11.10. 2.013, Freitag
Abreisetag,
SAITENFEUER, BOYKOTT, FAHRLÄSSIG - Headcrash, Hamburg
Hallo B-Road Riders,
mit dem Herbst naht nun auch der oft vom Regen durchtränkte Asphalt, dessen Wegesränder farbenfrohe Blätter säumen, deren welkes Darben Signale des schwindendes Sommers sind. Nicht nur, dass es bereits merklich früher dunkelt, nein auch der Wind frischt so manchen Tages, in mancher Nacht mit steif-frischer Nordbrise auf. Doch auch in diesen Zeiten ruft die Musik mich manches Mal aus der preußischen Königsstadt in andere ebenso königliche Städte. Dieses Mal war mein erneutes Ziel die Hansestadt Hamburg.
Tags zuvor brannte ich noch an allen Enden, da die Promotionphase für den ersten Buchteil meines Buches "SCENE MADE - Vol. I" (Buchteil "Punk & Hardcore") nach gefühlten Ewigkeiten endlich angelaufen ist und es jede Menge zutun gab, so dass ich erst gegen 1:00 Uhr Morgens (mitten in der Nacht also) in`s Bett kam.
Bereits 4 Stunden später folgte pünktlich um 5:00 Uhr der Wake Up Call, da ich bereits 8:00 Uhr abfahren sollte. Doch die täglichen Läufe mussten auch an diesem Morgen Prioritätsraum erfahren, so dass es noch bei einem Schnelltopf-Kaffee einige Mails zu beantworten galt, während die Müdigkeit vom frischgepressten Bohnensaft ertränkt wurde.
Die Zeit verflog nur so und schon fand ich mich gegen 7:00 Uhr meine Katzenhausdame abschiedsküssend im Flur meiner Wohnung wieder, um in Richtung (Berliner) Ostbahnhof aufzubrechen, von wo aus es per Bus nach Hamburg sollte. Umrahmt von herbstlich trüber Tristheit traf ich in der S-Bahn auf typische langgezogene Freitagsgesichter, in denen etwas von "Scheiß Freitagmorgen!" zu lesen war. Typische Berliner Charmeattacken eben. ;-)
Am Ostbahnhof angekommen konnte ich ruhigen Fusses in Richtung Bushaltestelle laufen, wo vorerst nur vereinzelte, weitere Fahrgäste standen. Gerade bei der Hinfahrt bin ich für meinen Fall lieber pünktlich am Start, um einen möglichst ruhigen, angenehmen Sitzplatz zu ergattern, um die nötige Ruhe vortanken zu können, was sich immer wieder als essentiell erwiesen hat. Der liebe gute Herr Busfahrer hatte die Sonne mit Löffeln zum Frühstück gehabt und dabei auch noch einen Clown als Beigabe verschluckt, der ihn bei der Übergabe meines Gepäckbons "Und der Lotterieschein!" sagen ließ. "Lotterie, aha..." dachte ich bei mir, während ich mich ernsthaft fragte, ob dem Fahrgast damit suggeriert werden sollte das man grosse Los gezogen hatte?! Von der Millionenchance war man mindestens so weit entfernt wie in jenen Momenten noch vom Reiseziel.
Dieses Mal nahm ich mal wieder mit der oberen Etage direkt an der Front des doppelstöckigen Busses vorlieb. Auf den Nachbarsitzen nahm eine russischsprachige (ca. 40jährige-) Mutter mit ihrer Tochter Platz und der Geräuschpegel stieg, nicht nur durch die schnelle Sprache, sondern auch durch das Geraschel und Getue. Leichte Unentspanntheit machte sich in mir breit, die ich aber contenancebewahrend im wohl Verborgenen meines Innern beließ. Die Frau Mutter aber füllte die Luft mit starkem Esprits von kalten Nikotin, der so nur von einer starken Raucherin abperlen konnte. Man hätte mir auch direkt einen Aschenbecher unter die Nase binden können, es wäre anfangs dasselbe gewesen. Gott sei dank gewöhnt sich die Nase aber auch an so etwas. Nun gut, ich dachte mir (wie so oft im Leben): Kopfhörer auf, Welt aus und Augen zu. So durfte mir dann auch die Fahrtzeit bis Hamburg ZOB (am Hauptbahnhof) halbwegs angenehm vergehen.
Am Hamburger ZOB angekommen folgte ich (nachdem ich meinen Koffer in Empfang genommen hatte) dem schon bekannten Weg zum Hauptbahnhof, wo ich erst einmal ein Internetcafè zum lockeren Zeitvertreib mich durchfragend ausfindig machte. Nach kurzer Suche fand ich auf untergründigen Wegen in Richtung U-Bahn eine "Spielhalle", in der es (so sagte man mir) auch Internet gäbe. Da diese aber erst um 12:00 Uhr ihre Pforten öffnen sollte, wartete ich wie ein abgestellter Touri vor selbigem. Nachdem irgend so ein Rabotnik frisches Obst geliefert hatte und die beiden Mitarbeiterinnen der Spielhalle kurz geplauscht hatten, durfte ich nach kurzer Nachfrage auch pünktlich um 12:00 Uhr eintreten. Auf die weitere Nachfrage wieviel denn eine Stunde Internetnutzung kosten würde, erhielt ich ein teures "2,- €" als straighte Antwort als Info und nahm Platz, um mich in die virtuelle Weitwelten zu begeben, da ich einfach auch zu faul war noch weiter zu suchen. Im Gegensatz zur Internetnutzung gab es dafür den Pott Kaffee für magere 10 Cent(!), was den inneren "Schnäppchenalarm" losbrechen ließ und so saß ich dann doch noch mit äusserster Zufriedenheit vor dem PC und nutzte die Zeit effektiv sinnvoll bei einem lecker mundenden Pott Kaffee.
Zwischendurch hatte ich mich per Handy-SMSes immer mal wieder mit Dine kurzgeschlossen, die mich netterweise für die 2½ Tage bei sich aufnahm, was den rotgestifteten Sparmaßnahmen geschuldet war. Dafür dass ich Dine im Zuge des Elb Riot Festival (ebenfalls in Hamburg) im August erst kennengelernt hatte und man sich locker angefreundet hatte, fand ich diese Geste aller Ehren wert, zumal so etwas definitiv nicht selbstverständlich ist!
