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THE SEDUCERS "The Singles"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

12-2016

Label: 

Genre(s): 

Von Zeit zu Zeit gibt es sie, diese Scheiben, die man bzgl. Review vor sich herschiebt. Nicht, weil man sie für schlechter als andere hält, sondern, weil man hofft die richtigen Worte zu einem späteren Zeitpunkt zu finden. Das "kleinluxeriöse" Schicksal eines Musiclovers. Im Falle von The Seducers erging es mir einmal wieder so (was seltener vorkommt). Ich kannte die Band trotz dessen, dass das Freiburger Trio bereits 2.005 seine Gründung vollzogen hat und 2.007 das Debütalbum "Seducers" veröffentlichte. Man fokussierte sich satte 9 Jahre eher auf's Livespielen und brachte Ende 2.016 nun dieses volllange Zweitwerk über die Ziellinie, das lt. Infosheet mit Garage Rock, Rock 'N' Roll ('60s/'70s), Punk Rock, sowie Power Pop aufwartet.

Was sich vom Albumtitel her wie eine Compilation liest, ist eine kleine (verzeihbare) Mogelei, denn es handelt sich hier um ein reguläres Album und keine Singles Collection. ;-) Mit "Here We Are" (Track 1) eröffnen The Seducers ebenso schlicht wie es der Albumtitel suggeriert. Zwar hat die blues-ver-funk-te Surfgitarrennote direkt etwas, reißt aber noch nicht die Tapete von der Wand. Da gefällt der folgende "Explosion" (Track 2; Anspieltip I), trotz etwas abgedrehter Atmosphäre mit Ramones Einflüssen und sogar Beach Boys im Kauwinkel, schon um Längen besser. Zwischen '60s Rock Einflüssen kommt auch etwas wilder Punk Rock durch. Hier sitzt der fiese Ohrwurm im Rücken. ;-) Wer auf 'ne schöne Portion tanzbaren Rock 'N' Roll frei Haus steht, der/die darf-, nein muss das sogar mal anchecken! -"Shame On You" (Track 3; Anspieltip II)-

Der Zug nach vorn ist auf seiner Reise, auf der es auch mal ruhige Phasen gibt, die z. B. bei "The Solution Song" (Track 4; Anspieltip III) an großartige, aktuelle Bands wie R.E.M. erinnern. Pop Rock, der mitnimmt. Es ist wirklich erstaunlich wie ähnlich die Stimme hier der von Michael Stipe ist. Da passt das Punk Rock-ige "Tonight" (Track 5) zwar recht gut ran, zumal es erneut eher amerikanische Einflüsse mitfahren lässt, kommt allerdings etwas schwächer von der Brust, trotz der starken Finalgitarre(n) zum Schluß. Dann doch lieber wieder etwas surf-ghost-iger mit Popaffinität zu den '80ern. "She Said" (Track 6; Anspieltip IV) kommt schlicht, trocken, solide mit cooler Zigarette im Mundwinkel rum. Billy Idol lässt grüßen. Man hat unweigerlich den verzogene Mundwinkelakrobaten vor Augen und muss The Seducers bis zu dieser Albumstelle Vielfalt bescheinigen. Der Bogen ist demnach clever straff gespannt, was im Kontext mit dem Albumtitel dann doch etwas Compilationflair hergibt. 

Für Stilkenner und Liebhaber dürfte sich bereits anhand eines Titels wie "Winky Wanky Woo" (Track 7) erschließen, welche Art Stil nun gezockt wird. Ich denke vom Lauf her kurzzeitig an einen dieser Overnite Hits der Fine Young Cannibals aus den '80ern und bin deshalb auch nicht unbedingt erstaunt, dass sogar eine Trompete ihren Einsatz hat. Es wird etwas experimenteller, was sich auch bei "Sleep On The Floor" (Track 8) nicht ändert. Es bleibt über weite Strecken etwas zu funky-monoton. Zwar tönt "Walk You Home" (Track 9) schon deutlich rockiger und abwechslungsreicher, lässt sogar The Beatles Einflüsse auffunkeln, schafft aber leider trotzdem nicht den Hocker wegzufegen. Irgendwie verliert sich das Album mittlerweile etwas arg im Midtempo, mit gelegentlichen Schlenkern, die aber zu nah an der Songnaht bleiben, anstatt es mal zu wagen auszureißen/den Pfad zu verlassen. Da retten auch die netten Rolling Stones Fetzen im letzten Songviertel nicht viel - "Clear The Decks" (Track 10). 

Man erwartet von einem Song namens "God Of Thunder" (Track 11) dann etwas Ausbruch und vielleicht auch etwas Hard Rock-igen "Thunderstruck" - doch auch hier bleibt es leider zu sehr auf Nummer Stilsicher. Ein Rock Song wie man ihn von anderen Bands auch schon öfter ähnlich hörte. Erst "Rock Only For Me" (Track 12) bringt etwas mehr Farbe mit balladesken Töne und hat sogar eine weibliche Gaststimme am Mikro dabei. Zumindest bringt es wieder eine andere Richtung mit, wenngleich es zunehmend langweiligere Form annimmt. Sollte es sich am Ende um einen weiteren Fall von "Less is more" handeln? Auch "You Got Nothin'" (Track 13) scheint trotz '70s Rock und Wah-Wah-Gitarren nicht mehr viel herausreißen zu können. Lediglich das rein instrumentale "Fats' Pleasure" (Track 14) stimmt zum Finale dieses Albums noch einmal etwas versöhnlicher, vielleicht sogar, weil es das Ende dieses etwas in die Länge gestreckten Albums markiert? Doch genau in diesem Punkt bin ich nach wie vor zwiegespalten. Nach 9 Jahren hätte da durchaus mehr Catchiness und Raffinesse kommen dürfen, oder?

5,7/10 Schafe Schüsse

(Flight 13/Broken Silence 2.016)

https://www.facebook.com/The-Seducers-174778359003/

http://www.myspace.com/seducers

Danny B

Schaf Schüsse: 

5
Eigene Bewertung: 5

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