Suicidal Tendencies (USA), Crushing Caspars (Ger)
@ Huxley's Neue Welt, Berlin-Neukölln
http://www.suicidaltendencies.com/
http://www.crushingcaspars.de/
Mittwoch, 17.06. 2.015
Der Juni 2.015 war ein wahrhaft konzert(ange)reicher(ter) Monat bei uns in der Hauptstadt, oft verdammt schwer sich zu entscheiden wohin man gehen soll?! Schwerherzig musste ich Dead Kennedys (die am 16.06. 2.015 im SO36 spielten), nicht allein meiner Finanzen wegen, sondern auch weil der tägliche Job rief und erledigt werden wollte, an mir vorüberziehen lassen. Man ist auch nicht mehr geneigt täglich Konzerte besuchen zu wollen, von Torschusspanik (wen man alles eventuell nicht mehr in life- bzw. live-haftig erleben könnte) also kaum eine Spur, wenngleich auch solche Gedanken sich dann und wann mal einschleichen.
Die Suicidal Tendencies wollte ich mir allerdings nur ungern entgehen lassen, zumal mich u. a. deren "Join The Army" Album bereits in frühen Jugendtagen auf's fiktive Skateboard schickte und zum unvergleichlichen Soundtrack wurde, der Punk, Hardcore und Metal zu verbinden wusste. Nicht selten waren sie auch (damals noch auf Tape!) im Walkman dabei, wenn ich mal wieder irgendwohin trampte, um am Abend ausgiebig über die Synapsengrenzen hinaus zu feiern.
Da passte die Kombination mit der Supportband Crushing Caspars bestens in den Lauf, da deren Bassist Jan ein langjähriger Freund geworden ist, den ich einst im Zuge einer anderen Band kennengelernt hatte, bei denen er einst Gitarre spielte. Jan selbst hatte ich zuletzt auf meiner Lesetour Ende 2.013 in Dresden getroffen, als ich dort Station machte. Allerdings war damals leider viel zu wenig Zeit bzgl. eines ausgedehnten Gespräches, vielleicht würde es zumindest an diesem Abend etwas mehr an Gespräch werden?!
Mit diesen Gedanken im Anschlag saß ich recht pünktlich im Bus Richtung Neukölln. Irgendwie war es länger her, dass ich mal im Huxley's (Neue Welt) bei einem Konzert war, weshalb ich entweder eine Haltestelle zu früh ausgestiegen war oder aber der Bus mittlerweile eine neue Fahrroute hatte?! Nach kurzer Neuorientierung nahm ich schliesslich gezielt Kurs auf's Huxley's und kam nach ca. 10 Minuten zu Fuss am Venue an, wo mir im Innern überraschenderweise noch gähnende Leere entgegenschlug, während vor dem Huxley's schon einige Grüppchen von Leuten standen.
Als ich dann am Tresen das erste Bier orderte, wurde mir auch klar warum dem so war, ganze 4,- harte Euronen für ein Bier im verhältnismäßig kleinen Plastikbecher (0,33 l?). Alter Verwalter, das sind Preise für die gehobenere Klasse! Da ist man im Handumdrehen mal eben in einer Stunde 'nen Zehner los, ohne dass man auch nur am Merch Stand kieken war. Bei der Hallengröße dürfte man hier seine Schafe schon über die Getränke unter wetterfesten Dächern haben, selbst wenn die Halle auch nur mal halbvoll wäre, getrunken wird bei Konzerten immer.
Punkherzig zog ich es vor einfach mal weniger Bier zu trinken und bei diesem Geschäft nur begrenzt mitzumachen. Ist auch nicht weiter tragisch, da ich unter der Woche eh seltenst etwas trinke. Ich hielt derweil Ausschau, ob ich Jan irgendwo erspäen könnte, was in der noch immer recht übersichtlichen Halle nicht allzu schwer wäre, da es sich auch eher schleppend füllte. Vermutlich (so dachte ich mutmaßend) kämen die Meisten eh etwas später, da sicher nicht jeder Old School Suicidal Maniac die Crushing Caspars kennen würde, was natürlich schade ist, aber die Realität ist eben oft mehr hard als core. Jan traf ich just ganz kurz vor deren Showbeginn, wir verabredeten uns für später am Merch Stand.
Kurz darauf sah ich meinen good old Bud schon die Bühne rocken. Zuletzt hatte ich ihn irgendwann in der Drehe 2.008(?) live erlebt, damals noch mit der Dresdner Band Coalest. Mich freut es immer wieder, wenn ich die Entwicklung und den Aufstieg sympathischer Kollegen miterleben darf und das alles immer mit viel Empathie und vor allem neidlosen Respekt - die beste Basis für eine Freundschaft im Haifischbecken der oft egoverliebten Businnes-/ Musikwelt.