Dine selbst musste zwar noch etwas arbeiten, deutete aber an, dass wir uns bereits Mittags im Hauptbahnhof treffen könnten, von wo aus es weiter zu ihr ginge. Und so stand ich wenig später nahe einer Fast Food Filiale als optimalen Treffpunkt bereit, um abgeholt zu werden. Mich fasziniert(e) immer wieder wie ameisenartig das Gewusel in Hamburg von statten geht, was ich als Berliner in dieser Form allenfalls von Ecken wie Hauptbahnhof, Warschauer Strasse, Ostkreuz, Spandau oder auch Schönhauser Alle in ähnlicher-, aber doch ander Form so kenne. Irgendwie läuft das in Berlin nicht so Menschenmassenchaos-mäßig ab?! Klar kennen der Berliner/ -in die Eile wie seinen/ ihren Familiennamen, aber in Hamburg wird das unbewussterweise noch einmal richtig ausgereizt, was irgendwie eine leicht hektikschwangere Atmosphäre versprüht.
Wenigstens sah ich vereinzelt auch mal Szeneleute wie drei JungPunks, von denen einer mit stilechter "Anonymus"-Maske durch die Massenmenschen/ Menschenmassen lief, was ich schon wieder ein cooles Statement fand. Mein alter Freund Protest, mit Vornamen Widerstand, hat also sogar den Redneck Holzmichel überlebt. :-)
Wenig später kam dann auch Dine vom Wochenkorsett der Arbeit befreit und holte mich ab. Ich konnte ihr von nun an nur noch artig wie ein Touri-Lemming folgen, um dort anzukommen wo wir hin mussten. Nach etwas U-Bahn- und Busfahrt kamen wir schliesslich im Idyll ihrer heimischen Gegend an. Ich liebe die Bauart der Häuser in Hamburg, die oft noch mit echten Ziegeln hochgezogen wurden. Von Betonklötzen, Plattenbau sieht man in Hamburg`s Kern und dessen unmittelbarer Nähe nicht allzu viel, abgesehen von manchem Betonbunker, die noch Überreste des 2. Weltkrieges sind.
Bei Dine angekommen packte mich die Lust zu relaxen, was ich (und das ist KEIN Witz!) am Besten beim Wohnungsputz oder beim Staubsaugen tun kann. Da Dine so oder so noch putzen wollte, bekniete ich sie regelrecht ihr helfend wenigstens staubsaugen zu dürfen, was sie mir staunend locker gewährte, nachdem ich ihr versichert hatte, dass ich da wirklich(!) wunderbar bei abschalten kann. Mächtig seltsam und skurril, ich weiß, aber so bin ich. Zudem war es mir ein echtes Bedürfnis auch etwas dafür zurückzugeben, dass ich ein Dach über dem Kopf-, eine Dusche und zu Essen hatte. Jeder/ Jede, der/ die es in alten Punk-Tagen auch dann und wann anders erlebt hat, wird wissen was ich meine, wenn ich vom "kleinen Luxus" spreche, was eine Übernachtungsmöglichkeit etc. betrifft. Nachdem wir dann auch etwas gegessen hatten, ruhte jeder für sich kurz etwas und tankte für den anstehenden Abend auf.
Aus dieser Ruhe heraus machte ich mich direkten Laufes auf den Weg zur Joggingrunde, um direkt danach im Badezimmer zu verschwinden. Da das Konzert am Abend bereits auf 19:00 Uhr angesetzt worden war, hatten wir in`s Auge gefasst auch so ca. 19:15 Uhr vor Ort zu sein. Oliver, den ich ebenfalls auf dem Elb Riot Festival im August kennengelernt hatte, trafen wir dann später an der U-Bahn, um gemeinsam mit ihm zum "Headcrash" zu fahren. An und für sich wären wir auch pünktlich vor Ort gewesen, wenn nicht unterwegs, kurz nach Verlassen einer U-Bahnstation der Strom ausgefallen wäre. Bis auf ein Licht im hinteren Teil des Wagons war es zappenduster. Na supi, genau das was man unbedingt braucht. Und ich dachte schon die Berliner S-Bahn wäre einsamer Spitzenreiter im Zuspätkommen oder bezüglich Bahnausfall?! Offenbar hat Berlin nun in diesem Wettstreit ernsthafte Konkurrenz aus Hamburg zu befürchten?! Und das Alles offenbar nur, weil irgendwelche windigen Geistergänger auf den Gleisen rumspazierten. (sofern man der Durchsage des Fahrers glauben durfte) Diese Umstände kosteten gute 20 Minuten Zeit, in der die Luft in der Bahn stickiger und spürbar wärmer wurde. Für mich als leichten Platzmangel-Phobiker (in Kombination mit leichtem Asthma) nicht gerade easy was solche Szenarien betrifft, aber Gott sei dank war genug Raum (anders als in Fahrstühlen oder auf Autorücksitzen), sowie beste, lockere Ablenkung durch Dine und Oli gegeben. Natürlich atmet man dann schon gefühlt tiefer durch- und dann auch mehr als erleichtert auf, wenn es endlich wieder weitergeht, an dem es nach ca. 20 Minuten auch war.
Am Kiez der Reeperbahnweiten angekommen, kamen wir einige Strassenläufe später auch am Headcrash an. Direkten Weges (nach kurzem Check In am Einlass) ging es in die zweite Etage des Clubs mit sympathischer Atmosphäre. Die erste Band Fahrlässig hatten wir leider dank des Stromausfalls in der U-Bahn verpasst, was mich wirklich ärgerte.
Boykott standen bereits auf der Bühne und gaben den Toureinstand. Wie sich eher zufällig im Vorfeld via Facebook herausstellte, war Kumpel Stefan Steinmann (von der Berliner Band Katali), den ich einst durch seine Band Szanaterria kennengelernt hatte, mit Boykott als Gast-/ Aushilfsgitarrist auf Tour. In Berlin selbst hatten wir es Monate nicht hingekriegt uns mal wieder zu treffen, dafür musste man erst gute 250 km hinter sich bringen...! Das Leben geht manchmal echt seltsame Umwege. ;-)
Direkt beim Hereinkommen in den Konzertraum trafen sich unsere Blicke, einer echten Berliner-Mind-Connection entsprechend. Ich grüsste ihn per kurzem Handgruß und ging an die Seite, wo ich Goofy (Bassist der Kneipenterroristen) erblickte und auch hier erst einmal die Wiedersehensfreude in einer herzlichen Männerumarmung gipfelte. Goofy stellte mir sogleich seine Herzensdame vor, während sich auch Remedy-aner/ Kneipenterrorist Jörn als anwesend entpuppte.
