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COLD READING "Fractures And Fragements"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

10-2015

Label: 

Genre(s): 

Das sehr ansprechende Coverartwork der Cold Reading Debütscheibe "Fractures And Fragments" lässt mich beim Erstcheck grosszügig über die Stilbeschreibung "Emo" hinwegsehen, die die Band selbst auch mutig ihr zu Hause nennt. Ist der Begriff "Emo" nicht längst so gestern wie der Begriff "Indie", der ebenfalls als stilistisches Zuhause der erst 2.014 gegründeten Schweizer (aus Luzern) auftaucht?!

Aber wie ich bereits eingangs erwähnte, ließ mich allein das Coverartwork des hier vorliegenden Debütalbums darüber hinwegsehen, zumal Schubladenbegriffe zunächst erst einmal so gar nichts aussagen, solange man sich nicht selbst ein Bild gemacht hat.

Mit "Confessions" (Track 1; Anspieltip I) geht es zu Beginn auf Akustikpfaden auf die Reise, was aber in eingängigen Alternative Pop mündet und relativ plötzlich als echt gut arrangierter Song im Raum steht und an die Möwe vom Cover und das Meer denken lässt. Die Gedanken bekommen Flügel und treten einen Film aus eigenen Erinnerungen los. Der Ausweg, der im Song beschrieben wird, findet genau hier über die Musik statt. Ein wirklich angenehm starker Einstieg und für mein Empfinden ziemlich un-emo, allenfalls "emotional" - wenn das mit "Emo" gemeint sein sollte, geht der Begriff natürlich in Ordnung. ;-) "Safe & Sound" (Track 2) passt sich damit sehr gut mit schönen Groovepassagen ein, die inmitten von leichter Popkost eingearbeitet wurden. Von der Stimmfarbe her fühle ich mich stellenweise an Zoltan „Zoli“ Téglás (Ignite) erinnert. Ob es Frevelei wäre den Satz "Wie eine Popausgabe von Ignite anno 2.015." zu bringen?

Auch "Moons Of Jupiter" (Track 3) bleibt anfangs eher auf dezenteren Pfaden, lebt aber auch von bisher eingestrickten Singalong Bandchorparts, was vor allem in den ruhigen Momenten nicht davon abhält eine Art Nachdenklichkeit zu beschwören. Die beschriebene Nachdenklichkeit mündet bei "Oh Brother (Track 4) in einer Art Zwiespalt - musikalisch grossartig, aber zu Beginn eben leider etwas zu schwer im Atem. Die Rettung ist der musikalisch umgesetzte Ausbruch ab Songmitte. Ab da kocht die Emotion nach der Stille des Vermissens hoch. Kein Song, der sofort-, sondern erst über mehrere Durchläufe zündet. Die Anfänge der Songs ähneln sich meiner Meinung nach vom Konstrukt her öfter, wie auch beim folgenden "Remember" (Track 5; Anspieltip II). Dass ein auf weiten Strecken ruhiger Song nicht weiter schlimm ist, dürfte klar sein, zumal "Remember" ein wirklich tief unter die Haut- und ebenso tief reingehender Song für die Ohren ist, der vor allem im letzten Viertel dank der Instrumentierung an Fläche und Weite gewinnt. 

Als sei die Kritik bzgl. der Songanfänge erhört worden, kommt mit "Losing Ground" (Track 6; Anspieltip III) nicht nur ein neuer Songbeginn zu Ohren, sondern auch ein Song, den man locker im Radio und/ oder den Clubs spielen kann. Angehörs dieses Songs bin ich mir sehr sicher, dass Cold Reading noch von sich reden machen werden, bzw. genau genommen deren Song, die sich im Radioairplay bestens machen dürften. Zeitgemäßer Pop mit Rockanteilen, der musikalisch 'ne Menge auf der Pfanne hat. "Flowers" (Track 7) ist dann zwar gewiss alles andere als ein schlechter Song, reißt mich aber im Kontext des bisher Gehörten nicht vom Hocker, da sich eine Art Monotonie einschleicht. Man hat das Gefühl manche Parts schon einmal gehört zu haben. Dann doch lieber "Everything We're Longing For" (Track 8; Anspieltip IV). Zwar bleiben Cold Reading auch hier ihrem Stil treu, setzen diesen aber wieder frischer, vor allem unvorhersebarer und abwechslungsreicher in szene. 

Zum Albumschluss gibt es mit "Fractures & Fragments" (Track 9) das Albumtitelstück, das (wie so oft) Eurem Entdeckergeist gehört. 

Kein Album, das man durchwinkt, das aber mehrere Durchläufe braucht, um es öfter in den Player zu schaffen. Ist das aber erst einmal gelungen, legt man dieses Debüt ab und zu gern ein, vor allem dann, wenn man den Gedanken mal in aller Ruhe freien Lauf lassen möchte.

V.Ö.: 23.10. 2.015

 

6,75/ 10 Schafe Schüsse

(Flix Records/ Cargo Records 2.015)

http://coldreading.net/

https://www.facebook.com/coldreadingband

Danny B

Schaf Schüsse: 

6
Eigene Bewertung: 6

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