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Zwischenschuß [10-16]

Zwischenshot [10-16]

 

"Bestandsaufnahmen"

Ankunft?! - Diese Frage stellt sich mir aktuell im Gefühlszentrum, während das Sonntagsgefühl den offiziellen "Feiertag" nährt. 

Ach stimmt, dieser Feiertag, der offizielle Tag der Wiedervereinigung vor satten 26 Jahren. 26 Jahre später bin ich ein Erwachsener, der Peter Pan noch immer mit all' seinen Albernheiten gern ein inwendiges Zuhause schenkt, ganz aus freien Stücken. Bei den Menschen, die mit ihren busy Alltagsgesichtern an mir vorbeihuschen, virtuell wie auch in der greifbaren Realität, kann ich das leider nicht behaupten. Zumindest, wenn ich an die Menschen denke, die mir keine Empathie entlocken können, was natürlich schwer subjektiv und fehlbar ist. Manchmal fehlt sie eben diese flügelleichte Lockerheit verblasst-vergilbter Jugendtage als mich das, was die MitDemStromSchwimmer im monotonen Fluss hielt nicht großartig interessierte. Heute hallt die Schnelllebigkeit doch manchmal nach... Vielleicht war es früher auch nicht immer nur Lockerheit, sondern arrogante Ignoranz? Sehr wahrscheinlicher aber war es der Charme des generellen Dagegenseins. Es war doch auch viel schöner die Dinge komplett anders anzugehen, von hinten nach vorn und zwischendrin auch schwer tief nach unten, One Way Ticket, ohne Netz unter mir und ohne Fahrstuhl nach oben. 

Ähnlich erging es diesem Land. Das Einzige, das letztlich einte, waren die PR-wirksamen Worthülsen derer, die an der Wiedervereinigung verdienten und vor allem wirtschaftlich davon profitieren und am Ende paradoxerweise es im Zuge dessen in die Geschichtsbücher geschafft haben. Wird die Geschichtsschreibung also von der Feder der Willkür, des Wohlwollens in Reichweite subjektiver Wahrnehmung geführt? Schreibt nicht jede/-r irgendwie Geschichte? Sind wir nicht alle Teil des gross(artig)en Puzzle, das den Weltenlauf täglich neu zusammensetzt und mehr oder weniger in Balance hält?! Ich stelle mir das bildlich wie eine Wippe vor, deren Enden den Boden nie berühren dürfen, weil sonst die Welt aus den Angeln gehoben würde. Hurra, die Welt geht unter?

Klar, man fragt sich freilich wie es wohl wäre, aber man belässt es angesichts irrsinniger Atomwaffen, Kriege etc. dann doch lieber bei den Fiktionen von 1984, Mad Max, Waterworld, I, Robot, I Am Legend Szenarien. Solche Waffen und Fiktionen gab es in meiner Kindheit bereits. Ich erinnere mich noch gut an die "Stop Pershing!" Slogans, während das Haarspray relativ zeitgleich von FCKW (*Fluorchlorkohlenwasserstoffe) befreit wurde, der Ozonschicht zuliebe. Die Erinnerungen und Beispiele überschlagen sich förmlich und ich blicke mich in der völlig neuen Umgebung hier um und bemerke u. a. in Gedankengängen laufend, dass ich einst nicht mal 30 werden wollte, schließlich war Punk so ein Ding, was uns jungen Entrückten gehörte. ;-) Man wollte hart sein. Die Härte aber, die einem das Leben im Laufe der Jahre wieder und wieder vor den Latz knallte, bestand aus tiefschneidenden Scherben, deren Narben mit Farbe behandelt zum Leben in heilsamer Demut wurden. 

Heutzutage blicken mich nicht selten Menschen mit grossen Augen (aus verschiedensten Emotionsebenen) an und stellen fast alle fest "Ja, der hat was erlebt.". Das Innere steht bei mir nun mal außen. Das habe ich nie bereut, zumal es mein Weg, mein Leben ist. Was Andere daraus machen darf nicht zu meinem Problem werden, denn mir ging und geht es dabei nicht darum den harten Hund raushängen zu lassen. 

Ich kenne die Noten echter felshöllensteiniger Härten. Gerade erst hat mir das Leben einen ganzen Lektionsstapel auf die Seele geladen. Keine einzige dieser Lektionen werde ich so schnell vergessen, weil es mich bis tief ins Mark meiner Seele erschüttert hat, wie ein inwendiges Erdbeben Risse in die Seele reißt, ähnlich wie ein hungriger Wolf ins Fleisch seiner Beute. Jeden Span, den es dir nach und nach von der blankliegenden Substanz deines kleinen, kometenhaften Daseins unter täglichem Druckschmerz abhobelt, merkst du tiefenklar einschneidend bis du dein eigenes, ohrenbetäubendes Schreien in deinem Selbst hören kannst. 

