" Burns (git.; später bei The Damned) und Chrissie Hynde (später bei The Pretenders) dieser Moped Gang in der Vergangenheit einen guten Schub Ölung mitgegeben haben, nein, da geht noch viiiiiiiiel mehr! Immerhin dürfen Johnny Moped bereits auf satte 42(!!!) Jahre seit ihrer Bandgründung Sachen Mucke zurückblicken. Wem das nicht die Ehrfurcht/Demut ins Gemüt treibt, dem/der muss Eis durch die Adern fliessen.

Sicher, die Discographie gibt mit nur zwei Vollzeitalben, sechs Singles/EPs und ein paar erlesenen Compilations nicht gerade viel her, aber das tut dem Respekt für deren Lebenswerk dennoch keinen Abbruch. Es wurde eher höchste Zeit, dass die Herren mal den Staub von ihren Nieten bügelten und ein neues Album einspielten, so dass Ende März 2.016 nicht nur die Wälder bnunter werden dürften. Ich war mächtig gespannt, ob Johnny Moped meine erste Liebe ever (zum English Punk) wiederbeleben würden?

Direktstart mit dem Albumtitelsong "Real Cool Baby" (Track 1) und Vollzündung im Sinne jugendlicher Erstliebeleien inmittten von schönem dirty Rotzepunk, wenngleich der Sound zeitgemäßem Maß frönt und somit etwas an Dirtiness der Originaltage einbüßt, das aber just minimalst! Doch zu früh sollte man eben nicht(!) urteilen, zumal mit "Ain't No Rock 'N Roll Rookie" (Track 2; Anspieltip I) nicht nur die erste Überraschung zu F(l)usse folgt, sondern auch echter Rotzrock im Sinne des Original-Rock And Roll-Spirit und an die gute alte Vorstufe zum Punk erinnert, nämlich echtem '50s Rock (mit etwas Rockabilly Vorschub) - also nichts für irgendwelche Tennisclubeliten o. ä. Seilschaften! Und das in gerade mal 1:36 Minute! Originell-originaler geht's echt nicht. Wow!

Wir sind gerade erst bei Song No. 2! Und trotzdem zocken Johnny Moped mit "Everything Is You" (Track 3; Anspieltip II) eine weitere Wunderblüte aus der Tüte. Zwar erinnert "Everything Is You" ein wenig an Sham 69 Mitte der '90er, aber etwas Melodie hat wohl noch keinem geschadet. Das haben sich Johnny Moped wohl auch gedacht und bleiben mit "I Believed Her Lies" (Track 4) in ähnlichen Stilfeldern. 

Der teils schön trockene Retrosound, der die nackten Ursprünge zu Ohren bringt -"Burt Bullet Head" (Track 5)- weiß für sich zu sprechen und macht einen deutlichen Soundunterschied zu diversen Bands (auch den heute aktiven) Bands hierzulande. Warum ich immer wieder an Chuck Berry denke, findet Ihr besser selbst raus. ;-) - "Give It Up" (Track 6), "Simon Can't" (Track 7) - wobei letzterer einer dieser Ohrwürmer ist, die man zuerst nicht so recht auf dem Schirm hat, also vorsicht! ;-) 

Es gibt aber auch völlig andersartige Nummern wie "Post Apocalyptic Love Song (The End)" (Track 8), die so völlig aus der Reihe schwanken und auch nach nur 59 Sekunden eher für erstaunte Mienen bei den Hörern sorgen dürften als für einen Aha-Effekt?! Während es zu Beginn von "Musical Bore" (Track 9; Anspieltip III) ähnlich skurril zugeht, rocken Johnny Moped den restlichen Song amtlich zum Singalong hoch, was rein musikalisch gut in die '80er gepasst hätte. 

Jedenfalls kann jede stilechte Punkkneipe auf keinen Fall auf diese Scheibe verzichten, so viel steht bereits fest, denn hier ist der Sound für die Pfeffi-/Mexikanerrunden für den Rundabriss - "I Want To Die" (Track 10), was dann auch richtig schräggezogen wird. 

Bislang gibt es zwar keinen so richtigen roten Faden, der sich durch "It's A Real Cool Baby" zieht, aber genau deshalb wird es eben auch nicht langweilig, ganz im Gegenteil.

Bei "Super Woofa" (Track 11) sitze selbst ich immer wieder erstaunt da und weiß dem Ganzen nicht so recht eine Stilklinke in die Hand zu geben, das muss aber auch nicht erzwungen werden, solange es rockt, was es spätestens bei "He's Got It" (Track 12) auch wieder tut. 

Etwas erstaunt war ich allerdings, dass zu Beginn von "Honey Bun" (Track 13) ein musikalischer Querverweis per "God Save The Queen" Gedächtnislicks gezockt wird, was zwar von der Idee her nice ist, aber mir persönlich etwas zu platt-plakativ wirkt. Dann lieber catchy "Aubergine" (Track 14; Anspieltip IV). So ungefähr stelle ich mir einen Cocktail aus The Beatles, ABBA und Punk Rock Schnauze vor. Und wenn schon Punk Rock, dann darf auch das Brett stilecht genagelt werden - "Running Scared" (Track 15; Anspieltip V), bevor mit "Something In My Head" (Track 16) auch sentimental stimmende Töne diesem Album den Schlusspunk-t setzen. 

Zunächst ein etwas kunterbunt durchgewürfelter Stilmix, der aber mit jedem weiterem Durchlauf mehr zu gefallen weiß, zumal hier für die Kiezgestalten jeglicher Couleur (egal ob Punk, Rocker, Oi oder Rocka-/Psychobilly), die gern mal gemeinsam rumhängen, etwas dabei ist. Ein Album, das ziemlich gut reinläuft.

 

V.Ö.: 25.03. 2.016

 

8,0/ 10 Schafe Schüsse

(Damaged Goods  2.016)

https://www.discogs.com/de/artist/295132-Johnny-Moped 

Danny B

Schaf Schüsse: 

8
Eigene Bewertung: 8

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