Zu meiner noch grösseren Überraschung war auch Betontod Roadie Enrico da, der ein herzensguter Typ ist! Somit wurde es einmal mehr ein wiedersehensreicher Abendauf den B-Roads dieses Jahres. Mit ihm konnte ich sogar ein halbwegs ausführliche Gespräch führen.
Den ersten Song, den ich bewusst von Boykott wahrnahm, war der Dimple Minds Coversong "Durstige Männer", der auch mich einmal wieder zum Mitsingen animierte und den Partywillen anfachte, wobei ich dazu sagen muss, dass ich den festen Vorsatz gefasst hatte es an diesem Abend ruhig und dezent anzugehen, zumal am nächsten Tag mit einem stilechten Partyabriss zu rechnen wäre?! Doch wenn man Jörn und Goofy auch nur in der Nähe hat, kann man jegliche Vorsätze direkt ad acta legen und sich selbst dabei zusehen wie man sich wie ein Blatt im Wind treiben lässt. Die ca. 100 Konzertbesucher genossen derweil (ebenfalls mitsingend) das Konzert. Sofern ich akustisch richtig vernommen habe, folgte danach der Song "Wertlos", den man mit Gruss an die Kneipenterroristen Jörn und Goofy rausrocken ließ. Leider war das Set von Boykott dann auch viel zu schnell vorbei, so dass es ein kurzer Abend zu werden schien.
Während Boykott dann zusammen mit einigen Stage Hands ihre Backline abbauten, sagte mir Stefan im Backline-tragenden-Vorbeigehen schnell Hallo und meinte, dass wir uns gleich dann noch treffen würden. Auch mit Boykott Gitarrist Hendrik hatte ich mich im Vorfeld auf ein gemeinsames Bier verabredet, ihn jedoch sollte es direkt zu Tourbeginn ganz böse erwischen. Wie er mir später schrieb, hatte er sich beim Backlineraustragen böse am Knöcheln verletzt und konnte dann nur noch den kürzesten Weg in den Boykott Tourtransporter nehmen. Hendrik schickte mir sogar ein Bild von seinem bläulich angeschwollenem Knöchel, was mir schon beim Anblick ein "Autsch!" abverlangte. Ich kenne so etwas sehr gut, mir ging es einst selbst so, als ich mit Cryptopsy, Haemorrhage, Spawn und Profanity auf Europa Tournee (2.002) in Rostock böse umgeknickt war. Tagelange, schmerzerfüllte Rumhumpelei ist da vorprogrammiert! Von dieser Stelle aus noch einmal Gute Besserung Hendrik!
Als der Bühnenumbau dann auch durch war, gingen die Leipziger von Saitenfeuer nach kurzem Intro an den Tourstart. Offenbar waren einige Saitenfeuer-Verrückte den langen Weg aus Leipzig gekommen, um ihre Jungs zu unterstützen und für eine wahnsinnig gute Stimmung zu sorgen?! Saitenfeuer haben definitiv eine hohe Frauenquote in Sachen Fans auf ihrer Seite, soviel steht felsenfest. Was mir direkt als Erstes hörbar auffiel, war die Tatsache, dass Saitenfeuer live definitiv härter rocken, als auf ihren Studioalben, was mir als Gitarrensoundliebhaber schwer entgegenkam. ;-) Bereits beim Song "Explodieren" war der Motor gut geölt und lief rund in Richtung Showzenit. Als Frontmann Carsten via Mikro in Richtung Goofy fragte wo man denn in Hamburg ordentlich abfeiern könnte, empfahl Goofy mit verschmitztem Grinsen die Kneipe "Zum Goldenem Handschuh". Mir entlockte allein schon der Name eher Bilder in Schräglage. Nach dem Insidertip von Goofy gab es den Song "Sieger" mit Widmung in Richtung der beiden anwesenden Kneipenterroristen. Die Kneipenterroristen haben schwer an ihrem Image zu tragen, man kann also ziemlich nachvollziehen, wenn eine Better Than Hell Band wie Saitenfeuer dann auch mal kurz den Betntod Partyüberhit "Glück Auf!" nahezu a capella anstimmen und das Publikum direkt lauthals mitgeht. Da geht selbst einem echten "Holstenritter" das bierschmäumige Herz auf. ;-)
Witzig war der im Eisbärenkostüm gekleidete Saitenfeuer-Merchandise-Verkäufer, der mehr im Publikum feierte, als dass er am Stand seinem Job nachging. Am Stand selbst hielt derweil Boykott Frontmann Matthias die Stellung.
Carsten betonte indes immer wieder, dass man "Engel" nicht spielen würde, was ich ihm schon beim ersten Mal nicht abkaufte, denn es wäre geradezu sowas von Publikumspunkte-verspielend riskant gewesen diesen, ihren kleinen Erfolgssong nicht zu spielen. Dennoch freute ich mich, dass die neuere Ballade "Ich geh´" (von der 2.013 erschienenen Single "Das ist der Moment") zum Zuge kam. Frontmann Carsten wirkte mittlerweile auch etwas fertig, was man vor allem beim letzten regulären Song "100%" merkte, während seine Jungs ihm verlässlige Rückendeckung gaben und ihn musikalisch auffingen.
Nach kurzer Rücksprache mit dem Publikum gingen Saitenfeuer in die Zugaberunde und zockten unter Anderem "Das ist der Moment" und auch das von den Fans heiss erwartete "Engel". Zum krönendem Abschluss holte man Kneipenterrorist Goofy mit auf die Bühne, um einen Hamburger Singalong Klassiker gemeinsam zu schmettern und danach mit "Rock 'N' Roll & Alkohol" den offiziellen Teil des Abends mit einem amtlichen Pogopit zu beschliessen.
