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Interview mit DANNY B im FATAL UNDERGROUND FANZINE, No. 39 - Ausgabe vom Dezember 2.012

WE ARE THE FATAL UNDERGROUND TEAM

PART V: Wer ist Danny B?

Der wohl wichtigste, eifrigste- und treueste Mitstreiter beim FU ist ohne Zweifel Danny, auch wenn es im Bezug auf seine Schreiberei sicherlich das eine- oder andere Mal zu recht heftigen Diskussionen mit diversen Lesern kam. Aber gerade sein offener, ehrlicher- und etwas andere Schreibstil sind`s, welche über die Jahre hinweg unsere kleine "Klolektüre" für Euch da draußen sicherlich noch etwas lesenswerter gemacht hat. Also wird es nun doch langsam mal Zeit Euch da draußen mit seiner Gedankenwelt vertraut zu machen.

Morgen mein Freund! Hast du erst mal Bock drauf ,selbst nen paar einleitende Worte zu sagen oder soll ich dich  gleich mit nervigen Fragen bombardieren?

Moin Leo, ach wat... ich bedarf keiner langen Reden, will heißen ich nehme mich nicht so überwichtig. ;-) Und wenn überhaupt, machst das besser du Leo, alles Andere wäre doch subjektiv-geschönte Schaumschlägerei. ;-)

Dann natürlich auch erst einmal die Fragen aller Fragen zuerst: Wie hat alles bei dir mit der subkulturellen Mucke angefangen?

Du bist tatsächlich der Erste, der danach fragt. Die chronologisch weitesten- und somit allerersten Ursprünge liegen in meiner Kindheit. Mein Onkel spielte `ne schicke '50er/ '60er Jahre Gitarre, er hörte aber mit Vorliebe Hard Rock. Da lief schon mal Jimi Hendrix, Smokie oder sowas. Trotzdem war ich genauso ein DDR-geprägtes Radio-Kid, das alles an Mucke aufsaugte und sich bis in die prä-pubertäre Zeit ganz schön im Dschungel der Pop-Musik verirrt hatte. Mit Depeche Mode, Billy Idol, darauffolgend den Toten Hosen, Ärzte, AC/DC, Sex Pistols, U.K. Subs, Angelic Upstarts, OHL, Böhse Onkelz, Manowar, Metallica, Helloween, Sepultura, Slayer, Destruction, Doro, Sodom, Kreator und ab den frühen '90ern dann dazu noch gepflegten Death Metal (z.B. Morbid Angel, Gorefest, Obituary, Paradise Lost, Morgoth, Napalm Death u. v. m.) und Hardcore (Biohazard, Lavatory, Sheer Terror, Ryker`s, Helmet, Ignite, Shelter u.a.). Nach dem zweiten Punk-Hoch Mitte der '90er kamen dann Abstürze, die mich am Ende dann sogar tief in die Gothic Welten eintauchen ließen.

Um den Leutchen da draußen den Danny B erst einmal `nen bissel näherzubringen, sollten wir wohl erst mal `n bissel mehr in`s Persönliche eintauchen  - vielleicht erst mal ´nen paar Eckdaten zu deiner Person???

Oha. Wat soll ich da erzählen??? Ich bin 36 (* mittlerweile natürlich auch älter geworden), im Herzen Punk und Metalhead zugleich und versuche einfach das Beste aus den mir gegebenen Fähigkeiten zu machen. Dabei geht`s natürlich nicht immer nur um Geld, sondern eher um`s Existieren/ Überleben und sein Ding durchziehen, was ich schon gefühlte Ewigkeiten tue. Andere labern - ich mache. Träume schönlabern können Andere! Ich lebe lieber meine Träume und renne dabei auch mal Mauern ein oder ecke an, weil ich zu dem, was ich denke auch stehe, auch wenn das manchmal eben gegen den Stromlauf der breiten Masse angeht.

 Danny B by Karina Schories 2.012 ©Kannst du dich vielleicht noch daran erinnern, wie du überhaupt auf das FU Fanzine gekommen bist bzw. was für dich der ausschlaggebende Punkt war mir deine Mitarbeit anzubieten?

