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FRIEDEMANN, Uhr vs. Zeit

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

05-2014

Label: 

Genre(s): 

Sänger, Herztier, Rügen... das kann nur einer sein: Friedemann. Der ehemalige Troopers Schlagzeuger und COR Frontmann mit dem megasympathischen Charisma hat sich mittlerweile auf Solowegen in akustische, musikalische Gefilde begeben, was ein wenig wirkt, als hätte er die Ruhe von den Stränden Rügens eingefangen, die sich noch keinem profitgebenden Touristen erschlossen haben. Ein Streifzug, ein gedanklicher Spaziergang durch (s)eine Zeit(sicht), die von Schnelllebigkeit, Profitgier, Konsumwahn, Sadismus, Perversitäten und Kriegen durchtränkt ist. Und mittendrin nachkommende Generationen, die unseren geistigen-, wie auch physischen Müll als Erbe abbekommen. Daraus resultiert das Streben nach Ruhe und die draus resultierenden Gedanken, die vielleicht sogar die Grundlage für dieses Album waren?!

Das "Lied aus Stille" (Track 1) (er-)öffnet die Albumtüren. Beim ersten Hörgang denkt man unweigerlich noch an die gute, alte Schule der Seemannslieder, die Friedemann mit dem Text von Eva Strittmatter auf nahezu beruhigende Weise ausbreitet. Mit dem im Anschkuss folgenden "Vogel" (Track 2; Anspieltip I) featured Friedemann Conny Ochs. Dank dieses Duettes ergibt sich ein nachdenklicher-, jedoch trotzdem leichtverdaulicher Grundtenor, der nachhallt und einen den Zeitenlauf hinterfragen lässt. Friedemann tat gut daran auch eine Brise authentischen Humor mit einfliessen zu lassen, der in "Nichts können" (Track 3) zum Zuge kommt und so manchen Original-Randläufer/ Aussenseiter aus der Seele sprechen dürfte. Wenn man diesen Song so hört, weiß man, dass selbst das Nichtskönnen etwas ist, das nicht jede/ -r so leben kann. ;-) 

Ergänzend gibt Friedemann passend dazu mit "Daneben" (Track 4; Anspieltip II) seine persönliche Note thematisch fortführend noch als Bonus obendrauf. Man erinnert sich angehörs dessen an die unbeschwerten Tage angesichts des Bogens der sich von der eigenen Kindheit bis ins Heute/ Hier & Jetzt spannt. Man könnte fast überspitzt sagen, dass das eigene Lächeln heutzutage die letzte Bastion der Rebellion geblieben ist?! Die Räder(ab-)läufe der Dinge heutzutage werden näher in "Nackenbrecher" (Track 5) thematisiert. Rein musikalisch fühlt man sich an den Blueslauf von Monster Magenet`s "Space Lord" erinnert, was aber nicht schlimm ist, sondern eher dem Song zuspielt.  Wieder ruhiger und regelrecht intim geht es beim folgenden "Conny" (Track 6) zu. Es bedarf grosser Demut und Dankbarkeit solch´ einen Song auf die Beine zu stellen, ähnlich wie der Versuch einem Kind das Laufen zu lernen. 

Gut, dass "Freiheit" (Track 7) wieder etwas verträumter, freier rüberkommt, trotz ernsthafter Untertöne zwischen den Zeilen. Friedemann`s Musik ist zwar musikalisch gesehen eher leichte Kost, dafür aber lyrisch hochqualitativ. Mittels seiner Stimme, die von seinen Wegen und Gedanken erzählt/ singt und das Zentrum des lockerleichten Laufes ist, was der Reise des Windes von hier nach dort gleichkommt. Friedemann scheint sagen wollen: "Am Ende sind wir alle frei, wenn wir es nur wollen!", was er auch mit "Sklaven" (Track 8; Anspieltip III) noch einmal unterstreicht, nur eben auf einer anderen Ebene, aber das entdeckt Ihr am Besten selbst! ;-) Überraschend kommen erstmals auf diesem Album bei "Anders gedacht" (Track 9; Anspieltip IV) E-verstärkte Instrumente zum Einsatz, was für eine Millisekunde an COR denken lässt, dann aber im nächsten Moment direkt mit Friedemann' schen Eigenflair rundrockt. Vorsicht, dieser Song frisst sich unterschwellig in die Gehörgänge! ;-)

Es geht nun langsam, aber sicheren Schrittes in Richtung Albumende voran - "Dankeschön" (Track 10). "Dankeschön" (Über-)lasse ich Euch mal selbstredend stehen. Bislang waren die Songs einfach arrangiert, zumindest klangbildlich und von der Instrumentierung her. Da finden neue Nuancen immer wohlwollend-offene Ohren. Bei "Süden" (Track 11) kommt Country-Western-Flair auf und läuft eher als Backgroundmucke durch, sticht aber aufgrund der Instrumentierung deutlich hervor. Fakt ist, dass allein schon Friedemann`s Stimmfarbe und sein leichter Rügen-geprägter Dialekt für original-originelle Alleinstellung sorgt, was absolute Berechtigung hat. Was aber (wie bereits eingangs erwähnt) eine absolute Stärke von Friedemann ist, sind seine textlichen Gedanken, die fern von Reißbrettimage mit spürbarer Authenzität atmen und selbst beim Hören (be-)greifbar werden - "Was" (Track 12; Anspieltip V). Den Albumtitelsong "Zeit vs. Uhr" (Track 13) überlasse ich Euch und dem grenzenlos weiten Interpretationsraum. 

Fakt und Fazit ist, dass Friedemann selbst akustisch rockt und funktioniert. Ich selbst werde definitiv zusehen mal ein Solokonzert von ihm mitzunehmen. Dieses Album ist grosses Kino, das dank der erfrischenden Lockerheit und intensivtiefer Gedankennoten auch über längere Zeit nicht langweilig wird. 

P.S.: Für Liebhaber gibt es dieses Album übrigens zeitgemäß auch als Vinylversion. 

 

8,75/ 10 Schafe Schüsse

(RügenCore/ Exile on Mainstream/ Soulfood 2.014)

http://friedemann-ruegen.de/ 

https://www.facebook.com/Friedemann.ruegen?fref=ts

Danny B

Schaf Schüsse: 

8
Eigene Bewertung: 8

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