Bild des Benutzers DannyB

VERITAS MAXIMUS, Glaube und Wille

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

05-2014

Label: 

Genre(s): 

Wieder einmal bin ich etwas später dran mit meinem ausführlich-intensiven Gedanken-Hördurchläufen, die eine Review einlaufen als sei es eine Arena der Zeit. Dieses Mal ist es dem Umstand geschuldet, dass man im Hause des Veritas Maximus Managements durch die Wiederauferstehung der Böhsen Onkelz offenbar mehr als nur Berge zu versetzen/ bewältigen hatte und meine Mail offenbar von jenen Bergen verschüttet wurde?! Doch ich machte aus der Not eine Tugend des Weges als Ziel und bat einen guten Freund mir sein Veritas Maximus Album für einige Zeit als Leihgabe zu überlassen. Gefragt, getan, Fundament vorhanden.

Bevor ich nun auch gleich ohne Umwege in das Debüt einsteige, sollte man als nicht unwichtige Randnotiz dieses Werkes anmerken, dass deren Bassist Thomas Neitsch erst während der Aufnahmen im Studio zur 2.012 gegründeten Band stieß und das Line Up damit albumfest stand. 

Natürlich war von Vornherein klar, dass die Gewichtung des Albums, zumindest was die Songtexte und die unverwechselbare Stimme angeht, klar mit Fokus auf Kevin Russell steht, so wie der Spot-Scheinwerfer (wohlgemerkt SPOT, nicht etwa "Spott"!) zu Beginn eines jeden Veritas Maximus Konzertes. Somit dürfte der Druck um einiges höher gewesen sein, als es bei den Onkelz je der Fall war, zumal die Onkelz alle Lasten immer gemeinsam trugen. Dennoch kann man bei Veritas Maximus definitiv trotzdem nicht von einem Soloprojekt von Kevin Russell sprechen. 

Nun aber zum Album selbst. Bedingt durch das Erfahrungszentrum, dessen Wege sich im Vorfeld viele Jahre um die Selbstfindung KEvin Russel`s drehten und immer wieder von den inneren Dämonen des VM Frontmannes beherrscht wurden, ist der Opener "Keine Macht den Drogen" (Track 1) keine lippenleere Phrase, sondern echt, bauchwütige Ansage beim Blick auf die eigene gut 30jährige Vergangenheit. Musikalisch geht es in Richtung Kickstart und das Gitarrenduo Oliver Lohmann/ Simon Gauf fräst den Asphalt des schön rockigen Weges, wobei man sagen kann, dass gewisse Metal Einflüsse (auch in Sachen Drumming) nicht zu verleugnen sind. In rockigen Läufen bleibt es - "Erkenne dich selbst" (Track 2). Anhand der textlichen Aussagen kann man ein erahnendes Bild bekommen, was Kevin R. Russell aus seinen Wegen durch die vielen Täler und den Knast mitgenommen hat. Wenngleich die Texte genug Tiefe innehaben kommen sie nicht zu kopfbeschwerend an, was mit Sicherheit den lockerleichten Arrangements zu verdanken ist, genauso wie dem wirklich brillanten Klangbild. Für Letzteres ist übrigens Michael Mainx verantwortlich, der in Sachen Sound auch grosse Anteile am Erfolg der Böhse Onkelz Alben hatte, der aber auch an Alben von Der W, Tankard und jüngst auch Toxpack (deren kommendes Album "Friss!") Hand anlegte. 

Natürlich werden vor allem die, die dieses Album noch nicht ihr Eigen nennen, nach Onkelz Vergleichen fragen, was natürlich eine fast logische Frage ist. Ich für meinen Teil kann sagen, dass sich Veritas Maximus stilistisch definitiv vom Onkelz-eigenem Stil abgrenzen und ihren eigenen Sound mitbringen. Kevin Russel`s Stimme klingt kraftvoller und stärker, als sie es viele Jahre war. Ich würde sie (wenn man es an einem Onkelz Album festmachen müsste) in der Nähe des "E.I.N.S." Albums ansiedeln. Eine solche Stimme gibt es auf weiter Flur kein zweites Mal, klingt sie doch als hätte er fast in der Vergangenheit ein halbes Chemiekalienllabor leergesoffen und die Stimmbänder mit diesen Legierungscocktails geformt. 