Ich könnte jetzt echt mal nachkieken, aber ich meine es war um 2.006 rum, daß ich zum ersten Mal aktiv für`s F.U. schrieb?! Damals war ich anfangs noch parallel beim Eternity Magazin Mitschreiber. In erster Linie bot ich dir Leo meine Mitarbeit an, weil ich den Copy-s/w-Stil des F.U. von Anfang an mochte. Ausschlaggebend war vor allem die Tatsache, daß auch viele eher im Underground stattfindende Bands oder Szene-Supporter im F.U. zu Wort kamen, was ja bis Heute so ist.

Wenn ich heutzutage darauf zurückblicke, wird mir dabei auch bewußt, daß ich irgendwann im Jahr 2.000 das erste Mal selbst als Interviewpartner im F.U. auftauchte, aber wer jetzt denkt ich hätte `n Sonderbonus gehabt, der möge so manch´ späteres Review von Leo zu dem ein- oder anderen Schafrichter Album lesen, haha. Aber genau darum geht es, es geht um ehrliche, konstruktive Kritik.

Was bedeutet es für dich als Schreiberling zusätzlich deine Energie und deine Zeit meinem Zine zur Verfügung zu stellen? Was reizt dich persönlich überhaupt daran, für`s FU zu schreiben?

Gute Frage! Ich denke es ist das Interesse an den Menschen an sich und gerade Musiker, Kreative, Veranstalter, Szene-Supporter haben oft die wirklich interessanten Dinge zu erzählen - ungeschönt, nicht ge-faked. Die besten Geschichten schreibt das Leben selbst. Zudem möchte ich den kreativ Schaffenden auch Respekt für das zollen was sie tun. Ich versuche gute Fragen zu stellen - frei nach dem logisch-natürlichen Prinzip: "Gute Frage = qualitätsmäßig gutes Interview." - natürlich gelingt mir das mit Sicherheit nicht immer.

Wenn ich jetzt an der Stelle mal ganz bescheiden fragen darf: Was liest du denn sonst noch so an Zines/ Mags außer unserer kleinen „Klolektüre“?

Regelmäßig lese ich auf jeden Fall das Rock Hard Mag, manchmal auch das Metal Hammer, dann noch das Paradise Cove, das Negatief manchmal. Je nach Zeit teste ich von Zeit zu Zeit natürlich auch ab- und an mal andere Mag`s oder Zines an. In den '90ern habe ich definitiv mehr Mag`s gelesen, z.B.: Kerrang!, Break Out, um nur mal noch zwei Namen zu nennen. Ich teste aber öfter gern mal Internetradios an, da kann man echt gute Sachen entdecken! Empfehlen kann ich jeden Donnerstag Radio RBB Fritz, ab 20:00 Uhr. Da geht Jakob Kranz, den ich hier im F.U. auch schon vorstellte, mit der Sendung "Soundgarden" (hieß früher: "Stahlwerk") für 2 Stunden mit neuestem Metal Stuff auf Sendung. Via Livestream kann man das via Internet auch von überall hören.

Neben der Schreiberei für`s FU sitzt du ja nun auch an deinem Buch "SCENE MADE - Vol. I" ,welches wohl im Frühjahr des nächsten Jahres (2.013) erscheinen wird. Erzähle doch mal der wissbegierigen Meute da draußen ,was es mit diesem Buch auf sich hat?

Also die Basisidee bzw. der Buchtitel hat seine Wurzeln ganz klar hier im F.U.! Irgendwann fragte mich ein ehemaliger Kumpel warum ich nicht mal ein Szenebuch schreiben würde?! Das war echt `ne gute Frage... und kurz danach fing ich an loszulegen und arbeitete ein Konzept aus, das es so noch nicht gibt. Nicht nur, daß ich mich nicht auf eine bestimmte, subkulturelle Szene beschränke/ limitiere - ich visiere mehrere subkulturelle Szenen an innerhalb des Buches. Ich habe dazu bekannte- und unbekannte Leute aus den verschiedensten Ländern dieser Welt interviewt und dabei kamen insgesamt bei jedem Einzelnem/ jeder Einzelnen wahnsinnig in die Tiefe gehende Einblicke zutage, auch in kulturell-historischer Hinsicht. Jetzt habe ich schon gut viel verraten... übrigens ist das F.U. auch die allerERSTE Adresse, der ich bezüglich des Buches Rede & Antwort stehe!

