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COCK SPARRER "Forever"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

05-2017

Label: 

Genre(s): 

Es gibt Bands, die bereits zu Lebzeiten zu Legenden in ihrer Szene wurden, das war mit Motörhead im Rock/Metal so und ist mit Cock Sparrer in der Oi! Punkszene so. Zu rütteln gibt es an dieser Tatsache nichts, auch im 45. Jahr seit Bandgründung (*1.972) der Londoner nicht. Wer im Punk/Oi! Punk sein zu Hause gefunden hat und nicht wenigstens z. B. das 1.982er Kultalbum "Shock Troops" gehört hat, der/die hat einen wichtigen, musikalischen Baustein auf dem Fundament des Punk/Oi! verpasst. Ein Hit wie "Take 'Em All" z. B. ist aus englischen Fußballstadien und einschlägigen Szene Pubs selbst heute nicht mehr wegzudenken. Eine Hymne der damaligen Arbeiterklasse, der das Gebaren der englischen Obrigkeit/Aristokratie mächtig stank. Auch gut 35 Jahre nach Erscheinen dieses Albums ziehen Cock Sparrer fast in vollständiger Originalbesetzung nach wie vor ihr Ding durch und das mit so ziemlich sämtlichen Registern der Erfahrung. 

6 Jahre vergingen seit dem letzten Release (*"Back in SF"; 2.011), doch pu(e)nk-tlich zum 45. Bandjubiläum erschien gerade das 11. (offizielle) Full Length Album "Forever". So schlicht der Albumtitel auch anmuten mag, so für wahr kann man ihn nehmen. Schon beim Opener "One By One" (Track 1) kann man erahnen welch' ein Feuerwerk der mittlerweile (im Vergleich zu den Anfangsjahren) melodischen Oi Punk Ikonen hier am Start ist. Schon das edle mit Prägedruck aufgemachte Artwork dürfte jeden Musikliebhaber das Herz erwärmen. Im Grunde kann man "Forever" komplett durchlaufen lassen, es macht einfach Spaß und geht klasse butterweich ins Ohr. Lockerleichte Ohrenkost wie "Gonna Be Alright" (Track 3; Anspieltip I) oder auch flottere Nummern wie "Don't Tell Anyone Anything" (Track 4) sind bereits gute Gründe für den Blindkauf. Aber auch so starke Songs wie "Family Of One" (Track 5; Anspieltip II) bringen OI! typische Eckpfeilerthemen eingängig auf den Punkt der ideellen Sicht. Die Familie ist die kleinste "Zelle" in der Gesellschaft/im System und um genau diese und ihre Wertstellung geht es dabei auch. Vor allem die Stimme von Colin McFaull und die Gitarrenläufe von Micky Beaufoy (*beide Gründungsmitglieder) sind die Stonehenge-ähnlichen Grundfesten im Hause Cock Sparrer und das seit 45 Jahren. 

Ob im zackig flüssigen Drumbeat -"In My Town" (Track 7; Anspieltip III)- oder im old schooligen Punk Midtempo -"Contender" (Track 8)- Cock Sparrer laufen runder denn je. Manche Songs laufen in typischem Sparrer Sound locker durch, andere lassen die Ohren noch eine Nuance spitzer werden - "I've Had Enough" (Track 10; Anspieltip IV) und tragen den Ohrwurm in der Tasche. Brillant auch das eingebaute Gitarrensoli dabei. Auf jeden Fall haben vor allem die Songs einen Zacken mehr für sich, die auch etwas mehr Abwechslung mitbringen, so wie das bei "Somebody's Brother; Somebody's Son" (Track 11; Anspieltip V) ist, zumal die Story im Songtext eine derer ist, wie sie nur das reale Leben schreibt. Real, authentisch - das sind Schlagwörter, die Cock Sparrer und diverse andere Punk Legenden Englands so bekannt wie auch kult machte. Freilich stinkt da das etwas zu "artig" geratene "Us Against The World" (Track 12) noch beim ersten Durchlauf gegen ab, einfach, weil es sich zunächst eher belanglos (trotz hoher Melodiepräsenz) nach Fill Up anhört. Erst über mehrere Durchläufe gewöhnt man bei diesem Stück sich an den etwas matten Glanz.

Der offizielle Albumteil ist damit durch. Die vier Songs umspannende Bonus Track Section beginnt. "Up With This" (Track 13) bringt wieder etwas mehr Tempo und Tanzbarkeit(!) -und das meint nicht ausschließlich Pogo- mit. Etwas dreckiger rockend brät "Sons Of The New Millennium" (Track 14; Anspieltip VI) von den Saiten runter und hat sogar starke Parts inne, die man beim Erstdurchlauf nicht kommen sieht. Selbst was sich vom Titel "You Lost The War" (Track 15) her wie ein Antikriegssong liest, überrascht mit textlichen Inhalt. Man könnte demnach fast sagen, dass das gesamte Leben aus immer neuen Konflikten besteht. Wirklich ein interessanter Gedankenansatz. Und bevor man zu sehr ins Philosophieren abdriftet, macht das catchig-lockere "We're The Good Guys" (Track 16; anspieltip VII) den Punk-t hinter dieses fast 50 minütige Feuerwerk aus melodischen Oi Punk Rock, dessen Ursprünge unverwüstlich in den Musikgeschichtsbüchern Englands/Europas stehen. Diese Geschichte wurde u. a. auch von den schwieligen Händen hart arbeitender Menschen mitgeschrieben, die die Hoffnung auf ein besseres Leben nie aufgegeben haben und das bis heute nicht. 

Dass übrigens so viele Labelnamen im Zuge dieses Albums auftauchen, liegt an den verschiedenen Vertriebs-/Verlagslizenen auf den verschiedenen Kontinenten, auf den jeweiligen Märkten. Das dürfte jedoch niemanden groß stören. Fakt ist, dass dieses Album ein Must Have ist und in jede Sammlung in Sachen Punk Rock/Oi! gehört.

9,0/10 Schafe Schüsse

(Chase The Ace/Pirate Press Records/ Randale Records/Membran 2.017)

http://www.cocksparrer.co.uk/

https://www.facebook.com/cocksparreruk/

Danny B

Schaf Schüsse: 

9
Eigene Bewertung: 9

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