Da Goofy meinte, dass später alle noch im "Night Light" auf dem Kiez (Nähe Hans-Albers-Platz) enden würden, zogen wir (Oliver, Dine und ich) auch schon los in Richtung geplantes Absackerbierchen. Im Night Light selbst blieben wir zwar vorerst nur kurz und wechselten kurzzeitig in`s "Three Monkeys" (Erichstr. 10-14), wo die Leute eher an der Bar abhingen und auch sonst eher lau als schau angesagt war. Wir hatten uns auf einer megachilligen Ledercouch eingesessen und hatten so unsere Mühe damit unsere Allerwertesten später wieder hochzuwuchten. Doch bis es soweit war, kamen wir noch in den Genuss dreier Jung-Metaller, die sich amtlich die Schädel zu Steel Panther Klängen abschraubten. Da es aber am Ende doch zu lau wurde, beschlossen wir noch einmal im Night Light vorbeizuschauen, ob die Anderen mittlerweile noch eingetroffen wären?! Der Einzige, der überhaupt noch eingetroffen war, war der unkaputtbare Jörn, der vom Kneipenterrorist zum Kneipentour-ist mutiert war. Wir nahmen für ein letztes Bier im Innern platz und genossen den Chill Out Modus. Oliver orderte derweil je einen Maracuja-, sowie je einen Lakritz-Likör, um vor allem mir mal Hamburg`s Spezialitäten näherzubringen. Hier bedurfte es des Ausnahmefalles, da ich mich Likören (abgesehen von den bereits bekannten 2 Ausnahmen) normalerweise komplett verweigere. Irgendwann war dann auch Jörn verschwunden und so brachen wir auf, um den Schlaf zu suchen. Gegen 5:00 Uhr durfte dann die Waagegerechte den Schlaf begrüssen.
12.10. 2.013, Samstag
BETONTOD, Meet & Greet/ Autogrammstunde - Wildcat Tattoo Studio, Hamburg
BETONTOD, MAGGERS UNITED - Docks, Hamburg
Noch vor dem Mittagszenit bahnte sich der erste Augenaufschlag den Weg in den neuen Tag, der quasi der Haupttag für mich war. Dine ging es aufgrund ihres rebellierenden Magens alles andere als gut, während ich nur leicht meinen Kopf von innen kratzend spürte, obwohl ich so viel nicht getrunken hatte. Tja ja, manchmal ist es seltsam. Ich mahnte Dine, dass sie sich lieber ausruhen- und besser die volle Ruhe vor dem sprichwörtlichen Sturm geniessen- und somit das Meet & Greet mit Betontod lieber aussparen solle. Ich denke Dine hätte aufgrund der Umstände auch ohne meinen klugscheissenden Rat vorlieb mit der ihr vertrauten Nähe ihrer Couch genommen?! Und so zog ich nach kurzem Badgang gegen 13:30 Uhr zusammen mit Oliver, der mich direkt bei Dine per Auto abholte, in Richtung "Schanzenviertel" los, wo das Wildcat Tattoostudio sein Domizil hat.
Oliver erwies sich einmal mehr als ein äusserst sympathischer Typ, der mir auf der Fahrt in Richtung Schanzenviertel eine kleine Sightseeing-Schnelltour bot, die an diversen Hamburger Sehenswürdigkeiten vorbeiführte. Meine Cam im Anschlag, fotografierte ich aus dem Auto heraus einige der Sehenswürdigkeiten. Im Schanzenviertel angekommen, konnten wir Olivers Auto nach kurzer Parkplatzsuche abstellen. Das Schanzenviertel selbst wirkte auf mich ein wenig wie so manche Ecke von Berlin-Friedrichshain heutzutage, was ein gutes-, fast heimisches Wohlgefühl aufkommen ließ. Das Wildcat Tattoostudio selbst war bestens zu finden, zumal es direkt an einer Hauptverkehrsstrasse liegt und einige rauchende Fans bereits vor dem Laden standen. Nicht nur von aussen, sondern auch im Innern schlug einem eine sehr saubere, dennoch nicht zu klinische Atmosphäre entgegen, die den Laden direkt zu einem Hinkucker macht. Im Vorderraum wurde man von den netten Wildcat Mitarbeitern mit einem Give Away (eine Papiertragetasche mit Katalog und Aufkleber als Inhalt) und einem Eimer voller Lose für ein Gewinnspiel begrüsst. Bei dem Gewinnspiel konnte man z. B. ein Tattoo gewinnen, das ein Mädel gewann. Des Weiteren konnte man produktionsfrisch die am Vortag erschienene erste Betontod DVD (inkl. Doppel-Live-CD) "Viva Punk - Mit Vollgas durch die Hölle" käuflich erstehen.
Im hinteren, angrenzendem Raum hatte sich bereits eine amtliche Warteschlange aus autogrammwünschenden Betontod Fans gebildet. Auch ich reihte mich artig ein, um ganz regulär den Jungs "Guten Tag" zu sagen. Betontod Manager Peter und Drummer Maik waren die Ersten, denen ich Hallo sagte. Auch der Rest der Betontod Jungs freute sich herzlich über das Wiedersehen und verlieh der Freude mit kurzer Umarmung ausdruck. Zum Teil sahen die Jungs leicht müde aus, was eventuell am Konzertbesuch bei den Toten Hosen am Vortag in Düsseldorf gelegen haben mag?! Aber sei`s drum, die Jungs sind dennoch immer dabei, wenn es heisst etwas für ihre Fans zu tun, da ist Müdigkeit schon einige Male das kleinste Übel gewesen.
Da auch noch andere Fans zu ihrem Autogramm kommen wollten, entschied ich mich ausgiebige Gespräche mit den Jungs auf später zu verlegen, zumal ich eine zusätzliche Mütze Schlaf auch gut vertragen konnte. Deshalb fuhren wir auch relativ zeitnah wieder los. Auf dem Weg zu Conny, die mit Oliver befreundet ist und mit ihm gemeinsam etwas gehen wollte, fuhr Oliver erneut an diversen Sehenswürdigkeiten vorbei, was mir ein volleres Bild von Hamburg bescherte. Danke noch einmal an Oliver dass Du Dir die Mühe gemacht hast! Ich weiß es zu schätzen!
Nachdem wir dann die aus Berlin stammende Conny abgeholt hatten und noch sehr angenehmen Smalltalk hatten, setzte Oliver mich wieder bei Dine ab, wo ich mich nach leckerem Mittagessen noch einmal für ein halbes Stündchen Schlaf in`s Bett legte. Aus der halben Stunde wurden tatsächlich 2 Stunden, was mich den Plan joggen zu gehen verwerfen ließ.