Nach "SCENE MADE - Vol. I" kommen maximal noch 2 weitere Teile heraus. Eine Trilogie reicht dazu, denke ich. Herausgeber- und Verleger ist Spirit Of The Streets aus Magdeburg, ein sehr, sehr professioneller Laden! Ich stand nach internen Problemen mit dem dem vorherigen Verleger erst mal ohne Verleger da. Aber das Konzept erwies sich als so gut, daß ich innerhalb von einer Woche schon zwei professionelle Angebote vorliegen hatte. Ich entschied mich bewusst für Spirit Of The Streets (Sublabel von Bandworm Records e.K.), einfach weil Spirit-/ Bandworm Chef Mark sofort verstand um was es dabei geht.

In diesem Zusammenhang möchte ich kurz mal abschweifen und den Leuten, die irgendwelchen völlig an den Haaren herbeigezogenen Gerüchten Glauben schenken, den Wind aus den Segeln nehmen. Bandworm Records e.K. ist KEIN (!!!) Grauzonen-Laden und hat auch keine geheimen Depots mit fragwürdigem Zeug! Ich war zur Vertragsunterzeichnung selbst in Magdeburg und habe jeden Winkel der Firma gesehen. Man sollte Oi-Punk NICHT (!) mit irgendwelchen rechten Idioten gleichsetzen! Hätte es auch nur den Hauch an Fragwürdigkeit diesbezüglich gegeben, hätte ich mit Sicherheit mein Buch nicht in deren Hände gegeben! Also bitte nicht stumpf nachplappern was Andere von sich geben, sondern das EIGENE Hirn benutzen und sich selbst eine EIGENE Meinung bilden!

Wer Interesse an dem Buch hat, kann bereits den Werdegang unter: https://www.facebook.com/pages/SCENE-MADE/124543380962839 mitverfolgen und sich auf dem Laufenden halten.

(* Update I, 22.10. 2.013: der erste Buchteil von "SCENE MADE - Vol. I" ["Punk & Hardcore"] erscheint am 6.12. 2.013 bei Spirit Of The Streets, siehe auch:http://bandworm.de/cp/index.php?file=news&mode=detail&number=522Die beiden Buchteile "Rock & Metal", sowie "Gothic, Rocka-A-Billy & Psychobilly" erscheinen 2.014, ebenfalls bei Spirit Of The Streets. Eine erste Lesetour ist für Dezember 2.013 bereits in Planung, siehe offizielle Websites.)

Was waren denn für dich die Hauptgründe, dieses Buchprojekt in Angriff zu nehmen und dafür deine wertvolle Zeit zu opfern? Reiner Enthusiasmus, willst du die Leutchen aufklären oder einfach mal einen Überblick über die musikalischen "Subkulturen" worldwide geben?

Wie gesagt, ich möchte die Wurzeln zeigen (ohne aber den Oberlehrer zu geben!). Ich gehe dabei andere Wege als andere Autoren in diesem Bereich. Ich stelle mich nicht hin und sage die jeweilige Szene ist dann oder dann entstanden o.ä. - nein gewiss nicht! Ich überlasse es dem Leser selbst sich ein eigenes Bild zu machen. Sicher wird sich der/ die ein- oder andere Leser/ -in auch in manchen Dingen wiederfinden?! Ich denke die Authentizität, auch die der Protagonisten, spürt man beim Lesen?! Und ich kann sagen, daß ich mit jeder der im Fokus stehenden subkulturellen Szenen auch meine intensiveren Erfahrungen gemacht habe. Lediglich der Psychobilly Bereich war anfangs noch ziemliches Neuland für mich.

Gerade in Sachen Szene, nicht  nur was dein Buchprojekt betrifft, bist du ja musikalisch gesehen doch ziemlich breit gefächert interessiert, wobei du sicherlich auch nicht überall den absolut vollen Überblick haben wirst .Gibt es für dich dennoch irgendeine subkulturelle Szene, die wirklich noch an ihren ursprünglichen Werten und Zielen festhält oder meinst du auch, so wie ich, daß sich mittlerweile der „wirkliche“ Underground immer mehr mit dem Kommerz verbindet? Gibt es für dich überhaupt noch irgendeine Szene, die du selbst als den totalen Underground ansiehst? Falls ja, klär mal auf warum das in deinen Augen auch heutzutage da immer noch so ist?