Irgendwie ist die Bühne im Huxley's allerdings manchmal echt gross, was die Jungs stellenweise etwas klein erscheinen ließ, zumindest, wenn man ganz vorn steht. Aber ganz die Erfahrung, setzten sie auf Bewegung und wechselnde Bilder, sprich Seitenwechsel der Gitarrenfraktion um Frontmann Snoopy. Zwar war das Crushing Caspars Set ausgewogen, aber leider gefühlt viel zu kurz. Snoopy selbst hatte ich stimmlich irgendwie kraftvoller in Erinnerung. Vielleicht lag es auch daran, dass er als Gitarrenroadie für die Suicidal Tendencies mit on Tour war. Wie auch immer, Basser Jan tut den Crushing Caspars echt gut, er spielte sich den Arsch ab und gab Snoopy von den Shouts her auch Rückendeckung nach allen Kräften, um die Fills mit ordentlich Energie rauszufeuern.
Dass Suicidal Tendencies mit nur einer Vorband vorlieb nehmen würden, überraschte mich zwar etwas, aber angehörs dessen was da kommen sollte nachvollziehbar. Die Umbaupause zog sich auch nicht ins Übermaß.
Schon komisch, dass ich es in all' den Jahrzehnten nie geschafft hatte mir eine Suicidal Show zu geben. Und das obwohl ich "Join The Army" früher rauf- und runtergehört habe und die "Still Cyco After All These Years" (* eine Art frühe Best Of; damals noch mit dem heutigen Metallica Basser Robert Trujillo im Suicidal Line Up) eine meiner ersten selbst gekauften CDs überhaupt war. Das muss im Dreh 1.993/ '94 gewesen sein?! Verdammt, ist das echt schon über 20 Jahre her??? Alter Vatter, wo geht die Zeit nur hin?
Wie auch immer was Mike "Cyco Miko" Muir, samt seiner Band da auf die Bühne brachte, zog den Brettern die Nägel einzeln raus. Das anderthalb(!) Stundenset ließ an Wünschen kaum etwas offen. "War Inside My Head", "I Saw Your Mommy", "Fascist Pig", "Subliminal" sind nur einige der Rollbrettperlen, die den Pit ordentlich in Bewegung brachten, während Cyco Miko für seine 52 Lenze noch manchem 30 jährigem Kollegen vormachte wie es geht bzw. in dem Fall "über die Bühne fegt"!
Es ist längere Zeit her, dass ich mit gefühlt-runtergeklappter Kinnlade vor einer Bühne stand und innerlich abging als wäre ich wieder 14-15 Jahre jung. Äusserlich allerdings war ich zu Salzsäure erstarrt. Erfurchtsstarre und gleichzeitig Volldemut diese Band endlich live zu sehen. Und während ich innerlich erst einmal diesen Eindrucksrausch zu ordnen ersuchte, setzten Suicidal Tendencies immer noch ein weiteres Highlight obendrauf. Irgendwann im letzten Setteil war dann die Bühne von Cyco Miko höchstselbst mit Leuten aus dem Publikum gefüllt worden, so dass die eigentliche Pit-Party auf der Bühne stattfand, übrigens sehr zur "Freude" für die Security. ;-) Nebeneffekt dieses Stage Pits war, dass man einen guten Querschnittseindruck bekam aus welcher Art Leuten sich das Publikum so zusammensetzte an jenem Abend. Es ist längst nicht mehr so, dass Suicidal Tendencies nur in der Skater- und Metalszene ein Begriff sind, sondern auch in weiten Teilen der Hardcore- und hiesigen Festival-Partyszene ihre Fans gefunden haben. Die Zeiten der Goldgräberstimmung nachdem man eine Band noch über Umwege (und vor allem ohne die Leichtigkeit der Internetweiten) entdeckte, sind natürlich längst durch. Dennoch... manchmal entstaubt sich dieses einst grossartige Gefühl neu, so wie an diesem Abend. DANKE Suicidal Tendencies!
Und während ich im Rausch all' dieser Eindrücke noch ein Smalltalk-Bier mit Crushing Caspars Kumpel und Bassist Jan trank und wir zumindest ein paar Worte mehr wechseln konnten, wurde klar, dass das Leben gerade in solchen Momenten am Schönsten ist, weil es alle Alltagshärten (zumindest temporär) vergessen macht.
Wenig später verabschiedete ich mich und machte mich auf den Heimweg, zusammen mit unnehmbaren Erinnerungen an einen klasse Konzertabend.
B-Road as it's best.
Euer Danny B.
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