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DIE KRUPPS "Metal Machine Music" [2CD]

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

08-2015

Label: 

Genre(s): 

35 Jahre ausgehärter Stahl, der mit jedem Release hohe Funken schlägt, was immerhin 46(!) Releases (Singles etc. inklusive) umfasst, sofern ich mich denn nicht verzählt habe?! Wahnsinn. Die Richtung scheint klar nach vorn orientiert zu sein im Hause der nimmermüden Düsseldorfer, deren Frontmann eine tragende Säule im Hause ist. Hits wie "To The Hilt" oder "Fatherland" erfahren traurigerweise ein Comeback angesichts bedenklicher Stimmungen in Deutschland, die man nicht ignorieren sollte. Aber Die Krupps nur auf diese beiden Hits zu reduzieren, wäre respektlos, zumal Die Krupps neben DAF, Kraftwerk und den Einstürzenden Neubauten zu den Pionieren neuer Klänge/ (mechanisch beeinflusster) Klanglandschaften gehören. Nicht zuletzt darf man die seinerzeit ungewöhnlichen-, jedoch in damaligen Zeiten erfolgreichen Metallica Tribute Werke von Die Krupps auch nicht vergessen, die bei Metallica selbst auf echte Gegenliebe stießen. 

Doch genug von der Vergangenheit, wenden wir uns dem Hier und Jetzt zu. Mit "Metal Machine Music" läuten Die Krupps erneut laut die Glocken und setzen Zeichen, dass mit ihnen weiterhin fest zu rechnen ist. Altes Eisen, Spuren von Rost in der Klangschmiede... - nicht mal ein Hauch davon! Und da ich viel zu lange keine Die Krupps Sachen mehr gehört habe (zumindest keine kompletten Alben), wurde es verdammt noch mal echt Zeit!

Um Euch just wenigstens ein paar rahmengebende Dinge zum Album vorab mit auf den Weg zu geben, dieses Doppelalbum ist Teil einer langen "Maschinbaureihe" (um es mal so zu nennen) aus dem Hause Die Krupps, gerade Die Hard Fans werden wissen, was ich damit meine, andere mögen einfach mal die Diskographie studieren. ;-) Das Coverartwork selbst erinnert mich irgendwie an "Mad Max", wobei das Coverkonzept, genauso wie die Produktion von Mastermind Jürgen Engler selbst mitgestaltet wurde, was dieses Release (wie alle anderen Die Krupps) Werke auch so authentisch ehrlich macht.

CD1: Mit "Die Verdammten (Prelude)" (Track 1) bitten die Krupps zur Fahrt durch eine Welt, die (lt. Coverartwork) irgendwo in einer Endzeitstimmung liegt. Nachdem diese durch Percussion intonierte Stimmung direkt in "Kaltes Herz" (Track 2) übergeht, beginnt die Fahrt im typischen Kruppssound, der gar nicht mal so weit ihren '90er Jahre Werken entfernt ist. Stellenweise musste ich zwangsläufig an Atrocity's erstes "Werk 80" Album denken, das dann also auch vom Kruppssound beeinflusst worden sein müsste, was ich erst jetzt in der Retrospektive nach-/ zurückverstehe. Gerade die starken Gitarrenriffwände, die auch bei "Battle Extreme" (Track 3) dem Gesamtsound eine satte Würzung mitgeben und Crossoverhörgenüsse aus dem Erinnerungszentrum holen, machen Bock. Man darf aber nicht schmälern, dass Die Krupps hier eine ernsthafte Überlegung ins "Battlefield" führen, die zwar der Endzeitatmosphäre des Albumkonzeptes zuspielt, aber eben auch als Spiegelreflexion weltweiter Kriege derzeit verstanden werden kann.

Der erste Earcatcher kommt mit "Fly Martyrs Fly" (Track 4; Anspieltip I) auf, der von Electrosounds lebt in denen die Gitarrenwände verschmelzen und Samples das Stück zum Zeitdokument machen. "The Truth" (Track 5) lässt in dessen Folge eher eine Art sexy Relaxe-Stimmung aufkommen, in deren Mitte man Jürgen Engler mit schönen Gesangslinien lauschen kann. Einfach laufen lassen. Zum Wegzappen wäre der Song dann nämlich echt zu schade. Zudem stellen die Ohren die Frequenz spätestens bei "Road Rage Warrior" (Track 6; Anspieltip II) neu ein, was dank der vielen kleinen, detailverliebten Effekte, die eingewebt wurden, auch bei mehrfachem Durchlauf anmacht. Wieder einmal zeigen Die Krupps warum sie berechtigterweise zur Speerspitze im Electro-/ Industrial-Crossoverbereich zu den Konstantgrössen zählen. Ein wenig erinnert mich "Road Rage Warrior" sogar an Al Jourgensen's Ministry-Sound.

