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WITH THE DEAD "With The Dead"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

10-2015

Label: 

Genre(s): 

Es darf düster okkultiert werden, Lee Dorrian (Cathedral; voc.) begibt sich quasi auf den Walk of Dead und bringt in etwas mehr als einem halben Monat (siehe auch V.Ö. Datum unten) seine neue Band via Debütscheibe in Richtung Morgengrauen. Mit seinen ange-sick-ten, tödlich bestechenden Kollegen Tim Bagshaw (Serpentine Path; git. & bass) und Mark Greening (dr) geht Lee Dorrian neue Wege mit etwas mehr Heavy Anteilen.

Über die Sinnigkeit neuer Projekte neben/ nach bereits etablierten Bands kann man sich naturgemäß streiten, bringt aber so viel wie einen Eisblock im Hochsommer zu bearbeiten, deshalb lasse ich solche Gedanken direkt da wo sie hingehören. Lee Dorrian's Projekte sind zwar überschaubar (gewesen), aber immer interessant genug, um sie mal anzutesten, was natürlich das erste Pro-Argument für With The Dead ist. Um nur mal einige Projektnamen (inkl. Gastbeiträgen) seines Weges ins Rund zu werfen: Teeth Of Lions Rule The Divine, S.O.B., Paradise Lost, Probot u. a.. Im Doom Bereich gehört Lee Dorrian auf jeden Fall neben Namen wie St. Vitus, Solitude Aeternus mit zur Federführung des Genres. Allein schon Dorrian's Aussage: "“There's nothing to prove, but plenty to express..." ist ein gutes, weiteres Argument für With The Dead.

Lange Reden, viel Sinn, Play (it loud). Mit "Crown Of Burning Stars" (Track 1; Anspieltip I) geht es nach düsterem Introducing mit unerahnbarem Doom Bombastsound los und bringt eine neue Heaviness an den Start, die selbst die letzten Veröffentlichungen von Cathedral leicht erblassen lässt. Dorrian's mit Effekt überzogenen Vocals erinnern leicht an die Experimentfreuden von Bands wie Ministry, Fear Factory und vielleiht sogar funkenleicht an Paradise Lost? Rein musikalisch kann man den Ersteindruck als Melodic Heavy Doom bezeichnen, zumal es sogar Gitarrensoli bei diesem 6:20 Minuten langen Openerepos zu hören gibt und Langeweile nicht aufkommt, sondern der Groove sich frei entfaltend fett in die Gehörgänge schmiert. Da erscheint einem der ungewöhnliche-, leicht an Cathedral's "Ride" erinnernde Rifflauf zu Beginn von "The Cross" (Track 2) regelrecht auf Clubtuchfühlung zu gehen. Allerdings wird hier kein alter Tee neu aufgegossen, sondern nach kurzem "Catch Moment" Mucke in einem doomartigen Mantralauf zelebriert, dem sich ein wenig Napalm Death Punk Einflüsse untermischen, dass man versucht ist diesem Cocktail erst einmal analytisch auf den Grund zu gehen. Bereits zu diesem Zeitpunkt kann man mit Fug und Recht sagen, dass With The Dead vor allem für Doom Fans, die es es nicht zu monoton mögen und offen für neue Elemente sind, das verfrühte Weihnachtsgeschenk sein dürfte, stilecht in Halloweennähe. "Nepthys" (Track 3; Anspieltip II) setzt dieser Debütperle die Krone auf und bringt es zu echten Ohrwurmqualitäten. Ein Song in dem man sich auf hypnotische Weise verlieren kann. 

Eine Art versteckte Bandhymne dürfte sich hinter "Living With The Dead" (Track 4; Anspieltip III) verbergen, das locker als Soundtrack für so erfolgreiche Topseller Serien wie "The Walking Dead" perfekt funktioniert hätte. Das Ganze wird stilecht, sprich gar nicht so unüblich im Doom Genre auf 7:48 Minuten ausgiebig (sich dem Fluss der Musik unterordnend) ausgewalzt, ohne aber zu schwerelastig zu tönen. Man kann bei With The Dead auch absolut nicht(!) von monotonem, lupenreinen Doom sprechen, sondern am ehesten von einem Stilmix zwischen Heavy Metal, Doom und songdienlichen special Elementen/ Sounds. Gerade bei "Living With The Dead" werden dabei Szenen hörbar, die eine Art inneren Film in Bewegung bringen. Besser kann Musik nicht sein, denn wenn erst einmal ein Film läuft, hat die Band alles richtig gemacht.

Wer zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollends infiziert ist, dürfte spätestens nach "I Am Your Virus" (Track 5) angefixt sein?! Zwar ist dieses Stück etwas gewöhnungsbedürftiger ausgefallen, hält aber das Level an Qualität dennoch weit genug obenauf, dass die Gesamtatmsphäre nicht grossartig abfällt. Dem bislang Gehörten nach zu urteilen, könnte man hier von einer Konzeptscheibe sprechen, zumal es musikalisch stimmig fliessend zueinander passt und der Sound dementsprechend fett produziert sein Übriges tut. Dabei kommen dann auch mal ruhigere Momente vor, die With The Dead auf variable Weise zeigen. 

Mit "Screams From My Own Grave" (Track 6) gibt es zum Ende noch einmal Endzeitstimmung pur serviert, die von Dorrian's emotionaler Darbietung durchzogen, eine Atmosphäre kreiert, dass man meint am Ende aller Welt und Zeit angekommen zu sein. Die regelrecht (er-)drückende Schwere, die hier erstmals wie ein immer enger werdender Raum phobische Szenarien aufkommen lässt, ist anfangs stark befremdlich. Im Kontext mit dem Songtitel wähnt man sich in der Grab-Szene des Films "Kill Bill, Vol. 2" - ein wahrhaft grauenhafte Vorstellung! Allein diese "Mitbringsel" der Atmosphäre von "Screams Of My Own Grave" sind das wohl beste-, aber zugleich derbste Argument für die Stärke von With The Dead.

V.Ö.: 16.10. 2.015

 

9,0/ 10 Schafe Schüsse

(Rise Above Records 2.015)

https://www.facebook.com/withthedead

Danny B

Schaf Schüsse: 

9
Eigene Bewertung: 9

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