Der erste-, bereits in einigen Interviews vorab angekündigte Seiten(Saiten-)hieb in Richtung Papstgeschichte kommt mit "Veni Vidi Veritas" (Track 3) erstmal zum Zuge. Sofern der Onlineübersetzer nicht lügt, dürfte der Titel frei übersetzt: "Ich kam und sah die Wahrheit" bedeuten?! Sollte dies falsch sein (ich hatte just Russisch- und Englischunterricht, aber nie Latein!), mögen mir die Puristen wohlwollend verzeihen! ;-) Musikalish geht hier kraftvoller Bombast in die Offensive und verschafft sich in 5:53 Minuten Gehör. Dieses Stück dürfte vor allem über längere Zeit zum festen Livesetklassiker wachsen. Echtes The Clash Feeling kommt mit "Heimat" (Track 4; Anspieltip I) auf und bringt weitere Abwechslung ins Spiel mit den Facetten. Einige werden schon beim Titel wieder Gerüchte verbreiten, die der Songtext mit schallender Leichtigkeit in die Schatten der Bedeutungslosigkeit verweist. Aus meiner Sicht ist dieser Songs einer der intelligentesten, den ich in den letzten Jahren bezüglich dieses Thematik gehört habe und spielt dem Punkgeist offenherzig zu. Mit etwas mehr Tempo im Nacken spielen Veritas Maximus im direkten Anschluss zum Seelenstriptease auf - "Ehrlichkeit" (Track 5; Anspieltip II). Einmal mehr kommt ein Puzzle zu dem Bild hinzu, das den Weg (durch den sich selbst vorgehaltenen Spiegel) Kevin Russell`s aufzeigt und den Hörer verstehen lässt, dass es hier nicht darum geht ein Image geradezurücken, sondern dass es um GELEBTE EHRLICHKEIT geht, etwas das vielen da draussen an End-Konsequenz leider oft fehlt. 

Einen ersten geschichtlichen Sündenkatalog gibt es als Abrechnung bezüglich der kirchlichen Taten mit dem durch die Zeiten reisenden "Verfechter des Bösen" (Track 6), der ja im Vorfeld des Albums bereits live vorgestellt wurde. Von dunkelster, gar nicht ruhmreicher Menschheitsgeschichte kommt ein erster Schnitt auf, als mit "Schicksalsflügel" (Track 7; Anspieltip III) ein echter Tiefgänger aufkommt, der Emotionen des Bedauerns, aber auch des Neuanfangs spüren lässt. Ein weiterer Moment echter Reflexionen, die man auch Resümees nennen kann. Der rahmengebende, musikalische Guss könnte besser nicht sein und erinnert nach hinten raus sogar kurz ein wenig an "Koma". 

Es liegt in der Natur des Rock`n Roll, dass es nun wieder ordentlich Attitüde und Riffsalven braucht, was mit "Bild Tilt" (Track 8; Anspieltip IV) cool und ausgestrecktem Mittelfinger an die Adresse im Titel abgeliefert wird. Im dazugehörigen Video beweisen die Bandmitglieder sogar schauspielerische Qualitäten.

Was mir schon zu albumaktiven Onkelz Zeiten oft wirklich gut gefiel war, wenn Kevin Russell mehr mit seiner Stimme ausprobierte, so wie beim nächsten Song "Kein Ende" (Track 9; Anspieltip V), der direkt beim ersten Hörgang zu einem meiner Favoriten von diesem Album wurde, zumal er sich auch musikalisch wieder ein wenig mehr vom restlichen Gesamtsound (auch vom Arrangement her) abhebt. Philosophisch, vielleicht sogar wissend via der Nahtoderfahrungen(?), setzt sich Kevin Russell hier mit dem Kreislauf der Dinge auseinander. Auseinandersetzungen ganz anderer Art gibt "Das kleine Satansmedium" (Track 10) her. Zu diesem Song muss ich sicher nichts mehr sagen, da er bereits vor dem Album Türen der Begeisterung einrannte. Nun auf Albumende hin regieren alltägliche Themen, die dieser Zeit nur wenig Glanz verleihen - "Noahs Erben" (Track 11; Anspieltip VI). Allein schon Gedanken wie: "Mit Abartigkeit lebt der Mensch Extreme, domestiziert das Tier mit Häme, Hund und Katz haben in China nur Platz, gekocht, gebraten und verschlungen, aus dem Fell Profit errungen..." bringen es auf den Punkt. Ohne die dem Song dienlichen Arrangements aber würde diese Song gewiss nicht so klasse rundlaufen, was für die hohe Qualität der Musiker spricht. 

Wer (egal ob musikalisch oder textlich) noch immer von Zweifeln an dieser Band oder Kevin Russell beseelt ist, der/ die sollte das albumschliessende, eher düster-zeitgeschichtliche Epochalwerk "Des Teufels Geleit" (Track 12; Anspieltip VII), das satte 11:58 Minuten Spiellänge innehat, unbedingt mal komplett wirken lassen. Das muss eine deutschsprachige Band erst einmal bringen oder nachmachen. 

Am Ende aller reviewzugeneigten Hörgänge bin ich wirklich schwer beeindruckt und glaube noch immer nicht alles umfassend so beschrieben zu haben wie ich es wahrgenommen habe, aber irgendwann muss man eben auch eine Ende finden. Fakt ist, dass es Veritas Maximus zugespielt hat, dass viele Leute diese Band und vor allem Kevin Rusell unterschätzt haben, denn umso grösser war die Explosion in Sachen Überraschung. Nun kann man nur gespannt sein welche Songs es in die Setliste der Band schaffen?! Blindkauf-Empfehlung.

9,55/ 10 Schafe Schüsse

(K28 GmbH/ Tonpool)

http://www.glaubeundwille.de/

https://www.facebook.com/kevinrusselloffiziell

Danny B

Schaf Schüsse: 

9
Eigene Bewertung: 9

Review No.: 

Tags: