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HUMANEND, Documents

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

03-2014

Label: 

Genre(s): 

"Alternative-Noiserock Band" das war es, was das Ziel des Interesseweckens nicht verfehlte, als ich vor einigen Wochen das Infosheet zum aktuellen Album des Thüringer Trios zum ersten Mal in der Hand hielt. Laut deren Website hat man sich bereits im Sommer 2.003 gegründet und legte 2.006 das Debütalbum "Break The Chains" vor, in Folge dessen legte man 2.011 erst (aufgrund bandinterner Widrigkeiten) das Zweitalbum "Darker days Ahead" nach und nun anno 2.014 bringen Humanend mit "Documents" neues Wasser auf die Räder. Lange Vorrede, kurzer, komplettierender Sinn. 

Vom dritten Album sagt man in Kreisen von Reviewschreibern gern, dass eine Band ihren Sound entweder mit dem dritten Album (zumindest im Kern) gefunden hat oder aber, sofern es aber nicht anders ist und von der im Verhältnis von 1:10000 stehende Glücksfall eintritt, man zukünftigt über ein gewisses Maß nicht mehr hinauskommen wird. Musik ist eben immer auch Arbeit, die aus den Inspirationsquellen schöpft und sich ggf. auch mal etwas Goldstaub findet.

Mit "Violent Daze" (Track 1) geht es aber entgegen des Songtitels gar nicht "betäubend/ duselig" zu, sondern findet sich tatsächlich noisy in experimentellen Fahrtwassern ein, wo man kleine Machine Head Spitzen funkenhaft ausmacht, jedoch eigene Ideen dominieren. Irgendwie fallen mir spontan immer wieder Neurosis ein. Es klingt als hätten Humanend Neurosis einer Frischzellenkur mit neuem Gesang unterzogen, nur mit dem gewichtigen Unterschied, dass es bereits bei diesem Opener ziemlich temporeich zugeht. "Abrasive People" (Track 2) schliesst soundtechnisch genau da an, wenngleich die Produktion hier und da noch etwas trocken klingt, vor allem in Sachen Schlagzeugsound hätte man hier etwas mehr Klangvolumen rausholen können, das den berühmten Bämmeffekt auf den Punkt bringt. Der Song selbst ist ziemlich abwechslungsreich und bringt sogar Punkeinflüsse aus den Dead Kennedys Weiten mit (nice!), während es nach hinten raus spacig zugeht und Emotionen hinaussträgt, was sich aber rein zeit(er-)füllenderweise über satte 8:55 Minuten erstreckt. Überhaupt sind die Songs auf diesem Werk selten unter der 5:00 Minutengrenze. "Within" (Track 3) schraubt sich derweil wegsuchend hoch und fährt nach ca. 2:00 Minuten einen catchy Lauf auf, dem man sich bereits beim Ersthör nicht entziehen konnte. Auf jeden Fall fliesst hier die '90er Crossover Schule mit. Anhand dessen kann man ungefähr erahnen, warum Humanend auch den Labeldeal in der Tasche haben. Mir persönlich gefallen vor allem die Humanend Songs, bei denen dieses gewisse Etwas mitfliesst und trotzdem ordentlich Tempodrive abgeklopft wird - "God Of Apathy" (Track 4; Anspieltip I). Angehörs dieses Tracks würde ich sogar von echten Grunge Einflüssen sprechen, die aber zeitgemäße Frische mitbringen, die man vielleicht u. a. an den Machine Head Gitarren-Einflüssen festmachen kann?!

Clever natürlich, wenn man dann von Risikofreude beseelt eine völlig neue Facette ins Spiel bringt - "Deadends" (Track 5), was sich vor allem auf den Gesang bezieht. Aufwühlend, durch den Wind bringend, nachdem sich der Song ordentlich in selbigem gewunden hat. Möglicherweise kann man manche Gitarrenparts nicht nur Machine Head zuschreiben, sondern auch System Of A Down, wie es zu Beginn von "Pale" (Track 6) definitiv der Fall ist. Lediglich das Arrangement lässt es zu, dass man nicht unberechtigt das Gefühl hat die darauffolgenden Läufe schon einmal auf diesem Album gehört zu haben. Ein Fall von "less is more"? (wobei es hier rein instrumental zugeht) Ein Paradoxum in sich schwebt mit dem Songtitel "Sterile Wounds" (Track 7) ein. Erst über mehrere Hörgänge erreicht dieser Song so etwas wie eine Blüte. Zu komplex? Zu vielschichtig? Eventuell sogar überfrachtet? Die Antwort überlasse ich Eurem eigenem Urteil. 

Das offizielle Albumende mündet mit "3:16 am" (Track 8; Instrumental) im offiziellem Finallaufteil. Das Arrangement der Humanend Songs auf diesem Album ist der rote Faden. Meist ein längeres Vorspiel, ausufernder Mittelteil, Bridge, Finalgang, zumindest stellt(e) es sich mir so dar. Ungewöhnlicher, sich aus diesem Kontext lösend, kommt der erste Bonustrack "Astral Body Response" (Track 9; Bonustrack) auf 1:17 Minute gezimmert, während "Personal D" (Track 10; Anspieltip II) den wirklichen Finalgang innehat und direkt mit Thrash Metal Tempo loslegt, während man die grunge-igen Gitarrenläufe über die Fahrtrillen surfen lässt. In den 10:06 Minuten Songspiellänge wird das Album nahezu all´ in seinen Facetten noch einmal ziemlich gut auf den Punkt zentriert.

Ein wirklich vielschichtiges, leicht verstörendes, aber potentialstarkes Album, das man mal gehört haben muss, zumindest, wenn man Crossover, Grunge und experimentellen Rockklängen etwas abgewinnen kann. Allein von den vielen Ideen in den Songs selbst kann man Humanend nur echten Respekt zollen!

7,2/ 10 Schafe Schüsse

(STF-Records /CMS 2.014)

http://www.humanend.com/

Danny B

Schaf Schüsse: 

7
Eigene Bewertung: 7

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