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KÄRBHOLZ

"Die richtige Richtung."

 Mit ihrem aktuellen Album "Rastlos" enterten die Country Punk Rocker Kärbholz bereits zum zweiten Mal die Albumcharts hierzulande. Mittlerweile gehören Kärbholz neben Betontod und Toxpack zu dem Dreiergestirn der potentialstärksten Newcomer seit dem Ende der Böhsen Onkelz. Und genauso wie ihre Better Than Hell Labelkollegen erheben Kärbholz trotz allen Erfolges keine Ansprüche auf den vakanten Thron, sondern ziehen unbeirrt ihr Ding durch.

Gerade wenn man die letzten Jahre von Kärbholz mitverfolgt hat, konnte man den Hauch einer Ahnung davon bekommen was da noch gehen könnte. Von Vorteil war dabei sicherlich auch, dass man die Musik von Kärbholz nicht einfach in irgendeine Stilschublade abpacken konnte, ob Punk, Rock, Metal, Ska oder auch Country, Kärbholz leben musikalisch nach wie vor aus was ihnen Spass macht. Letztlich überträgt sich dieser Funke nahezu magisch "rastlos" auf den/ die Hörer, was nicht zuletzt die jüngste Tour der vier sympathischen Jungs eindrucksvoll bewiesen hat. Ich traf mich am 16.03. 2.013 im Berliner Kesselhaus mit den Kärbholz Jungs und sprach mit ihnen über die Entwicklungen der letzten Jahre.

Kärbholz im Kesselhaus Berlin 16.03. 2.013, Backstage © TRIBEgraphix/ schafe-schuesse.deHallo Kärbholz, zuerst einmal herzlich Willkommen auf schafe-schuesse.de und im Fatal Underground!

Als klassische Einstiegsfrage möchte direkt damit beginnen wie eure momentanen, ersten Eindrücke der Tour bisher sind? Läuft alles rund oder seid ihr im Moment noch ein Bisschen in der Aufwärmphase?

Henning: Sehr geil. (wiederholt noch einmal lauter) Entschuldigung, das war zu leise, SEHR GEIL! (schreit er in`s Aufnahmegerät, woraufhin es direkt mit lockerem Gelächter losgeht)

Gab es denn bislang schon Highlights auf der Tour? Also wo ihr jetzt sagen würdet, dass es grandios gelaufen ist, supergeil war...?

Torben: Jeder Abend ist ein Highlight. Bis jetzt ist jeden Tag eine Steigerung drin gewesen. Äh, ein Highlight war z.B. München (9.03.), da war ausverkauft, dann am Donnerstag (14.03.) das Batschkapp in Frankfurt (am Main) voll und gestern (15.03.) dann natürlich die Krönung mit dem ausverkauften Matrix in Bochum. Da hat das Publikum regelrecht gekocht. Es läuft zur Zeit vorn und hinten. (gibt Torben mit heller Freude zu Protokoll)

Das ist natürlich toll! Du sagst es gerade schon, dass es vorn und hinten läuft, mit "Rastlos" habt ihr ja wieder die Charts geentert, mit "100%" wart ihr auch schon drin, da habe ich mal zwei Fragen zu, einmal:

Wie ist das Feeling, wenn man erneut die Charts entert, sagt man sich `Okay sichere Nummer, es wird.´, also mit anderen Worten es geht dahin wo ihr immer hin wolltet? Oder sagt ihr euch eher `Lassen wir uns mal überraschen.´? Im Endeffekt habt ihr ja immer die Vorproduktionsphase durch die ihr die Songs ja schon intensiver kennt, so dass es ja unter Umständen schon so wie bei vielen Bands ist, dass man zumindest schon so vertraut mit den Songs ist, dass man selbst nicht weiß wo es hinführt?!

Adrian: Genau so ist es, wir sind ja selber blind gewesen, wir hatten die Songs gehabt, haben dann einige wieder verworfen bzw. hat man dann irgendwann eine Auswahl. Bei manchen Songs sagt man "...die sind geil, die kommen auf die Platte!", da waren wir sehr begeistert, zumal dieses Mal auch der Sound und das Spielerische noch einmal besser geworden ist. Wir haben auch mehr geschafft, als wir machen wollten, wodurch wir dann auch mehr in die Details gehen konnten. Wir waren total zufrieden mit uns. (präzisiert) Mit uns was wir als Band geschafft haben, was wir in Sachen Songwriting gemacht haben... dann ist aber die letzte Frage, ob das denn überhaupt ankommt? So ein Charteinstieg sagt ja überhaupt nichts darüber, ob die Platte gut ist oder ob die Leute das geil finden(?!), sondern wir wussten nur, dass die Leute auf neues Material gespannt sind. In der ersten Woche ist das auch viel durch Vorverkäufe, wo die Leute halt Sachen vorbestellt haben oder direkt am ersten Tag in die Läden gerannt sind und sich das Album geholt haben.