Schwierige Frage, da das ja echt sehr subjektiv ist. Ich kann da echt nur für meine Sichtweise sprechen, die aber gewiss nicht zwingend die Richtige sein muß! Ich denke, daß es gut ist, daß die Majorlabels bis Heute Metal, Punk, Hardcore, Psychobilly nie vollkommen für sich ausschlachten konnten, einfach, weil ihnen die langjährigen Erfahrungen fehlen bzw. fehlten. Sicher, zeitweise haben sie bestimmte - gerade aktuelle Mucken ausgeschlachtet und Manchem/ Mancher den Spaß dabei vermiest?! Beste Beispiele sind Nirvana, zeitweise Metallica, Rammstein, Unheilig u.a. - wobei ich mich oft frage WARUM die Bands das alles überhaupt so mitmachen?! Die Einzigen (meines Wissens nach), die die Mainstream-Majorfirmen klasse verarscht haben waren Nirvana. Ich denke die Ansprüche des Hörers an die Qualität, z.B. beim Klang, sind deutlich gestiegen, deshalb versuchen viele Bands auch zu fähigen Leuten zu gehen, die natürlich davon leben können, aber am Ende können nur noch super wenige Bands von den CD-Verkäufen leben.

Zur Zeit boomt gerade die sogenannte "Deutsch Rock" (ein UN-Begriff!) Szene. Die Majorfirmen haben Haudegen und z.T. auch die Broilers unter ihren Fittichen und die kleineren Labels signen nahezu jede Band, die auch nur halbwegs nach den Onkelz oder den Toten Hosen klingt. Daß das oft nur billige Kopien der Originale sind, merkt die breite Masse scheinbar nicht?! Im Gegenteil die einfachen Leute schlucken die Köder. Schade drum, denn da hätte was Gutes entstehen können! Im Grunde ist das aber nichts Anderes als Punk Rock mit deutschsprachigen Texten, die dieses "wir sind wer!"-Feeling etablieren wollen. Da fand in den '80ern und in den '90ern bessere Mucke in diesem Bereich statt. Blüten dieser Zeiten sind definitiv Bands wie: Betontod, Toxpack, Stomper 98, Atemnot, Normahl, Slime, Dritte Wahl, Zaunpfahl, No Exit, Troopers etc.!

Der Live-Sektor ist da aber ein noch viel schlimmerer Markt geworden, siehe manche Ticketpreise..., aber ich schweife gerade schon wieder ab. Für mich sind Metal, Punk, Hardcore, Psychobilly definitiv noch Underground. Im Gothic-Bereich bin ich mir da z.T. nicht mehr ganz so sicher, zumal es bei den Goths einige Hardliner gibt, denen die Kleidung bzw. Äußerlichkeiten mittlerweile wichtiger sind, als Inhalte. Ich für mich kann manche Eelctro-Goths mit ihren Gasmasken und Neonfarben echt nicht sehen (wenngleich ich diesbezüglich etwas intolerant sein möge?!), zumal mich sowohl die Mucke (Schranz), sowie die Outfits nur noch an diesen Tekkno-Kram der '90er erinnern - grauenhaft!!! - ich war froh, als die fuckin´ Love Parade aus Berlin verschwand. Wenn schon experimentell dann bitte: Einstürzende Neubauten, Alien Sex Fiend, Laibach oder von mir aus auch Project Pitchfork!

Durch die Arbeit am FU und an deinem Buch kommst du ja auch an ne ganze Menge an aktuellen Veröffentlichungen ran. Was sind denn so in diesem Jahr deine Top 5 Veröffentlichungen? `Ne kleine Erklärung warum gerade die, solltest du natürlich auch mal geben!

Oha, fiese Frage..., aber da mein Geschmack ja nur für mich spricht, kann ich das auch locker beantworten, allerdings ist hier die Reihenfolge unwichtig, da alle Alben für sich selbst stehen. Aktuell ganz groß dabei sind für mich: Cripper mit "antAGONIST" (das heißeste Thrash Album 2.012 bislang!), Witticism mit "Anthems For The World`s Downfall" (Death Metal Goldguß!), Matt Gonzo Roehr "Alles ändert sich" (wobei ich hier bislang nur den Titelsong kenne), Pe Schorowsky "Dreck und Seelenbrokat" (Punk-A-Billy Gemisch, das zündet!), Mad Sin "Burn And Rise" (absolut in`s Ohr gehender Psychobilly)... eigentlich wären 3 Scheiben pro Genre fairer... ;-) Auf jeden Fall sind Betontod mit "Entschuldigung für nichts" auch dabei, genauso wie Toxpack`s "Bastarde von Morgen", brandneu (für mich!) auch: Absturz mit "Schwarze Engel" - ohne die geht`s nicht. ;-)

Natürlich höre ich dazu jede Menge neuer Scheiben und gern auch Metal- und Punk-Klassiker!

