Zugegeben beim Lesen des Bandnamens überkam mich nicht sonderlich Lust die x-ste Proll-Oi-Kapelle vor den Bug geschossen zu bekommen, denn die Proletennummer scheint mir so modern wie das Mittelalter zu sein. Doch sei's drum, denn es gibt mit Sicherheit auch Leute, die Bandnamen lockerer schultern als ich es in diesem Fall tue. Zur Ehrenrettung der Proll Guns muss ich allerdings dazu sagen, dass es sich hier nicht um Oi, sondern um "Western Thrash & Roll" (lt. Eigenaussage) handelt, was mich dann doch wieder hellhörig werden ließ, zumal allein diese Umschreibung doch schon für Interesse sorgt. 

Zu den Vorabfakten sei so viel gesagt, dass das Oberösterreicher Trio aus Salzburg Proll Guns bislang bereits ein Album, sowie eine EP in der g'schmeid'gen Hinterhand haben. So much zu den Eckdaten. Warum man sein Album allerdings "Pferdefleisch BBQ" nennt, will sich mir genauso wenig wie das Coverartwork (thematrisch dem Titel entsprechend) erschliessen. Vielleicht ist das ja der allseits klischeebekannte österreichische, morbide Hang in Sachen Humor? Obwohl das für mich so gar nichts mit Humor zutun hat.

Mit "Texas Banjo Massacre" (Track 1) darf dieses seltsam betitelte Album rein instrumental durchstarten. Zu Beginn denke ich kurz an Volbeat, was sich aber dank mehr metal-lischer Riffing Schubkraft verflüchtigt. "Horseflesh Barbecue" (Track 2; Anspieltip I) hingegen geht direkt im Death-/Thrash Metal los und bringt dank der Leadvocals Ministry als vergleichbaren Namen mit ins Spiel, wenn auch nicht ganz so noisy wie man es von Jourgensen & Co gewohnt ist. Dafür dass mir Proll Guns bislang als völlig unbekannt galten, fahren sie im Direktanlauf einen amtlichen Sound auf, der mir absolut butterweich reingeht. Blöd nur, dass ich so gar nicht auf Pferdefleisch abfahre, selbst dann nicht, wenn ich (wie im Songtext) mich in der Wüste befinden würde. Direkt von der Wüste aus geht es nach Ameri-Wonderland-ca, "From Texas To Hell" (Track 3). Auch hier bestechen Proll Guns und erinnern mich irgendwie an Crack Up, was ordentlich Zug mitbringt. Das Rock 'n Roll-Metal-Gemisch geht klasse klar.

Bislang sind just die Songtitel ein Bezug auf den Country Style, was aber gar nicht weiter schlimm ist, denn "Bloodgun Blues" (Track 4) hat sogar seine spielerischen Momente, die dem Trio instrumentaltrechnisches Können locker aus der Hüfte bescheinigen. In der Songmitte taucht sogar mal ein typisches Western/Dixielandelement auf. Der im Infosheet befindliche Verweis auf Motörhead Einflüsse ist ebenfalls nicht so ganz von der Hand zu weisen, wenngleich sich auch Sepultura zu den Einflüssen gesellen - (Beginn von) "Fucking Troublemaker" (Track 5; Abspieltip II). Seltsam, dass bislang genau die Songs zu den stärksten zählen, bei denen ich den Titel jeweils wattflach finde. 

"Reno Gang" (Track 6) kehrt zurück zum klassischen Rock 'n Roll, den Proll Guns mit sattem, zeitgemäßen Sound zu verbinden wissen. Live dürften Proll Guns auf jeden Fall imstande sein eine fette Party anzuzetteln, denn vom Sound her macht das Ganze echt Bock! "Eigentlich" erwartete ich anfangs nichts, wurde aber mit jedem Song (trotz rotem Faden in Sachen und Style) überrascht. Vom eingangs erwähnten Volbeat Vergleich konnten Proll Guns sich vollends loseisen, einfach, weil es hier unbeirrt Metal-lastig zugeht -"Lookin' Out My Backdoor" (Track 7; Anspieltip III). Der mit 7:32 Minuten deutlich längste Song auf "Horseflesh BBQ", ist "The Revolver" (Track 8; Anspieltip IV), der nicht nur kultige Death Metal Momente mitbringt, sondern dank des Abwechslungsreichtums auch für die Clubs zu empfehlen ist - lasst Euch überraschen, was diese Verrückten da alles eingestrickt haben!

Mit dem grösstenteils im Midtempolauf befindlichen "Execution" (Track 9) und dem irgendwie strange-n "Southern Slavery" (Track 10) geht ein unerwartet gutes Album nach knapp 43 Minuten in die ewigen Jagdgründe der Stille ein. Das allerdings nur temporär, denn ich für meinen Fall werde dieses Thrash 'n (Country) Roll Album mit Sicherheit öfter mal einlegen.

7,85/ 10 Schafe Schüsse

(NRT-Records 2.015)

http://www.prollguns.com/

https://www.facebook.com/prollguns

Danny B