Und dann kam die erste Woche, die ersten Resonanzen, wo wir abgewartet haben wie es denn jetzt tatsächlich ankommt?! Das war dann durch die Bank großartig. Am Allerwichtigsten waren die Leute, die uns angeschrieben haben, das war voll geil!

Überraschend waren auch die Reviewschreiber, auch von größeren Magazinen, aber auch von Magazinen, die sonst unsere Songs immer in Grund und Boden geschrieben haben, die dann ganz klar gesagt haben, dass das `ne geile Platte ist.

Da muss ich mal kurz einhaken, also ich würde schon sagen, dass die Charts schon in sofern relevant sind, dass man auf jeden Fall einen faktischen Beweis hat, dass die Leute zu hauf die Platte kaufen. Im Endeffekt seid ihr meiner Meinung nach ja berechtigt in den Charts, wobei ich da sicher ein bisschen subjektiv bin, aber Musik ist ja auch immer Geschmackssache.

Dieses Mal habt ihr euch ja 2 Jahre Zeit gelassen, wenn man eure bisherige Diskographie checkt, habt ihr ja jedes Jahr je eine Veröffentlichung gemacht. Abgesehen von der Single "Fallen & Fliegen" letztes Jahr, kam "Rastlos" ja 2 Jahre nach eurem letzten Album "100%". Würdet ihr denn selbst sagen, dass euch die neuere Entwicklung zugute kam, dass ihr an der Scheibe 2 Jahre gearbeitet habt oder hattet ihr auch Momente in denen ihr euch gewünscht habt die Scheibe sofort veröffentlichen zu können?

Kärbholz Sänger Torben, live im Kesselhaus Berlin 16.03. 2.013 © TRIBEgraphix/ schafe-schuesse.deHenning: Das kam uns auf jeden Fall sehr zugute. Ich persönlich muss auch sagen, dass es mir gar nicht wie 2 Jahre vorkam. (die Anderen nicken zustimmend) 2 Jahre hört sich immer so lang an. Die Zeit ist so schnell gerannt, da wir ja auch viel unterwegs waren, deswegen kam einem das überhaupt nicht so lange vor. Musikalisch kam uns das auf jeden Fall zugute.

Stefan: Wir haben da auch keinen Plan, von wegen wir müssten alle 2 Jahre... so lange wie es braucht, braucht es halt.

Adrian (ergänzt): Wir hätten ja vorher gar nicht veröffentlichen können. Wir hatten ja gar kein Zeug. Wir hatten Textstellen irgendwie, teilweise Lieder wie "Wir sind die Nacht" von der neuen Platte, das ist jetzt glaube ich schon die fünfte Version davon?! Der Text hat schon gestanden, aber musikalisch gesehen... bis er es auf die Platte geschafft hatte, weil wir da musikalisch dran rumgemacht haben, wir haben dann gesagt "Stellen wir das mal hinten an und probieren was anderes..." und sowas. Und irgendwann kommst du genau an den Punkt wo das Lied so stimmt.

Also habt ihr quasi erst einmal Songs gesammelt, um eine gewisse Auswahl zu haben?!

Adrian: Ja.

In wiefern war denn euer Produzent Andy Classen (Produzent) bei "Rastlos" involviert? Bzw. hat er euch an die Hand genommen und gesagt macht das mal so oder so oder hattet ihr auch mal einen Song bei dem ihr gesagt habt, dass der ein bisschen schwach auf der Brust ist? Gab es solche Momente?

Adrian: Genau den Moment gab es! Bei dem Song "Dieses Lied". Da haben wir gesagt, dass "Dieses Lied" ein Ausschusslied für uns ist. Wir haben eine Vorproduktion mit unseren MacBooks gemacht, da hat man halt ein E-Drumset gekauft, damit wir das irgendwie festhalten konnten, wir sind jetzt auch nicht die Technikfreaks, die da jetzt irgendwie ein aufgebautes Studio zu Hause haben, damit das irgendwie funktioniert. Und das hat bei "Dieses Lied" gar nicht so richtig geklappt. Dann hatten wir ihm die Sachen geschickt und dann kam (eine Art Liste) `das ist geil...´, `das ist super...´ oder `naja da müssen wir halt noch mal kucken...´, vor allem bei "Rastlos" hat er gesagt "Da müssen wir halt noch mal schauen...", im Endeffekt war er dann auch zufrieden und begeistert davon.