Mal ganz nebenbei - wirst du eigentlich genauso wie ich seit geraumer Zeit mit digitalen Promosachen zugeschüttet?  Was ist denn so deine Meinung zu dieser Form der Promotion?

Ich lehne komprimierte MP3-Bemusterung grundlegend ab. Eine Ausnahme mache ich nur äußerst selten! Ich möchte einfach den physischen Tonträger in der Hand haben und auch das Artwork sehen, denn das gehört für mich zum Gesamtwerk dazu. So manches Kultalbum wäre ohne das Coverartwork z.B. undenkbar. Stellt Euch nur mal "Master Of Puppets" oder von mir aus z.B. auch Cannibal Corpse`s "Eaten Back To Life" ohne das Artwork vor...?!

Daß die Majorlabels verstärkt auf MP3 setzen, zeigt nur zu gut, daß denen die Leidenschaft für die Musik bzw. das Gesamtpaket fehlt. Ich als Hörer möchte keine zig Tausend verschiedenen Boxset-Angebote - zwei verschiedene Varianten reichen meiner Meinung nach völlig aus. Ich höre zwar überwiegend CD`s, aber ein Cover und die Texte (ggf. Message) sind schon enorm wichtig, finde ich.

Musikalisch gesehen tendierst du ja dennoch bedeutend mehr in die Punk Richtung. Was fasziniert bzw. interessiert dich gerade an dieser musikalischen Sparte?

Das täuscht Leo. Ich höre zwar mittlerweile nach- wie vor viel Punk, aber das hält sich mit Metal und Hardcore in gutem Gemisch. Zwischendurch gibt`s dann auch mal das brillante "21" Album von Adele, Anneke van Giersbergen oder auch Psycho-/ Rockabilly. Ich mochte Punk recht früh. Zudem wächst- und gedeiht die Punk Szene nach- wie vor Bestens! Ich finde es echt schade, daß sich die Szeneleute verschiedener Subkulturen oft voneinander abgrenzen, was seltsamerweise auf Open Airs/ Festivals oft nicht der Fall ist. Ich erinnere mich an Zeiten da haben Metalheads und Punks z.B. gemeinsam Dimple Minds abgefeiert oder sind gemeinsam zu Venom oder Motörhead abgegangen. Musikalisch gesehen finde ich es bei Punk Mucke speziell krass wieviel man mit so wenig machen kann. Und manchmal berührt es einen sogar noch!

Neben der Schreiberei hast du dir ja auch als Musiker schon `nen Namen gemacht. Für all diejenigen, welche mit dem Namen Danny B Helm nix anfangen können, solltest du vielleicht mal `nen kleinen Überblick geben, wo bzw. was du so musikalisch in deinem bisherigen Leben geschaffen hast!

 Danny B im Studio by: Sandy 2.012 ©Ich glaube das würde hier den Rahmen sprengen, zumal ich offiziell schon 20 Jahre Mucke mache und das in ähnlich facettenreicher Form wie mein Musikgeschmack ist. Bislang (nur um das mal an einer Zahl festzumachen) habe ich so um die 500 Songs vertont, die auf ca. 35 Tonträgern (anfangs noch auf Kassette, ab Anfang der 2.000er auf CD) verteilt in Eigenregie erschienen sind. Das Krasseste daran war z.B., als zwei Menschen (unabhängig voneinander!) einst bei einem Song (noch in der Rough Mix Version) vor mir saßen und vom Text berührt weinten. Da bekam ich echt Gänsepelle! (= Gänsehaut; nebenbei gesagt ging es in dem Song um den Tod meines Vaters [R.i.F.], der 2.001 einen Tag vor Weihnachten starb) Sowas erlebst du auf der Bühne selten bis gar nicht und mit Geld kann man solche Momente eh nicht bezahlen! Dahinter steckt aber kein Kalkül, denn meine Musik entsteht immer aus dem Bauch heraus.

Da ich aber seit fast 3 Jahren an dem Buch arbeite, habe ich es seit Arbeitsbeginn an dem Buch nur auf ein neues Album meines Soloprojekts gebracht, das u.a. sogar in Russland downgeloaded wurde. Zuletzt habe ich einen Gastpart bei dem mit mir befreundetem Musiker EINHORN auf dessen Unplugged-Debütalbum "Tage wie diese, sollten nie vergehen" einsingen dürfen.

