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LETZTE INSTANZ "Liebe im Krieg"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

08-2016

Label: 

Genre(s): 

Direkt aus dem "Auge des Sturms" zu einer neuen, interessanten Themenvielfalt. Allein der Albumtitel "Liebe im Krieg" passt in diese Zeiten wie kein zweiter, zumal man angesichts des Albumtitels sich selbst die bewusstgewordene Frage stellt "Stimmt, wie ist es sich zu lieben, während einem tagein, taugaus Kugelsalven um die Ohren fliegen und jeder Tag der letzte sein kann?" - eine wirklich beängstigende Frage, die wohl nur Menschen beantworten können, deren Partner entweder plötzlich verstorben-, unheilbar krank oder eben tatsächlich dem Krieg zum Opfer gefallen ist. 

Zugegeben nicht unbedingt einladende-, vielleicht sogar unbequeme Gedanken, weil sie die schöne, triste Alltagsruhe der Gewohnheiten stört, aber notwendig, um ein menschlicher-empathischeres Bewusstsein und mehr MITeinander zu erzeugen. 

Letzte Instanz betrachten ihr Albumkonzept von "Liebe im Krieg" sogar noch etwas komplexer, lt. Info geht es um diese "Zeiten, in denen das Leben ein einziger Krieg zu sein scheint, ist dieses Album der Moment der Liebe, sind seine Lieder oft Beschreibung kriegerischer Zustände, in der uns umgebenden Welt oder im Privaten, aber am Ende dominiert über allem stets das Prinzip Hoffnung." (O-Ton) Somit ist meine eingangs beschriebene Assoziation gar nicht so weit her. 

Den frischen-, deutlich rockigeren Zufluss im Gesamtgeschehen kann man dem starken Sound zuschreiben für dessen externen Eiinfluss dieses Mal Markus Schlichtherle (u.a. Christina Stürmer, Juli, Callejon, Polarkreis 18) als Produzent mit im Boot war. Jedoch kann ich alle Instanz Fans vorab mit der Gewissheit besänftigen, dass es immer noch "Brachialromantik" zu hören gibt, diese ist just um einige bereichernde Facetten gewachsen. 

Bereits das Albumtitelstück (gleichzeitig Opener) "Liebe im Krieg" (Track 1) geht ohne Umwege von den Ohren her direkten Weges ins Herz und erweist sich als catchy/radiotauglich. Das knackig (er-)frische(nde) Tempo, das inmitten von flüssigen Bass- und Streicherläufen vorantreibt, während Sätze wie "Es ist deine Liebe im Krieg, die alles Böse besiegt." die Hoffnung auf den Punkt bringt und davor bewahrt nicht in den Schlund zu fallen, der hinter allen Scherben dieser schnelllebigen Zeiten liegt. Die folgenden "Tränen aus Stein" (Track 2) scheinen wie Meteoriten einzuschlagen und suchen karmaartig das Gegenüber, was im Kon-Text erst Sinn macht. Musikalisch gehen Letzte Instanz auch hier mit deutlich mehr Zug zu Werke, schaffen es aber den Bogen nicht(!) zu überspannen, sondern beweisen in sich geschlossenes Feingefühl im flüssigen Lauf der Notenlandschaften. 

Zaghaft popig, groovy fordert "Steh auf!" (Track 3; Anspieltip I) heraus mitzufliegen und erweist sich als Sofortzünder, zu dem man vor dem inneren Auge schon eine Art inwendigen Film ablaufen sieht. Ein später Vogel im Sommerwind, der aber noch zum Sommersoundtrack 2.016 werden kann. "Steh auf, komm' mit, wir sind der Welt Schattenmeer" (sofern ich das akustisch richtig herausgehört habe?) - Brachialromantik in Vollendung! Von den popigen Läufen, darf es mit "Tageslicht" (Track 4) auch etwas ruhiger, dennoch musikalisch vollmundig, zugehen. In den ersten Zügen fühlt man sich ein klein wenig/ganz leicht an Unheilig bzw. ältere Letzte Instanz Lieder erinnert. Holly Looses Gesänge und Worte verschmelzen in toller, runder Weise mit dem Herzschlag jedes einzelnen Bandmitgliedes. 

Bereits an dieser frühen Stelle merkt man den immensen Wachstums-/Entwicklungsschub innerhalb der Band, wofür der hymnenhafte Sofortzünder "Wir sind eins" (Track 5; Anspieltip II) ein gutes Beispiel ist - "...wenn Du nicht gehen kannst, dann flieg!". Allein schon dieser epischen Textbilder wegen werde ich vielleicht sogar noch zum späten Fan der Band, denn genau diese Art Bilder sind es, die Menschen zusammenbringt, was wichtiger denn je ist. Das haben offenbar auch Letzte Instanz erkannt und einen starken Videoclip zu "Wir sind eins" produziert. 

Auf andere Weise catchy episch kann man diese "Reise" (Track 6; Anspieltip III) dieser auf Engelsflügeln getragenen Momente chillig zurückgelehnt mit geschlossenen Augen einfach genießen. "Reise" empfiehlt sich für versöhnliche Rückblicke. Eine Art Friedensbotschafter im Selbstgespräch. Durch "Weiß wie der Schnee" (Track 7) geht es wieder mit groovy Breaks angerifft-bereicherten und orientalischen Einflüssen zu "Das Gerücht" (Track 8; Anspieltip IV), bei dem es thematisch um das Thema Todesstrafe geht, was gerade in diesen Tagen mit Bezug auf die Ambitionen des türkischen Diktators Recep Tayyip Erdoğan stärker in den Fokus gerückt ist. Trauriger Fakt ist allerdings, dass es in vielen anderen Ländern noch immer die Todesstrafe gibt! Umso wichtiger dieses Lied!

Am Funkeln der Neutronenliebe vorbei -"Blutmond" (Track 9)- geht es zu "Unsere Tage" (Track 10), die von Streichern intoniert und dank der glasklar-warmen Produktion des Klangbildes das Gefühl aufkommen lässt direkt neben Sänger Holly Loose in der Gesangskabine zu stehen. Es geht in Richtung Albumende und kommt semi-akustisch mit dem aufbrandenden Gänsehautmacher "Ich werde vor dir untergehen" (Track 11) und einer weiteren Facette an Abwechslung daher, bevor es intensiv verträumt (musikalisch/klanglich) in den Finalblick - "Weite Welt" (Track 12; Anspieltip V) übergeht und einen friedvollen Moment bietet wie ich ihn selten so wunderschön inszene gesetzt gehört habe. Lautlos in Richtung Grund - hoffentlich ein Grund voller guter, hoffnungsvoller Gründe, "dass es gut war zu gehen...". Ein Grund unter dem der Schatz der Hoffnung liegt.

 

9,0/10 Schafe Schüsse

(AFM Records/Soulfood 2.016)

http://www.letzte-instanz.de/

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Danny B

Schaf Schüsse: 

9
Eigene Bewertung: 9

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