Und bei "Dieses Lied" meinten wir, dass wir da noch nicht ganz sicher sind. Da meinte er nur "Was? Seid ihr wahnsinnig? Das ist doch voll geil, das müssen wir machen! Das machen wir ein bisschen schneller als ihr das gemacht habt und dann ist das geil!" 

Torben (seine Sichtweise ausführend): Naja, ich war der Meinung, ich war auch sehr kritisch bei "Rastlos", auch als wir dann die Tour geplant haben, weil man ja nie genau weiß zu was die Leute meistens abgehen. Von daher ist es schon auch gut, wenn man mal andere Meinungen hört, deswegen sind wir in der Produktionsphase auch sehr offen, was das angeht.

(in der Halle machen gerade Enorm ihren Soundcheck, man hört einen eher schreienden Versuch des Gesangs, der eher nach Schmerzen, als nach Gesang klingt, worauf Stefan witzelnd einsteigt): Tun die dem weh da unten? (was für allgemeines Gelächter sorgt)

Es wird offenbar gerade eine Band weniger heute Abend?! 

Ihr seid ja Label-technisch mit der Scheibe auch gewechselt. Ihr seid von Bandworm Records zu Better Than Hell gekommen. Wie zufrieden seid ihr bislang mit Better Than Hell? Und welchen Unterschied hat das für euch als Band gemacht - sofern es überhaupt einen Unterschied gab oder gibt?

Henning (mit britisch anmutenden Schwarzhumor): Wir müssen jetzt sagen "Das ist total geil!". (kurzes Gelächter) Nee, es ist schon geil. Wirklich! Bandworm Records war immer schon super, wir bleiben ja Merchandise-mäßig auch bei Bandworm Records. Das Zielpublikum, das Bandworm bedient ist ja eher so die Oi! Punk Schiene und dem sind wir mittlerweile so ein Bisschen entwachsen. Better Than Hell tut uns in dem Metier auch sehr viel besser unterstützen.

In diesem typischen Oi! Punk Kontext würde ich euch auch nicht unbedingt sehen, ich hätte euch aus meiner Fason heraus eher so als Country Punk Rock umschrieben, zumal ja immer ein Bisschen Country mit drin ist, was euch letztlich auch schon ein Stück weit ausmacht. Wenn ihr mal zurückblickt, woher kam denn überhaupt der Country Einfluss? Und wenn wir schon mal dabei sind: Welche Einflüsse habt ihr ganz früher am Anfang mit der Band allgemein gehabt?

(Ich blicke in schwer nachdenkliche Gesichter und präzisiere kurz die Frage) Ich meine auf was standet ihr? Gut, die nächsten Slayer wolltet ihr sicher nicht sein...

Torben: Naja, die Country Einflüsse kommen von Johnny Cash, aber da jetzt sonst irgendwas rauszupicken... (überlegt weiter)

Also mir fällt jetzt spontan keine andere Band ein, die Country im Bereich Rock macht. (Wobei ich da Rockabilly/ Psychobilly aussen vor lasse) Volbeat sicher. BossHoss vielleicht noch, obwohl ich die jetzt nicht unbedingt als Rock bezeichnen würde... das ist ja immer auch Geschmacks-/ Definitionssache...

Adrian (hakt spontan ein): Ich fand z.B. den Film "Crazy Heart" mit Jeff Bridges geil, wo er einen abgehalfterten Country Sänger spielt, der seine besten Jahre hinter sich hat und von Bowlingbahn zu irgendeinem scheiß Club fährt. Und das war es eigentlich, diese Country Musik das ist so ein Soundtrack zu einem Lebensgefühl, was ich persönlich total mitreißend fand. Das war auch was für mich, da kriegt man ein sehr gutes Gefühl von dem was Musiker machen und daraus, aus diesem Feeling ist auch etwas entstanden. Ich weiß gar nicht mehr welcher Song dadurch damals entstanden ist?! Also dieses "Country Core" Ding von der Gitarre her, aber das hat schon mal eine Spur, weißt du?! (überlegt kurz mit seinen Bandmates) ...ich glaube das war eins von der letzten Scheibe?

Torben (mit grübelnd bis skeptisch): Naja....? Äh, nee.

Adrian (weiter): "Country Core" direkt sagt ja auch was total Anderes, wenn man als Band zusammen spielt, wird es natürlich etwas anderes, das ist kein reiner Country mehr, aber so die Idee dahinter.