Unter: https://www.facebook.com/pages/Danny-B/194787877240440 kann man sich bei Interesse unter dem Menüpunkt "Info" einen ersten Überblick über meine Werke verschaffen.

(* Update II: Der/ die Interessierte kann sich auch hier direkt unter: http://schafe-schuesse.de/de/content/about-us einen lückenlosen Werküberblick verschaffen.)

Internetmäßig bist du ja auch in den vielfältigsten Präsentationen zu finden. Wie wichtig ist dir gerade heutzutage diese ganze Vernetzung? Denkst du auch, dass es ohne diesen ganzen technischen „Scheiß“ heutzutage überhaupt nicht mehr geht?

Das Internet ist Fluch- und Segen zugleich. Ich persönlich nutze es z.T., weil es auf die herkömmliche Weise - also per Brief/ Fax z.B. wesentlich aufwendiger wäre. Gut am Internet ist, daß man sich z.B. dem ganzen TV-Müll entziehen kann, wenngleich ich trotzdem nicht gänzlich auf`s TV verzichte. Aber gerade in Sachen Meinungsbildung muß man so nicht das fressen, was uns täglich serviert wird.

Nicht zuletzt habe ich dank Internet auch die SCHAFEn SCHÜSSE wieder online an den Start bringen können.

Denkst du wirklich, dass man mit solch´ „billigen“ Printsachen wie dem FU heutzutage überhaupt noch etwas reißen kann und die Meute wirklich noch Zeit und Interesse hat sich hinzusetzten um solche Sachen ganz gemütlich durchzuackern?

Absolut! Und "billig" ist ja wohl untertrieben, wenn ich allein an deine Fixkosten pro Ausgabe denke Leo! (von deinen Nerven mal ganz abgesehen!) Nicht nur, daß ich das F.U., sobald ich es habe, selbst auch immer voll durchacker´, sondern die Interviewpartner, die ihr Freiexemplar bekommen, freuen sich oft sehr, daß das F.U. eben gerade diesen Old School Charakter inne hat. Und das haben mir schon einige Musiker, sowie andere Interviewpartner, mitgeteilt, die z.T. schon beachtlich größere Erfolge eingefahren haben! Ich glaube zudem auch, daß sich die Qualität und die Vielfalt im F.U. über die Jahre doch wahnsinnig entwickelt hat?! Nicht, daß es vorher schlechter gewesen wäre, nein - ich meine es ist einfach gereift. Ich mag im F.U. z.B. die Rubrik mit den DDR bzw. Ostblock-Metalscheiben sehr. Gerne lese ich auch die Liveberichte von den F.U.-Kollegen.

Soweit wie ich das ja nun weiß, hast du ja schon einige Erfahrungen mit- und in der (Metal) Szene sammeln dürfen, welche nicht immer gerade positiv waren. Falls du willst und dich „traust“, kannst oder solltest du ja hier mal kurz darüber berichten .

Wo soll ich anfangen? Haha. Naja, ich wurde von einem gewissen Label einst (2.002) so derbe beschissen, daß ich meine Miete etc. nicht mehr bezahlen konnte, nicht wusste was ich fressen soll - also komplett Land unter! Am Anfang ging das, da bekam man ausgelegte Gelder noch wieder... bei der letzten Tour dann, die ich als Merchandiser- und zweiter Tourmanager begleitete, bekam ich sprichwörtlich gesehen `nen Furz als Aufwandsentschädigung. Am Ende hatte ich mit allem Drum- & Dran ca. 4500,-€ Schulden (Miete, Strom, Telefon-/ Internetkosten, Essen - also nix mit Luxus oder gar über die Verhältnisse gelebt!) am Arsch, die ich heute noch mühselig abzahle, aber 2.013 hoffe ich endlich den Haken hinter die Sache machen zu können. Ich war damals so naiv auf deren Wort etwas gegeben zu haben, so etwas bestraft sich ohne Vertrag. Und das war nicht mal `n Majorlabel...!