Ich hatte so unverschämt grosses Glück, dass ich der Suggestion der nackten-, zum Greifen nahen Existenzangst entkam, dass es mir selbst jetzt noch mehrfach ummantelte Demut abringt und ich besonders einer bestimmten Person und den wenigen Menschen, die mich auf diesen Höllenwegen begleitet haben, mit Worten gar nicht richtig/genug danken kann. Doch meine Gedanken sind am Nächsten, bei denen , die ich so oft und überall in diesem Land (vor allem in den Städten) immer wieder sehe. Die, die auf der Strasse sitzen und den Tod auf Raten vom Asphalt lecken, in der Hoffnung dass ihr Leid ein baldiges Ende findet. Oder auch die, die sich tagein, tagaus mit Alkohol oder Drogen betäuben, weil sie die Realität nicht ertragen.

Einmal mehr stellte ich aus meiner eigenen kürzlich erfahrenen Notsituation heraus fest welcher Weg einem vorgezeichnet ist, sofern man nicht das Glück hat eine bezahlbare Wohnung zu finden bzw. überhaupt irgendwie schnell zu Geld zu kommen, das den rettenden Anker bezahlend auslöst. 27 Jahre nach den versprechenden Worten, dass es allen(!) gut bzw. besser gehen würde, sehe ich Menschen, die hart für eine Zukunft gearbeitet haben, am Abgrund ihres Leben. Währenddessen sehe ich "Menschen" (oder sollte ich doch zum Ursprungsjargon "MenschenMonster" zurückgreifen?), die ihr Ego vorschieben und einen auf Existenzangst machen, obwohl sie Warmwasser, zu essen, Strom und eine Wohnung (oft sogar einen liebevollen Partner) haben - sprich Menschen, die genau genommen im sozialen Netz der Absicherung liegen und sich in Aufmerksamkeit sonnen, wenn sie irgendwelche Parolen nachmaulend rumprollen. 

Da ist doch schwer was im Argen, wenn sich eine Welt aus immer mehr werdenden Couchpolitikern und Selbstdarstellern formiert, während immer mehr Leute die Landesgrenzen mit scharfen Messern nachziehen, während Menschen bei ihrer Suche nach der Ankunft ihres aus den Angeln gefallenen Lebens suchen und hart kämpfen, jeden einzelnen Tag! Nachvollziehbar, dass es jenen Kämpfern/Kämpferinnen unsagbar unangenehm ist darüber zu sprechen, ich weiß es, es ging mir kürzlich selbst genau so. Ich für mich habe die Kraft zu handeln gefunden, auch wenn es verdammt schwer war. Demnach ein grosses Glück, dass ich jemanden hatte, der so ziemlich jeden Tag für mich da war. 

Hier mal einen bereits vor Jahren zu Papier gebrachten Gedankenganges, um Euch verstehen zu lassen wie man sich fühlt, wenn man unten ist oder auch Seelenlast auf seinen Wegen mit sich trägt:

 

>>Es ist wichtig verstehen zu wollen...

Die wichtigsten Dinge lassen sich am Schwersten sagen. Es sind Dinge, die tief drin wie Dämonen sitzen. Sie lassen sich so schwer beschreiben, weil Worte sie kleiner machen. Sind sie einmal ausgesprochen, lassen die Worte die Dinge, die dir in deinem Kopf grenzenlos schienen, zu ihrer wahren Bedeutung schrumpfen. Aber da ist noch etwas anderes, nicht wahr? 

Du machst vielleicht Enthüllungen, die dir schwer fallen und der einzige Erfolg ist, daß Leute dich erstaunt ansehen und überhaupt nicht verstehen, was du gesagt hast, oder warum du es für so wichtig hieltest, daß du fast weintest, als du es sagtest. Ich finde, das ist das Schlimmste: Wenn man ein Geheimnis für sich behalten muss, nicht weil man es nicht erzählt oder nicht erzählen möchte, sondern weil es niemand versteht.<<

 

Ich hoffe Ihr versteht? Selbst WENN ich erneut scheitern sollte, habe ich mein Bestmöglichstes versucht und gegeben, um Mensch zu sein. Träumen und Visionen von (echter) Freiheit und Glück folgen, nur deshalb bin ich.

Ich ziehe mir heute jedenfalls jegliche Feieransätze in Sachen Wiedervereinigung nicht rein, einfach, weil ich weder unerfüllte, rissige Versprechen abfeiern kann, geschweige denn Beifall klatschen kann, wenn MENSCHEN leiden, sterben, hassen, töten oder einfach nur weinen... 

 

In diesem Sinne,

genießt, wenn Ihr gesund seid,

genießt, wenn Ihr Essen, Strom, Warmwasser und eine Wohnung habt,

helft, wenn Ihr helfen könnt, egal welche Vergangenheit oder Herkunft ein Mensch hat.

 

Etwas mehr Liebe, Selbstlosigkeit und Empathie haben immer schon mehr gebracht als Hass, Neid, Gier und Misgunst.

Euer Danny B.

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