Das ist ja wie gesagt auch ein Stück weit sehr markant für eure Band, gerade im Punk Rock Bereich wüsste ich jetzt so keine... ja gut, es gibt zwar Bands, die auf gewisse Weise speziell sind, wie z.B. Dropkick Murphys, aber das ist jetzt auch wieder was Anderes. (ich muss das Interview kurz unterbrechen, da der Schlagzeug Soundcheck der Opener Band Enorm offenbar noch nicht vorbei ist und die nötige Ruhe zum Mitschneiden des Interviews kurzzeitig nicht gegeben war, wenig später ging es weiter)

Kommen wir mal zum Songwriting allgemein. Ich nehme mal an, ich frage mal gleichzeitig in die Runde, dass Adrian der Hauptsongwriter ist?!

Adrian: Naja, so in der ersten Instanz ja.

Wie entstehen denn eure Songs allgemein? Ganz klassisch im Proberaum oder kommt da eher jeder mit seinen Ideen an?

Henning: Prinzipiell schon ja.

Kärbholz Drummer Henning, live im Kesselhaus Berlin 16.03. 2.013 © TRIBEgraphix/ schafe-schuesse.deAdrian: Naja wobei... eigentlich entsteht es zusammen. Also wenn einer eine Idee zu den Texten schreibt mit ein paar Akkorden dabei, wo es eine Grundidee gibt, die wir anhören. Wir haben festgestellt, dass wenn man das zusammen ausarbeitet- und das auch live macht, dass das die bessere Nummer ist. Wenn man das dann noch über längere Zeit macht, Ideen unterbringen kann und man es ausprobieren kann, man es live spielen kann, was ja auch enorm wichtig ist, da wir das als musikalisches Trio auch live rüberbringen können müssen. (beschränkt Adrian es auf die Instrumentalisten bei Kärbholz) Deswegen müssen die dann schon im Proberaum funktionieren.

Wir könnten natürlich auch den Laptop nehmen und aufnehmen und irgendwelche Spuren übereinanderlegen und dann hätten wir einen Song, aber das funktioniert bei uns nicht. Klar haben wir das auch mal ausprobiert, haben es aber wieder sein gelassen.

Ich finde das immer sehr spannend, denn es gibt ja Bands, bei denen jeder so ein Bisschen für sich arbeitet, ich finde es allerdings noch spannender, wenn eine Band zusammen agiert. Das ist ja so das klassische Ding wie man irgendwann einmal angefangen hat. Bei euch ist das sowieso eine sehr spezielle Geschichte wie ich zumindest bezüglich eurer Anfänge weiß, als ich aber eure gesamte Bandgeschichte mal betrachtet habe, ist mir aufgefallen, dass ihr ähnlich wie Betontod einen Riesenschritt nach vorn gemacht habt. Also jetzt im gesamten Kontext gesehen! Nicht dass es irgendwie besser oder schlechter geworden wäre, sondern es klingt mittlerweile einfach ein Bisschen flüssiger und mehr catchy.

Allerdings habe ich auch von Fans gelesen und gehört, dass ihnen "Rastlos"  zu popig sei. Wie reflektiert ihr das denn selbst, würdet ihr z.B. noch von größeren Punk Rock-Anteilen in eurer Musik sprechen oder sagt ihr euch einfach, dass ihr einfach nur euer Ding machen wollt?

Torben: Ich glaube wir haben inzwischen schon ein bisschen eine Richtung gefunden. Am Anfang waren wir schon ein wenig am Ausprobieren wo es überhaupt hingeht, was ist überhaupt unser Publikum? Dieser Schritt jetzt von Bandworm Records wegzugehen, ist auch ein Schritt weg von den alt-eingefahrenen Leuten - klar, man will die Leute natürlich auch nicht verlieren, auch wenn die jetzt sagen, dass es zu popig ist, weil ein paar Country-Sachen dabei sind. Das sind genau die Typen, die immer dasselbe hören wollen. Ich finde es schon die richtige Richtung in die wir jetzt gehen. Wir haben jetzt auch mehr Spass dran glaube ich.

Henning: Es ist ja auch nicht so, dass wir jetzt gesagt haben wir möchten jetzt Pop Musik machen.

Das meine ich auch nicht. Ich verstehe schon, dass so etwas aus einem Entwicklungsprozess heraus passiert. Ich kenne das selbst, wenn man Sachen von ganz früher hört und sagt, dass man da heutzutage etwas Anderes rausgeholt hätte. Das ist der Lauf der Dinge, dass Elemente hinzukommen, dass man im Laufe der Zeit(en) auch mal ein paar Sachen ausprobiert etc. - das werdet ihr ja mit Sicherheit selbst auch kennen?!

