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ROLANDO BRUNO "Bailazo"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

10-2015

Label: 

Genre(s): 

Schon als ich das Coverartwork dieser Scheibe sah, wurde mir klar, dass hier eine wirklich ungewöhnliche Scheibe auf meinem Tisch gelandet ist. Rolando Bruno und sein "MIDI" Orchestra (Cumbia Chicha) ist das Soloprojekt des Peruaners, der früher bei Los Peyotes die Gitarre spielte. Rolando Bruno startete im Jahr 2.005 auf direktem Wege aus seinem Wohnzimmer(!) heraus per Computer die Soloreise, die von den Einflüssen her von den späten '60ern, '70ern und dem peruanischen Cumbia der '80er Jahre geprägt sind (lt. Selbstauskunft). Im Vorfeld dieser Scheibe hier, kam ich beim Durchzählen auf 5 Releases bislang, es scheint also gut zu laufen?! Rolando Bruno selbst bezeichnet seine Musik als 100%igen Cumbia Stil und verweist mit Humor auf die BASF Diskette als Heimatstadt auf seiner Site und damit komme ich auch schon direkt zu diesem Album.

Mit "El Bruijito Ramon" (Track 1) startet diese musikalische Reise in den exotische Weiten Argentiniens, der Wahlheimat des Peruaners. Zu beschreiben, was man da hört, stellt eine echte Herausforderung dar, wenn man sonst zu grossen Teilen bei härteren Gitarrenstilen oder epischer Musik (rein musikalisch) zu Hause ist, aber dennoch keine Entdeckungsreise(n) scheut. Ganz am Anfang dachte ich sofort an die Musik aus so manchem Bud Spencer Film der '70er/ '80er Jahre, die in ähnlichem Stil tönten. "Eclipse Boliviano" (Track 2) z. B. klingt wie ein Gemisch aus '70er Rockgitarre und Südseeklängen, mit Hawaii Einflüssen - und irgendwo dort sieht man sich beim Hören auch. Irgendwie abgefahren, aber doch eigen genug, um zu funktionieren. Mit "Fiesta Trashera" (Track 3; Anspieltip I) fällt der Gesang von Rolando Bruno erstmals mehr ins Gewicht und besticht auf der Basis vom exotisch angehauchten Reggae Rhythmen, die gute Laune verströmen und selbst auf jedem Sommer Open Air zu später Stunde funktionieren könnten. Die kleinen freaky Psychopunkmomente dürften da gern grösser ausfallen! Fakt ist aber, dass die Songs über mehrere Durchläufe fies von hintenrum in den Gehörgängen hocken bleiben - "Thai Cumbia" (Track 4) -, zumal auch mal leicht indische- oder türkisch(?) beeinflusste Klängen dezent eingewoben wurden, um dann plötzlich Hammondorgelklänge auf unerwartete Weise in dem Cumbia zu verstricken. Keine erahnbaren Arrangements, aber freaky abgefahren! Das Ganze hat in manchem Momenten etwas von einem LSD Achterbahn Trip.

Man merkt dem Album aber immer wieder die '70er/ '80er Jahre Zuwendung an, sei es mit kleinen Soundfunken oder auch der Musik im Gesamten wegen - "Supermercado Chino" (Track 5). Freunde/ Freundinnen des Bauchtanzes werden hier ihre helle Freude haben -"Deportacion" (Track 6)-, vor allem wenn z. B. mittels Gitarrenklängen immer mal wieder unerwartete Elemente zu Gehör kommen. Schade nur, dass ich des Spanischen nicht mächtig bin und somit gar keine Ahnung habe über was Rolando Bruno mit seiner geschmeidig warmen, bollywoodartigen Stimme da singt?! Die Texte sind aber im Booklet nachlesbar. Den Googleübersetzer wollte ich bewusst nicht bemühen, da in diesem Fall sonst nur völlig über-ge-drehte Texte herausgekommen wären.

Nachdem "Tortuguita Marina" (Track 7) vorbeigeflossen ist wie ein Papierschiffchen auf dem Fluss, kommt mit "Mi Cholita" (Track 8) zwar ein neuer Song, der sich auch inhaltlich und arrangementmäßig unterscheidet, aber bis zur Songmitte etwas Monotonie aufkommen lässt. Fakt ist, dass der Cumbia Stil sehr speziell ist und mit Sicherheit nicht Jedem/ Jeder gefallen wird. Sehr wahrscheinlich ist es auch noch einmal eine völlig andere Erfahrung Rolando Bruno Live zu erleben, der übrigens aktuell gerade auf Europtournee ist. 

"Falafel King" (Track 9; Anspieltip II) schafft es dann zumindest aus dem bislang gegebenem Albumkontext hervorzustechen und würfelt munter verschiedene Stile durcheinander, so dass ein Trip-Cocktail aus Cumbia, türkischen Klängen und exotischem Pop entsteht. Vor allem Freunde von Dudelsackklängen könnten an diesem Song Gefallen finden, zumal die Spielweise der Flöten hier bekannt vorkommt. "Viento" (Track 10) geht dann auch zurück zum Cumbia Stil und lässt dank Rassel und Wah-Wah-Gitarre und kleinen Effektspielereien erneut an Bud Spencer Filme denken. Der Albumschliesser "Soy De Sagitario" (Track 11) rundet diese Album im kennengelernten Stil ab. 

Rein musikalisch ist die von Musik von Rolando Bruno satt an verschiedenen Stilelementen und Instrumenten, über denen aber immer der Cumbia Stil thront und gerade in Europa sicher eher als exotisch empfunden werden dürfte? Man hat irgendwie Urlaub im Kopf und blickt aus dem Fenster in ein eher karges Bild des sich ankündigenden Winters, was allein schon eine leichte Grunddistanz zu diesem Album schafft. Vielleicht sollte man "Bailazo" zu späterer Stunde auf einer Party oder im Sommer noch einmal auflegen und dann sehen was es mit einem macht?! Objektiv gesehen: Musikalisch, handwerklich alles andere als schlecht. Subjektiv gesehen: Schwierig, aber doch interessant. Da bin ich ehrlich.

 

6,0/ 10 Schafe Schüsse

(Voodoo Rhythm Records 2.015)

https://www.facebook.com/rolandobrunoysuorquestamidi

http://rolandobrunoysuorquestamidi.bandcamp.com/

Danny B

Schaf Schüsse: 

6
Eigene Bewertung: 6

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