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SLIPKNOT, 5. The Gray Chapter [Deluxe Edition]

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

10-2014

Label: 

Genre(s): 

Dieses neue Slipknot Kapitel steht unter dem traurigen Schatten vom überraschenden Tod Paul Dedrick Gray (R.I.P.) im Mai 2.010. Ich selbst erinnere mich nur zu gut wie ich drei Monate später Max Cavalera (Soulfly/ Cavalera Conspiracy u. a.) interviewte und er nachdenklich mit traurigen Worten davon sprach, dass es sich noch so unwirklich anfühlt(e), dass Paul D. Gray (einer seiner Freunde), der ihn öfter zu Hause besuchte, nicht mehr da ist. Umso schwieriger muss es für Slipknot als Band gewesen sein einen ihrer Brüder auf so endgültig-tragische Weise quasi über Nacht verloren zu haben. Es ist nur menschlich nachvollziehbar, dass es Zeit brauchte bis Slipknot Antworten fanden wie (wenn überhaupt; was ja anfangs die grosse Frage war) es weitergehen könnte. Im Zuge des Grases, das über die Jahre wuchs, arbeitete Slipknot Frontmann Corey Taylor, ebenso Jim Root (Slipknot; ex- Stone Sour Gitarrist) weiter und damit auch einige Wunden auf. Wenn man es genau und nüchtern betrachtet, war der Kurswechsel in Richtung back to the roots fast schon eine logische Schlussfolge im Hause Slipknot, auch ohne Paul Gray`s Tod, dass Paul Gray aber über sein Ableben hinaus Teil von Slipknot bleibt, zeigten nicht nur die die Aussagen und Gesten der Ehrerbietung an Paul Gray seitens seiner Brüder, sondern letztlich auch der Titel des neuen Albums und die Maske von Paul Gray, die unberührt am imaginären Spind im Backstagebereich von Slipknot hängen blieb/ bleibt.

Mit dem Intro "XIX" (Track 1; Anspieltip I) beginnt diese musikalische Fahrt über den Styx. Corey Taylor`s erste Worte überziehen mich jedes Mal wieder mit Gänsehautschauern (wie auf Knopfdruck). Sie graben sich tief in eigene Erinnerungen ein und rufen die eigenen Verluste unter den Narben zurück in die Erinnerung. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ein Album mich zuletzt gleich zu Beginn so tief berührt hat. Im Slipknot Kontext nur logisch, dass auf die Ruhe nur der Sturm von innerer Wut folgen kann, was mit "Sarcastrophe" (Track 2) auch in Tatfolge back to the roots of Slipknot geht. "AOV" (Track 3) dürfte den Netzwerk-/ Videoplattformusern unter Euch mittlerweile bereits bekannt sein, weshalb ich nicht mehr viel zu diesem catchy Stück zwischen Überschall und Popanteilen sagen muss. 

Momentweise blitzen aber immer wieder tiefergehende Momente des gedanklichen (Durch-)Atmens auf, in denen Paul Gray`s Anwesenheit regelrecht spürbar ist wie ein Damoklesschicksalsschwert, das tief mit dem Bandenkörper verwachsen ist. Eben jener Teufelsbrand in Sachen Schmerz tritt auch via "The Devil In I" (Track 4; Anspieltip II) zutage. In den Clubs dürfte dieser Song zukünftig auf jeden Fall zum festen Tanzflächenfeger gehören. Man meint auch am Drumming zu hören, dass Joy Jordison die Kochtöpfe verlassen hat und mit Shawn Crahan neue, kleine Eigenheiten aufkommen, die dennoch am Slipknot-typischen Drumming Orientierung genommen haben. Einen leichten Touch Stone Sour bringt "Killpop" (Track 5) mit sich, das aber deswegen kein schlechter Song ist, im Gegenteil, hier schwingen Singlequalitäten mit. Bereits zu diesem Zeitpunkt ist klar, dass Slipknot nicht mehr aus der Metalszene wegzudenken sind und die mehr als schwer zu fahrende Kurve schon an dieser Stelle genommen haben, egal was der rest des Albums auch zu bieten hätte.

Mit dem leicht paradoxen Titel "Skeptic" (Track 6; Anspieltip III) kommen Slipknot tatsächlich in "Ioawa" Nähe an und verstören mit psychedlischen Ausbrüchen wie in besten Anfangstagen, nur eben mit deutlich mehr Reife. "Lech" (Track 7) schliesst sich diesem positiven Rücklauf zu den Wurzeln an und die Präsenz von Paul Gray blasst etwas ab, wenngleich dessen Geist trotzdem nie völlig aus diesem Albumkontext verschwunden ist. "Goodbye" (Track 8) kommt daher dem inneren Ringen gleich, das einen plagt, wenn man loslassen muss, wenn einen das Leben zwingt und man ohnmächtig Abschied nehmen muss. Bei diesem Song saß ich selbst beim ersten Durchlauf mit einer Megagänsehaut da und die Tränen schossen mir in die Augenwinkel, was für diesen Song spricht. Das ist kein Kalkül, kein grosses Kino, sondern die bittere Realität eines schweren Verlustes.

Gut, dass per "Nomadic" (Track 9) die Sporen gegeben werden wieder das eigentliche Ziel des Slipknot Comebacks nach der Trauerpause in den Fokus zu rücken, was angesichts der Umstände ein umso schwierigeres Unterfangen ist, dennoch in den ursprungszugewandten Momenten wirklich gut gelingt. Umso schöner, dass auch rockige Elemente in diesen Tiefengang eingewebt wurden, so dass auch "The One That Kills The Least" (Track 10) im Fluss des Rundlaufs zu keinem schwächeren Puzzleteils dieses fünften Studioalbums geworden ist. Dass Slipknot es aber noch lange nicht verlernt haben Direktzünder in Eigenmarke zu schreiben, unterstreicht "Custer" (Track 11; Anspieltip IV), dass mit einiger Abwechslung den Begriff Attitüde neues catchy Maß verleiht. Ein klein wenig schwingt hier sogar "The Heretic Anthem" mit. Mit dem Zwischenspiel "Be Prepared For Hell" (Track 12) wird ein ganz anderes Dunkel aufgezogen, um mit "The Negative One" (Track 13; Anspieltip V) zaghaft neue Slipknot Kapitel in die Zukunft zu malen. 

Und als ob man nicht schon genug "slip away" Feeling hat, biegt nach diesem Wutbrocken mit "If Rain Is What You Want" (Track 14; Anspieltip VI) erneut ein Song um`s gefühlte Eck, der einmal mehr Tiefgang aufkommen lässt. Dieses Mal jedoch vollzieht sich der Song auf eine leichtere Flügelweise. Zum Schluss hin fahren Slipknot mit "Override" (Track 15) und "The Burden" (Track 16) noch zwei würdige Kapitelschliesser dieses Paul Gray zugedachtem Albums auf, die ich Euch zum Anchecken überlasse. 

Kein einfaches Album, das aber unter diesen traurigen Umständen mit Respekt und Leidenschaft aus- und verarbeitet wurde. Fakt ist, dass auch dieses Slipknot Release in jede gute Plattensammlung gehört, zumal kein einziger Song handwerkliche Lücken lässt, genauso wenig ist es mit den Emotionen.

 

Schafe Schüsse Hammermarke!

10/ 10 Schafe Schüsse

(Roadrunner Records/ Warner Music 2.014)

http://www.slipknot1.com/#/

https://www.facebook.com/slipknot

Danny B

Schaf Schüsse: 

10
Eigene Bewertung: 10

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