Adrian: Das ist quasi bei uns eine logische Weiterentwicklung. Es reflektiert ja auch unseren persönlichen Werdegang. Wir sind ja keiner Szene zugehörig. Ich habe seitdem ich 15 bin Glatze und versuche jetzt mal die Haare wachsen zu lassen, was gerade extrem schwierig ist. (sagt er schmunzelnd) Oi! Mucke höre ich z.B. gar nicht mehr. Das habe ich echt viel gehört, also Punk, Geschrammel, aber sowas höre ich auch gar nicht mehr. Ich meine das geht ja Jedem so, wenn man Musik macht, man findet sich selbst immer ein Bisschen mehr. Man findet sich selbst, was man so für Interessen hat und so.

Das ist ein guter Punkt gerade. Was habt ihr denn aktuell gerade so im Player laufen? Was hört ihr denn privat so?

Torben: Dropkick Murphys höre ich sehr viel. Sonst ja...?!

Stefan: Volbeat hin- und zurück, dann mal wieder Cash.

Henning: Ich hör´ gern so alte Punk Sachen wie The Wohlstandskinder oder Tagtraum. Damit bin ich musikalisch halt gross geworden. Oder halt auch sehr viel Metal.

Metal? Was zum Beispiel? (hake ich staunend ein)

Henning: Die ganzen schönen, alten Platten wie z.B. Mötley Crüe, die mag ich sehr gern. Auch so härtere Sachen... Devildriver, Immortal mag ich sehr gerne! Halt Black Metal...

Man höre und staune! Deswegen auch die schwarzen Drumsticks... (ein Insider, der für allgemeines Gelächter sorgt)

Weil wir ja gerade auch bei den Widerständen auf eurem Weg waren, ihr hattet ja mit Sicherheit teilweise auch harte Zeiten, wo euch manche Leute irgendwelche Scheiße vorgeworfen haben, die ich persönlich nicht nachvollziehen kann, die mit Sicherheit auch viele Fans von euch nicht nachvollziehen können. Es ist ja heutzutage ein grosses Diskussionsproblem, dass die Leute bei jedem kleinen Scheiß anfangen zu diskutieren und dann direkt von Grauzonennähe sprechen. Wie seht ihr als Band bzw. als Menschen, die ihr seid, die ganze Diskussion um Rechtsoffenheit, Grauzone etc. mittlerweile? Ihr wart ja zuletzt bei Bandworm Records, da wird ja öfters mal so etwas von manchen Leuten aufgebracht/ konstruiert. Wobei viele denken, dass Oi! gleich rechtsoffen sein müsste, was aber so überhaupt nicht stimmt - ich sage nur z.B.: Sham 69, Angelic Upstarts, das sind ja definitiv keine rechten Bands! 

Henning: Die ganze Diskussion ist eigentlich überflüssig.

Seht ihr euch denn aktuell noch damit konfrontiert?

Henning: Prinzipiell schon, weil in diversen Foren wirklich irgendwelche Diskussionen aufgebracht werden.

Adrian: Ich glaube ein grosses Problem ist die ganze "Deutsch Rock" Nummer. Das wird jetzt alles unter den riesigen Mantel "Deutsch Rock" gepackt und dann werden alle Bands, die damit in Verbindung gebracht werden, da wird dann gedacht das ist jetzt eine Suppe. Und dann ist jetzt Kärbholz eine Band "...die waren auf Abseits Records..., die machen ja so Oi! Zeug, das ist ja auch rechts... und dann haben die ja vor ein paar Jahren auch mit Frei.Wild zusammen gespielt.." - so "..die Schlächter schlechthin... also sind die gefährlichste Band auf dem ganzen Planeten...", dann ist Kärbholz jetzt sowieso abgeschrieben, weil das ja genau das ist.

Wenn man einer Band irgendwas vorwerfen will, postive- oder negative Kritik, dann muss man sich auch mit der Band auseinandersetzen. Das kann man nicht über so einen Überbegriff "Deutsch Rock" machen. Da muss man sich die Texte auch mal anhören. Wir waren nie eine Band, die versucht hat mit ihren Texten zu provozieren oder... na gut, der "Kirche Song", das war ja auch aus gegebenem Anlass. (offenbar meint Adrian "Gottes Werk und Teufels Beitrag"?! [von der "Du bist König" Single]) Oder wir waren nie `ne Band, die sich nach aussenhin als deutschtümelnde Patrioten hingestellt hat, weil wir das einfach de facto nicht sind! Das geht uns echt am Arsch vorbei!

