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METALLICA "Hardwired...To Self-Destruct"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

11-2016

Label: 

Genre(s): 

'Tallica sind nun bereits im 36. Bestandsjahr, das Plus in der mathematischen Zauberformel ihres Schaffens - gleich mehrere Klassiker-/Kultalben, jede Menge Rekorde und eine (um es etwas vorzuwegzunehmen) angenehme neue Spielfreude/-frische, die wieder mehr durch das magnetische Death-field durchkommt. 

Sicher, die Zwischenuancen der musikalischen Experimentierfreude(n) musste erst ausgelebt werden, sie zeigen aber auch, dass die Bay Area Speed/Thrash Könige es einfach können. "Load", "Reload", "Garage Inc.", "St. Anger", "Lulu" (*mit Lou Reed [R.I.P.]) und auch "Death Magnetic" gehören zu dieser 12 jährigen "Phase", die vor allem die Gemüter der Old School Die Hard Sektionen in Legionen aufteilte, was bei den alten Römern hellste Freude in Sachen leichtes Schlachtfutter hervorgerufen hätte. Freilich, Metallica waren nicht unbedingt auf dem Schlachtfeld zu Hause, obwohl "Some Kind Of Monster"? Stimmt, da war was... nennen wir es mal eher "öffentliche Therapie", inklusive der ganz privaten Schlachten, die bei Metallica der Eine mehr, der Andere weniger auszutragen hatte. Die Folge: "Erdung", dessen Folge: "Wut", die es zu kanalisieren galt - "St. Anger". Danach die tatsächliche, nüchterne Erdung, inkl. Rückbesinnung auf alte Stärken, die Formel ging teils auf - "Death Magnetic". 

"Death Magnetic" war ganz okay, riß mich persönlich allerdings nicht ansatzweise so mit wie "St Anger". Ja tatsächlich, ich halte die Songs auf "St. Anger" für verdammt ehrlich, stark und authentisch. Leider wurden sie rein musikalisch dank des Trigger-Drumsounds fast vollständig abgescholten und verkannt. Schade drum. 

Nun ja, im November letzten Jahres (*2.016) kamen sie dann spürbar frisch(er) zurück. Hörbar und relaxter denn je. Metallica haben so ziemlich alles erreicht, von dem man träumen kann, müde werden sie trotzdem nicht. Da kann man auch schon mal sein Handy mit über 500 Ideen verlieren - alles hardwired... äh halb so wild. ;-)

"Hardwired...To Self-Destruct" also? Ein Titel, der mich spontan an die Inhalte auf "St. Anger" erinnerte, an die Phase von "Some Kind Of Monster", als James Hetfield seine eigenen Dämonen bezwingen lernen musste. 

Dank einer lieben Bekannten kam ich in den Genuß der Vinylausführung von "Hardwired...", nachdem ich die zwischen der Warhol angehauchten Graffiti-Ästhetik und modernem Photoshop-übereinandergelegten-"some kind of Monster"-verschmolzenen 'Tallica-typischen Kunst gestalteten Promotionartworks sah. Die Artworks selbst bleiben diesem Konzept naturgemäß professionell treu. 

Vor mir liegen 3 CDs, die es als Beigabe bestimmter Vinylversion (die es in verschiedenen Farbgebungen gibt) gibt. Quasi das Vinyl als Sicherungskopie auf CD + einer Bonus CD. Fanfreundlich in Sachen Sammler-/Liebhaberstücke waren Metallica ja schon immer. (neuerdings sogar mit hauseigenem Label bzgl. der frühen Alben) 

