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DIE DORKS "Urlaub in der BRD"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

10-2016

Label: 

Genre(s): 

Die sympathisch verrückten Bavarier/-in haben lange genug auf Staatskosten geduscht und sich direkt entschlossen ihre Hörerschaft kollektiv in den landinternen Urlaub zu schicken. Das Ganze wie immer stilecht sleepmasterisch, aber mit viel Bier, Humor und musikalischer Breitseite. Bereits "Duschen auf Staatskosten" (*2.014) ließ eine gute Vorstellung davon bekommen was die vier Mannen + Frau an Potential innehaben - ich meine hey, wär hätte schon gedacht, dass hier eine waschechte ehemalige Vorzeigevolksmusiksängerin amtlich ins Mikro rotzt?! Das nenne ich mal einen interessanten Lauf der Dinge. Volksmusik und "Volxmusick". ;-)

Doch genug nebensächlicher Vitarandnotizen bzgl. des vorliegenden (im Oktober erscheindenen) neuen Albums aus tief-bayrischen Provinz. Ich war mehr als gespannt, ob sich Die Dorks erneut Rock 'N Roll, Powermetal und Punk Rock als Mischung über die Saiten laufen lassen würden? Und bereits das hawaiianisch unterlegte Potpourri aus Samples (mal mit denkwürdigen Zitaten, dann wieder mit Schalk im Nacken) -"Intro" (Track 1)-  macht klar, dass der Albumtitel Programm ist. Auch der Opener und Albumtiteltrack "Urlaub in der BRD" (Track 2) bleibt in der ersten Minute stilistisch beim musikalisch-inszenierten Fernweh in Hawai, legt dann jedoch mit sattem Bratgitarrensound frisch los. Ich bin gespannt wie Die Dorks vor allem die Zwischenspieler Live lösen werden? Für's Erste jedenfalls punk-ten Die Dorks mit bekannt starkem Sound, wie man ihn beim Vorgängeralbum bereits am Start hatte. Schon "Was dein Auge nicht sieht" (Track 3; Anspieltip I) zeigt eine gereifte Band, die hier mehrere Themenfelder zur Sprache bringt, das aber so reif tut, dass man das Angesprochene frei interpretieren kann. Der Metal Einfluss bei den Gitarrenläufen kommt hier bereits zaghaft-dezent durch. 

Wie bereits bei "Duschen auf Staatskosten" sind auch auf "Urlaub in der BRD" Stücke dabei, die nicht gleich zünden - "Juwelen der Gosse" (Track 4), trotz klasse Bass-Slapping im letzten Viertel. Doch das sind kleine Temporärschwächen mit Niveau, denn bereits "Keine Tränen für den Wohlstand" (Track 5) weiß den Zug mit butterweichen ICE Flow durch die Ohren zu schicken. Ich habe selten(!) eine Punk Rock Band gehört, die Metal Riffs/Läufe so viel Raum zugesteht. Spontan fallen mir da nur wenige ein. Frontfrau Lizal hat den Gesang drauf (dieses Mal sogar mit weniger Dialekteinschlag). Stellenweise erinnert sie sogar ein ganz klein wenig an Jello Biafras Gesangsstil, aber das just minimalst. ;-) Obendrauf packen Die Dorks "Mein Freund und Sterbehelfer" (Track 6; Anspieltip II) bei dem es sich einmal mehr um einen Kultsong handelt, der hier auf Dorks Style umgewurstet wurde. Die Dorks schaffen es dabei den Hörer zumindest so zu verwirren, dass diese/-r stundenlang, ja sogar Tage dasitzt und die Antwort wie der Originalsong heißt, partout nicht einfallen will, ganz so als sei es Teil des Dorks Humors?!

Mit "Prunkrock" (Track 7; *Schreibfehler bei der MP3 Titelangabe oder so gewollt?) ist das nächste Villenviertel Ziel der Reise durch die BRD. Wer die Videoclips der Dorks kennt, kann sich in etwa ausmalen wie ein solcher Zug durch's Villenviertel aussieht. Zugegeben etwas langatmig reihen sich die neuen Stücke aneinander, zumal sie stilistisch ähnlich klingen und sich just in den kleinen Details und von den Texten her unterscheiden. Da schwingt bei den Durchläufen freilich immer wieder etwas Grundskepsis mit, ob dieses mit 16 Tracks verschnürte Album das Interesse der potentiellen Hörerschaft halten kann? Leider fallen da Lieder wie z. B. "Der Stoff aus dem Alpträume sind" (Track 8) undankbar dem Vorbeirauschen zum Opfer. Man nimmt es zwar wahr, aber es bleibt leider zu wenig davon hängen. Schade auch, dass Co-Sänger Maddin bislang keine eigenen Vocalparts hat, was dem Gesamtgeschehen nicht nur mehr Kontrast, sondern auch mehr Raum geben würde. Klar, Songs wie "Freie Radikale" (Track 9) erklären Beweggründe und warten vor allem in der zweiten Songhälfte mit mehr Drive/Abwechslung auf, aber reicht das auf Dauer, um den einst hosenfreien Widerstand in der BRD zu etablieren?

Selbst ein SpongeBob-Sample bekommt hier seinen Platz, was gerade bei der wichtigen Thematik von "System der Schande" (Track 10; Anspieltip III) einen etwas unrunden Kontrast mitgibt. Die Iron Maiden Einflüsse kommen hier zwar erneut durch, werden aber dankbar in den catchy Lauf verstrickt und verhelfen so zum zündenen Funken. Compilationfutter/-material und Zeitumblicke serviert man mit "Im Herzen asozial" (Track 11) frei Haus als Schnittchen für zwischendurch, entgegen aller Butterfahrtromantisierung. Dass Die Dorks ihre eigenen Art zu reisen haben, dürfte längst bekannt sein, was in "Das Leben gab mir keinen Sitzplatz" (Track 12) locker auf den Punkt gebracht wird. Vor allem die "Tanz-Parts" lockern den etwas fräsenden Lauf auf. 

Es geht nun langsam in Richtung Albumende. Oft sind es gerade die letzten Stücke, die zünden. Und auch Die Dorks tendieren mit "Ich bleib heut' Nacht hier stehn" (Track 13; Anspieltip IV) in diese Richtung. Über weite Strecken überraschend balladesk und nachdenklich stimmend, endet "Ich bleib heut' Nacht hier stehn" im rockigen Drive. Ähnlich ruhig beginnt "Gemeinsam werden wir zum Flächenbrand" (Track 14; Anspieltip V) und führt zum Midtempo, dem Singalong inneliegt. Dieser Song dürfte Teil des Livesets der bevorstehenden Dorks Tour werden?! Mit "Roadcrew von den Dorks" (Track 15) gibt es zum Finale noch einmal ein ver-dork-stes skizzenhaftes Cover, aber das überlasse ich Euren Ohren, bevor mich die Antwortsuche (gerade weil einem der Originalsong definitiv geläufig ist) wieder in den Wahnsinn zu treiben droht.

Alles in allem ein ziemlich vollgepacktes, sattes Album, das musikalisch (vom Können her) über jeden Zweifel erhaben ist, für meinen (subjektiven) Geschmack aber etwas zu viel Metal Einflüsse mitbringt. Etwas mehr Punk Rock hätte nicht geschadet. Sometimes, less is more. 

V.Ö.: 21.10. 2.016

 

6,9/10 Schafe Schüsse

(RATM-Records/Coretex Records/Cargo Records 2.016)

http://www.diedorks.de/

https://www.facebook.com/DieDorksPunk/

Danny B

Schaf Schüsse: 

6
Eigene Bewertung: 6

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