Was viele bei euch falsch verstehen, was jetzt reine Spekulation ist(!), ist möglicherweise, wenn ihr eine Textzeile wie "...ich liebe meine Heimat..." singt, dass viele dann an die Volksmusik Richtung denken. Zumal die Volksmusiker ja auch so ein Bisschen die Heimatliebe propagieren. Mal direkt auf den Zeiger gebracht ich persönlich denke nicht, dass ihr das überpatriotisch meint.

Kärbholz Fans Ehrerbietung auf den Knien, live im Kesselhaus Berlin 16.03. 2.013 © TRIBEgraphix/ schafe-schuesse.deHenning: Wir meinen ja noch nicht mal die Heimat im Sinne von Deutschland, nach dem Motto "Deutschland meine Heimat...", sondern das ist ja sehr viel lokaler! Also unsere kleine Ecke, weißt du das könnte auch Lusaka (Stadt in Sambia) sein...

Also quasi so `ne ähnliche Sache wie Köln, Düsseldorf, Ruhrpott...?

Adrian: Ich meine da denkt man gar nicht so daran, dass so etwas solche Wellen schlagen würde, dass das so falsch ausgelegt würde... das ist ja total... ich meine so nach dem Motto "Heimat, hier ist unser heiliger Boden" etc. - so ist das gar nicht gemeint. Es geht wirklich nur um`s Lokale, um unsere Stadt, den Ort in dem wir gross geworden sind. Heimat ist einfach ein Ort, an dem sich total geborgen fühlt. Da kann machen was man will, da ist man zu Hause. Das kann auch der Tisch von Mama sein.

Wir ihr es selbst gerade schon sagt, verkürzt ausgedrückt kommt der Satz "Hier bin ich zu Hause" auf`s Gleiche raus.

Adrian: Ja, genau.

Torben: Wenn man sich mit dem Text auseinandersetzt, versteht man das auch.

Es gibt halt leider auch Leute, die kriegen den Zugang nicht, um es mal so blöd zu sagen. Manche Leute interpretieren halt gern etwas zwischen die Zeilen hinein, was gar nicht da ist. Das ist heutzutage halt...

Henning: Ich habe da ein aktuelles Beispiel. Da habe ich eine Diskussion im internet gesehen, da hat einer geschrieben von wegen er findet so `ne Textzeilen wie "Blut und Boden" und "...bis zum letzten Bluttropfen kämpfen" fragwürdig und ein Anderer schrieb dann er solle mal ein Songbeispiel geben, weil er nichts finden konnte. Es ist ja so, dass wir nichts davon in unseren Liedern verwendet haben!

Der Song "Timmi halt`s Maul" sollte da auch Statement genug sein. Um auch mal die positiven Seiten eurer Texte näher zu beleuchten, man könnte ja jetzt fälschligerweise meinen ihr hättet viel polarisiert mit euren Texten und man könnte euch damit zu unrecht diskreditieren, aber so ist es ja nun einmal nicht.

Auf "Rastlos" ist mir positiv aufgefallen, dass ihr wieder verstärkt Themen angesprochen habt, die im Alltag stattfinden, in denen sich mit Sicherheit viele Leute (mir selbst inklusive) wiederfinden. Wie z.B. beim Opener "Ich hör´ mir beim Leben zu", das Feeling, das schon beim Hören der ersten Takte entsteht ist einfach nur genial, OHNE jetzt in Schleimerei verfallen zu wollen! Da trifft das Feeling genau so einen Knopf, einen Punkt in einem. Genauso auch bei dem Albumtiteltrack "Rastlos". Wie kommt ihr auf diese Art Bildersprache in den Texten? Ist es so, dass du (Torben) zu Hause sitzt und dir die Texte in den Kopf geschossen kommen? Oder setzt du dich eher hin und überlegst wie du etwas in`s richtige Bild setzen kannst?

Torben: Nee, das entsteht bei der Produktion der Songs selbst. Im Proberaum, also es entsteht wirklich beim Songwriting selbst - auch im Studio. Naja, wie gesagt letztendlich gehen wir da noch einmal bei, wenn wir dann im Studio sind.

Da habt ihr aber dann alle mit Einfluss auf die Texte? Oder schreibt Torben die Texte allein?

Henning: Mehr oder weniger... das letzte Mal eher weniger, aber es kann natürlich mal sein, dass z.B. eine Zeile oder eine Passage noch einmal austauschst oder änderst, weil die dann anders besser passt, aber generell gilt: Wer `ne Idee hat, bringt sie mit und das wird dann in einem Plenum quasi entwickelt.