Mit der A-Seite eröffnet "Am I Savage?" (Track 1) dieses neue Kapitel und schließt quasi den Kreis von 35 Jahren Metallica. Meine Vermutung (rein thematisch!) bzgl. der "St. Anger" Nähe scheint nicht gänzlich falsch zu sein? Der Sound ist klar und verweilt zunächst im Midtempo. Dieser Song könnte tatsächlich aus der "Load"/"Reload" Phase stammen, lässt allerdings etwas mehr Straightness von der Kette aus dem Innern Hetfields(?). Ich denke dabei immer wieder an Hetfields Kampf gegen die Alkoholsucht. Als Opener geht "Am I Savage?" in Ordnung und rifft auch den schweren Bodensatz trotz Midtempo mit ein. Das mittlerweile bekanntere "Atlas, Rise!" (Track 2; Anspieltip I), das von der Weltenlast erzählt und auch politisch hinterfragen will - "Crushed under heavy skies...", "Blame the World, blame your maker, wish 'Em to the undertaker..." sagt doch schon einiges aus. Kirk Hammett spielt wieder einmal göttlich-funkende Solis, während die Rhythmik vertraut wie eh und je stimmt. Was auffällt, ist, dass Hetfield bei den Lyrics stellenweise stark auf flüssigen Reim setzt, was leicht an "Frantic" erinnert.

Old School Heavy zugeneigt setzt "Halo On Fire" (Track 3; Anspieltip II) ein und geht in einen fast zaghaft intoniertes Stück über, bei dem die Emotionen einen Ausweg suchen. Ein weiteres Meisterstück in Sachen Songtexterei, bei dem jeder Arrangementpart wie angegossen sitzt. Was Metallica hierbei spielend gelingt, ist die Tatsache, dass man (zumindest bei diesem Stück) alle Alben des Backkataloges ausblendet und sich von der Musik selbst herzerhaben mitreißen lässt. Metallica schaffen es ihrer alten Magie einen zeitgemäßen Sound zuzuschustern, ohne eine Frischzellenkur in Anspruch zu nehmen. Da passt die Thrash-prügelnde Wut von "Hardwired" (Track 4) bestens ran und lässt die Necks massenhaft abschädeln wie in besten Zeiten. Wer "Blackened" vom Tempo schon mochte, der/die wird hier neulegiert. Auch das riffsatte "Moth Into Flame" (Track 5; Anspieltip III) schwächelt nicht, ganz im Gegenteil, das selige Breitgrinsen zieht sich in Richtung Ohren. Ein stilechtes Hetfield "Uh Yeah!" hinterher. Fertig lackiert. :-)

Da mutet ein Titel wie "Now That We'Re Dead" (Track 6) fast schon wie ein Joke an, ist aber scheinbar durchaus ernst gemeint. Der Umblick in diesen Zeiten "...that we walk straight and right when doubt returns... that we not deviate our cause all sinners, a future, all saints, a past..." gibt Ideen und Gedanken mit.

Schon die A-Seite hat ordentlich Mörtel in der Kelle, da müsste der Drecksack von unten schon Cha-Cha-Cha tanzen und die Harfe schrägtönend anschlagen, um es noch zu versauen. Und die B-Seite gibt sich Mühe, ohne ins Schwitzen zu geraten rockt "Confusion" (Track 1) das Brett weiter und dürfte am Ende ein wellenfestes solches in den Zeitensand wuchten. Auch hier gibt es (ähnlich wie "Halo On Fire" schon) einen zaghaften Beginn in "Dream No More" (Track 2) zu hören, allerdings etwas country(?)-blues(?)-verträumter, bevor es via Break-Part(s) Bridge in das etwas sperrigere Stück übergeht. Vor allem die Hammett'schen Soli dürften so manchen Gitarristen zu den Saiten rufen. 

Das vielleicht persönlichste Stück aus Hetfields Feder könnte "Here Comes Revenge" (Track 3) sein, bei dem man schon beim Lesen der Lyrics eine Menge nachvollziehen kann. Auch dieser Song ist keiner der aalglatt ins Ohr flutscht, sondern inmitten eher schweratmender Gedanken erzählt. Vermutlich kein Song, der ins Metallica Liveset finden wird? Da dürfte jeder andere Song auf "Hardwired..." bessere Chancen haben, auch "ManUNkind" (Track 4; Anspieltip IV). Zwar just teils typische 'Tallica Kost, dafür aber auf lange Sicht fan-dienlicher, weil sich manche Songs erst via mehrerer Durchläufe zu unverzichtbaren Perlen entwicklen. Metallica könnten es auch locker auf saved angehen und sich halbherzig selbst kopieren. Es gibt heutzutage schließlich genug Leute, die sich jede Metallica Scheibe kaufen, nur um damit fett rumzuprotzen, doch darum geht es weder im Metal, noch bei Metallica. 