Doch Die Krupps wissen ihren Sound auch weiter zu verfeinern, zu präzisieren, als sei es eine Funkfrequenz im Endzeitkampf bei der Suche nach Leben. Die Frequenz dürfte auf jeden Fall die Clubtanzenflächen füllen. -"The Vampire Strikes Back" (Track 7)- In ähnlichem clubtauglichen Gewand geht es weiter auf Ohrenfang -"Alive In A Glass Cage" (Track 8). Was mir persönlich zu popig tönt, wird vielen da draussen dennoch gefallen und deren Beine in Tanzlaune schwingen, so viel scheint mir angehörs dessen felsenfest sicher. Der Track selbst hätte meiner Meinung nach allerdings auch gut von Blutengel sein können, da bin ich ehrlich. Leider ist dieser Albumteil ein wenig in Gefahr in zu sicheren Schienen zu fahren, denn auch "Branded" (Track 9) lässt das gewisse Etwas, das für meine subjektiven Ohren Die Krupps ausmacht vermissen. 

Erst "Kaos Reigns" (Track 10; Anspieltip III) weiß auszubrechend wieder richtig mitzureißen und einen schön Tripping X-Over Sound wie Sperrfeuer aufzufahren, der vor allem bei Freunden des Ministry Sounds sofort zünden dürfte. Auf jeden Fall dank der Bombastwände einer meiner persönlichen Erstfavoritenzünder auf diesem Album. Worum es thematisch im folgenden "The Red Line" (Track 11) geht, wird direkt zu Beginn klar und entfaltet sich in einer Stimmung zwischen melodischer Eingängigkeit und nachdenklichen Zeilen. Zwar schwingt auch hier etwas Popsound mit, weiß aber dank des Gesamtarrangements besser in meine Ohren zu finden. Ob das vielleicht an meiner Affinität zu guten Samples liegt? Als ich den Titel "Bonded By Blood" (Track 12) erstmals auf der CD Hülle las, konnte ich mir ein verschmitztes Grinsen nicht verkneifen, zumal man in Metalheadkreisen weiß, dass das Debütalbum (von 1.985) der Thrash Metalband Exodus genauso betitelt war. Ob das eine Art versteckte bzw. offene Hommage an Exodus ist? Zu Beginn fühlte ich mich noch leicht an And One's "Die Deutschmaschine" erinnert, was allerdings recht schnell in den Krupp'schen Eigensound übergeht.

Mit "Volle Kraft Voraus" (Track 13; Anspieltip IV) geht es noch einmal in echte Punktöne über und schliesst die erste CD dieses Doppelalbums, was in den "Volle Kraft Null Acht" Kontext passt.

Die CD2: wartet mit feinen Perlen für Liebhaber und Sammler auf, was mit "Kaltes Herz - Reworked By Darkhaus" (Track 1) seinen Anfang nimmt und auf interessante Weise zeigt wie es eine andere Band -in dem Falle Darkhaus- das Original neu aufarbeiten würde. Wobei hier der Krupps Sound natürlich respektvoll gewahrt bleibt und auch Jürgen Engler selbst am Mikro erhalten bleibt. Dieser Teil des Gesamtwerkes entführt mit "Alive In A Glass Cage (Remixed by Faderhead)" (Track 2) auch trippige Electrospaces, was in den Clubs bestens als Tanzflächenfüller funktionieren dürfte?! 

Wer es lieber back to the base/ back to the roots/ retro mag, der sollte unbedingt bei "Road Rage Warrior '82" (Track 3; Anspieltip V) einchecken. Da fühlt man sich sofort in die Welt zwischen Kraftwerk, DAF, "Beat Street" (der Film ist gemeint) Musik, '80er Sounds alias "Beverly Hills Cop" Soundtrack zeitzurückversetzt. Klasse, dass Die Krupps ihren Hörern dieses Geschenk in Sachen Zeitreise servieren! Allein dafür müsste man eigentlich schon einen Extrapunkt in Sachen Sympathie geben! Da hört sich "Battle Extreme (Demo)" (Track 4) im Anschluss zuerst etwas befremdlich an, jedoch gewöhnt man sich mit zunehmenden Durchläufen daran und dann läuft es auch gut rein. Auf das "Kaos Reigns (Demo)" (Track 5; Anspieltip VI) war ich beim ersten Check-In besonders gespannt und wurde mit noch mehr Energie in Sachen Bollwerk/ Attitüde belohnt. Hammerstarkes Stück und in dieser Demoversion fast noch besser, weil direkter, roher. Ohrwurmalarm! "Hell is empty, all the devils are here..." Bämm! By the way Saustarke Gitarrensoli!

Schon jetzt ist man immer wieder versucht zurückzuzappen, was im Moment (da ich diese Review schreibe) zwar gut für Die Krupps wäre, für Euch Leser aber wäre es allerdings eher kontraproduktiv. ;-) Wenngleich "The Vampire Strikes Back (Demo)" (Track 6) in dieser Version deutlich mehr für meinen subjektven Geschmack innehat. Die restlichen beiden Versionen "Kaltes Herz (Demo)" (Track 7) und "Alive In Glass Cage (Demo)" (Track 8) überlasse ich dann doch Euch. Es sei just so viel verraten, dass auch diese CD einen runden Abschluss innehat. 

Fakt ist, dass Die Krupps nach wie vor fest im Sattel sitzen und mit diesem Doppelalbum die Zementierung ihres Anteils an der Musikgeschichte eindrucksvoll untermauert haben. 

 

7,85/ 10 Schafe Schüsse

(Oblivion/ SPV 2.015)

http://www.die-krupps.de/

Danny B

Schaf Schüsse: 

7
Eigene Bewertung: 7

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