Adrian (zustimmend): Genau.

Was steht denn jetzt 2.013 noch so an? Tourmäßig nach dieser Tour wahrscheinlich erst einmal nichts(?), also eher Festivals?

Adrian: Genau.

Und gibt es denn jetzt bereits schon zumindest eine Art Idee zu einem neuen Album oder wartet ihr jetzt erst einmal ab?

Henning (kommt in seiner ihm eigenen Art schwarz-humorig in Fahrt): Naja also für mich ist jetzt erst einmal das Ziel, dass man einen frühen Drogentod sterben muss, was natürlich wieder an mir hängen bleibt, weil ich der Einzige bin, der noch unter 27 ist. (kurzes Lachen bei allen)

Nee, das ist natürlich Quatsch. Wir sind ja jetzt gerade mal auf der Release-Tour von dem Album und deshalb machen wir uns jetzt noch nicht großartig Gedanken über das neue, nächste Album.

Kärbholz Gitarrist Adrian, live im Kesselhaus Berlin 16.03. 2.013 © TRIBEgraphix/ schafe-schuesse.deIch frage, weil es manchmal ja doch so ist, dass es gerade bei einer Erfolgswelle nur so aus einem raussprudelt...

Adrian: Da muss man sich dann vielleicht auch mal bremsen. Da gibt es ja viele Beispiele wo sowas auch schon in die Hose gegangen ist...

Torben (hinzufügend): ...bei soviel Potential kann das schnell verreißen, da ist es besser eine Zeit lang nur zu touren, dann sehen wir weiter wohin es uns treibt. Die Zeit nutzen wir natürlich, um neue Sachen zu machen. Wenn wir ein gutes Gefühl bei haben, dann geht es wieder in`s Studio und dann ist das neue Ding da. 

Adrian: Vielleicht kommen wir auch auf den Trichter irgendwie mal was Live aufzunehmen?! Haben wir auch noch nie gehabt... (abgesehen von Einzelsongs)

Das wäre schon sehr geil! (entfährt es mir)

Adrian (weiter): Vielleicht, vielleicht auch nicht?! Wenn sich die Möglichkeit ergibt oder wenn wir jetzt sagen, dass wir mit der Band den nächsten Schritt machen und wir hauen ein Album raus oder ein Livealbum.

Als vorletzte Frage ganz kurz noch: Es gab ja nur für diese Tour erst einmal eine kleine Umbesetzung bzw. eine temporäre Line Up-Erweiterung. Ihr habt einen neuen Bassisten teilweise bei dieser Tour dabei. Ich möchte jetzt nicht sagen, dass Stefan raus ist...! (witzel´ ich zwinkernd, worauf allgemeines Gelächter losbricht)

Was könnt ihr dazu sagen?

Stefan (antwortet selbst): Ja, ich habe halt eine Herzmuskelentzündung und bin quasi ausser Gefecht. Und jetzt haben wir unseren Ersatzbassisten, den Yong. Yong Chè. Ja und er vertritt mich jetzt. Für ein paar Konzerte spiele ich ein paar Lieder mit.

Hast du ihn selbst ausgesucht oder eher deine Bandkollegen?

Adrian (spontan einwerfend): Das ist alles Schicksal!

Stefan (beipflichtend): Das war Schicksal, ja!

Adrian (weiter): Wir hatten vorher so ein Bisschen geprobt und da hatten wir ein, zwei andere Leute geholt, die mal eine ganz andere Sicht hatten. Der Yong sollte mich ursprünglich eigentlich ein Bisschen fitter auf der Gitarre machen, weil ich nie der Frickler war. Und er sollte mir ein paar Kniffe zeigen, so und so spielt man das... das sollte Yong eigentlich machen. Dann war es aber so, dass Stefan plötzlich im Krankenhaus lag, wir einen Bassisten brauchten und wir dann gesagt haben "Yong, du kannst mir trotzdem etwas beibringen, aber du müsstest mal das Set lernen...", irgendwie so. Von daher `n Riesenzufall.

Das war ja wahrscheinlich erst einmal ein Totalschock?

Torben: Ja klar! Das war ja kurz vor der Tour.

Stefan: Schlechter Zeitpunkt.

Torben (weiter): Und wenn du dann siehst, dass der Vorverkauf schon gut läuft, dann... Das war schon ein komisches Gefühl.