Nach etwas Abendbrot als Grundlage für den Abend war erneut der Badgang angesagt, um danach auch relativ zeitnah in Richtung Docks aufzubrechen. Stilecht war ein Schwapp Mexikaner als Mitgift für die Betontod Jungs im sicheren Anschlag. Hamburg ist gerade bei Nacht einer wunderschöne Weltmetropole, die jedes Mal wieder mit ihrem bodenständigem Flair auf mich einzaubert. Hier werden keine Obdachlosen, Betrunkenen, Junkies etc. versteckt, nein hier heisst es wirklich noch "Leben und leben lassen!". Sicher, die Menschenmasse läuft kaum notiznehmend stur ihrem Strom hinterher, aber man (ver-)drängt die Aussenseiter und Gesellschaftsaussteiger in Hamburg scheinbar nicht noch weiter an den Rand, um den Schein zu wahren?! Aber vielleicht täusche ich mich diesbezüglich auch, da mein Blick ja eher von der temporären Aussenlinie kommt?!
Am Docks angekommen, kamen wir auch recht zügig in`s Docksinnere, wo Oliver und Conny bereits einen klasse Platz an der rechten Seite vor der Bühne gesichert hatten. Es brauchte zwar ein wenig sich durch das ausverkaufte Docks bis dorthin durchzukämpfen, ging aber lockeren Weges gut. Direkt an der Bühnenabsperrung angekommen, wollte mir der nette Security Typ schon die Plastikflasche mit dem Mexikaner abnehmen, ich beschützte diesen aber wie den heiligen Gral selbst und sagte ihm, dass der Mexikaner u. a. für Betontod bestimmt sei. Sein Blick scannte mich im Überwachungsmodus immer wieder ab, ob ich auch ja keinen Schluck aus der Flasche nehmen würde, was dieser (so mein Eindruck) zum Anlass genommen hätte mir die Flasche abzunehmen.
Von der Vorband Maggers United bekam ich nur noch zwei Lieder mit, das aber eher beiläufig. Lediglich die orangefarbenen Jogginghosen von deren Frontmann hinterließen einen bleibenden Ersteindruck.
Gott sei Punk konnte ich dann in der Umbaupause die Flasche Mexi für die Zeit der Betontod Show in die sichere Obhut von Betontod Roadie Enrico geben (Danke noch mal!), so dass sich auch der auf Standby befindliche Security Typ entspannen konnte. Dank der Umbaupause fand sich auch Zeit sich das Innere des Docks kurz genauer anzusehen. Die Location selbst hat dieses Wohlfühlflair inne, das mit einigen detailiert-unterschiedlichen Elementen verschiedene Eindrücke schafft. Von rustikal bis modern ergibt sich ein Zusammenspiel von mittlerer Größe im Vergleich mit Konzertsälen wie beispielsweise dem Berliner SO36, dem H.O.F. 23 oder gar dem gigantisch-grossen Runds des Velodrom. Am Ehestem hatte es stellenweise ein Flair, das sich aus Stilelementen des SO36 und des H.O.F. 23 mischt. Ein Hinkucker ist die buntgläsrige Windrose, die man beim Blick zur Saaldecke sehen kann.
Beim Blick auf die Bühne bot sich nach kurzem Umbau durch Betontod Chefcrewkopf Enrico und nach kurzem Instrumente Check durch Roadie Tommi Tox ein ähnliches Bild wie bei Veritas Maximus Ende August/ Anfang September in Berlin. Ein Vorhang aus Weiss verhüllte die komplette Bühne und man konnte allenfalls mal die Silhouette von Tommi Tox ausmachen, während man den Showbeginn regelrecht riechen konnte. Anders als bei Veritas Maximus wurde das Weiss in Blautöne (via Scheinwerfer) getaucht. Dann das Intro, Dunkelheit, "Bämm!" und Betontod standen in alter Frische und knackigem Lauf auf der Bühne, während sie "Alles" als Opener zockten und damit die Spannung, die direkt am Siedepunkt begann und mit viel Adrenalin weiter angefeuert wurde. Und wenn es schon einmal läuft, darf es (mit) "In Sekunden" weitergehen. Grooveriffeinlauf pur. Direkt in`s Auge fiel "back drumming man" Maik, der dieses Mal auf einem Schlagzeugpodest eine Etage höher saß und sicher in saunaähnliche Temperaturen einfuhr?! On a Highway to Hell? (zumal ja warme Luft bekanntlich immer nach oben steigt, wohl doch eher "South Of Heaven"?!) Bei Betontod beisst einen immer wieder auf`s Neue schon früh das Erstaunen, dass diese Jungs immer wieder noch einen draufpacken in Sachen mitreissender (neuer) Show(elemente). In den 9 Monaten seit dem letzten Betontod Live-Rendevouz hatte sich einiges zum Positiven getan! Nicht dass es vorher schlechter gewesen wäre, nein gewiss nicht! Ich würde just eher sagen wollen, dass man einiges noch verfeinert hat und auch einige neue Elemente mit eingebaut hat, die man sicher auch noch weiter ausbaut?! Spätestens bei "Nichts" schlugen sich dann für mich Bögen der Erinnerung zu dem Album hin, mit dem mich Betontod einst vollends überzeugt- und gepackt hatten. Unter Anderem war "Nichts" einer der Songs auf dem "GlaubeLiebeHoffnung" Album, die mich in jenen Tagen gepackt hatten wie eine Löwin ihr Junges - direkt im Genick. Dass "Schwarzes Blut" und "Kinder des Zorns" keinesfalls fehlen durften, war so klar wie der Tod im Beton. (und das meine ich jetzt nicht als "Mafia-Anspielung" haha) Maik trat von hinten her konstant dynamisch mit ordentlich Druck das Gaspedal durch und ließ stellenweise sogar solide klassisches Metal Drumming durchfeuern.
