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SNOT NOSE KIDS, This Is Snot 'N' Roll

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

11-2014

Label: 

Genre(s): 

Derzeit schiessen in der Internetwelt immer mehr "Kinderstartalente" aus dem sprichwörtlichem Boden, man sieht eine Mutter oder einen Vater mit Tochter oder Sohnemann im Auto zum Playback mitträllern, man sieht den Vorzeigenachbarsjungen per selbstaufgenommenem Videoclip dabei zu wie er so manchem Gitarrenhero die Show mit einer Leichtigkeit stiehlt, dass man es selbst gar nicht so recht fassen kann wie das in dem Alter geht?! An Beispielen/ Talenten mangelt es wahrlich nicht. Die nächsthöhere Ebene sind Bands, die aus Halbwüchsigen bestehen, aber klingen wie Teenager oder sogar Erwachsene. Vorbei die Zeit, da ein Heintje noch allein seine Mama weltweit beträllerte. In den letzten Jahren könnte man (dank der globalen Medialvernetzung) fast schon von einem Boom sprechen oder, um es zu präzisieren, denken zuviele Eltern ihr Kind müsse unbedingt der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Wenn das Kind oder in diesem Falle die Kids das wirklich wollen, sollte es okay sein, dennoch bleibt ein fragwürdiger Beigeschmack, ob das immer das Beste für die Entwicklung eines Kindes ist?

Über das Gründungsjahr der "Rotznasen" (so der Bandname Snot Nose Kids zu deutsch), konnte ich weder im Infosheet, noch auf deren derzeit einzig-relevanter Webpräsenz bei Facebook etwas stichhaltiges finden, aber rein optisch sehen diese Kids nach präpubertären Teenagern aus, abgesehen von dem Jung/ Herren(?) mit den gekreuzten Baseballschlägern (Badman The Kid?) auf dem Bandfoto. Von der Merchandise Ecke her hat man entweder einen "Sugar Daddy" als Gönner (die Wacken Foundation hat die SNK übrigens auch supportet) oder aber man will es wirklich wissen? Den bedruckten Frauentanga finde ich aber doch etwas fragwürdig, zumal man die Band ja als Kiddie-Band verkauft wird. Dem gegenüber steht das pure Selbstbewusstsein, zumal man das vorliegende Album in einer Reihe mit dem "White Album" der Beatles und dem "Black Album" von Metallica sieht. Gewagt, gewagt!

Da ich aber all´ diese Dinge just hinterfrage und nicht unbedingt beurteile, möchte ich nun zum Album selbst kommen. In schick-hochwertigem Buchformat (auf 500 Exemplare limitiert!) hat man der Band per Comicstyle (mit englischsprachigen Sprechblasen) eine Art Basisgeschichte zugeschneidert, so dass das Image gewahrt bleibt. Danach folgen alle Credits (sicher nicht unwichtig in Sachen Tantiemenausschüttung, aber interessiert das den potentiellen Fan in dieser Ausführlichkeit?), bevor dann einige Einzelbilder und Danksagungen das Booklet abrunden. Alles in allem bekommt man drei Sprachen im Booklet serviert, was natürlich einen etwas internationalen Touch verleiht. Nach all´ diesen Vorabfakten kann jede/ -r denken was sie/ er will, aber am Ende entscheidet immer noch die Mucke selbst. 

Mit dem 15 Sekunden Intro "Into The Snot" (Track 1) und dem nahtlos folgendem "Mrs. Goodman" (Track 2) geht es im Kickstart los und rollt unaufhaltsam durch die Membranen. Beim ersten Durchlauf wird man wie von einem Zug überfahren und hat das Gefühl einen brutalen Chaoscocktail in die Rübe gehämmert zu bekommen, was sich aber ab dem Mittelteil in mehr Struktur ergeht und nach anfänglichen Spontangedanken an frühe Destruction und die ehrwürdige The Great Kat auch modernere Züge zum Vorschein kommen lässt. Dass sich die Frontkehle Mrs. Goodman direkt per Songtitel vorstellt... das habe ich so auch noch nicht erlebt. (zumindest erinnere ich mich im Moment an keine Band, die das bereits so durchgezogen hat) Mit "Snot And Shout" (Track 3) wird es etwas punkiger. Es rollt und erinnert mich ein wenig an eine Mischung aus Crack Up und den experimentelleren Nirvana Songs, die eher als B-Sides oder Hidden Tracks dienten. SNK sind überraschend anders. Man balanciert und verwebt Stile miteinander wie ich es seit den '90er Jahren nicht mehr erlebt habe. Alternative, Grunge, Prog, Metal... irgendwie findet hier von allem etwas statt - "Protect And Serve" (Track 4; Anspieltip I). Spontan schiessen mir L7 in den Kopf. 