Aber ich finde es echt geil, dass Stefan trotzdem mit dabei ist(!), was ja sicherlich auch nicht ganz ohne Risiken ist, wenn du jetzt die Tour mitfährst?

Stefan beschwichtigt gestikulierend.

Adrian: Kuck´ er säuft nicht, er raucht nicht mehr...

Torben (ergänzend): ...strengt sich nicht an.

Adrian (weiter): ...na gut vielleicht mal ein Bierchen...

Stefan (nachdrücklich einhakend): Alkoholfrei!

Kärbholz Finale, live im Kesselhaus Berlin 16.03. 2.013 © TRIBEgraphix/ schafe-schuesse.deFällt aber bestimmt schwer oder?! Na dann wünsche ich dir, Stefan, auf jeden Fall gute Besserung! Wir sind jetzt soweit fast am Ende. Vielen, vielen Dank, dass ihr euch bereit erklärt habt dieses Interview zu machen! Die letzten Worte gehören euch, ihr könnt ja, weil es fast schon eine kleine Tradition geworden ist, spontan eine lustige Story erzählen, die euch irgendwann mal auf Tour passiert ist, die ihr nie vergessen habt. Oder auch Werbung oder whatever...

(die Jungs grübeln sich einander mit den Augen abcheckend, kurz darauf erschallt erneut lautes Gelächter der Jungs)

Adrian: Das ist ja jetzt ein Ding... Anekdoten von der Tour... (schmunzelt Adrian lautdenkend in sich hinein)

Habt ihr vielleicht mal Jemanden vergessen irgendwo? (versuche ich bei der Storyfindung zu helfen, woraufhin erneut Gelächter ausbricht)

Stefan (noch laut lachend): Letzte Woche...

Adrian: Ja, es war nur am Strasseneck, aber alle waren weg... (gibt sich Adrian als Vergessener zu erkennen)

War bestimmt ein scheiss Gefühl?!

Torben: Mit zwei Autos. Jeder hat gedacht der Adrian ist eh schon im anderen Auto drin.

Henning (die Story besonnen erklärend): Wir fahren ja mit zwei Autos. Der Adrian und ich haben quasi im Zweitwagen gesessen. Und dann sind wir halt aus dem Hotel los und der Krieger (Fahrer von Kärbholz) ist halt mit dem Bus und dem Hänger schon los. Dann haben wir kurz bei ihm angehalten und gefragt ob denn Adrian bei ihm drin wäre. "Nee nicht." - "Okay." Wir sehen ihn (Adrian) gerade um die Ecke kommen, haben gewendet und Adrian dachte wohl wir würden jetzt auch weiter fahren. Und er steht da und schmeisst sein ganzes Zeug auf den Boden... (führt Henning lachend aus, während die Anderen ebenfalls wieder laut lachend mit einstimmen)

Kärbholz und Danny B im Kesselhaus Berlin 16.03. 2.013, Backstage © TRIBEgraphix/ schafe-schuesse.deAdrian: Nach dem Frühstück kann man doch mal zwei Minuten warten! Aber nee, der Gitarrist steht mit seinem Koffer vor der leeren Strasse... (sorgt Adrian nochmals für allgemeine Erheiterung)


Sozusagen ein kalter Wind im Arbeitsvertrag...

Adrian: Nee, aber sonst achten wir ja aufeinander. Es kommt auch Jeder mit. Heute sind wir glaube ich vollzählig.

Ein schönes Schlusswort. Auf jeden Fall eine schöne Story! Tausend Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!

Diskographie

  • 2006 Heimvorteil (Split-EP)
  • 2007 Spiel des Lebens (Debütalbum)
  • 2008 Zurück nach Vorn
  • 2008 Vollgas Rock'n'Roll (Neuauflage der „Heimvorteil" Split EP)
  • 2009 Mit Leib und Seele
  • 2010 Du bist König (Single)
  • 2011 100%
  • 2012 Fallen & Fliegen (Single)
  • 2013 Rastlos
 

https://www.facebook.com/Kaerbholzoffiziell

Fotos: TRIBEgraphix, schafe-schuesse.de ©

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Kommentare

hallo gruess dich ma ne frage

hallo gruess dich ma ne frage hast du die fotos ausn kesselhaus vom konzert evtl auch in besserer auflösung oder hast du evtl noch mehr fotos von dem abend.....?? mfg marco

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Ja, habe ich. Antworte mich

Hallo Marco,

Ja, habe ich. Antworte mir einfach unter der E-Mailkontaktadresse, dann geht das auch zügiger. ;-)

Die Adresse findest Du im Impressum. ;-)

Beste Grüße, Danny B.

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