Ebenfalls immer wieder gern gehört, ohne Erscheinungen von Abnutzung zu haben, ist "Nebel" immer wieder ein besonderes Highlight jeder Betontod Show. Ich hatte ernsthaft zu hoffen gewagt, dass die Betontod Jungs wenigstens für diesen DVD-Release-Partyabend Yvonne Rüller mit im Gepäck hätten, die "Nebel" soviel tiefgehenden, stimmlichen Guß verlieh, aber leider war diese offenbar verhindert?! Betontod sind aber immer für spontane Überraschungen gut und so holte man einfach spontan ein Mädel aus dem Publikum auf die Bühne, dem Namen nach hieß diese: Lisa. Logisch dass Lisa aufgeregt war und die Aufregung einfach wegzutanzen versuchte, bei ihrem Gesangspart zeigte sie sich zwar textsicher, war aber aufgrund der Bewegung stellenweise etwas schwer zu hören. Meister als Profi fing sie aber auf und am Ende waren die Unsicherheiten egal, denn es gehört eine ordentliche Portion Mut dazu vor einem ausverkauften Docks mal eben spontan auf die Bühne zu klettern und mitzusingen. Es tat der Partystimmung jedenfalls keinen Abbruch, eher im Gegenteil.
In der Betontod Setlist gibt es durchaus auch weitere Mitgehgaranten jüngeren Datums, die live immer gehen, wie der Block von "Entschuldigung für nichts", "Keine Popsongs" und "Hömmasammawommanomma" zenitkonstant unterstrich. Zwar ist "Hömmasammawommanomma" jetzt schon auch einige Zeit draussen, aber ich habe es bis heute noch nicht auf die Ketten bekommen den Titel ohne Zungenknoten leichtflüssig über die Lippen zu bekommen, zumindest wenn ich in Mitsinglaune bin. Aber ich werde üben, das gelobe ich! Während die Halle sich in Richtung weiterhin den Siedepunkt hielt und immer mal wieder schräg-humorig "Ein Bier, ein Bier..." einforderte, kam mit "Viva Punk" im wahrsten Wortsinn Feuer in die Brandung, das an die brandneu veröffentlichte Live DVD (die übrigens auch in Hamburg mitgeschnitten wurde und sich somit Kreise schlossen) erinnerte. Während all´ dem entdeckte die neben mir stehende Amazone Conny Betontod bei diesem Konzert offenbar erst so richtig für sich und wir einigten uns bei textlichen Lücken auf ein an die Melodie angepasstes "Chalala". Nicht unbedingt weit vom Ballermannniveau entfernt, ich weiß, aber solange wir nicht "10 nackte Friseusen" oder dergleichen anstimmten, durfte das Niveau auf der Oberfläche der Dinge bleiben. ;-) Und wenn man sich diesen textlichen Luxus nicht allzu laut gönnt, konnte auch "Glück auf!" und "Wind" in`s Halbrund gehen. Dass auch Betontod nur Menschen, die nicht frei von Texthängern/ - lücken sind, zeigte sich bei Meister, den der Hängerteufel gleich zweimal in die Wade biss. Doch auch das tat der Stimmung keinen Abbruch. Da passte es wunderbar zur Feier des Abends, dass Gitarrist Frank bei "Ewigkeit" den direkten Weg in`s Publikum suchte, um dort den Song zu zocken, während Bassist Ado und Mario jeweils am Gitter mit Direktnähe zu ihren Fans den Song spielten. Auf der Bühne sah es währenddessen zwar etwas leer aus, aber das interessierte kaum jemanden, da die hot Spots eh bei der Gitarrenfraktion in Publikumsnähe lagen. Derweil zelebrierte ich mit Conny anstatt des "Olè, Olè" ein bewusst kreativ-spontanes "Chalalalaaaaa...". Ja, wenn der Humor locker sitzt, feiert es sich allemal besser! ;-)
Da durfte es zwischendurch auch mal sozialkritisch mit "Wenn es einen Gott gibt" zugehen, das ich schon einige Tage nicht mehr live von Betontod gehört hatte. Ein zeitlos guter Song, der ein gutes Beispiel für das bereits früh vorhandene Potential von Betontod ist. Gerade von den älteren Betontod Alben gefällt mir persönlich "Stoppt uns wenn Ihr könnt" sogar noch besser als "Schwarzes Blut", aber das mag wieder einmal ein klassischer Fall von Geschmackssache sein?!
Nachdem auch dieser Punkt ausserhalb des regulären Sets vorbei war, durfte Crewmitglied Tommi Tox (Toxpack/ Stomper 98) an die Gitarre und durfte sich im Kreise seiner Freunde "Auf eine gute Zeit" in Richtung Saitenolymp schrauben. Auf eine gute Zeit hatte ich gehofft und hatte sie auch bekommen, wenn auch teilweise anders als geplant. Leider ging es nun in Richtung finales Setende, dafür aber mit dem brillanten Mutmacher "Im Himmel", den Meister in Sinatra-Pose sitzend zu Pianoklängen allein darbot. Ebenfalls eher balladesk folgte "Dagegenstehen", bei dem der Textteufel noch einmal kurz durch Meuster`s Abrufzentrum huschte. In diese ruhigen, fast andächtigen Momenten passte das von Drummer Maik auf der Akustikklampfe unterlegte "20 Jahre" bestens rein, bei dem Ado und Mario regelrecht demütig wirkten. Und so ging ein grossartiger Konzertabend zu Ende und alle finanziell widrigen Umstände waren wie in alten Punktagen vergessen. Wenigstens ab und an sollte man einfach mal komplett abschalten und sich von der Musik treiben lassen, dann kommt auch wieder Land in Sicht.
Leider ist es fast schon zur Mode geworden die jeweilige Halle nach einem Konzert die Leute hinausdrängend leerzufegen, was auch hier in Hamburg der Fall war, was sicher einige Fans unschön fanden, zumal man es bei Betontod Konzerten gewohnt ist sich in Ruhe mit den Betontod Jungs noch kurz unterhalten zu könnem. Solche Aktionen kann man aber ganz und gar nicht an der jeweiligen Band anlasten, sondern eher den Veranstaltern und deren Crew. Sicher Feierabend will jeder haben, aber man sollte nicht direkt beim ersten Hallenlicht bzw. in diesem Falle sogar schon als die Band noch spielte, was unverantwortlich in Sachen Sicherheit ist(!), beginnen die Verschraubung des Absperrgitters am Graben zu lösen und direkt nach dem Konzert die Leute regelrecht rauszudrängen. Mit solchen Aktionen suggerieren die Veranstalter letztlich nur eins: "Kohle scheffeln!".