Lediglich der Gesang von Mrs. Goodman könnte einen minimalen Tick weiter im Vordergrund sein. Es mutet schon seltsam an, dass diese Kids eine Art hörbare Reise durch die Rock- und Metalgeschichte abhalten. Das Können jedenfalls untermauern sie im wörtlichstem Sinne spielend in nur 3 Minuten! -"Praeterium" (Track 5; Anspieltip II)- Per kleiner Orgeleinsätze werden auch Deep Purple Geister bzw. Jon Lord (R.I.P.) gewürdigt. Dass es aber nicht nur Songs gibt, die man bereits im Ersthörgang gern hört, zeigen Songs wie "What If God Is Wrong" (Track 6), das doch etwas sperrigere Kost auffährt und erst über mehrere Durchläufe seine Blüten entfaltet. Dass die SNKids aber auch im Thrash (mit Zug zu kleinen Death Metal Momenten) bewandert sind und so mancher längst etablierten Combo die Müdigkeit aus dem Fell kloppen könnten, wird mit "Beast Inside" (Track 7) unumstößlich klargestellt. 

In "Final Day" (Track 8; Anspieltip III) habe ich bereits beim ersten Durchlauf den ersten Sofortzünder gefunden. Dieser Song geht direkt in die Beine und lässt mitwippen. Mrs. Goodman`s gesangliche Fähigkeiten kommen hier auch wesentlich besser zu Gehör. Klasee Song! Der einzige deutschsprachige Song "Armer Paul" (Track 9), der mit leichtem Helloween-"Future World"-Geist startet, dreht sich etwas mehr in Richtung Punk Rock. Hier stelle ich mir immer wieder die junge Nina Hagen vor, die diese Spassnummer auch hätte trällern können. Irgendwie eine echt schräge-, aber doch witzige Nummer. Ähnlich witzig geht es mit "Cut The Crap" (Track 10; Anspieltip IV) weiter, das sogar Gangshout-Nähe auffährt, Beastie Boys Geist in sich trägt und '80er Spirit auspackt. Und das ist nach wie vor dieselbe Band! So langsam bin auch ich beeindruckt. Was man sich allerdings bei "Be My Bee" (Track 11) gedacht hat, will sich mir bis heute nicht erschliessen. 

Mit dem wundervollen "It Is You" (Track 12; Anspieltip V) geht es nicht nur auf das Albumende zu, nein, damit dürfte den Snot Nose Kids auch der Radioeinsatz sicher sein?! "TA 1056" (Track 13) macht den Sack zu und hinterlässt (zumindest nach dem ersten Durchlauf) erst einmal Fragen. Man kann sich an den Machern im Hintergrund dieser Band stören und die berechtigte Frage nach dem schnellen Euro stellen. Die Band selbst aber kann man nur beglückwünschen, denn an Stilvielfalt fehlt es nicht, wenngleich man hier und da den Rohdiamant noch etwas schleifen/ bearbeiten kann, um die Stärken in Sachen Eingängigkeit noch zu optimieren bzw. öfter stattfinden zu lassen.

V.Ö.: 21.11. 2.014

 

7,3/ 10 Schafe Schüsse

(SAOL/ H'Art/ Believe Digital 2.014)

https://www.facebook.com/Snotnosekids

Danny B

Schaf Schüsse: 

7
Eigene Bewertung: 7

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