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XTORTYA "Xtortya"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

03-2017

Label: 

Genre(s): 

Allein der Bandname der 2.003 gegründeten, australischen Band schlägt Treppenstufen in die Zunge. Andere rollen den Teppich aus, Xtortya holen direkt die Stufen raus, haha. Aber Scherz beiseite, diese Jungs waren gerade erst mit Ill Niño auf Europa Tour, was sicher auch ihrem bekanntesten Fürsprecher Ken Lewis zu verdanken war, der u. a. Ausnahmeartists wie Eminem, Kayne West oder Lady Gaga produziert hat. Mich beeindrucken mittlerweile allerdings weder Fürsprecher noch Namedropping, am Ende zählt immer und immer wieder die Musik selbst. Packt sie nicht, wird/werden der/die Interpret/-en so schnell wieder in der Versenkung verschwinden, ihr Glück woanders oder vielleicht auch in anderer Konstellation, anderem Stilgenre versuchen. 

Dennoch liest sich die Like List der Bands und Artist seitens Xtortya interessant, allen voran Korn, Bullet For My Valentine, Pantera, Eminem, Snoop Dog, Limp Bizkit, Mozart(!), Ill Niño u. a.. Erfahrungsgemäß tauchen meist auch Einflüsse solcher Lists in deren Musik auf, wobei die grobe Stilrichtung mit "Rock, Hip Hop, Metal, Electronic" ja schon viel Spielraum für ein gewisses Stilpensum lässt. 

Nun gut, einfach all' das ausblenden und die Mucke selbst sprechen lassen, die mit "My Say" (Track 1) ihren anfang nimmt und zunächst Hip Hop-lastig daherkommt und mit ersten Riffrollen noch etwas "verhalten" nach Pop klingt. Was aber nicht gleichbedeutend "schlecht" heißt, einfach nur etwas verhalten eben. Auch "Drifting" (Track 2) beginnt mit ungewöhnlichen Beats und Electro-Spielereien, allerdings klingen Xtortya nun nicht mehr so stark nach Linkin' Park wie zuvor, sondern eher nach einem Gemisch aus Rage Against The Machine (dank Sänger Ian) und Clawfinger (vom Sound her). Ich fühle mich leicht zeitversetzt in die '90er Jahre. Der Hip Hop Anteil bleibt Teil des Hörvergnügens -"I Need You" (Track 3; Anspieltip I)-, allerdings werden sich vor allem die Metalheads zu diesem Zeitpunkt noch schwer tun, trotz des starken Refrainteils und der erneuten Nähe zu Linkin' Park. Aber wie das so mit "Nähe" zu bereits etablierten Bands ist, braucht es diesen einen Baustein, der den bandeigenen Sound unvergleichlich zum Erlebnis macht. 

Ich für meinen Teil kann auch mit popigen Stücken leben, was auch bei "Can't Fool Me" (Track 4) stildominierend ist. Bislang fehlt Xtortya mehr Zug nach vorn. Man hat das Gefühl, dass mit angezogener Handbremse gefahren wird und erste kleine Ausbruchansätze eher gedrosselt an der Kontrollkette liegen. Die Effect-Introducings der Stücke nehmen auch zu, so dass sich ein klein wenig Ähnlichkeiten einschleichen. Selbst die Gitarren kommen nur bedingt zur Blüte, es fehlt eine Art Riffwand, die in die Sitze drückt, im wahrsten Wortsinn "Crazy" (Track 5) - da nutzt der fromme Wunsch "Don't hold me back" im Songtext auch nicht viel. Aber vielleicht verhindert die Produktion auf diese Weise das Zünden des Funken, den es letztlich braucht? Vielleicht kommt das Wunder ja auch im weiteren Albumverlauf noch?

Leicht strange, aber seltsamerweise kommen beim folgenden "Can't Take This" (Track 6; Anspieltip II) endlich erste Hoffnungsschimmer auf, was in Xtortya an Potential liegt. Zwar gestaltet sich der Songbeginn etwas langatmig bzgl. der Effektspielereien, kommt dann in der Drehe 1:20 Minute aber wenigstens mal besser in die Spur und lässt auch etwas mehr offensiven Zug zu. Auch das Instrumentalkönnen kommt deutlich besser rum, zumal Bassist Aaron bei "Bullet Holes And Broken Bones" (Track 7; Anspieltip III) das Zünglein an die Dynamik bringt und auch der Attitude-Pegel endlich mal mehr mitreißt. Es geht zumindest Metal/X-Over-affiner zu. Warum man dann direkt im Anschluß wieder auf die Bremse geht und mit "Falling" (Track 8) 'ne Pop Ballade nachlegt, die zwischendrin mal Hip Hop Flow aufkommen lässt, bleibt als Fragezeichen im Raum der unbeantwortbaren Dinge. Wenigstens hat das Gitarrensoli von Sechssaiter Darren klasse.

Bislang fehlten noch Scratchings, die auch kurz stattfinden und erneut in Richtung Linkin' Park und Rage Against The Machine schielend auf Slow Motion abfahren - "Boom Boom" (Track 9). Klar, irgendwas hat die Mucke ja, aber es fehlt einfach trotz aller netten Bemühungen etwas Fundamentelles. Das Radio Airplay Angebot "For You" (Track 10; Anspieltip IV)  ist dann auch der Song bislang, der mehrere Stilfarben ins Gesamtbild tunkt. Wenigstens hat der leicht an Eminem erinnernde Aufbau bei "Alone Burning" (Track 11) etwas für sich, das mitnimmt. Da ist es direkt einfacher 'ne härtere X-Over Kelle nachzulegen, die auch von den Rap-Vocal-Strophen mal als Faster Spoken Words kommen - geht zumindest ganz gut ins Ohr, "Not Mine" (Track 12; Anspieltip VI). Wie so oft, kommt erst ganz am Schlusslicht das hellste Licht, so dass der/die Hörer/-in mit einem besseren Eindruck geht, als es insgesamt der Fall war. "Hungry Like The Wolf" (Track 13; Anspieltip VII) -ein Duran Duran Cover- ist insgesamt gesehen eines der besten Stücke auf diesem Album, was nicht an dem Max Cavalera/Soulfly Sample liegt. 

Echt verdammt schade, ich hatte mir mehr von Xtortya erhofft und naiverweise auch gedacht mit jedem weiteren Durchlauf würde sich die Mucke doch noch etwas mehr entfalten?! Nun ja, verdammt schade. Vielleicht sollten es diese Jungs einfach mal mit einem anderen Produzenten versuchen? "Hungry Like The Wolf" kann man als eine Idee in Sachen Potential in Sachen klanglicher Ausrichtung nehmen, dazu noch etwas mehr Schub, dann klappt es vielleicht auch besser mit dem Setzen eines Ausrufezeichens. 

6,0/10 Schafe Schüsse

(Bleeding Noise Records/Soulfood 2.017)

https://www.facebook.com/xtortya/

Danny B

Schaf Schüsse: 

6
Eigene Bewertung: 6

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