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SUNSHINE AND LOLLIPOPS "Empty (Always Look On the Dull Side)"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

02-2016

Label: 

Genre(s): 

Was macht man an einem Ostersonntag an dem die Sommerzeit der Uhr 'ne Stunde geklaut hat? Richtig, man gibt einen Scheiss drauf und legt schiebt sich 'ne Dosis halbernsten Frust in den Player. Nahezu perfekt dazu geeignet die Stimmung aus der Schräglage zu kriegen und die Falten aus dem noch nicht entschlafenem Gesicht zu bügeln sind Sunshine And Lollipops, die ihr optisches Konzept mit noch mehr charmantem Witz angereichert haben, aber mittels ihres ersten Full Length Albums seit der 2.014 erschienen Split mit Wigrid nun neue Wege durch die Savannen suchen. Ich war sehr, sehr gespannt, ob die liebevoll ins Blut übergegangenen Venom Einflüsse der Split-Debüt erhalten geblieben wären und vor allem wie sich das Duo über die Volllängendistanz so machen würde?

Die in israelischer(?) Schrift erinnernden Titel auf dem Coverartwork (abgesehen vom Bandlogo selbst) verwirren zunächst kurzzeitig ein wenig und dürfen vermutlich dem Humor der Berliner zugeschrieben werden, als dass man hier ernsthaft die Lämmer auf der Schlachtbank zählen wollen würde. Dennoch sei davor gewarnt Sunshine And Lollipops gänzlich dem Klamauk unterzuordnen, denn (so viel vorweg) das Duo ist durchaus imstande auch ernsthafte Gedanken vom Stapel zu schieben, was sich bereits nach dem rein akustisch gehaltenem Opener "Die Geburt einer Gewalt" (Track 1) mit rituell-hypnotischer Percussion beim ersten Stück mit Vocals zeigt, das auf den Titel "Happiness Is A Mental Defect" (Track 2; Anspieltip I) hört. Hier gibt es direkt von Beginn an Black Metal typische Old School Läufe, die in der Drehe 1:50 Minute (von insgesamt 7:08 Minuten) catchy Drive aufnehmen, direkt am Kragen packen und mitziehen. Dabei geht es nicht ausschliesslich schwarztönig zu, sondern auch Thrash Metal fliesst mit. Einen Funken Destruction habe ich sogar auch kurz aufblitzen hören. Ein verdammt starker Einstieg! 

Genauso catchy geht es auch bei "The Solemn Resentment Of The Peasant" (Track 3; Anspieltip II) weiter, das mich zunächst irgendwie an Midtempostücke von Kreator erinnerte, dem Sunshine And Lollipops aber auch eine ordentliche Portion Heavy Metal der schwedischen Marke Bullet/Enforcer untergemischt haben und dank der fies-eingängigen Melodiebögen wohl auch das letzte, verpennte Ohr langgezogen und dementsprechend (ein-)gepackt wird. Die chaotischen Black Metal Parts wurden dabei unglaublich clever eingeparkt, so dass hier wohl kaum Platz zum Ausstieg bleiben dürfte.

Die Produktionsstätten (Mix inklusive) haben wertvolle Arbeit geliefert, die schon auf CD megafett klingt. Wie sich das wohl auf Vinyl anhört? Zwar geht "Why Speak When You Can Shout" (Track 4) eher etwas mehr in die Stoner Rock Richtung, weiß aber noch genug Metal mit im Gepäck zu haben, so dass weiterzappen zur Grundsünde wird.  Vor allem Bass und Schlagzeug geben den Stücken die nötige Sättigung. "Are We Having Fun Yet" (Track 5) sei dann Euch zur Selbstentdeckung überlassen, schliesslich hat man auf diese Art der Waisenreise letztlich wirklich noch Spass. ;-)

Eine Art neuet Anti-Businnesshymne servieren Sunshine And Lollipops mit "Worst Case Scenario" (Track 6; Anspieltip III). Sludge, Thrash, Vocals wie Speerspitzen aus Schmier'schen Schmieden(ein-)fluss und balladeske Parts, die so kein (normaler) Mensch erwarten würde. Klasse! Alles, was ein gutes Stück Ohreneinlauf ausmacht. Von den Venom Einflüssen ist nicht mehr allzu viel übrig. Zumindest, wenn man das Ohr auf die Oberfläche legt, doch darunter...! 

Sunshine And Lollipops sind gereift und so klar wie das Zeug in der Pulle auf den Bandfotos. Da wundern nicht einmal die Unleashed-igen auf Sludge Doom ausgewalzten Schlepper nicht, die sich zunächst durch "On The Dull Side Of Life" (Track 7) ziehen. Allerdings kann man bei diesen Jungs nicht davon ausgehen, dass es hier 'ne Packung Schlaftabletten gereicht gibt, denn wo Sunshine And Lollipops draufsteht, ist Abwechslungsreichtum drin, so viel steht nach diesem Album felsenfesten Baus in der Businessbrandung. Gerade der Anti-Sellout Spirit dieser beiden sympatischen corpsepaint-verschmierten Typen macht diese Band so wertvoll für das Top des Undergrounds. Etwas Anarchowind hat noch keiner (phliosophisch festgefahrenen) Idee geschadet. 

Und so darf mit einem hammerstarken Instrumentaloutro "...und alles wird Blut" (Track 8; Anspieltip IV) ein Album mit wirklich detailverliebt-liebevollen Kunstwerk in die Zeitanalen einfahren. Wenngleich das Wort "liebevoll" dem gängigen (Black) Metal Klischee grinsend die Zähne zeigen mag, darf man es hier mit Klischees eh nicht so wortgenau nehmen. Das Beste aber ist, dass Sunshine And Lollipops es mit diesem Album geschafft haben in keine Schublade mehr vollends reinzupassen. Stilistisch ein echter Crossover, ein in der Sonne befindlicher Lollipop, der/die dabei klischeegeistig an Kreuze denkt. ;-)

 

9,0/10 Schafe Schüsse

(Bleeding Heart Nihilist Productions 2.016)

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Danny B

Schaf Schüsse: 

9
Eigene Bewertung: 9

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