Ein wenig "One" Revival bringt "Murder One" (Track 5) kurz rein musikalisch (gefühlt) zu Beginn auf, biegt aber schließlich auf die Midtempo Road ab, um auch hier wieder die Ohren satt zu machen, während der Kopf mitnickt. Musikalisch geht es hier eher im traditionellen Rockursprung zu, zumindest was die Einflüsse angeht, abgesehen von den Soli vielleicht, die allerdings auch so klein wenig in Richtung Hendrix (R.I.P.) zu schielen scheinen? Kein Geheimnis, dass dieser Song Lemmy (R.I.P.) gewidmet ist, der nicht nur als enger Freund der Band, sondern auch als großer Einfluss von Metallica gilt. Es hätte Lemmy sicher gefallen nach einem Tribute Song an ihn einen Titel wie "Spit Out The Bone" (Track 6; Anspieltip V) zu lesen und den besten Metallica Speed Metal Smasher der letzten 10-15 Jahre um die Ohren gezogen zu bekommen. Spätestens hier darf auch Rob Trujillo seinen verdientes Solomoment einheimsen. 

Damit kann man dem Album das Gütesiegel aufpappen, dass es wahrlich in JEDE gut sortierte Metal Platten-/CD-Sammlung gehört, auch in die der Hobbymetaller, die gern auf hart legiert machen. ;-) 

Die Bonus CD  darf den Rest des Genußes abrunden und der wahrlich amtlichen Vollbedienung zuführen. Mit 12(!) Tracks gibt es hier etwas, das in Richtung Ehrfurcht/demütigen Dank schiebt, dass man das in diesen Zeiten miterleben darf. Und das, was Metallica da servieren, ist stilechte Feinkost, die Ihr für jeden Cent bekommt, den Ihr investiert (habt). Bereits das "Ronnie Rising Medley" (Track 1) dürfte jedes Metallerherz mit Demut die Horn-Finger heben und die Köpfe mitbangen lassen. Wem das Stück zugedacht ist, brauche ich sicher nicht erwähnen, das weiß man. ;-) Auch das Deep Purple Cover "When A Blind Man Cries" (Track 2; Anspieltip VI) geht in die Geschichtsbücher ein, nicht nur der großen Fußstapfen der Originalmacher wegen. Metallica setzen ihre Coverversionen immer mit viel Liebe um, das merkt man auch hierbei wieder einmal. Man kann über Metallica sagen, was man möchte, aber Fans sind auch sie geblieben. Es geht auch mit "Remember Tomorrow" (Track 3) in Fanart weiter. Iron Maiden bekommen ihren Zacken von der Krone ab. Bemerkenswert, dass Metallica einen Song auswählten, bei dem Paul Di'Anno bei Iron Maiden am Mikro war. 

Bei vielen Metallica Sammlerstücken tauchen immer wieder auch Livemitschnitte auf, die mittels einer megaamtlichen Abteilung aus "Helpless (Live)" (Track 4), "Hit The Lights (Live)" (Track 5; Anspieltip VII), "The Four Horsemen (Live)" (Track 6; Anspieltip VIII), "Ride The Lightning (Live)" (Track 7), dem genialen "Fade To Black (Live)" (Track 8), "Jump In The Fire (Live)" (Track 9; Anspieltip IX), "For Whom The Bells Tolls (Live)" (Track 10), "Creeping Death (Live)" (Track 11) und dem beschließenden "Metal Militia (Live)" (Track 12) bestehend das selige Grinsen bei den Ohren ankommen lassen. Vollbedienung. Besser geht es kaum! 

So Fan friendly ist einfach nur berechtigterweise on the Top of the Metal World. In Sachen Punktvergabe, beziehe ich mich allerdings nur auf das neue Album selbst. ;-)

9,0/10 Schafe Schüsse

(Vertigo/Universal Music 2.016)

https://metallica.com/

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Danny B

Schaf Schüsse: 

9
Eigene Bewertung: 9

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