Nichts desto trotz ließ ich es mir nicht nehmen mit Ado noch super kurz zwei, drei Worte zu wechseln und auch der Betontod Merchandiserin hallo zu sagen, soviel Zeit musste einfach noch sein! Wenig später vor der Tür des Docks bot sich ein eher englisches Bild: strömender Regen. Laut den Hamburgern um mich sei das ein relativ normales Maß an Regen gewesen. Schlimmer ginge immer. Demnach gut, dass es hier nicht "Land unter!" hieß, wenngleich ich mich nach dem Weg in Richtung Hans-Albers-Platz/ Reeperbahn Kiez wie ein aufgeweichter Bierdeckel fühlte. Unterwegs trafen wir an einer Ampel sogar noch Lisa, die beim Konzert mit Betontod bei "Nebel" auf der Bühne gestanden hatte.
Wenig später landeten wir in der megavollen Livebar "Molly Malone" (http://www.molly-malone-hh.de/), wo wir direkt vor der kleinen Bühne, auf der bereits die Band Wild Touch ihre Instrumente und Verstärker in Stellung gebracht hatten, den noch besten Platz direkt am Tresen fanden. Netterweise bestellten mir die Hamburger ein Bier mit, so dass die sommerliche Wärme in dieser Bar erträglich war. Meine Gedanken waren ab und an aber noch auf dem Handydisplay, da ich doch noch zu hoffen wagte die Runde würde noch rundum komplettiert werden. Derweil begannen Wild Touch ihren Auftritt und heizten mit diversen Radio Evergreens ein. Der aus Norwegen stammende Wild Touch Frontmann erinnerte mich optisch schwer an den Schauspieler Zach Galifianakis aus dem Film "Hangover", was mich leicht bei der Wahrnehmung von deren Mucke verwirrte. Und während ich versuchte das "Hangover" Bild aus dem Kopf zu verbannen, hatte Oliver seiner Schwester Nele (die ich auch beim Elb Riot kennengelernt hatte) per SMS gesteckt wo wir uns befanden. Diese rief dann auf meinem Handy an. Ich hatte aber jemand ganz Anderen hinter dem Anruf auf dem Schirm und bahnte mir den Weg aus der Bar, um besser hören zu können, doch kaum draussen (wo es noch immer regenete), tat sich auf, dass Nele es war, die mich anrief, um zu fragen wo die Bar denn sei? Ich hielt das zuerst für einen Scherz, es war aber keiner. Ich beschrieb ihr also so gut es ging, wo wir waren. Sie fragte, ob ich sie eventuell von der U-Bahn abholen könne, was ich als eher schwierig erwiederte, zumal ich nicht einmal gewusst hätte, wohin ich gemusst hätte. Betretenes, kurzes Schweigen stellte sich ein, dann brach die Verbindung ab. Mit Fragezeichen über dem Kopf ging ich in die Bar zurück und bat Oliver mal seinen Schwester zu kontaktieren, um sicherzustellen, dass sie uns fände. Nur ca. eine Minute später kam sie mit Dine zur Bar herein. Dine hatte sie vorausschauenderweise von der U-Bahn abgeholt. Kurze Hektik um nichts, alles war nun (wieder) gut. :-)
Nach kurzer Stippvisite in der angrenzenden Livebar "Drafthouse" , die im Hinterhof lag, entschied ich mich dann unbedingt zum nächsten Sparkassenautomat gehen zu wollen, um mein nächstes Bier wieder selbst bezahlen zu können. (Ich bin einfach nicht locker genug, um bei solchen Abenden frei von Schuldgefühlen zu sein, sprich sich durchzuschlauchen ist einfach nicht meine Art.) Conny und Oliver entschieden sich mir den Weg zum Geldautomaten zu zeigen. Dine und Nele wollten derweil noch einen Abstecher in`s "Three Monkeys" machen. Nachdem ein Automat gefunden war, gingen wir noch spontan in`s "In Exile" (ebenfalls auf dem Kiez in St. Pauli). Das "In Exile" ist ein schnuckliger, kleiner Punk Laden, der direkt sympathisch war. Doch auch hier sollten wir nur flüchtige Gäste einiger Augenblicke sein, um direkten Fusses erneut im "Headcrash" zu landen, in dem eine waschechte Metalparty lief. Der Laden war gut voll und erinnerte mich ein wenig an den 4. Floor im Berliner K17, so dass ich mich schnell heimisch fühlte. Mit Songwünschen allerdings vermochten die DJ´s nicht so gut umzugehen. Korn war ihnen zu "popig", Ministry hatten sie gar nicht dabei und Coal Chamber kannte man z. B. gar nicht. Nun gut, aber auch das durfte der Stimmung keinen Abbruch tun, im Gegenteil, zumal ich mich in bester Gesellschaft befand. Meine Gesellschaft war so gut, dass sogar der Versuch einen neuen Kosenamen für mich zu etablieren direkt von mir vereitelt werden musste. ;-) Aber gut, offen gestanden hatte besagte Dame einen Insiderbonus, so dass meine Gedanken eh nicht von dieser Welt waren und locker feierten. Es wurde eine klasse Partynacht, zu der später auch Dine und Nele wieder zu uns hinzustießen und wir alle eine gute Zeit hatten, genau so wie ich es mir von diesem Besuch in Hamburg erhofft hatte.
Irgendwann des Morgens (ich meine es war so gegen 4:00 Uhr?) stellte sich dann aber doch die Müdigkeit ein und so brachen wir auf in Richtung Schlafdomizil. Und auch diese Wege sollten einmal mehr Erlebnisse mit sich bringen, wie sie nur das Leben selbst zu schreiben kann. Ich meine es war an der U-Bahnstation "Berliner Tor", als wir leider gut 17 Minuten (da war sie wieder die 17) Wartezeit vor uns hatten und eine langbeinige Dame auf der Treppe sitzend offenbar den fröhlichen Clown in der Flasche gehabt hatte?! (Nix mehr mit Würmern in der Tequila Flasche?) Fröhlich und defninitiv nicht mehr nüchtern schmetterte die Gute Ballermannhits der Marke "Schatzi schenk´ mir ein Foto..." lauthals singen in Richtung Bahnsteig, worauf zwei ebenfalls wartende Damen direkt mit einstiegen und der dreistimmige Fischerchor mich eher an einen fiesen Traum als an die Realität glauben ließ. O.o Wie sich später herausstellte, kannten sich die Damen des Chores gar nicht, was ich vorher anders vermutet hatte, weil die Haupt"sängerin" des Fischerchores die anderen Beiden immer wieder zum geselligen Frühstück einlud und dabei immer wieder betonte, dass sie ein frisches Brot backen würde. Na denn "Juten Hunger!" wie wir in Berlin zu sagen pflegen.