Ansonsten gab es natürlich auch im Rahmen des F.U.`s schon Leute denen der eigene Neid Streiche spielte und die objektive Wahrnehmung nahm, so daß da hintenrum Dinge angeprangert wurden, die so gar nicht waren- und auch nie sein würden, z.B. wurde da sinngemäß behauptet ich würde mir Frauen über Interviews an Land ziehen, brächte aufgrund eines Interviews mit einem englischen Model, die u.a. auch Akt-Shootings (u.a. für Dimmu Borgir) gemacht hat, halbgare Pornografie in`s F.U. ein... und da für jene Leute (die ab- & an auch Beiträge beisteuerten) die Rubrik "Schafe Schüsse aus Berlin" wertvollen Platz wegnahm, stellte ich die Rubrik im Heft ein, um jenen Leuten Platz für mehr Beiträge aus deren Feder einzuräumen. Am Ende kam von exakt diesen Leuten genauso viel wie vorher. Tja ja: Moralwächter, Gutmenschen und Schreiberpolizei und alles was die Welt nicht braucht.

Was bedeutet für dich der Slogan SUPPORT THE REAL UNDERGROUND ?

`Ne Menge! Ohne Underground keine Szene. Ich sehe das wie ein Haus. Der Underground ist das zeitlose Fundament auf dem sich alles Weitere aufbaut. Das ist so wie mit der Klassik und der Musik im Allgemeinen. Die Klassik ist die Mutter aller Musiken. (Klassik höre ich manchmal auch) Ich lebe den Support auf jeden Fall konsequent. Was nun Underground ist- und was nicht, ist ja immer individuelle Blickwinkelsache.

Um dich jetzt nicht vollends zu stressen, wollen wir mal langsam zum Schluss kommen. `Ne abschließende, eher allgemeine, aber wohl sehr wichtige Frage habe ich da aber natürlich noch. Obwohl ich ja nun selber weiß wie du in politischer Hinsicht so stehst, ist es aber sicherlich auch für unsere Leser interessant was du so über das ganze politische Geschehen in der (Metal)Szene denkst!

Ich persönlich finde die Vollfanatiker und Hardliner nur noch zum Kotzen, einfach, weil sie nur ihre Sicht sehen. Ich finde, daß Musik sozialkritisch sein sollte und blindes Herdentum extremer bzw. extremistischer Art nicht blind unterstützen sollte. Musik soll Spaß machen und nicht (!) zu einer einer Polit-Diskussion verkommen. Trotzdem ist es schon wichtig klar Stellung zu beziehen, so daß man Gerüchtetreibern etc. direkt und geradeaus den Wind aus den Segeln nimmt.

Dennoch kann man die Meinung Anderer aktzeptieren, zumal das ein natürliches Recht ist. In der Metal Szene gibt es "Gott sei Punk" nur vereinzelte Idioten, die z.B. glauben, daß Black Metal braun sein müsste. Genauso wenig halte ich davon, wenn Punk Bands sich der AntiFa oder den Idioten von Oire Szene verpflichtet fühlen, die Beide über-paranoid sind und zu oft Feindbilder in den eigenen Reihen suchen bzw. kreieren. Genauso gibt es im Hardcore Bereich Flachköppe, die die Szene mit irgendwelchen Ideologien zu unterwandern versuchen. Egal wie: Musik und Politik geht nicht! Oder wollt Ihr die Merkel zukünftig trällern hören??? Wenn´s nicht so real traurig wäre, könnte man fast sarkastisch fragen: "Wollt Ihr die totale Merkel?" haha... jetzt warte ich mal auf die Prügel der Moralwächter für diesen schwarz-humorigen Satz haha.

Ich halte es wie in alten Punkzeiten "Ob AntiFa, NPD, ob rechts oder links, (be-)scheissen tun sie überall, denn in jeder Ecke stinkt`s!" Deshalb stehe ich in dieser einen Hinsicht MITTEndrin, allerdings bin ich definitiv gegen jegliche faschistoiden Ideologien!

Dann sage ich mal schnell noch ein fettes Danke für deine bisherige unermüdliche Unterstützung und tschüss…

Ich habe zu dir zu danken Leo, weil du trotz massig Streß, wenig Zeit und wenig Kohle immer wieder Ausgabe für Ausgabe an deine Grenzen gehst und damit etwas Großartiges am Leben hälst, von dem ich ein Teil sein darf. Ohne das F.U. wäre ich gewiss nicht da wo ich bin- und auch nicht der, der ich bin!

Tausend Dank! (auch an alle Kollegen beim F.U.!)

Interview by:  Mario "Leo" Klein (Fatal Underground), November 2.012

Fotos:  Karina Schories 2.012 ©

Foto im Studio by: Sandy 2.012 ©

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