Als die U-Bahn dann kam, glaubte ich, dass das Spektakel vorbei sei, doch weit gefehlt... mit Dine in der Bahn sitzend und vom Schmunzelfleisch meiner Wangen gesteuert, beobachtete ich das fröhliche Unterhaltungsprogramm der Fischerchorvorsteherin mit Wonne, die das Bahnabteil fest im Griff ihres Spontanentertainmentprogrammes hatte. Aus einer Bequemlichkeit heraus hatte ich unbewusst meinen Kopf auf meine linke Hand gestützt und schmunzelte vor mich hin, während die Fischerchorentertainerin sich bereits in lockerer Halbdrehung zu uns drehte, kurz auf mein Tattoo auf meiner linken Handoberfläche blickte und mich beherzt ansprechend die (halbfragende) Feststellung in den Raum schmiss "Du hast ja `nen Drachen tätowiert?!", ich nickte mit ironisch grinsendem Unterton antwortend: "Nee, dat is`n Phönix, ein Feuervogel...". Sie daraufhin wie vom Licht des Erleuchtungsblitzes getroffen wie aus der Kanone: "Aaah von Harry Potter?!" Nun brachen alle Dämme der Zurückhaltung und mein lathalsiges Lachen kannte keine Zurückhaltung mehr. Es brauchte einige Zeit bis ich meine Fassung halbwegs wiedererlangt hatte. Das war einfach zu schön, nun war ich also widerwillig ein stilechter Jünger von Harry Potter geworden. Mit diesem Erlebnis überzogen zogen wir in Richtung Nacht und fanden den Schlaf eines wunderbaren Samstags.
13.10. 2.013, Sonntag
Abreisetag nach Berlin
Den Sonntag gingen wir eher chillig an. Ich kümmerte mich ein wenig um die kurz vor der reise begonnene Promotion meines am 6.12. 2.013 erscheinenden Buches und schrieb mich emsig mit meinem Verleger und freute mich riesig über die ersten Supporter; Follower & Teiler und deren Kommentare.
Zwar wäre ich bereits am Nachmittag ready für die Abreise gewesen, war aber aufgrund eines erschwinglicheren Angebotes in Sachen Preis an die Abfahrtzeit gebunden, so dass wir erst gegen 18:45/ 19:00 Uhr in der Spur in Richtung ZOB waren. Am ZOB angekommen standen bereits einige Fahrgäste ready to leave. Als wir kurz vor 20:00 Uhr waren, Dine bereits weiter musste und sich verabschiedet hatte, war vom Bus selbst noch nichts zu sehen. Eine Durchsage oder dergleichen gab es auch nicht, nur viele wartende Fahrgäste, deren Anzahl stetig wuchs. Es kann einen gedanklich schon leicht nervös machen, wenn man andere Busunternehmen den ZOB in Richtung Berlin verlassen sieht, aber gut, in der Ruhe liegt bekanntlich die Kraft und so harrte ich mich den Dingen überlassend aus. Mein Blick fiel immer wieder zu einem Mädel, die etwas abseitig stand und auch zu warten schien. Das Gespräch mit den Augen begann und wir schienen dieselben Gedanken zu haben, als es bereits ca. 20:15 Uhr war und der Bus noch immer nicht da war. Tja ja, Berlin und Verspätungen... das ist ein altbekanntes Thema. Gegen 20:20 Uhr in etwa fuhr der Bus dann doch endlich ein und ich kam mit dem Mädel in`s Gespräch, während einem Typen (der ebenfalls den Weg in`s Businnere ersuchte) neben mir die halbvolle Wodkapulle aus der Jackeninnentasche zu Boden fiel. Ich signalisierte dem Mädel, die mir auf Anhieb sympathisch war, sie möge mir doch bitte (da sie nur einen Rucksack mithatte) einen Platz neben sich reservieren, da ich befürchtete meinen Koffer abgeben zu müssen, obwohl ich felenfest gewillt war einfach mit meinem Koffer im Schlepptau einen Sitzplatz zu ergattern. Nachdem das Mädel vor mir in den Bus stieg, hängte ich mich quasi einfach an ihre Fersen, um einen chilligen Sitzplatz zu sichern, was vollends gelang (mit Koffer). Und so konnte die Busfahrt in Richtung Berlin losgehen.
Die ganze Fahrt über hatten wir ein wirklich gutes Gespräch. Es stellte sich heraus, dass das Mädel aus Potsdam stammte und die erste Elektronikerin war, die ich je kennengelernt habe. Sie war wirklich taff und erzählte mir den Grund ihres Kurztrips nach Hamburg. Die Härten ihres Rückweges waren aber von derbe harten Schatten geknechtet, die sie zu Hause erwarteten. Was das war, soll hier (ihre Privatsphäre schützend) unerwähnt bleiben, da das nichts in der Öffentlichkeit zu suchen hat. Nur soviel noch dazu: Ich empfand echten, bis in die Haarspitzen gehenden Respekt wie tapfer sie ihr Schicksal ertrug!
Trotz der Verspätung kamen wir gegen 23:45 Uhr circa am Ostbahnhof Berlin an und hatten noch Lust auf ein Willkommensbier in Berlin, das wir uns im Supermarkt, der noch offen war, holten. Auf dem Bahnsteig trennten sich unsere Wege und vielleicht liest man sich wieder, doch das mag die Zeit selbst entscheiden.
In diesem Sinne endete die B-Road wieder einmal da, wo sie begonnen hatte: zu Hause.
Besonderer Dank und Grüße geht gehen raus an: meine Katzensitter, die Zedy verpflegt haben, Lisa B., Dine, Oliver L., Nele, Conny, die Betontod Jungs, Peter, die Betontod Merchandiserin, Enrico O., Onkel Headbanger Stefan, Andrè Heider, die Elektronikerin aus Potsdam (DICKES SORRY, dass ich Deinen Namen vergessen habe, das passiert mir ständig :/ ).
Es war ein Better Than Hell-würdiges Weekend!
Euer Danny B.
Fotos by: TRIBEgraphix/ schafe-schuesse.de und Oliver L. ©
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